So schön sind Schlösser in den Niederlanden

Wo einst der deutsche Kaiser verweilte... Schloss Amerongen

Königliches Vergnügen: Mehr als 1000 Burgen, Schlösser, Kasteels und Herrenhäuser gibt es in den Niederlanden. Historisches Flair und romantische Atmosphäre wie im Bilderbuch!

 

Kasteel Amerongen – Wo einst der deutsche Kaiser verweilte

Ich habe die Augen geschlossen, lehne mich entspannt zurück. Die Sonne kitzelt meine Haut. In der rechten Hand halte ich ein Glas Ginger Ale mit frischer Minze. Die gecrashten Eiswürfel klirren. Herrlich! Ob sich so auch die Könige vor 300 Jahren so haben gut gehen lassen?

 

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Ich sitze im Kasteelcafe des Kasteels in Amerongen, genauer gesagt bei den alten Stallungen. Mein Blick ruht auf das schöne Schloss vor mir. 1672 wurde die Wasserschlossanlage errichtet. Die Abdankung deutschen Kaisers Wilhelm II. fand im niederländischen Exil 1918 hier statt. Kasteel Amerongen ist ein geschichtsträchtiger Ort, was man dem Backsteingebäude zunächst so nicht ansieht.

Führungen finden hier stündlich statt. Ohne führende Begleitung darf man das Kastell nicht besichtigen. Leider gab es zu meiner Besuchszeit nur eine Tour in niederländischer Sprache. Dafür reicht leider meine Sprachkenntnis nicht. Meldet man sich rechtzeitig als Gruppe an, so bekommt man auch eine Führung in deutscher Sprache ermöglicht. Die Ausstattung des Schlosses ist Zeitzeuge adliger Familien vom 17. bis 20. Jahrhundert und noch so, wie die letzten Bewohner sie zurückgelassen haben, erfahre ich von der freundlichen Dame am Empfang.

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Mein Besuch war eher spontaner Natur. So streife ich durch die schöne Parkanlage und erfreue mich von außen der königlichen Anlage. Wer mag, kann sich im Kasteelcafé einen Picknickkorb packen lassen und es sich in der grünen Oase kulinarisch gut gehen lassen.

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Paleis Het Loo – das Versailles der Niederlande

Het Loo wurde von Willem III., späterer König von England, als Jagdschloss erbaut. Über Generationen diente der Palast den „Oranjes“ als Sommersitz. Besucht man Het Loo, reist man durch drei Jahrhunderte Geschichte!

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Neben dem Parkplatz gibt es gleich ein Kassenhäuschen. Zur Eintrittskarte erhalte ich ein Booklet mit allen wichtigen Informationen, inkl. einem Lageplan. Beides ist für einen besseren Überblick sehr hilfreich. 1686 erbaut bietet der Palast eine Menge Möglichkeiten zum Erkunden.
Nehmt Euch Zeit für diesen traumhaften Palast und die gesamte Anlage. Ich habe leider nur einen halben Tag eingeplant, da ich nicht wusste, was mich hier wunderschönes erwartet. Um 17 Uhr werden die Pforten geschlossen und ein Besuch am Vormittag im benachbartem Apenheul ließen mir zu wenig Zeit. Auf jeden Fall werde ich wiederkommen.

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Direkt neben dem Eingang befinden sich ehemalige Pferde- und Kutschställe. Einst wurden hier fast 90 Pferde untergebracht. Heute beherbergt dieses Haus königliche Fahrzeuge. Mein Vorhaben, dieses Highlight zum Abschluss zu besichtigen, war ein Fehler. Das noch kommende Königshaus hat mich nämlich so in seinen Bann gezogen, dass auf dem Rückweg schon die Pforten geschlossen waren und ich nicht einen einzigen Schlitten oder Oldtimer der Königsfamilie erblickt habe.
Bei 30 Grad im Schatten und großer Schwüle laufe ich zunächst mit einem kleinen Fussmarsch zum Ballsaal. (Es gibt auch einen Pendeldienst, wer schlecht zu Fuß ist oder sich jeden Schritt für den Palast mit seinen Gärten aufsparen möchte). Im ehemaligen Baalsaal befindet sich ein edles Restaurant mit schöner Terrasse zum Garten.

 

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Nachdem ich am Vormittag den Affen auf der Schulter sitzen hatte, brauche ich dringend erst einmal zur Stärkung kühles Nass. Dabei stöbere ich durch das Booklet und bin überwältigt von dem, was mich gleich noch erwarten wird. Ländereien, Parks, Gärten, Wasserspiele und das eigentlich Schloss selbst wurden um 17. Jahrhundert als Jagdschloss angelegt. Mit Blick auf die Uhr lege ich mir eine strategisch günstige Route fest. Im Hauptgebäude erinnern 35 Sääle und Zimmer mit kostbaren Einrichtungen an die Geschichte ihrer Bewohner. Vieles ist im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben.
So wie früher die Lieferanten und das Personal betrete ich das Schloss über das „Unterhaus“. Im alten Speisesaal halte ich inne und wundere mich, warum der Speisesaal keinen Tisch bereit hält. Ich erfahre, dass ein Tisch hier erst aufgestellt wurde, wenn Willem III. Hunger verspürte und essen wollte. Bei der Besichtigung des Palaeis gibt es noch mehr solcher „skurrilen“ Geschichten, vor allem aber königliche Geschichte zum Greifen nah. Das Schlafzimmer von Willem III., sowie das Kabinett und weitere Speisesäle solltet Ihr Euch nicht entgehen lassen.

Ein weiteres Highlight sind die Schlossgärten. Bei der Erschaffung war die Idee, dass Natur und Kunst harmonisieren sollen. Die Gärten sind mit ihren symmetrisch angelegten Beeten, Wasserspielen, Fontänen und Kunstobjekten ein Paradebeispiel der barocken Gartenkunst. Es gibt einen unteren und einen oberen Garten und darüber hinaus noch einen Könniginnen- und Königsgarten. Es lohnt sich, durch alle vier zu wandeln.

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Wer noch mehr Natur erleben möchte, sollte seinen Spaziergang in den Schlosspark ausweiten. Zwischen viel Grün gibt es hier noch ein Badepavillon von König Willem den III. zu bewundern, der ein begeisterter Schwimmer war. Zudem gibt es noch unzählige Wassergräben, ein Bootshaus, Teepavillon und viele Brücken. Ihr seht, hier kann man sich nicht nur einen Tag königlich vergnügen. Bequeme Laufschuhe sind ein Muss ;-)

 

Huis Bergh

Nach einem grandiosen Wochenende im Gelderland mochte ich mich nicht so recht von den Niederlanden trennen. Schweren Herzens verließ ich den Veluwe Nationalpark und steuerte die Heimat an. Die Nachmittagssonne schien und bei vorbeiziehender Landschaft entschied ich mich noch für einen Absacker-Kaffee mit historischem Flair: Huis Bergh sollte mein letztes Ziel im Gelderland sein.

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Für einen Besuch des Kasteels war es schon viel zu spät. Allerdings hatte ich Glück und das zugehörige Café Heeren Dubbel hatte noch geöffnet. Parkplätze bei Huis Bergh sind knapp, doch zum Abend hin war es für Dudu und mich kein Problem. Wirklich beeindruckend liegt das Schloss vor mir. Über eine kleine Brücke erreiche ich das aus dem 1100 stammende Kasteel, welches damals auf einer kleinen Insel auf dem Moor erbaut wurde.

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Abgeschieden und mit entspannter Ruhe drehe ich eine kurze Runde um das Anwesen in ’s-Heerenberg. Bienen summen und überall stehen Blumen. Unter dem alten, großen Apfelbaum lasse ich mich nieder und habe Glück, noch einen Apfelkuchen auf niederländische Art zu ergattern. Bei leckerem Kaffee und schönem Blick auf das grandiose Schloss lasse ich mein Wochenende in den Niederlanden ausklingen.

Wie das Schloss von innen ist, werde ich Euch nach meinem nächsten Besuch berichten. Es liegt so nah an der niederländischen Grenze, dass sich Huis Bergh perfekt für einen Tagesausflug aus dem Rheinland, Münsterland oder Ruhrgebiet eignet.

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Was Ihr für einen „königlichen Besuch“ wissen solltet:

  • Paleis Het LooÖffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 – 17 UhrPreise: Erwachsene 14,50, Kinder von 5 bis 17 Jahre 5 €; es gibt GruppenermäßigungenSonderausstellungen kostet extra, aktuell 3 €.Das Schloss ist barrierefrei und kann auch mit einem Rollstuhl besichtigt werden.Große Taschen und Rucksäcke dürfen nicht mit in das Schloss genommen, können aber kostenfrei gesondert abgegeben werden.Eine Audiotour für 3 € gibt es in verschiedenen Sprachen, auch in Deutsch.Der Springbrunnen ist von April bis Oktober in Betrieb.
  • Huis Bergh Die Öffnungszeiten variieren je nach Jahreszeit, am besten schaut Ihr auf der Website zum Huis Bergh
    Der Eintritt kostet für Erwachsene 8,50 € für Kinder von 5 bis 13 Jahren5 €. Es gibt eine Familienkarte für 23 €.Café und Restaurant beim Schloss: Heeren Dubbel

 

Offenlegung: Für eine Reisebuchung erhielt Teilzeitreisender.de von Groupon einen Gutschein, den ich für einen Trip nach Holland nutzen durfte. Vom Paleis Het Loo erhielt ich freien Eintritt. Lieben Dank dafür. Meine Meinung bleibt natürlich die eigene.

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9 Kommentare

  1. theTRAVELR

    Toller Beitrag! Das geht ja schon als Reiseführer durch.

    Bin gerade von Koeln-Format aus hergekommen und hab dich direkt mal meinem Feedreader hinzugefügt…

    Viele Grüße, Christian

    • Hallo Christian, lieben Dank, das freut mich.
      Ich kannte Deinen Blog auch noch nicht und habe schon interessante Anregungen gefunden. Danke Dir für Deinen Kommentar :-)
      LG Tanja

  2. Superschön, und von uns aus so schnell zu erreichen. Ich bin immer wieder erstaunt, was es in unserer Heimat an tagestourtauglichen Zielen gibt.

  3. Oh, wie schön. Das sieht so richtig toll aus!
    War ja auch gerade in Gelderland unterwegs, u.a. um Schlösser zu sehen und trotzdem, haben wir nur das Het Loo als Schnittmenge ;-) In Gelderland gibt es einfach viele und ich muss unbedingt nochmals hin.
    LG Simone

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