Gefesselt in die Berliner Luft

Die Welt über dem Kopf und Berlin zu Füßen! Wo Ihr das erleben könnt? Im Berliner Weltballon – dem Hi-Flyer – einem der größten Fesselballone der Welt. Egal, wo man in Berlin steht, man sieht sie: Die blaue Weltkugel als Ballon. Ein prima Ausflugstipp mit Abenteuerfeeling und Panoramablick über unsere Hauptstadt.

Erst lesen, dann fliegen fahren

Ein Blick auf die Uhr sagt, dass mir noch ein kleines bisschen Zeit bleibt, bis mein Zug wieder Richtung Heimat fährt. Warum also nicht mal in die Luft gehen und Berlin ein paar Minuten aus der Vogelperspektive betrachten? Schnell und unkompliziert buchen wir uns zwei Onlinetickets auf der Air-Service Website. Kurz bevor wir den Ballon erreichen, google ich auf der Website und lese erst jetzt den Hinweis, dass Aufstiege nur wetterbedingt möglich sind und zwar kommt es nicht auf die Sonne sondern auf den Wind an. Diesen schön mit rotem Ausrufezeichen gekennzeichneten Hinweis zur Windhotline hatte ich vorab glatt überlesen. Kaum nähern wir uns dem Ziel, halte ich meine Nase in den Wind und denke mir: „Das wird schon klappen.“ Entspannt ziehen wir unsere Koffer hinter uns her, bis mein Begleiter mir dezent den nächsten Floh ins Ohr setzt. „Hoffentlich müssen wir nicht so lang warten.“ Was war nur los mit mir, dass ich daran nicht gedacht hatte? Ich schiele auf meine Uhr und rechne schnell die Zeit bis zur Zugabfahrt. Erleichtert stelle ich am Abflugpunkt fest, dass Massen an Besuchern bei dem heutigen nicht ganz so sonnigen Wetter ausblieben.

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Berliner Luft für Jedermann/-frau

Wir checken am Abflugschalter ein und schleppen unser Gepäck auf den Abschnitt der Sicherheitsinsel. Das darf hier ausnahmsweise geparkt werden. Ich stehe vor dem Ballon und prüfe aus der Entfernung sofort die Konstruktion. Da ich nicht gerade ein Leichtgewicht bin (ja, der Name des Blogs kommt nicht von ungefähr), stelle ich beruhigt fest, dass die Gondel des Ballons mich sicher tragen wird. Stahl ist hier das Zauberwort. Auch für Rollstuhlfahrer ist eine Fahrt mit diesem Fesselballon möglich.

Safety First

Die Abfahrt rückt näher und ich werde ein bisschen nervös. Jo(hannes) gesellt sich zu uns und hat wohl als geübter Pilot meinen Blick erkannt. „22 mm Stahlseil! Mit einer 10 Tonnen schweren Winde am Boden befestigt.“, erklärt er mir. Ich nicke beeindruckt. Der mit rund 5.500 Kubikmeter gefüllte Heliumballon schwebt also nicht frei in der Luft, sondern wird mit einem starken Stahlseil gehalten. Noch ein beherztes Foto mit dem Piloten (wer weiß, wann man wieder dazu kommt) und dann besteige ich die Gondel.

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Air-lebnis in luftigen Höhen

Mit uns fliegen knapp 10 Personen. Ich suche mir ein Plätzchen, zücke meine Kamera. Ich wäre bereit. Es ruckelt und die Gondel schwebt leicht über den Boden. Wir heben ab, steigen weiter nach oben. 50 Meter. Völlig geräuschlos setzt der Ballon seinen Weg in den Himmel fort. 100 Meter. Mit dreizehn Metern pro Sekunde geht es weiter nach oben. Ein flaues Gefühl macht sich in meinem Magen breit. Zunächst ist nicht an Fotos zu denken, während meine Mitreisenden hier auf der Gondel mit rund fünf Metern Durchmessern anfangen, locker durch die Lüfte zu spazieren.

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Ich halte mich doch lieber einmal sicher an den dicken Stahlgeländern fest. Während die Autos und Menschen unter mir immer kleiner werden, entspanne ich mich langsam und genieße die Auffahrt in die Höhe. Durch den Fotoapparat luke ich ein wenig über die Reling und wage einen Blick nach unten. Es ist ein aufregendes Gefühl. Wir haben inzwischen die maximale Flughöhe von 150 Metern erreicht. Vor mir die Skyline des Potsdamer Platzes. „Auch blöd, wenn ich jetzt nur ein Motiv von hier oben schießen kann.“, denke ich mir und werde mutiger. Hier oben ist es fast windstill und der Ballon liegt seicht in der Luft. Nach anfänglichen wackeligen Schritten flaniere ich fasziniert in der Gondel umher. Das Wetter ist heute leider für perfekte Fotomotive zu wolkig und diesig. Dennoch erblicken wir den Fernsehturm, das Regierungsviertel mit dem Bundestag und viele weitere Sehenswürdigkeiten von Berlin. Freier Blick in alle Himmelsrichtungen.

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Die Zeit vergeht wie im Flug, doch wir haben genügend Zeit uns Berlin ausgiebig aus der Vogelperspektive anzuschauen. Sanft und sicher bringt uns Jo wieder auf den Boden. Leider muss ich schnell zum Bahnhof meinen Zug erwischen. Das Erlebnis eignet sich prima als „Sightseeing-Quicki“ für alle, die wie ich wenig Zeit haben.

Wer weiter auf Erlebnistour gehen möchte, ist bei dem Standort des Ballons ebenfalls bestens aufgehoben. Checkpoint Charlie und der Potsdamer Platz befinden sich in unmittelbarer Nähe. Wer mag, kann gleich nebenan darüber hinaus von der Gondel in den Trabi steigen. Weiterer Tipp für alle, die von Ausflügen in die Berliner Luft nicht genug bekommen und gern mit himmlischer Aussicht noch einen Kaffee trinken wollen: Das Café des Panoramapunktes ist nicht weit entfernt.

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Infos kompakt:

  • Abflugpunkt: Zimmerstraße 95-100 (Ecke Wilhelmstr.), Nähe Checkpoint Charlie, Potsdamer Platz und gleich neben Trabi-World
  • Windhotline: 030-226678811
  • Onlineticketbuchung möglich unter Reservix. Vor Ort gibt es selbstverständlich ebenfalls Tickets.
  • Öffnungszeiten bzw. Flugmöglichkeiten (wenn das Wetter bzw. der Wind stimmt): November bis März täglich von 11 – 18 Uhr, April bis Oktober 10 – 22 Uhr. Es gibt auch Nachtfahrten.
  • Fahrtzeit bzw. Aufstieg: ca 15 Minuten
  • Preise: Erwachsene zahlen 25 Euro, Kinder 12. Es gibt Familientickets und Ermäßigungen. Mit der Berlin Welcome Card gibt es 25% Rabatt.
  • Auch für Rollstuhlfahrer ist eine Fahrt mit diesem Fesselballon möglich.

Weitere Impressionen

 

 

 

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9 Kommentare

  1. Ich würd meine Kamera ganz ganz fest halten. Schon recht hoch. Und auch noch ohne Fenster…. Da hab ich dann doch ein wenig muffe wegen der Höhe…

    • Es ist ganz windstill oben und ein schönes Gefühl – wenn man sich einmal daran gewöhnt hat :-)
      Es gibt natürlich auch über der Reling ein Sicherheitsnetz, grobmaschig.

  2. Toll geschrieben, liebe Tanja. Man kann total miterleben, wie Du Dich gefühlt hast. Meistens liebe ich ja die tollen Bildern in den Reiseblogs, aber bei diesem Blog gefällt mir der Text ganz besonders gut.

    Vielen Dank.
    Liebe Grüße, Heike

    • Danke liebe Heike für Dein schönes Feedback :-)
      Ja, es war mir anfangs doch etwas mulmig zu Mute, doch das hat sich schnell gelegt und es war ein tolles Erlebnis! Liebe Grüße, Tanja

  3. Schöner Bericht. Dachte ich kenne mich gut aus, aber dass man mit dem Ballon hoch kann war mir nicht bekannt. Hoffentlich spielt das Wetter beim nächsten Berlin Besuch mit, dann probier ich es aus.

  4. Jetzt verstehe ich das auch mit dem „Käfig“ – aka Netz! Also den Ballon habe ich immer einmal wieder gesehen, aber dass man damit auch tatsächlich in die Luft gehen kann, wusste ich nicht. Finde ich grandios und mit der Absicherung (dem Netz) würde ich mich auch ganz wohl darin fühlen – glaube ich : ) Ein super alternativer Tipp für Berlin. Wo hat man schon so eine grandiose Aussicht!? Liebe Grüße, Jutta

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