9 Tipps für das Siegerland: Zwischen Natur, Erfindergeist und besonderen Flecken

Siegerland

Was haben Erfindergeist, Industriegeschichte, Brot und Laubbäume gemeinsam? Alles zusammen findet Ihr im Siegerland! Das Siegerland mit Wittgenstein gehört zu einen der waldreichsten Regionen von Deutschland. Hügel mit Wäldern und Wiesen wechseln sich ab und neben einigen größeren Städten, gibt es immer wieder kleine Orte, die ihren Ursprung der Industrie zu verdanken haben. So führen Euch meine Ausflugstipps ins Siegerland durch schöne Natur, in ein besonderes Technikmuseum, in einen interessanten Stollen sowie zu genussvollen Einkehrmöglichkeiten.

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Die Siegerland-Tipps im Überblick:

Wodanstolln – Untertage im Eisenland

Wenn Ihr einen Stollen im Siegerland besichtigen wollt, schaut Euch vorher die Öffnungszeiten an. Fast alle Stollen werden ehrenamtlich oder von einem Heimatverein betrieben und haben besondere Öffnungszeiten. Noch kurz vor Schließung erreiche ich den Wodanstolln in Salchendorf. Auf einer kleinen Bank treffe ich auf Joel Henrichs und glücklicherweise hat er noch ein wenig Zeit, bevor für den heutigen Sonntag der Stollen seine Pforten schließt.

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Joel beschreibt mit die Geschichte des Stollens mit einem Funkeln in den Augen – das ist Hobby, das ist Leidenschaft. 1732 wurde der Wodanstolln angelegt und wurde bis 1920 als Erzbergwerkstollen genutzt. Der Heimatverein Salchendorf restaurierte 1997 den Stollen mit 1,5 km Länge. 600 Meter davon können heute entdeckt werden. Eine Stunde Zeit solltet ihr einplanen. Beeindruckend gibt es Einblicke mit persönlicher Führung in die harte Arbeit unter Tage. Wer mag, kann mit dem Heimatverein auch Fototermine vereinbaren. In Kürze sollen ebenfalls Führungen im Dunkeln angeboten werden. Die Grubenlampen haben die Wodanstolln-Begeisterten schon besorgt.

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Grubenlichter für eine Begehung in Dunkelheit

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Erz aus dem Wodanstollen

Technikmuseum: Wenn Erfindergeist auf Technik trifft

Das Siegerland ist weltbekannt für namenhafte Maschinenbauunternehmen. In Freudenberg wurde den Pionieren mit Erfindergeist ein Denkmal gesetzt: Das Technikmuseum in Freudenberg lässt alte Geschichten genialer Tüftler wieder lebendig werden. Vorbei am „Schraubercafé“ betrete ich die große Halle und bin im ersten Moment von den vielen Ausstellungsstücken überfordert. Da rattert und dampft es. Überall steht Technik und ich weiß nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Im Technikmuseum gibt es nichts, was es nicht gibt.

Siegerland, Technikmuseum Freudenberg

Der Standort des Museums kommt nicht von ungefähr. Die Dampfmaschine Nr. 817 aus dem Jahr 1904 steht in der Halle des Museums an ihrem Originalstandort und ist das letzte Relikt der Leimfabrik Nöll. Als um die besondere Dampfmaschine alles abgerissen wurde, blieb dieser Gebäudeteil erhalten und wurde sogar als Denkmal eingetragen. Nennt mich Banausin, aber die alte Dampfmaschine gar nicht so sehr. Mich ziehen dagegen eher die alten Traktoren und Motorräder wie beispielsweise die Zündapp-Motorradlegende „Der grüne Elefant“ an. Insbesondere ein Gefährt, welches ich in meinem Leben noch nie  zuvor gesehen habe: Es sieht aus wie ein Panzer, ist aber eine Art Mofa.

Siegerland, Technikmuseum Freudenberg

Siegerland, Technikmuseum Freudenberg

Bei näherer Betrachtung lerne ich, dass es sich um ein NSU-Kettenkrad handelt. Knapp 9.000 solcher Fahrzeuge wurden zwischen 1940 und 1944 hergestellt. Primäre Aufgabe war das Verlegen von Kabeln für Feldtelefone. Später wurden diese Kettenkräder in der Forstwirtschaft und im Weinbau genutzt. So behebig der Koloss vor mir aussieht: mit einem Opel-Olympia-Motor soll das Krad sogar 70 km/h Höchstgeschwindigkeit mit 34 PS schaffen.

Alte Flecken – historische Ecken von Freudenberg

Neben dem Technikmuseum lohnt ein Spaziergang durch Freudenberg. Als Alter Flecken wird die Innenstadt von Freudenberg bezeichnet, die eindrucksvoll durchweg im Fachwerkstil im 17. Jahrhundert erbaut wurde. Als ich durch die Gassen schlendere entdecke ich mehrere Fotofreunde. Etwas komisch ist es mir allerdings schon die Anwohner bzw. deren Häuser abzulichten. Der alte Fleck ist nämlich heute durchweg Wohngebiet. Weiter oberhalb befindet sich noch ein Hotel, unten am Fuße des Berges liegt ein modernes Eiscafé – ansonsten ist das Areal reines Wohnviertel. Den besten Blick auf das Fachwerkassemble erhält man oberhalb vom Kurgarten. Für meine Begriffe geht es schon steil nach oben. Belohnt werde ich allerdings von praller Sonne mit Gegenlicht, dass für mich Fotos nicht wirklich lohnen. Dafür hat der Profi-Fotograf Achim schöne Bilder geschossen.

Siegerland

Siegerland, Freudenberg

Siegerland, Freudenberg

Ausblick von der Ruine Ginsburg und die Heide von oben

Mit dem Cabrio gehts eine schöne Strecke durch Wälder und Hügel. Mein Ziel: Besichtigung der Ruine Ginsburg. Als mein Navi „Sie haben ihr Ziel erreicht.“ von sich gibt, stehe ich auf einem Schotterparkplatz. Lasse ich meinen Kopf in den Nacken fallen, so sehe ich einen sehr steilen Wanderweg. Kann man machen, denke ich mir, muss man aber nicht, lege den ersten Gang ein und schraube mich weiter den Berg über eine schöne kurvenreiche Strecke nach oben. Dann ist man allerdings so weit oben, dass man zur Ginsburg wieder hinunter laufen muss – und anschließend natürlich auch wieder hoch. Der obere Weg ist weniger steil und lang.
Umgab mich vorher Ruhe und Einsamkeit, herrscht auf der Heide oben am Berg reges Treiben. Es ist kein Parkplatz mehr zu bekommen. Ganz hinten erwische ich beim Hotel noch einen Platz und laufe durch die Heide auf der Bergebene wieder zurück. Als Besuchstag war mein Samstag ungünstig gewählt. Spätestens als die dritte Braut mir lachend in weißem Kleid entgegen kommt, dämmert es mir. Die Ginsburg beherbergt das höchste Trauzimmer des Kreises. Mit fabelhaftem Ausblick ist das Trauzimmer heiß begehrt. Hier stehen die Heiratswilligen mit versammelter Familie heute sogar Schlange. Während eine Gesellschaft sich traut, verlustieren andere wiederum sich für das beste Foto. Ein Foto ohne Menschen zu erwischen, ist für mich heute nicht drin. Man kann nicht immer Glück haben. Das Foto habe ich vom Tourismusverband Siegerland-Wittgenstein. Wenn Ihr einen Besuch einplant, lohnt vielleicht ein Anruf bei der Stadt, wie der Turm ausgebucht ist.

(c) Tourismus Siegerland-Wittgenstein TVSW

(c) Tourismus Siegerland-Wittgenstein TVSW

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Aus alt mach neu: Auf zur Siegquelle

Die Fahrt zur Siegquelle ist phantastisch! Kurvenreich geht es durch schöne Landstriche des Rothaargebirges. Einige Motorräder kreuzen meinen Weg. Aber auch emsige Radfahrer treffe ich beim Parken an. Wenige Meter vom Parkplatz zur Siegquelle tummeln sich einige Ausflügler.

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Ein älterer Mann ruht sich mit seinem Sohn auf einen der Begrenzungssteine aus. Die Hitze und leichte Steigung vom Parkplatz sind nicht ohne für den fast 90jährigen. Wir kommen ins Plaudern und er erzählt mir, dass er einmal im Jahr die Siegquelle besuchen muss. Das hat er als Kind mit seinen Eltern schon gemacht und das behält er jeden Sommer bei. Seine Enkel haben leider keine Lust mehr auf diesen Ausflugstag, aber sein Sohn, lässt er mich lächelnd wissen und tätschelt dabei liebevoll die Hand seines Kindes. Wir gehen die letzten Stufen gemeinsam hoch, stellen uns in die Reihe an, denn allein und idyllisch liegt die Siegquelle heute nicht. Fahrradfahrer füllen vor uns durstig ihre Trinkflaschen und genießen das kühle Nass im Schatten.

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Früher war hier wenig los, berichtet mir mein Begleiter, aber früher war die Siegquelle auch einfach eine Quelle, nicht mehr und nicht weniger. Nach einem Renaturierungsprojekt der Quelle ist die Sieg bekannter geworden und viele Ausflügler kommen für einen Abstecher vorbei.

Durchatmen und Verschnaufen: Eine Salzgrotte im Siegerland

Neben Entspannung im Grünen bietet das Siegerland auch eine besondere Verschnaufspause im Wohngebiet. Die Salzgrotte Vitalisana, eine umgebaute Saunalandschaft, lädt seine Besucher zu einem kurzen Entspannungserlebnis ein. 45 bis 60 Minuten kann man, mit Decke eingemummelt auf dem Salzbett liegen und gesunde Luft atmen, sich wohlfühlen, Kraft tanken. Während die Lichter den Raum in ein sanftes Licht tauchen und frische Salzluft den Raum vernebelt, kann man den Alltag wunderbar hinter sich lassen. Wer nicht nur gesund atmen, sondern auch Muskeln entspannen möchte, kann zwischen einem breiten Angebot von Massagen wählen. Mir hat es sehr gut gefallen, allerdings war die Rückkehr ins normale Stadtleben danach fast unwirklich.

Traditionelle Backes-Feste

Ein Backes hatte ich bereits im Bergischem Land kennengelernt. Hier durfte ich einmal wie zu Omas Zeiten Brot backen. Im Siegerland leben seit einigen Jahren die Backes-Häuser in Dorfgemeinschaften wieder auf. Ich bin zu Besuch im kleinem Örtchen Mausbach und treffe Kurt Klappert. Er ist Vorsitzender des Heimatvereins Mausbach und zeigt mir stolz den alten Backes des Ortes. 1982 wurde er liebevoll in der Gemeinschaft restauriert.

Siegerland, Backes, Brot backen

Siegerland, Backes, Brot backen

Kurt Klappert vom Heimatverein Mausbach zum Backesfest

Heute trifft sich im Backes die Dorfgemeinschaft regelmäßig, um nach alter Tradition Brot zu backen. Dazu dient ein alter Ofen aus dem Jahr 1900. Einmal im Jahr gibt es ein Backesfest. Die Glocke der alten Dorfschule läutet das Fest ein. Neben Bierwagen und Musikzelt hat der Backes seine Türen geöffnet. Leider ist über das Jahr die Teilnahme ein Brotbacken keine öffentliche Veranstaltung, sondern ein Ereignis der Dorfgemeinschaft. Wer aber Interesse an der Brottradition im Siegerland hat, darf gern Kontakt zu Kurt Klappert aufnehmen.

Klein aber o-ho

Das Gasthaus Klein wirkt von außen schon so schnucklig, dass man einfach einkehren muss. Das ist ein Restaurant nach meinem Geschmack. Rosen, Blumen und Grün ranken sich um das alte Fachwerk.

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Auch im Restaurant werde ich nicht enttäuscht. Die verschiedenen Gasthäuser sind traditionell eingerichtet. Alte Bodenfliesen und nostalgisches Flair dominieren. Wahlweise gibt es blank gescheuerte Tische oder feiner mit Tischdecken eingedeckt. Uns zieht es für ein kurzes Mittagessen wieder nach draußen. Wir sitzen zwischen alten Buchenhecken, Rosen und Kräutern. Ein Schattenplätzchen ist bei dem warmen Wetter ratsam. Mein Mittagssalat mit frischen Pfifferlingen und Beeren schmeckt einmalig, die Kombination von Früchten und Salaten ist harmonisch. Das Dressing ist so gut, wie es meine Oma nicht besser gekonnt hatte – und das ist ein großes Kompliment!

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Hotel Snorrenburg

Wo geht es zur Burg? – Restaurant Snorrenburg

Ich übernachte in Burbach im Hotel Snorrenburg. Gleich gegenüber befindet sich das Restaurant Snorrenburg. Auf meiner Siegerlandreise kehre ich hier gleich zwei Mal ein. Allerdings konnte ich keine Burg finden. Die gab es hier im südlichsten Zipfel Westfalens auch nur bis 1367 und wurde danach leider nie wieder aufgebaut. Relikte von damals finden sich noch im Kellergewölbe des Restaurants wieder. Urig rustikal, mit viel Holz und historischer Atmosphäre punktet das Restaurant im alten Fachwerkhaus. Dies wurde auf dem Platz 1758 errichtet, wo einst die Snorrenburg einmal stand.

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Restaurant Snorrenburg – auf altem Platz der einstigen Burg im Fachwerkhaus aus 1758

Die Speisekarte bietet neben offenen Gerichten ein Businesslunch am Mittag, sowie 3- und 4-Gang-Menüs am Abend an. Die Gerichte sind traditionell mit einer modernen Note. Bei der Rinderroulade wie von Mutti kann ich nicht widerstehen. Und – sie wird es mir verzeihen – die Rouladen mit selbst gemachtem Kartoffelpüree waren noch besser als am heimischen Esstisch aus meiner Kindheit.

Noch mehr Tipps – vor allem viele Wanderrouten im Siegerland – findet Ihr für Eure Ausflüge und Kurztrips auf der Webseite vom Touristikverband Siegerland-Wittgenstein.

Offenlegung: Meine Recherchereise wurde unterstützt vom Touristikverband Siegerland-Wittgenstein e.V. und NRW Tourismus. Lieben Dank  dafür. Meine Meinung bleibt wie immer die eigene.

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6 Kommentare

  1. Karl Krombach

    Als ehemaliger Burbacher lese ich immer wieder gerne Nachrichten von der Snorrenburg. In den Gewölben des Hauses (damals Wilhelm Klein, mundartlich Kunze Wilhelm) habe ich im November 1944 bei einem Bombenangriff Schutz gesucht. Bei diesem Angriff wurde das Geschäftshaus der Familie Sander (Schneiderei – Textilien)durch einen Volltrefffer total zuertört, wobei Frau Sander sen. und eine Hausgehilfin Ums Leben kamen. Ich bin jetzt 82 Jahre alt und kann mich noch wie heute an diesen Schreckenstag erinnern.

  2. Christiane

    wie immer macht auch dieser Bericht von Dir Lust auf mehr und die Liste, was man einmal gemacht haben sollte, wird immer länger.
    Danke fürs Zeigen und ein schönes Herbstwochenende mit hoffentlich gutem Ausflugswetter.

  3. Ein toller Bericht aus meiner Heimat dem Siegerland, da weiß man doch wieder, wie schön man es vor der eigenen Tür hat.

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