Patisserie Willy im Elsass: Bretzel-Workshop mit Spaß, Genuss und Liebe (mit Rezept)

Munster, Elsass, Frankreich, Brezel, Bretzel, Workshop

Im Urlaub einmal Bäckerin sein? Im Elsass kein Problem. Früh aufstehen müsst Ihr nicht. Echte elsässische Bretzel kann man auf der Seminar Gourmande oder im Munstertal in der Patisserie Willy selbst gestalten und backen – Spaß garantiert.

Von Mama haben wir gelernt, bevor wir mit Lebensmitteln arbeiten, vernünftig die Hände zu waschen. Jetzt stehe ich in Munster im Keller der Bäckerei Willy und starre den Wasserhahn an. Seltsame Waschbecken hat man hier im Elsass. Keine Wasserhähne, keinen Sensor, dass das Wasser in Bewegung bringt, wenn man die Hände darunter bewegt. Ratlos wollte ich schon fast meine Waschaktion als gescheitert verbuchen, als mir mit einem Lachen freundlich der Hebel unter dem Waschbecken gezeigt wird. Also in die Knie, mit dem rechten Knie gegen diesen Hebel drücken, gleichzeitig unter jetzt fließendem Wasser die Hände waschen und vor allem aufpassen, dass man nicht das Gleichgewicht verliert und hinfällt – wäre ja irgendwie typisch für mich! Bäcker im Munstertal sind also kleine Akrobaten oder auf jeden Fall fingerfertig, wie ich danach erleben darf.

Munster, Elsass, Frankreich, Brezel, Bretzel, Workshop

Aus den Kellerräumen gehts wieder nach oben ins Café. Ich hätte schwören können, die Cafébesitzerin ist eine Madame. Mehr Pink bei der Innenausstattung des Cafés geht einfach nicht, finde ich. Um so überraschter war ich, dass Willy doch ein Mann ist. Er begrüßt uns im hinteren Teil des Cafés. Leider geht es vorbei an den leckeren Backwaren wie Croissants, Baguettes, Kugelhupf und köstlichst aussehenden Bretzeln. Die Patisserie Willy eignet sich hervorragend zum Frühstück, Kaffee oder leckeren Teegenuss.

Munster, Elsass, Frankreich, Brezel, Bretzel, Workshop

Symbol, symbolisch und viel Geschichte

Wir bevorzugen Wasser, denn der aktuelle Sommer ist regnerisch-schwül. Außerdem ist die Backstube nicht weit entfernt und lässt die Hitze der Öfen erahnen. Wir lassen uns im Halbkreis auf Stühlen nieder und erfahren etwas zur Historie des Bretzels. Das Gebäck ist nicht irgendein Gebäck. So soll sich einst vor vielen Jahren zugetragen haben, dass ein Bäcker für seine Kinder etwas zu Essen geklaut haben soll, erwischt und ins Gefängnis geworfen wurde. Der Landherr gab dem Bäcker die Aufgabe “Backe ein Brot, in dem drei mal die Sonne durchscheint und ich werde Dich frei lassen.” Traurig war der Bäcker und schaute aus dem Fenster, wo seine Frau im Schatten eines Baum stand und mit verschränkten Armen betete. Da kam ihm die zündende Idee. Der Bretzel war erfunden und er hatte seine Freiheit wiedererlangt.
Wer hat’s erfunden? Wie es bei Sagen und Mythen immer der Fall ist: Man weiß es nicht so genau. Der Name geht auf das lateinische brachium („der Arm“; für das Aussehen von verschränkten Armen) zurück. Die Bretzel ist das verbreitetste GebildbrotUrspünglich soll das leckere “Sonnenbrot” vom römischen Ringbrot abstammen. Bretzler, aus welcher Region auch immer stammend, symbolisieren die zum Beten verschränkten Arme. Die Art, wie die Bretzel verschlungen ist, ist jedoch nach Gebiet sehr unterschiedlich. Da gibt es einarmige, eher die der Zahl 6 nachgeformten Bretzel und vieles mehr.

In die Praxis: Bretzelkunst für Anfänger

Im Elsass haben wir in Munster mit Willy den Profi der Bretzelleger vor uns und staunen nicht schlecht, wie er uns seine Legekunst zeigt. In gefühlt weniger als einer Sekunde zaubert der Fachmann perfekt aussehende Bretzel – gelernt ist gelernt!

Das Ausrollen ist zunächst einfach. OK sagen wir für uns Frauen. Manche meiner männlichen Mitreisenden leiden an diesem ersten Schritt mangels Kuchenbackerfahrung. Allerdings ist bei mir auch keine Meisterin vom Himmel gefallen. Ich schaue Willy zu, wie er uns die einzelnen Schritte langsam darlegt und vergesse es dann wieder, wenn ich selbst an der Reihe bin. Übung macht den Meister und so landen die mit Liebe gefertigten Bretzel im Laugenwasser und schließlich im Backofen. Am Artikelende steht für Euch ein echtes Elsässer Rezept von Willy zum Nachbacken.

Die Franzosen sind verrückt – oder wie kann man solche Macarons machen?

Ich liebe Macarons. Wenn der süße verführerische Genuss auf der Zunge zergeht, leicht und cremig mit einem Hauch Knusperei. Göttlich! Kein Wunder, dass dieses Gebäck aus Frankreich kommt. In der Patisserie Willy hat man sich zu dieser Backware etwas Außergewöhnliches einfallen lassen. Normal kann jeder und wie ich so oft im Elsass erfahren habe: Französische Köche und Bäcker sind mutig, probieren sich aus, erfinden Geschmacksexplosionen. Willy hat die sonst süße Köstlichkeit mit einer regionalen Spezialität gefüllt: Dem Munsterlandkäse!

Munster, Elsass, Frankreich, Brezel, Bretzel, Workshop

Während unsere Bretzeln im Ofen backen, ploppt die Flasche des Gewürztraminers auf und der Hausherr fährt auf. Rosa schimmernde Macarons, wahlweise mit der Garnitur Pfeffer, Rosmarin oder Zimt warten darauf, von uns probiert zu werden. Die Munsterlandkäsecreme in den Macarons ist einmalig und nur in dieser Patisserie zu bekommen. Eigenwillig im Geschmack, allerdings zum Traminer eine gekonnte Komposition!

Munster, Elsass, Frankreich, Brezel, Bretzel, Workshop

Munster, Elsass, Frankreich, Brezel, Bretzel, Workshop

Patisserie Willy: Ein Café zum Verweilen

Die Terrasse ist gerade frisch gemacht und nach dem leckeren Backerlebnis reizt mich im Schatten eine Tasse Café au Lait. Über den Kaffeerand entdecke ich viele Störche auf Munsters Dächern und gerate ins Plaudern mit dem Vagabund der Lebensfreude. Das Munstertal hat nicht nur leckere Plätze zum Genießen und Schlemmen zwischen Munsterlandkäse und leckerer Brezel, sondern bietet auch einmalige Landschaften, viel Natur und schöne Ferienerlebnisse – aber dazu mehr in einem anderen Artikel.

Munster, Elsass, Frankreich

Willys Bretzel Rezept

Zutaten :

  • 1 kg Mehl
  • 20 g Salz
  • 80 g Backhefe
  • 80 g Butter
  • 50 g Milch
  • Für die Lauge: 25 g Natron und 1 TL Salz in 1 Liter Wasser geben und rühren, bis sie sich vollständig aufgelöst haben.
  • Grobes Tafelsalz zum Bestreuen

Zubereitung:

  • Mehl, Salz, Backhefe, Butter, Milch gut vermischen und eine gleichmässige Teigmasse kneten. Den Teig zu Bretzeln formen und in der vorher vorbereiteten Laugenwasser einmal kurz einweichen lassen.
  • Die Bretzel auf ein Backblech legen, mit groben Tafelsalz bestreuen und 10 bis 15 Minuten bei 200 Grad (Oder- und Unterhitze, nicht Umluft) backen.

Willys Tipp: Am besten mit Bier aus dem Elsass genießen und vom letzten und nächsten Urlaub im Munstertal träumen.

Wissenswertes zum Nacherleben

  • [smarticon name=“fa fa-home“] Die Adresse: 22a rue de la république, 68140 Munster, France – Elsass
  • [smarticon name=“fa fa-clock-o“] Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 5.30 bis 19.00 Uhr, Montag geschlossen
  • [smarticon name=“fa fa-link“] Die Patisserie Willy hat keine eigene Internetseite. Alle Infos findet Ihr auf der Munstertalseite.
  • [smarticon name=“fa fa-eur“] Die Teilnahme ist kostenfrei im Juli und August mit der Touristencard. Ein Workshop ist darüber hinaus ab 10 Personen für 5 Euro pro Person buchbar.
  • [smarticon name=“fa fa-info-circle“] Eine Anmeldung zum Workshop ist erforderlich. Bitte beim Munstertal Tourismus melden. Hier gibt es auch noch viele weitere Anregungen und Ideen. Mit der Munstertalcard gibt es viele Ferienaktionen frei und vergünstigt. Die Karte erhält man bei einer Übernachtung im Munstertal kostenfrei. Mehr dazu bitte direkt beim Munstertal Tourismus erfragen. Leider finde ich dazu keine weiteren Informationen im Netz.
  • [smarticon name=“fa fa-info-circle“] BreTzel ist kein Schreibfehler. Im Elsass schreibt man die Brezel mit “t” ;-)
  • Noch mehr Lust auf Munster und das Munstertal im Elsass? Mein Reisebuch-tipp: Der Elsass Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag (Amazon-Partnerlink) ist ein toller, wenn auch nicht leichter Begleiter. Umfassend wird man über das gesamten Elsass und den Vogesen informiert. Nicht zu knapp, nicht zu lang und dazu gibt es viele hilfreiche Tipps.

Offenlegung: Ich wurde zur Pressereise ins Elsass vom Tourisme Alsace eingeladen. Auch Atout France und dem Munstertal herzlichen Dank für die Unterstützung zu dieser Recherchereise, die ich auf Eigeninitiative noch verlängert habe. Meine Meinung bleibt wie immer die eigene.

 

Teile diesen Beitrag:

Verwandte Artikel:

3 Kommentare

  1. Das klingt doch toll so ein Workshop und macht sicherlich jede Menge Spaß. Es ist interessant, wie das Bretzel zu seiner Form gekommen ist. In seiner originalen Variante schmeckt es mir immer noch am besten. In den USA gibt es die kleinen Snack-Bretzel mit Erdbeerschokolade überzogen oder sogar mit Erdnussbutterfüllung, was den eigentlichen salzigen knusprigen Geschmack natürlich kaputt macht.
    Viele Grüße von Stefanie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert