Vom Königsee und Klang der Berge

Ein Ausflugstag zwischen Tourismus und Bergidylle: Der Königsee ist ein beliebtes Ausflugsziel. Doch es gibt auch Momente der Ruhe abseits der Touristenpfade und bietet traumhafte Naturerlebnisse.

Anreise:
An meinem letzten Tag in Bad Reichenhall breche ich früh auf, um zum Königsee zu fahren. Eine weise Entscheidung, wie sich herausstellt. Hatte ich einen beschaulichen Ausflugsort beim Königsee erwartet, wurde ich von frühem, touristischen Andrang am Königsee überrascht.
Auf dem großen Parkplatz stelle ich mein Auto ab und ziehe einen Schein für 60 Minuten freies Parken. Ein Tipp, den meine Hotelgastgeberin mir gab: In Verbindung mit der Gastkarte Berchtesgadener Land (welche man im Hotel erhält) muss nur ein 2 € Parkschein (60 Min) gelöst werden und man kann beim Königsee den ganzen Tag kostenfrei parken (wenn man die Gastkarte neben dem Parkticket bei der Windschutzscheibe des Autos auslegt).
Auf dem Weg zum See und zu den Kassenhäuschen flaniere ich an vielen Geschäften vorbei. Kein Naturwanderweg erwartet mich hier, sondern ich bin fast erschlagen von einer „Touri-Meile“.

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Links von mir knippst ein Japaner Bilder, von allem was ihm vor die Linse kommt. Vor mir lassen sich Touristen mit Menschen in Tracht gemeinsam ablichten. Rechts von mir wird um den Preis einer Handtasche gefeilt. Ein Souvenirladen reiht sich an den nächsten. Das ganze wirkt befremdlich auf mich. Habe ich die letzten Tage die Ruhe der Bergwelt genossen, überrollt mich hier der Menschenaufauflauf und das Touristenangebot. Der Weg zum Königsee ist gepflastert mit Tourismusangeboten. Nach geschätzten 200 Metern erreiche ich die Kassenhäuschen und löse das große Ticket für alle Stationen der Königseeschifffhart für 16,90 €.

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Der Königsee
Still und ruhig liegt er da, der Königsee. Es hat den Anschein, dass auch die Tourismuswelle hier andächtig verebbt. Leicht plätschert das Wasser ans Ufer und schaukelt darin die Schiffe sanft. Das Wasser ist kristallklar bis smaragdgrün. Das Boot füllt sich, wir legen ab und lassen das hektische Treiben hinter uns.

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Es wird sehr ruhig und ich kann noch nicht realisieren, woher genau das kommt. Bis mir auffällt: Hier knattert ja gar kein Schiffsmotor! Seit 1909 tuckern auf dem Königsee Elektromotorboote. Das hat sich bis heute nicht geändert.
Wir schippern weiter auf dem langgestreckten Gebirgssee, der zwischen steilen Berghängen eingebettet ist. Fast fjordartig erscheint mir die Landschaft, während wir den Watzmann passieren. Der See ist Eigentum des Freistaates Bayern und er soll der sauberste See Deutschlands sein, erfahren wir von unserem Guide, der nette Geschichten und Wissenswertes uns über das Bootsmikrophon vermittelt.

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Auf halber Strecke nach St. Bartholomä hält das Boot plötzlich an und der Kapitän verlässt sein Revier. Hier wurden früher Böller mit Schwarzpulver verschossen, erfahren wir. Da dies aus sicherheitstechnischen Gründen heute verboten ist, tritt der Bootsführer mit einer Trompete bewaffnet auf den Steg des Schiffes und beginnt zu spielen. Ehrfürchtig still ist es im Boot. Alle lauschen wir dem Klang der Trompete und vor allem dem Echo, welches von der Echowand uns wieder entgegen hallt. Zugegeben, ein Touri-Highlight – aber mir hat es gefallen ;-)

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Insgesamt gibt es auf dem Königsee vier Haltestellen auf dem Fahrplan. Bei der ersten Station bei St. Bartholomä steigen alle Besucher aus. Alleine tuckere ich mit der Crew weiter zur Saletalm.

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Etwas spazieren oder wandern
Ich steige bei Salet aus und vertrete mir ein wenig die Beine. Von hier aus gibt es verschiedene WandermöglichkeitenWer es ruhiger mag, sollte unbedingt das große Ticket buchen und bis zum Ende des Gebirgssees weiter fahren, als die meisten Besucher. Ich entscheide mich für einen kleinen Rundweg und laufe von der Anlegestelle zur Gaststätte Saletalm. Von da aus geht es weiter über eine Brücke über den Bach, vorbei an einem kleinen See bis zum Obersee. Bei heutigem Wetter bin ich allein hier. In knapp einer halben Stunde habe ich den Obersee erreicht und genieße für mich die Landschaft. Es handelt sich eher um einen Spaziergang statt Wanderweg. Die Strecke ist auch für Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer geeignet. Wer Lust auf mehr Naturerlebnisse hat, ist hier ebenfalls bestens aufgehoben, von hier führen wie Wanderstrecken in die Berge.
Ich laufe wieder zum Anleger zurück und warte auf das nächste kommende Boot. Mit mir haben sich schon „echte“ Wanderer versammelt. Verschwitzt und abgekämpft erzählen sie glücklich von ihrer Watzmannwanderung. Zusammen genießen wir die ruhige Fahrt und gleiten zurück nach St. Bartholomä.

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Anlegestelle St. Bartholomä
St. Bartholomä ist das Wahrzeichen schlechthins des Königsees. Der Ort ist nur per Schiff erreichbar. Die bekannte Wallfahrtskirche stammt aus dem 12. Jahrhundert und liegt auf einer kleinen Halbinsel.

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Gleich daneben steht das ehemalige Jagdschlößchen, in dem sich heute ein Gasthaus befindet. Trotz der dichten Wolkendecke, hält sich das Wetter und der Regen zurück. Der Biergarten ist zur Mittagszeit prall gefüllt. Mich reizt eher die unscheinbare Hütte neben dem Anlieger: Das Fischerstüberl vom Königsee.

 

Der Fischer vom Königsee
Fischen hat am Königsee lange Tradition. Bereits 1160 sollen Saiblinge aus dem Königsee für den Kaiser gefischt worden sein. Heute ist Thomas Amort der letzte Fischer vom Königsee und fischt in dritter Generation auf dem Gebirgssee. Zünftig rustikal werden ausgesuchte Fischbrötchen in der Holzhütte angeboten. Frisch aus der eigenen Räucherkammer schmeckten sie köstlich!

 

Es gibt sogar die Möglichkeit, an einer Fischfahrt zu ausgesuchten Terminen selbst dabei zu sein.

Die schlafende Hexe
Auf dem Rückweg blicken wir auf einen seltsam, anmuteten Berg. Eigentlich ist es der Rotofen, ein Berg im östlichen Teil des Lattengebirges des Berchtesgadener Land. Schaut man genauer hin, so kann man mit Phantasie eine schlafende Frau im Profil erkennen. Die markante Nase führte wohl dazu, dass im Volksmund dieser Berg die schlafende Hexe genannt wurde, um die sich auch verschiedene Sagen ranken. Über den Predigtstuhl führen Wanderungen zum Rothofen bis hin zur „Brustwarze“ der Hexe.
Ich lasse mit diesem Blick auf diese Bergkulisse meinen Ausflugstag am Königsee ausklingen.

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Links in Kürze:

 

 

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12 Kommentare

  1. regina von travelschick

    Herrlich. Der Königsee steht schon lange auf meiner Liste. Schon als meine Tochter klein war, wollten wir immer mal dort hin. Meist sind es dann andere Bergregionen geworden… Aktuell bin ich auf dem Allgäu Trip, aber irgendwie muss man doch mal nach links und rechts blicken und sich etwas inspirieren lassen. Also nächstes Jahr: Königssee:-)
    liebe Grüße
    regina

  2. Das Berchtesgadener Land ist wunderschön!
    Wir haben in diesem Jahr auch einige Touren Rund um den Königssee gemacht. Vom Jenner über das Stahl-Haus runter über den Kessel zum Königssee. Oder auch über den Obersee zum Röthbachfall.
    Am schönsten ist es wenn man das Schiff an der Anlegestelle „Kessel“ anhält und völlig durchgeschwitzt seinen Rucksack abstellt. Die Blicke der „Boot-Touristen“ sind einmalig. Die denken man kommt von einem anderen Stern. :-)
    Leider konnten wir eine 3 Tages Tour nicht machen. Das Wetter war zu schlecht und unbeständig. Wie so oft in diesem Jahr.
    mfg Matthias (M.B.)

  3. Wirklich sehr stimmungsvoll beschrieben. Schade das du den fast schönsten Teil der Tour „unterschlagen“ hast: den Stopp am Obersee!

    • Die Fotos waren leider nichts, zu dick hing die Wolkendecke tief. Aber wie beschrieben war es beim Obersee wunderschön, da hast Du recht.

  4. Schöner Bericht! :-)

    Wir haben während des Chiemseeurlaubs vor ein paar Wochen auch einen Abstecher zum Königsee gemacht, sind allerdings an St. Bartholomä ausgestiegen und dort einen Rundweg gegangen.

    Der Blick vom Boot über die Kirche hin zum Watzmann ist wirklich toll.
    Vermutlich eine der schönsten Ecken in Deutschland.

    • Danke Dir Stefan – ja, es war toll, wenn auch am Anfang etwas viele Besucher für meinen Geschmack. Aber das kommt sicherlich darauf an, wann man da ist. Bei mir war das Wetter am Besuchstag zwar nicht so toll, aber es war ein Sonntag.

  5. Eindeutig weniger los ist im Winter. Ich war vor einigen Jahren in Königssee zum Skifahren. Da der Jenner aber warlich kein Ski Paradis ist, gibt es entsprechend nur wenig Andrang. So konnte ich damals Königsee und Umland ohne Touriandrang und unter eine schönen Schneedecke bewundern. Das hat auf jeden Fall auch was für sich.

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