Perspektivwechsel zu Halloween: Entdeckungen im Krefelder Untergrund

Wie gut kennt Ihr Eure Heimat oder Euren Wohnort? Mit dem Projekt Krefelder Perspektivwechsel hat die Stadt sich etwas besonderes einfallen lassen, die eigene Stadt mit einem anderen Blickwinkel zu entdecken. Viele Aktionen bieten Spaß, die Samt-und-Seiden-Stadt zu erkunden. Passend zu Halloween ging es heute Untertage. Besondere Türen öffnen sich, die sonst im verborgenen Schlummern. Zeit für einen Tiefgang.

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Luftschutzbunker am Krefelder Hauptbahnhof

Zwischen Hauptbahnhof und Parkhaus öffnet sich eine moderne Glastüre und wir atmen leicht modrige Luft ein. Vor uns wirbeln ein paar Besucher Staub auf. Während wir um die erste Biegung ein Stück tiefer ins Dunkel eindringen, geben uns weiter hinten Lichtquellen einen Blick auf ein riesiges Areal frei. Für mich wirkt das Ganze wie ein Parkhaus, nur der Boden bietet dafür zu viele Unebenheiten.

Neben vielen privaten Luftschutzbunkern wurden im Krefelder Stadtgebiet 22 Hoch- und Tiefbunker gebaut. Der Tiefbunker am Bahnhof bot bis zu 12.000 Menschen Platz. Der Raum ist zwar riesig, doch muss mit so vielen Menschen der Platz sehr beengt gewesen sein. Nur wenige Relikte der Vergangenheit lassen sich finden. Ich schaue auf meine Füße, achte darauf, wohin ich trete und spüre eine bedrückte Stimmung in mir. Über die Geschichte und Geschichten aus diesem Bunker ist leider wenig bekannt. Heute ist er in privater Hand, wie wir von Uli vom Krefelder Stadtmarketing erfahren. Er steht leer. Eine der Überlegungen, den Bunker zu einer Ladenzeile umzubauen, ist nicht gefruchtet. Eigentlich schade, dass mit diesem zentral gelegenen Gemäuer nichts anderes passiert.

Vier Frauen auf dem Herrenklo

Wann hat Frau schon mal die Gelegenheit, die Örtlichkeit der männlichen Wesen zu bewundern? Ihr habt richtig gelesen: Bewundern! Wir steigen die Stufen am Krefelder Stadtwaldhaus hinab und halten verzückt inne. „Schau Dir die Fliesen an!“, „Ist das Jugendstil?“ – Das wir uns hier an einem über hundert Jahre alten Abort befinden, macht unsere Schwärmerei noch grotesker. Uli klopft auf eine Steinwand und informiert uns: „Selbst die Schamwand ist noch original erhalten!“ Wir nicken beeindruckt. Kultur ist, wenn auch ein Klo begeistert. Wobei von der eigentlichen Toilette ist nichts mehr zu sehen oder gar zu riechen. Das kleine Örtchen ist schnell erkundet, doch auch etwas besonderes fürs Auge. Die Fliesen aus dem Jahr 1902 könnte ich mir auf einer heimischen Terrasse gut vorstellen.

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Zur Kaffeepause unserer Tiefgang-Tour lockte der Stadtwald im Indiansommerlook. Selbst der Biergarten öffnete noch seine Tore und so manch Krefelder genoss die Herbstsonne mit Blick auf das alte Gemäuer und den Stadtwald.

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Kelleranlage eines mittelalterlichen Herrensitzes

Immer noch steht er zum Verkauf: Der Brempter Hof in Krefeld Uerdingen steht leider leer. Laut Exposé ist der ursprünglich mittelalterliche Herrensitz mit einem Verkaufswert von über 1 Millionen Euro kein Schnäppchen, allerdings ein schönes Anwesen. Ursprünglich aus dem 14. Jahrhundert und mit traumhaftem Innenhof könnte ich mir mit nötigem Kleingeld eine schöne Wohnanlage vorstellen. Heute tauchen wir jedoch ab in die Unterwelt und entdecken die Kelleranlagen.

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Parfum trifft Kläranlage

Das gibt es wohl auch nur im Rheinland: Das neue Krefelder Parfüm wird im alten, still gelegtem Klärwerk präsentiert. Beides stinkt übrigens nicht. Im Gegenteil, der neue Herrenduft ist sogar nach meinem Geschmack.
Morbide schaut das alte Klärwerk in Uerdingen aus. Einige obere Fenster sind eingeschlagen. Dunkel, fast mysteriös zeichnet sich die Silhouette des Hauses gegen die untergehende Sonne ab. Für heute wird das Klärwerk in ein besonderes Lichtspektakel getaucht. Das Haus ist ein Schmuckstück, wenn auch ein Jugenstil-Juweel im maroden Zustand. Mit dem nötigen Kleingeld ließe sich hier prima ein außergewöhnliches Café, Restaurant oder Wellnesstempel ins Leben rufen. 1982 flossen für die Sanierung 2,4 Millionen Mark in das Klärwerk. Leider ohne Erfolg, denn das Haus steht weiter ohne Nutzung leer und ist wieder dem Verfall preis gegeben – ein Denkmal, was vergessen wurde.

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Inmitten der Szenerie empfangen uns heute der Parfumeur Hubert Smyreck und Produktdesignerin Helena Boddenberg. ESNC ist der neue Krefelder Herrenduft und in der limitierten Auflage von 800 Flakons eine Seltenheit. Mir sagt der holzig-herbe Duft zu, dennoch wird der extravagante Duft die Geister scheiden. Auf jeden Fall ist für die Premiere die Location einzigartig und das Klärwerk für mich heute das Highlight der Krefelder untergrund-Tour.

Wie Ihr Krefelds Perspektivwechsel erleben könnt:

Der Aktionstag „Glück auf Krefeld“ ist leider nur auf einen Tag beschränkt. Aufgeführte Erlebnisse aus der Krefelder Unterwelt sind daher nicht ohne besonderem Event nicht nachzuerleben. Dafür gibt es eine Reihe von anderen Erlebnissen, bei der man Krefeld außergewöhnlich erleben kann:

#PerspektiveKR Artikel anderer Blogger:

Offenlegung: Gemeinsam mit Stadtmarketing Krefeld ging es auf die Glück-auf-Tour. Die Teilnahme an den geöffneten Luken und Stationen war für alle Besucher kostenfrei.

 

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