Elsass und Bretagne: Zwei richtig gute Reiseführer und ihre Autoren im Interview

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Bei aller Liebe zum Internet geht für mich nichts ohne gedruckte Reiselektüre. Vorfreude ist bekanntlich einer der schönsten Dinge. Wenn es draußen kalt und regnerisch ist, genieße ich das heimische Sofa. Dazu dampfend heißen Tee, die Brille auf der Nase und einen Reiseführer in den Händen. Es ist herrlich, auf diese Weise in fremde Welten einzutauchen und geheimnisvolle, besondere Orte aufzuspüren. Stück für Stück füllt sich gedanklich meine Reise und Fotos treiben die Phantasie und Reisewunsch an.
Aber machen wir uns nichts vor, es gibt auch viele schlechte Reiseführer. Für mich oft eine Mischung aus abgekupfertes Wikipedia mit Zahlen-Daten-Schlacht. Wo bleibt das Erlebnis? Zwei besondere Reiseführer, wo Information und Reiseerlebnis perfekt harmonieren, möchte ich Euch für die Bretagne und das Elsass vorstellen:

Reisehandbuch Bretagne – von Marcus X. Schmid

Als ich zum Start die Autorenbeschreibung von Marcus X. Schmid im Reisehandbuch Bretagne* lese, bin ich gefangen von seinen Worten und der Magie seiner sprachlichen Bilder.

„Wenn ich eine Artischocke auf dem Teller habe, jedes Blatt einzeln wegzupfe und in die Vinaigrette tunke, mit den Zähnen den essbaren Teil herausziehe, mich schließlich mit Messer und Gabel über den Boden der Artischocke her mache, dann vermischt sich der zartbittere Geschmack auf meinem Gaumen mit den Bildern von Artischockenfeldern bei Saint-Pol-de-Léon. Wenn ich mit dem richtigen Werkzeug in der Hand gegen eine sperrige Auster kämpfe, so blitzt ein Bild von Cancale auf. (…) Die Erinnerung ist stets auch Vorfreude auf die nächste Reise in diesen erstaunlichen Landstrich, auf neue Entdeckungen, neue Begegnungen und Gespräche. Und auch auf kulinarische Exkursionen.“

Das ist mal ein Reiseführer nach meinem Geschmack! Die Vorliebe für gutes Essen und seine Art zu schreiben gefallen mir. Beides zieht sich wunderbar durch den Reiseführer. Und noch mehr: Manche Kapitel sind wie ein Bestseller geschrieben, bei manchen Anekdoten und Bilder muss ich schmunzeln, bei anderen gerate ich ins Schwärmen. Marcus X. Schmid hat eine Gabe Reiseerlebnisse eine Atmosphäre zu verleihen, was diesen Reiseführer von anderen unterscheidet und mich gedanklich schon die Koffer packen lässt.
Im Informations-Kapitel „Bevölkerung“ liefert uns  Marcus keine trockene Statistik, sondern ich weiß jetzt, dass Bretonen Kinder lieben und in Frankreich die Bretonen wie die Ostfriesen Ziel immer gleichen Witze sind. Dabei trinken Bretonen statistisch mehr Alkohol und haben im Vergleich eine geringere Scheidungsrate – auch eine Art Zahleninfos zu vermitteln.

Mein Fazit: Ein Reiseführer, der endlich Wikipedia keine Konkurrenz macht. Die Beschreibungen zu Orten und Sehenswürdigkeiten sind auf 630 Seiten umfassend und lesen sich so weg. Marcus X. Schmid liebt die Sprache und das zeigt sich in den Beschreibungen der Ausflugsziele. Beim Lesen der Flussfahrt auf dem Odet beispielsweise hatte ich Bilder im Kopf, als ob ich selbst auf dem Schiff sitze und die Landschaft an mir vorbei ziehen würde.
Das Bretagne Reisehandbuch* aus dem Michael Müller Verlag wartet bereits mit vielen markierten Seiten für einen nächsten Trip! Und ich bin so von diesem Reiseführer begeistert, dass ich mir einen Reiseführer von Marcus X einfach holen muss – nur zum Lesen, mit Spaß an der Freud, ohne dass das Ziel bisher meiner Wunschreiseliste stand. Ich denke, Korsika* könnte auf einmal sehr interessant für mich werden…

Interview mit Reisebuchautor Marcus X. Schmid


Ich bin neugierig. Für welchen Vornamen steht das X? Wir rätseln schon länger.

Also, so zahlreich sind Vornamen mit X auch wieder nicht. Spontan kommen mir drei in den Sinn: Xanthippe, die zänkische Frau des Sokrates, also weiblich, aber meine Eltern beschäftigten sich nicht mit Genderfragen. Xerxes, persischer Großkönig, dessen Spuren ich einmal in den kurdischen Bergen nachging, aber von ihm hatten meine Eltern vermutlich nie gehört. Also bleibt der dritte: Xaver. So hieß ein Cousin meiner Mutter, Handelskaufmann und waschechter Deutschschweizer, verheiratet mit einer ebenso waschechten Deutschschweizerin. Die beiden wohnten in Zürich und sprachen zu meinem Erstaunen stets nur Französisch miteinander und siezten sich wie Sartre und die Beauvoir. „Xavier, je vous attends en bas“, sagte sie zum Beispiel. Sie französisierte ihren Xaver also zum Xavier. Ich konnte mich zwischen den beiden Formen nicht entscheiden und fand in der Abkürzung X die Lösung. Weshalb ich das X überhaupt verwende, ist eine andere Geschichte.

Mein Reiseblog ist ein Hobby. Dennoch ist Reisen nicht gleich Urlaub. Da sind Kamera, iPhonefilmkamera, Block und Stift stets griffbereit. Zwischendurch wird live getwittert, werden Bilder ins Social Web hochgeladen und man hält Ausschau nach der schönsten Location oder einem außergewöhnlichem Ort der Region. Das kann stressig werden, dennoch macht mir mein Hobby viel Spaß. Wie ist es, wenn man hauptberuflich mit Reisegeschichten seine Brötchen verdient: Wie erleben und genießen Sie Reisen?

Ich erlebe das Reisen ohne iPhone, Twitter und Social Web. Am liebsten wäre mir: nur Block und Stift. Aber der Verleger will auch Fotos und bei Wanderungen eine GPS-Aufzeichnung. Fotografieren ist mein Ding nicht, ich stelle einfach auf Automatik und passe auf, dass ich den Finger nicht vors Objektiv halte. Noch mehr hadere ich mit dem GPS-Gerät, da muss ich jedes Mal von neuem die Gebrauchsanweisung lesen. Ich erlebe das Reisen lieber ohne technische Hilfsmittel, also mit den fünf Sinnen, manchmal kommt der sechste dazu. Zum Genießen des Reisens gehören neben den optischen Eindrücken vor allem die kulinarischen Entdeckungen. Haben Sie schon einmal eine Eclade de Moules probiert? Oder eine Seljodka pod Schuboj?

Leider noch nicht, das werde ich nachholen! Unternehmen Sie für Ihre Recherchereisen viele Kurztrips oder mischen sich längerfristig unter Einheimische?

Eine Recherchereise ist eine lange Reise, die sich aus zahlreichen Kurztrips zusammensetzt. Ich komme spontan und sehr oft mit Einheimischen ins Gespräch, Kommunikationskompetenz ist das A und O des Berufs. Längerfristige Aufenthalte am selben Ort sind bei Recherchereisen nicht möglich, eine Ausnahme sind die City-Guides. In St. Petersburg miete ich mich jeweils ein und treffe einheimische Freunde mehrmals.

Sie haben viele Reisebücher geschrieben und kennen viele schöne Landstriche intensiv. Was ist für Sie die Magie der Bretagne?

Das Licht. Das haben im 19. Jahrhundert schon die Maler entdeckt, im 20. Jahrhundert dann die Fotografen. Wenn ich bei Sonnenuntergang am Strand von Ploumanc’h stehe oder am frühen Morgen in der Forêt de Paimpont, bedaure ich, dass ich kein Maler bin und auch als Fotograf versage. Beschreiben aber könnte ich die Atmosphäre schon – immerhin das.

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Ich liebe kulinarische Erlebnisse auf Reisen. Wie stöbern Sie gute Lokalitäten auf und was ist Ihr Kulinarik-Highlight in der Bretagne?

Ein probates Mittel: Zwischen 18 und 19 Uhr in einer gut besuchten Bar einen Apéro bestellen, dann einen Einheimischen, von dem man vermutet oder dem man ansieht, dass er gerne gut isst, fragen, wo man gut isst. Vermutlich kommt dann noch jemand hinzu, der ihm widerspricht und einen anderen Vorschlag macht. Ich wiederhole mich: Kommunikation ist das A und O des Berufs. Nach drei Vorschlägen die Diskussion stoppen. Bei den vorgeschlagenen Adressen die Speisekarte studieren, das Interieur ansehen. Wenn schon alle Tische besetzt sind, ist dies meist ein gutes Zeichen, das zu spät kommt.
Highlights verlangt auch der Verleger, ich kann mit diesem Begriff nichts anfangen. Lokale, von denen ich enttäuscht bin, gelten manchen als Highlights, und andersrum: Wenn ich am Hafen von Cancale die besten Austern meines Lebens verdrückt habe, ist das für jemanden, der diese Delikatesse nicht zu schätzen weiß, kein Highlight. Im Buch sind einige Lokale mit „Mein Tipp“ ausgezeichnet. Das verlangt der Verlag, ich halte nichts davon. Lieber lege ich meine Begeisterung in die Beschreibung, mute also dem Leser ein paar Zeilen mehr zu, die ihm Entscheidungshilfe sein sollen.

Der Geheimtipp ist tot, es lebe der Geheimtipp! Nach welchen Kriterien wählen Sie die Inhalte Ihrer Reiseführer aus und schreiben Sie auch über Ihre persönlichen Geheimtipps?

Den ersten Satz würde ich umformulieren: Der Geheimtipp tötet sich selbst. Ein offenes Geheimnis ist bekanntlich kein Geheimnis. Ich schrieb einmal über ein Hotel: „Verlangen Sie Zimmer Nr. 5 – atemberaubende Aussicht!“ Das stimmte. Als ich zwei Jahre später wieder vorbeischaute, sagte mir die Hôtelière: „Ach, Sie sind das, der unsere Nr. 5 empfiehlt“, jeder wolle jetzt die Nr. 5; sie beschwerte sich, dass einige Reisende wieder abzogen waren, nachdem die Nr. 5 schon belegt war. Über persönliche Geheimtipps schreibe ich schon, aber ohne sie als „Geheimtipps“ anzupreisen.
Was die Inhalte anbelangt, so gibt es natürlich ein Verlagskonzept, das bei vielen Reisebuchverlagen eher ein Verlagskorsett ist. Mein Verleger  lässt mir zum Glück – noch – viel Freiheit. Über die Kriterien der Auswahl – Sehenswertes, Hotels, Campingplätze, Restaurants, Bars etc. – zu schreiben, würde den Platz dieses Interviews sprengen. Es gibt einerseits sogenannte „Musts“, in einem Buch über Paris muss irgendwo der Eiffelturm vorkommen. Andererseits gibt es persönliche Vorlieben, denen ich Platz einräume. Ein Reisebuch soll nützlich sein, aber das Schöne fragt nicht nach der Nützlichkeit. „Wen interessiert denn das?“ fragt dann der Lektor, und ich antworte „mich interessiert‘s – bitte stehen lassen“.

Als Bloggerin habe ich den Vorteil nicht objektiv, sondern durchaus durch meine Brille und mit Meinung gefärbt zu berichten. Wie gehen Sie mit Ausflugszielen um, die Ihnen gar nicht gefallen haben?

Ich schreibe durchaus auch subjektiv gefärbt, das lässt der Verlag zu, es gehört gewissermaßen auch zu seinem Konzept. Wenn mir Ausflugsziele nicht gefallen, aber unter die „Musts“ fallen, beschreibe ich sie so, dass der Leser merkt, dass sie mir nicht gefallen. Andere Ausflugsziele, die mir nicht gefallen, lasse ich einfach weg, das Buch wird auch so dick genug.

Wenn man noch nie in der Bretagne war, was sollte man auf gar keinen Fall verpassen? Was sind Ihre TOP 3 der schönsten Erlebnisse in der Bretagne?

Keine Soll-Vorschriften, also keine Pflichtprogramme. Verpassen kann jeder, was er will – überall, auch in der Bretagne. Folglich gilt das auch umgekehrt: Nichtverpassen kann jeder, was er will. In meinem Buch kann man lesen, was man verpassen bzw. nicht verpassen kann.
Mit „TOP 3“ kann ich so wenig anfangen wie mit Highlights. Eines meiner schönsten Erlebnisse war ein Drink in einer Strandbar. Schön, weil ich den Drink mit einer bretonischen Schönheit einnahm, die sich nebenbei auch als klug erwies – oder umgekehrt mit einer bretonisch Klugheit, die nebenbei auch schön war. Ich erfuhr viel von ihr über das Leben in der Bretagne. Wir unterhielten uns prächtig, ich lud sie zum Essen ein und gab ihr zum Abschied einen Kuss zu viel, weil ich vor Begeisterung vergaß, dass man in Frankreich im Gegensatz zu schweizerischen Gepflogenheiten nur zwei Mal küsst. Für mich war der Abend ein „TOP-Erlebnis“. Aber ich schreibe im Buch* nicht darüber. Die Strandbar war nicht besonders schön, und dass der Leser dort just auf „meine“ Bretonin trifft, ist unwahrscheinlich.

Das waren wieder wunderbare Eindrücke. Lieben Dank für das Interview.

Reisehandbuch Elsass – von Antje & Gunther Schwab

Ich bin noch nicht einmal auf der ersten Seite angelangt, geschweige denn, dass ich die Karte gesehen hätte und schon hält mich das Reisehandbuch Elsass* gefangen:

„Wussten Sie, dass…
…Fachwerkhäuser die Vorläufer unserer Fertighäuser sind?
…die legendären Bugatti-Autos im Elsass gebaut wurden?
…der berühmte Urwalddoktor Albert Schweitzer aus einem elsässischen Dorf stammt?“

Diese und weitere Fragen machten mich neugierig, dass ich am liebsten gleich zu den entsprechenden Seitenangaben gesprungen wäre. Aber als Elsass-Neuling arbeite ich mich brav zuerst durch Hintergründe und Informationen. Etwas mehr Allgemeinbildung zu diesem Fleckchen Erde kann mir nicht schaden. Zwischen Geschichte, Brauchtum und Künste erfahre ich viel Wissenswertes für meine geplante Reiseverlängerung (nach Pressetour) allein mit dem Cabrio. Bei den gut zusammen getragenen Fakten wird mir jedoch schnell klar, dass mein ursprüngliches Vorhaben zu umfangreich für drei Tage sein wird. Ernüchternd, aber besser jetzt diese Info als falsch zu planen und vor Ort nachher im Desaster unterzugehen.
Ich stöbere weiter im Elsass-Reiseführer. Markiere mir wie wild an, was ich alles gern sehen und entdecken mag. Ja, ich gehöre zu denen, die in Büchern schreiben und das Buch mit 100 Post-ITs zum Kunstwerk umgestalten. Erst dann stufe ich meine „Must-sees“ ab und packe alles in eine Google-Map. Darauf aufbauend plane ich meine Cabriorouten und suche Hotels und Unterkünfte.

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Während ich die vielen Wanderinformationen fast jungfreulich im Elsass-Reiseführer* hinterließ, war beispielsweise Colmar für mich ein Must-See bei meiner Planung. 20 Seiten spannende Lektüre im Buch überzeugten mich einen ganzen Tag für das kleine Städtchen einzuplanen, statt den ursprünglich angedachten fünf Stunden. Und selbst der eine Tag war noch zu knapp. Genial war der abgebildete Stadtplan im Reiseführer. Neben Sehenswürdigkeiten sind Gastronomie und Hotels eingezeichnet. Letzteres half mir meine Unterkunft zu finden: zentrumsnah ohne direkt im teuren Zentrum zu übernachten.

Mein Fazit: Wer das Elsass mit einem Teil der Vogesen auf eigene Faust erkunden möchte, ist mit dem 430-Seiten-starken Reisehandbuch von Antje & Gunther Schwab sehr gut aufgehoben. Individuelle Reisen lassen sich mit unterschiedlichsten Schwerpunkten planen. Es gibt Hintergrundinfos, Hotels und Gastrotipps. Knapp 40 Karten helfen zur Orientierung. Das Buch gibt mehr Hinweise, als ich es von anderen Reiseführern kenne. So werden beispielsweise Greeters für besondere Stadtführungen vorgestellt oder Hinweise zu Citypässen gegeben.
Mir persönlich fehlen ein paar Tipps zu „Mitmachaktionen“ oder kreative Urlaubserlebnisse wie beispielsweise einmal selbst Käse herstellen. Die Gastronomietipps könnten für mich etwas ausführlicher sein. Aber alles in einem Buch zu verewigen, würde sicherlich den Rahmen sprengen.

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Interview mit dem Antje & Gunther Schwab


Als Reisbuchautorenteam sind Sie Kenner der Region. Wie oft waren Sie schon im Elsass?

Da wir in der Grenzregion, genauer gesagt in Karlsruhe, leben, kann man unsere Aufenthalte wirklich nicht mehr zählen. Für die Recherchen sind wir pro Neuauflage mindestens an 50 Tagen und Nächten im Elsass, außerdem aber auch oft privat, zum Wandern, Essen, Bummeln etc. Wir haben aber spaßeshalber mal überschlagen, dass wir insgesamt schon 400 bis 450 Tage in unserem Leben im Elsass verbracht haben.

Welche Quellen und Reiseführer nutzen Sie für Ihre Recherchen?

Wir benutzen ganz verschiedene Quellen, gerne das Infomaterial von Atout France, aber natürlich auch die unterschiedlichsten Reisebücher vom kunsthistorischen Führer aus dem DuMont-Verlag bis zu den eher „lockeren“ Bänden aus dem Oase-Verlag. Nicht zuletzt bieten uns französischsprachige Reisebücher wie z.B. der Routard oder der Petit Futé viele Infos. Außerdem besitzen wir jede Menge Bücher und Bildbände zum Elsass, die eine große Bandbreite (Geschichte, Natur, Architektur etc.) abdecken. Und nicht zuletzt benutzen wir natürlich das Internet.

Haben Sie alle Sehenswürdigkeiten selbst erlebt oder werden auch Ausflugstipps „aus der Theorie“ aufgenommen?

Wir haben wirklich alles – ohne jede Ausnahme – selbst erlebt, oft besuchen wir Sehenswürdigkeiten auch mehrmals.

Was ist entscheidend, um in den Reiseband aufgenommen zu werden und was nicht?

Zum einen gibt der Verlag vor, welche Bereiche abgedeckt werden sollen. Sehenswürdigkeiten, praktische Infos, Wanderungen etc. Was die Sehenswürdigkeiten angeht, gibt es natürlich zunächst Dinge, an denen man „nicht vorbeikommt“ wie z.B. das Musée d’Unterlinden. Bei kleineren Museen entscheiden wir je nach unserem eigenen Geschmack und natürlich auch unter dem Gesichtspunkt, ob es zur Klientel des Verlags passt, die ja gerne auch Dinge „abseits der ausgetretenen Pfade“ besuchen möchte. Ähnlich ist das auch bei praktischen Infos wie Restaurants und Hotels.

Auch ich liebäugle schon länger damit, ein Reisebuch zu veröffentlichen. Wie lange hat es gedauert, bis Sie die erste sehr umfassende Ausgabe des Elsass-Reiseführer* fertiggestellt haben?

Ca. ein Jahr. Dabei muss man aber bedenken, dass wir nicht hauptberuflich Reisejournalisten sind.

Reisebloggern wird häufiger eine fehlende Neutralität unterstellt, wenn man bei seinen Recherchereisen unterstützt wurde. Ich halte es für mich so, dass ich jeden Artikel am Ende entsprechend auffallend kennzeichne und die Art der Unterstützung beschreibe. Wie gehen Sie mit einer Unterstützungskennzeichnung in Ihren Büchern um?

Wir werden von niemandem unterstützt. Einzige Ausnahme: Atout France, die uns Gesprächstermine vermitteln und die eine oder andere Übernachtung sponsern. Dafür bedanken wir uns im Reiseführer.

Als Bloggerin habe ich den Vorteil nicht objektiv, sondern durchaus durch meine Brille und mit Meinung gefärbt zu berichten. Wie gehen Sie mit Ausflugszielen um, die Ihnen gar nicht gefallen haben? Erscheinen diese auch im Reiseband?

Ja, wenn wir das Gefühl haben, dass die Leser das Ziel gerne sehen würden. Uns gefallen Zeugnisse des preußischen Militarismus wie z.B. die Feste Kaiser Wilhelm in Mutzig überhaupt nicht. Dennoch beschreiben wir derartige Ziele, weil wir durch Emails von Lesern wissen, dass es ihnen wichtig ist. Auch mit moderner Kunst können wir beide persönlich nicht sehr viel anfangen, aber dennoch beschreiben wir z.B. das Musée d’Art Moderne et Contemporain in Strasbourg ausführlich und genau, weil es für viele Leser ein absolutes Muss ist.

Was sollte man im Elsass auf gar keinen Fall verpassen? Was sind Ihre TOP 3 der schönsten Erlebnisse im Elsass?

Das ist wirklich eine ganz schwierige Frage. Also:

  1. Der Isenheimer Altar.
  2. Die Hochvogesen, entweder nur auf einer Wanderung mit zünftiger Mahlzeit in einer Ferme Auberge oder gar bei der Transhumance.
  3. Der Besuch einer schönen Winstub z.B. in Gueberschwihr, Bergheim oder Scherwiller.                                                                                           

Das klingt so gut, dass ich meine Liste für das nächste mal Elsass wieder erweitern muss. Herzlichen Dank für das Interview.


Persönlich bin ich bisher immer begeistert von Reiseführern aus dem Michael Müller Verlag gewesen. Sie sind stets einen Tick anders, bereicherten meine Reisen bei der Planung und vor Ort. Ihr habt auch die Möglichkeit, Reiseführer mitzugestalten: Der Verlag hat eine gesonderte Seite, wo Ihr Reisetipps einreichen könnt.

 

Offenlegung: Beide Reiseführer wurden mir vom Michael Müller Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür, meine Meinung bleibt wie immer die eigene!
*Partnerlink Michael Müller Verlag

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4 Kommentare

  1. Toll, kam gerade richtig. Den Bretagneführer mein ich und der ist schon bestellt. Wir freuen uns schon auf die Artischocken und Mee(h)r. Danke für den guten Tip und die tollen Infos die man immer wieder auf der schönen Seite findet. Es lebe die vielweiberei;-)

    Gruss vom Kartenmann

  2. Ich bin auch ein grosser Fan von Reiseführern in Buchform. Es ist einfach anders, als auf dem Internet Infos zu haben. Ausserdem lese ich den Reiseführer gerne abends im Bett – und da will ich meinen Computer wirklich nicht sehen :)

    Das Interview mit Herrn Marcus X. Schmid fand ich hoch-interessant. Er scheint nicht unbedingt ein einfacher Mensch zu sein, aber seine Philosophie für Reiseführer gefällt mir sehr gut.

  3. Christiane

    wieder mal danke für die Tipps mit den Reisehandbüchern. Die Bretagne kenne ich nicht, aber im Elsass war ich schon zweimal, leider viel zu kurz. Colmar ist wunderschön und auch die Fahrt in die Vogesen zum Odilienberg – leider sehr nebelumwoben – hat mir damals sehr gefallen. Alleine nur das Buch lesen ist bestimmt ein kleiner Urlaub. Liebe Grüße

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