Niederlande: Von frei laufenden Affen und van Gogh im Nationalpark

Vom Affen auf der Schulter, über einen ganz besonderen Nationalpark, zu bedeutenden Kunstwerken – das niederländische Gelderland bietet für Urlaub und einen Kurztrip Außergewöhnliches!

 

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Die Affen sind los

„Einfach stehen bleiben und ganz still halten!“, denke ich mir. Vor mir sitzt ein Totenkopfäffchen im Baum und schaut mich mit großen Augen an. Es legt den Kopf leicht schief. Ich zücke vorsichtig mein Handy. Ein kleines Foto aus dieser Nähe als Erinnerung, denke ich mir noch, als plötzlich das Laub raschelt und mit einem Satz der Affe auf meinem Arm springt, fest mit seinen Krallen mein iPhone greift. Der kleine Kampf um Apple in Apenheul beginnt. Fest halte ich mein geliebtes Smartphone in der Hand. So schnell wie Herr Nielson zu mir sprang, so schnell war er auf einmal wieder weg.

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So waren meine ersten Meter im Tierpark Apenheul bei Apeldoorn. Seit 1971 gibt es hier den besonderen Tierpark, in dem die Affen frei herumlaufen – eine ganz andere Art von „Zoo-Erlebnis“. Auch den Tieren scheint es auf dem Apenheul (= Affenhügel) gut zu gefallen. Etliche Babyaffen haben hier schon das Licht der Welt erblickt und scheinen sich gemeinsam mit den Besuchern auf Apenheul sehr wohl zu fühlen.

Weiter auf dem Rundweg entdecke ich vereinzelt auch großzügige Gehege. Den meisten Spaß haben wir allerdings, wenn sich die Affen frei zwischen uns bewegen können – und das tierische Vergnügen ist wohl auf beiden Seiten. Rückzugsmöglichkeiten haben die Affen auf dem großen Areal genug. Aber warum sich verkrümeln, werden sie sich sicher denken, wenn wir ihnen spannende Unterhaltung bieten? Am Eingang von Apenheul werden extra affensichere Taschen verteilt. Nicht nur zum Schutz des eigenen Hab und Guts (Affen sind sehr neugierig), sondern auch zum Schutz der Affen, dass nicht etwas in ihre Krallen kommt, was besser da nicht hin gehört. Essen, Trinken und Rauchen ist daher nur in separaten Zonen erlaubt. Ansonsten ist der Besuch des Geheges ein außergewöhnliches Erlebnis, 30 verschiedenen Affenarten mal ganz nah zu sein. Das gesamte Gebiet ist kinderwagentauglich und am Eingang gibt es für gehbehinderte Menschen auch kostenfrei Gehilfen und Rollstühle. Der Einlass (und Kasse) ist vom Eingang ein gutes Stück entfernt. Ich schätze vom Parkplatz bis zum Kassenbereich ist es rund einen Kilometer Strecke, bevor man Apenheul betritt.

Ich selbst war nur einen halben Tag in Apenheul, würde allerdings einen ganzen Tagesausflug im Urlaubszeitfenster empfehlen.

Natur pur und Abgeschiedenheit für alle

Schon mal von De Hoge Veluwe gehört? Vielleicht eine Bildungslücke von mir, aber diese Region kannte ich bisher nicht. Ein Fehler! Hoge Veluwe ist einer der ältesten und größten Nationalparks der Niederlande. Es gibt über 5.400 Hektar Natur. Ich steuere den Park von Otterlo an und parke mein Auto kurz in der Biegung. An dem Kassenhäuschen kann der Eintritt bezahlt werden. Je nachdem, was man erleben möchte, fallen die Preise unterschiedlich aus (Details siehe am Ende des Blogartikels). Neben eindrucksvoller Natur beinhaltet der Park auch Museen und andere Sehenswürdigkeiten. Wer möchte, kann sein Auto gleich am Parkeingang stehen lassen und den Park mit dem Fahrrad erobern. Über 1700 weiße Fahrräder werden dem Besucher kostenlos zur Verfügung gestellt. Natürlich kann man sein eigenes Fahrrad auch mit bringen. Bevor ich in den Park zum Museum fahre, möchte ich wenigstens eine kleine Runde mit dem Rad probieren, schließlich bin ich in den Niederlanden!

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Ich greife mir eines der kostenfreien, weißen Räder, was so ungefähr auf meine Größe ausgerichtet ist. Für eine kleine Tour möchte ich nicht den Sattel und Sitz verstellen. Da wären wir jetzt an dem Punkt, dass ich mir bei dem Vorhaben einer längeren Radtour dann doch die blauen, kostenpflichtigen Fahrräder (3,50€) gegönnt hätte. Um es direkt zu sagen: Diese Räder sind nicht für meine Körpermaße ausgerichtet. Es gab jetzt zwar keinen Platten, aber Komfort beim Radeln ist dann doch etwas anders. Den Ehrgeiz, nicht sofort das Fahrrad wieder abzustellen, sondern wenigstens auch für’s Ego eine kleine Runde zu drehen, entfernte ich mich vom Parkplatz auf Radwegen einfach mal drauf los.

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Schon ab der nächsten Biegung nach dem Parkeingang bin ich wieder allein und genieße die Ruhe. Nur wenige Menschen begegnen mir. An der nächsten Abzweigung sitzt ein Mann unter einem Baum, der vertieft in seinem Buch liest. Auf dem Rückweg meiner kleinen Runde galoppieren ein paar Pferde an mir vorbei. Auch Reiten mit eigenem Pferd ist im Nationalpark erlaubt. Der Park kommt mir vor wie ein großer Garten der Niederländer, wo sich jeder ein Stück Naturparadies für sich einrichten kann. Zwar gibt es Parkregeln, allerdings behaupte ich mal, dass in Deutschland diese Freiheiten nicht in dieser Art möglich wären und alles mehr reglementiert wäre. In Hoge Veluwe harmonisieren Natur und Öffentlichkeit zusammen. (Übrigens gibt es hier auch eine Reihe von Geocaches).

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Nach meiner kleinen Radrunde steige ich wieder auf „Dudu“ um und steuere das Museum an. Die warmen Temperaturen, das Verdeck geöffnet und die vorbeiziehende Landschaft lässt mich fühlen wie in einer anderen Welt. Ich fahre durch Wälder, um dann im nächsten Moment Steppe zu sehen, fast in unendlicher Weite – nur Dudu und ich allein. Heidelandschaften tauchen auf, werden von Flugsandhügeln abgelöst. Selbst Sumpf- und Moorgebiete soll es hier geben. Heute ist dieses Naturerlebnis für mich eher ein Durchreise-Ziel, aber ein Wiederkommen ist fest eingeplant. Ich hatte nicht erwartet, dass ich hier auf ein so schönes Natur-Highlight treffen würde.

Kunst im Park

Im De Hoge Veluwe gibt es gleich drei Museen im Park. Die Historie des Nationalparks ist die Geschichte einer Vision. Anton Müller kaufte als wohlhabender Geschäftsmann und Jagdliebhaber ab 1909 Stück für Stück den Park Hoge Veluwe. Seine Frau Helene Kröller-Müller liebte es, Kunst zu sammeln. So entstand aus der Vision die Idee, Natur und Kultur der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Mich reizt besonders das Kröller-Müller-Museum. Hier gibt es fast 90 Gemälde von Vincent van Gogh. Das Kröller-Müller-Museum beherbergt damit die zweitgrößte Van-Gogh-Sammlung der Welt. Kunstgeschichte hatte ich in der Schule als Leistungskurs und meine Schulabschlussfahrt ging nach Frankreich zu den Orten, an denen der Ausnahmekünstler seine Bilder gemalt hatte. Stand ich also vor 20 Jahren an so mancher Location, die van Gogh für seine Bilder gewählt hatte, habe ich heute die Möglichkeit, die Kunstwerke persönlich zu sehen. 

Hat mich zuvor Ruhe des Nationalparks umgeben, ist der Bereich des Kröller-Müller-Museums gut frequentiert. Ich schlendere vom Parkplatz vorbei an Skulpturen zum Eingang. Mein Rucksack kann ich kostenfrei abgegeben. Im Innenbereich darf man die Kunstwerke nicht mit sperrigen Taschen betreten. Ich bin beeindruckt von der Van-Gogh-Galerie. Zunächst entdecke ich Bilder anderer, bekannter Künstler. Bleibe vor Paul Gauguins „In the cafe“ andächtig stehen, entdecke im nächsten Raum Bilder von Claude Monet und Piet Mondrian. Das Kröller-Müller-Museum hat eine Menge zu bieten. Weiße Wände lenken meinen Blick ausschließlich auf die Kunstwerke. Bei van Goghs Werken darf ich vorsichtig ganz nah herantreten und bewundere die Pinselstriche, die er kunstvoll vor vielen Jahren mit der Ölfarbe gefertigt hat.

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Nach diesen fabelhaften Kunsteindrücken gehe ich in den zum Museum gehörenden SkultpturenparkDer Skultpturenpark ist inzwischen zu einem der größten Europas geworden. Kunst in der Natur ist hier wörtlich zu nehmen. Ich drehe allerdings nur eine kleine Runde. Meine Füße werden langsam müde und leider nähert sich mein Kurzurlaub seinem Ende entgegen.

Wer mit Kindern das Kröller-Müller-Museum besuchen möchte, kann die Kleinen mit angebotenen Detektivspielen bei Laune halten. Leider sind diese „Schnitzeljagden“ bisher nur auf niederländisch und englisch zu haben, dafür gibt es verschiedene Angebote für das Museum und den Skulpturengarten.

Im Blog niederlandeblog.info von Katharina habe ich einen Auftakt zu einer interessanten Serie „Auf den Spuren von Vincent van Gogh“ entdeckt. Auf meine Wunsch-Reise-Liste rückt daher auch die Van Gogh Route – sicherlich wieder eine spannende Tour mit Dudu ;-)

 

Informationen und Links in Kürze

 

Offenlegung: Für eine Reisebuchung erhielt Teilzeitreisender.de von Groupon einen Gutschein, die ich für einen Trip nach Holland nutzen durfte. Vom Kröller-Müller-Museum erhielt ich freien Eintritt. Lieben Dank dafür. Meine Meinung bleibt natürlich die eigene.

 

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7 Kommentare

  1. Hallo Tanja,

    schön, dass ich Dir nicht nur Tipps für diesen Trip gegeben sondern Dich sogar gleich für eine andere Region in NL begeistern konnte…
    Danke für den Link :-)!

    LG Katharina

    • Hallo Katharina,
      danke für deine schönen Tipps. Ich werde sie größtenteils bei meinem nächsten Gelderland-Trip ausprobieren. Zuvor hatte ich schon tolle Tipps mit diesem 77-Tipps-Buch http://amzn.to/1vfYls6 auserkoren ;-)
      Ja, NL ist immer wieder schön und bin gern oft da, wo es nur rund 40 km bis zur Grenze von mir aus sind. Allerdings meistens war ich bisher in Limburg für Tagesausflüge.
      LG
      Tanja

  2. Oh ja, die Affen haben es in sich. Da habe ich auch schon entsetzte Menschen und Affen mit Kameras gesehen ;-)
    Sehr schöner Bericht von einer wirklich tollen Gegend in den Niederlanden.
    LG Simone

    • Danke liebe Simone. Es war auch ein schönes Wochenende, mit tollen Erlebnissen.
      Ein Bericht zur Schlösserroute folgt ;-)
      LG Tanja

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