Lust auf eine der schönsten Städte Deutschlands? – Reiseführertipp für Lübeck

Fotonachweis © Kirsten KoepkeFotonachweis © Kirsten Koepke

Lübeck ist für mich eine der schönsten Städte Deutschlands. Man spürt die Nähe zum Meer und den besonderen Flair der alten Hanse. Lübeck ist vollgestopft mit Geschichte und man entdeckt komprimiert im Altstadtkern immer wieder neue Dinge. Ich war schon oft in Lübeck und jedes Mal fahre ich mit neuen Lübeck-Erlebnissen wehmütig nach Hause.

Matthias Kröner ist gar nicht mehr nach Hause gefahren, sondern hat sich gleich in Lübeck niedergelassen – und das als Franke, was etwas heißen soll. Er hat wie ich finde einen besonderen Reiseführer zu einer Stadt geschrieben, die seine Wahlheimat geworden ist. Auf den ersten Blick ist der Reiseführer zu Lübeck im Michael Müller Verlag wie ein klassischer Reiseführer aufgebaut. Allerdings ist das Buch keine Tourismuswerbung, es ist vielmehr eine Liebesgeschichte an eine Stadt. Man spürt mit jeder Zeile die Zuneigung zur Grande Dame der Hanse und beim Stöbern weckt sich bei mir der Tatendrang, selbiges auch zu erleben. Ich lese im Buch über Entdeckungen, die man als Besucher nur schwer findet oder daran vorbei gehen würde. Das macht für mich einen guten Reiseführer aus: Auch gern abseits vom Mainstream und Wikipedia Informationen zu erhalten. So markiere ich wild im Buch, setze mir Lesezeichen und plane innerlich schon meine nächste Reise in die bezaubernde Hansestadt. Rund 200 Seiten ist der Städtereiseführer stark. Handlich für unterwegs enthält er dennoch umfassende Informationen für die Reiseplanung. Vorher darf ich den Autor Matthias Kröner zu seiner Lieblingsstadt und zu seinem Buch interviewen.

Reiseführerautor Matthias Kröner – Fotonachweis © Gabriele Kröner

Vor dem Interview recherchiere ich etwas zum Autor und bin beeindruckt, wie viele Einträge man im Nürnberg-Wiki über den gebürtigen Nürnberger findet. Matthias Kröner ist umtriebig und hat bereits viel veröffentlicht: U.a. in mare, ZEIT Online, Geo Saison, Das Gedicht, Das Magazin, BR. Er erhielt acht Auszeichnungen für Prosa, Lyrik und Journalistik. Das beeindruckt mich! Matthias, was treibt einen von der Magisterarbeit „Das Event-Potential der Melancholie“ zum Reisejournalisten?

Ach, das liegt gar nicht so weit auseinander. Gerade Städte haben so viele Geschichten zu erzählen, die ich für meine Reisebücher schlicht sammeln, neu und ehrlich erleben und dann unbedingt aufschreiben wollte. Ich finde ja, dass gerade auch Reiseführer sehr unterhaltsam sein dürfen. Dazu gehört es auch, dass man subjektiv und persönlich ist, wertet und trotzdem bei der Faktizität bleibt. Sogar melancholisch ist man: Dann, wenn die wundersamen Recherchetrips wieder vorbei sind …

Die „Skyline“ an der Untertrave – Fotonachweis © Matthias Kröner

Als „Minimetropole am Meer“ beschreibst Du Deine schönste und spannendste Stadt der Welt. Gemeint ist Lübeck – und ich kann Dir aus tiefem Herzen zustimmen. Lübeck macht Dich ruhig und abenteuerlustig zugleich, schreibst Du. Wie oder woher kommt dieses Gefühl für Dich?

Nun, es hängt auch mit meiner Geschichte mit dieser Stadt zusammen. Meine damalige Freundin, heute Frau, und ich sind 2007 aus einer länger überlegten Laune heraus in den Norden gezogen, nach Lübeck, in Meernähe. Zwei Jahre später stieg in der Altstadt eine Buchhändlertagung, auf der mich Michael Müller geradezu gezwungen hat, einen Lübeck-Reiseführer zu schreiben.
Obwohl ich Lübeck schon vorher mochte, habe ich mit diesem Projekt erst begriffen, was mir so gut gefällt: Es ist diese unglaublich gut erhaltene Altstadt, in der man in kürzester Zeit genau das erleben und tun kann, wonach einem gerade der Sinn steht.
In Lübeck gibt es grandiose Preacher’s Slams, wo Popen gegen Poeten antreten. 500 Meter entfernt kredenzt ein 1-Sterne-Koch. Wer danach lieber klassische Klänge hört, geht in acht Minuten zu einem der kostenlosen Konzerte der Musikhochschule, Studierende aus aller Welt spielen hier auf. Wer es sportlicher mag, kann mit dem Kanu die Altstadt umrunden, auf Spendenbasis.
Dazwischen stolpert man geradezu über Kunstschätze, von denen Lübeck (es gab nur einen Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg) übervoll ist. Doch auch einige der Kirchen und Museen – ebenfalls in geringer Entfernung – lohnen sich.

Im Buch beschreibst Du u.a. fünf Spaziergänge durch die Stadt. Für mich wunderbar, da man alles fußläufig auf einmal erleben kann und nicht zickzack durch die Stadt läuft. So geht Sightseeing auch am Abend mal nach Dienstreise. Wie kam es zu diesen Zusammenstellungen?

Ich habe länger überlegt, ob ich ein thematisches Reisebuch schreiben soll. Denn im Vergleich zu großen Metropolen wie London oder Paris oder auch Hamburg, wo es völlig klar ist, dass man einzelne Stadtviertel beschreibt, hat man in Lübeck eben den Altstadthügel und Travemünde – und einige etwas entfernte Sightseeing-Spots, die sich trotz eines gewissen Aufwands lohnen.
Doch diese ursprüngliche Idee war zu kompliziert und hätte auch die Leser bevormundet, weshalb ich die Altstadt in fünf Segmente eingeteilt habe. Nun kann jeder entscheiden, ob er die fünf Touren in einer einzigen großen Runde gehen oder sich lieber einige Abschnitte heraussuchen mag (wobei ich immer wieder auf Abkürzungen hinweise).
So konnte ich den Stadtbesuchern die schönsten Straßen und Sträßlein mitsamt der niedlichen Höfe und Gänge (im Mittelalter Armenquartiere, heute begehrter Wohnraum) vorstellen. Davon abgesehen, funktioniert das Buch natürlich auch so, dass man sich für einige Sachen entscheidet und dafür nicht extra die Spaziergänge zu gehen braucht. Doch glaub mir: Wer nur schnurstracks die grässliche Holstenstraße zu Niederegger nach oben läuft, verpasst viel …

Abendstimmung an der Obertrave – Fotonachweis © Matthias Kröner

Eine der kleinen Gässchen, in der der Buddenbrooks-Film gedreht wurde – Fotonachweis © Kirsten Koepke

Guten Geheimtipps sind oft selten in Reiseführern. In Deinem Buch gibt es davon zahlreiche: Ob der Tipp zum Parkhaus Aalhof für einen Kinoleinwandblick oder den Lübecker Dom zu einer bestimmten Zeit zu besuchen, wenn Studierende der Musikhochschule an der Orgel spielen. Wie entdeckst Du Deine Geheimtipps?

Durch sehr aufwändige Recherche, viele Gespräche mit Einheimischen, das Studium des Stadtteils der Lübecker Nachrichten und, nicht zuletzt, durch Glück. Damals bei meiner Erstrecherche im Dom spielte tatsächlich ein Studierender an der Orgel, und ich fragte den Küster, zu welcher Uhrzeit denn die Orgelschüler hier „auftreten“. Beim „Kinoleinwandblick“ wiederum brauchte ich eigentlich nur einen Parkplatz und war erstaunt, dass offenbar niemand so wirklich wahrnimmt, welche Aussicht man von da oben hat. Da kam mir der frische Blick des Hinzugezogenen zu Hilfe. Doch auch bei anderen Tipps, die etwas außer der Reihe stehen, muss man sich ein Stück weit auf sich selbst verlassen, darauf, dass die eigene Meinung der der meisten Reisenden entspricht.

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Von der Trave eingerahmt liegt die Altstadt Lübecks fast wie auf einer Insel

Gerne lese ich in Reiseführern ausführlich den kulinarischen Teil. Ausführlich gibst Du Tipps zu Einkehrmöglichkeiten in Restaurants und Cafés. Hand aufs Herz: Alles selbst ausprobiert?

Das kann und will ich für mein Hamburgbuch nicht behaupten. Doch für Lübeck stimmt es. Jedes Lokal, über das ich schreibe, habe ich vorher inkognito getestet. Deshalb kommen nicht immer nur Loblieder heraus …
Bei Hamburg wiederum habe ich mir die Restaurants, die im Buch sind und die ich nicht testen konnte, allesamt angesehen und mit Einheimischen über die Qualität gesprochen. Gerade die kulinarische Rubrik ist mir eminent wichtig, da es in jeder Stadt so viele Nepp-Lokale gibt.

Wie lange schreibt und recherchiert man an solch einem Städtereiseführer – letztlich um auch beispielsweise herauszufinden, dass Marzipan einst ein verschreibungspflichtiges Potenzmittel war?

Ich habe an den zwei Büchern jeweils zwei Jahre gearbeitet. Kurz vor Abgabe recherchiert man dann alles noch einmal neu, weil sich wieder soviel verändert hat … Da ja so gut wie niemand vom Schreiben leben kann, musste ich nebenher Geld verdienen, weshalb es immer wieder längere Unterbrechungen gab. Wäre das liebe Kleingeld egal gewesen, hätte ich es wohl (mit Zehn-Stunden-Tagen) alles in allem in einem halben Jahr jeweils hinbekommen.
Andererseits hat diese größere Zeitspanne auch seine Vorteile. Man trägt einige Gedanken etwas länger mit sich herum, liest manche geschichtlichen Abhandlungen (die als Recherchehintergrund nötig sind) ein zweites Mal und entdeckt dann, dass Marzipan ein verschreibungspflichtiges Potenzmittel war … Ob ich das bei einer Quicki-Recherche herausgefunden hätte?

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Nicht wie bei Madam Tussaud aus Wachs, in Lübeck bei Niederegger werden aus Marzipan berühmte Persönlichkeiten dargestellt.

Was war Dein schönstes Erlebnis in Lübeck?

Für mich war und ist es immer wieder das Aufgehen in der Aufgabe. Ich mag das: Unterwegssein und etwas herausfinden. Ich fühle mich da sehr frei. Man weiß nie, was als nächstes passiert. Denn wie wir alle wissen: Wenn der Mensch einen Plan macht, lachen die Götter …
Was bei mir konkret ganz stark hängen geblieben ist, war ein Spaziergang auf dem Priwall in Travemünde, wo man stundenlang bis nach Mecklenburg-Vorpommern wandern kann und es nie überlaufen ist. Dabei hört man das Wellenrauschen, sieht einige der dicken Pötte, die die Horizontlinie entlangfahren und spürt einen Wind, der den Kopf von allen unerwünschten Gedanken freipustet.
In der Altstadt ist es immer wieder die eher unbekannte Hundestraße, die nachmittags – im Idealfall – schräg von der Sonne beschienen wird: Sie begeistert mich immer wieder aufs Neue. Da habe ich eine Ahnung davon, wie Lübeck einmal ausgesehen hat, und schätze es, was die Bewohner bis heute daraus gemacht haben.

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Hansemuseum in Lübeck: Markplatz 1361 in Brügge

Was wäre Dein Geheimtipp für Städtebesucher, die Lübeck das erste Mal erleben?

Tatsächlich das gar nicht so bekannte Willy-Brandt-Haus. Für mich ist es immer noch die Nummer eins der Museen in Lübeck, selbst das Hansemuseum kann da nicht mithalten. Noch nie habe ich so viel über die deutsche Nachkriegszeit so unterhaltsam gelernt wie dort. Zudem: Eintritt frei.
Wer lieber gleich ans Meer geht, sollte vorher Gothmund aufsuchen. Es liegt auf dem Weg nach Travemünde und ist ein uraltes Fischerdorf, das derart versteckt ist, dass es selbst die Franzosen während ihrer Fremdbesetzung in Lübeck zunächst nicht entdecken konnten. Wer mag, kann von dort noch das Naturschutzgebiet Schellbruch auf Wanderwegen erleben. Seltene und gefähr­dete Enten, Wat- und Singvögel finden hier einen Zufluchtsort.
Doch Vorsicht, man kann so ein wenig süchtig werden von dieser Stadt. Denn es gibt noch viele, viele solcher Geheimtipps …

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Das Wahrzeichen schlechthin

Danke lieber Matthias, das Interview weckt noch mehr Sehnsucht für einen nächsten Städtebesuch nach Lübeck – und dann vielleicht auf einen gemeinsamen Kaffee mit Neuentdeckungen.

Nachtrag 21.7.2017:

Die Verlosung ist beendet. Der Gewinner wurde per Mail benachrichtigt. Danke fürs Mitmachen!
Ihr möchtet den Reiseführer Lübeck aus dem Michael Müller Verlag Euer eigen nennen? Dann macht mit bei der Verlosung: Schreibt einen Kommentar hier unter den Artikel, was Euch zu Lübeck einfallt, was Euch mit Lübeck verbindet. Ward Ihr schon mal da und möchtet wieder hin? Was habt Ihr dort erlebt? Ward Ihr noch nie da und plant eine Reise in die Königin der Hanse?
Wichtig ist: Hinterlasst bei Eurem Kommentar eine gültige Emailadresse, sonst kann ich Euch nicht erreichen für die Versandadresse. Es entscheidet das Los. An der Verlosung teilnehmen kannst Du bis zum 20.07.2017.
Der Gewinner wird unter allen Teilnehmern ausgelost und per E-Mail benachrichtigt. Alle Daten werden nur für die Gewinnbenachrichtigung verwendet. Sollte sich der Gewinner nicht innerhalb von 30 Tagen nach der Bekanntgabe melden, verfällt sein Anspruch auf den Gewinn. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Ich wünsche Euch viel Glück!

Offenlegung: Der City-Reiseführer Lübeck wurde mir vom Michael Müller Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür, meine Meinung bleibt wie immer die eigene!

 

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26 Kommentare

  1. Hach Lübeck, da will ich so gerne mal hin, wegen der Buddenbrooks natürlich. Und wegen dem leckeren Marzipan… Leider hat es bisher noch nicht geklappt, aber nächstes Jahr ist eine Ostsee-Tour geplant, da schaffe ich es bestimmt.
    Viele Grüße,
    die Alex

  2. Ich denke bei Lübeck sofort an Thomas Mann und an den alten 50 DM-Schein. Ich war schon mal in Lübeck, aber das ist sehr lange her. Ich möchte sehr gerne mal wieder hin und die schöne Stadt ausführlich erkunden.
    Viele Grüße, Meike

  3. Ich möchte gerne nach Lübeck, weil es Welterbestätte ist. Außerdem bin ich ein großer Fan von Marzipan und *muss* ja alleine deshalb quasi mal hin. =)

  4. Matthias

    Das passt ja perfekt! Im September sind wir eine Woche in Lübeck, da käme ein neuer Reiseführer gerade recht.

  5. Matthias

    Das passt ja, wir sind im September eine Woche in Lübeck, da käme ein neuer Reiseführer gerade recht!

  6. Das Interview und Buchreview klingt gut. Werfe auch meinen Hut für die Verlosung ins Rennen.

  7. Hab schon für August eine Wochenendreise gebucht. Für unsere Planung käme der Reiseführer gerade recht :-)

  8. Travemünde war ich als Kind oft. Würde gern mal wieder in den Norden und dann mit dem Buch auch Lübeck erkunden.

  9. Einen Reiseführer für Lübeck könnte ich gebrauchen. Im Oktober fahre ich mit 9 weiteren Zumba Tanten für ein Wochenende nach Lübeck. Hotel und Ziug sind gebucht und beim Programm steht noch das ? Im Gesicht. Wir können ja nicht nur Marzipan essen 😂

    • Ob mit oder ohne Gewinn des Reiseführers: Lübeck kann ich Dir als Städtereise empfehlen – und Travemünde gleich dazu…

  10. Bei Lübeck muss ich immer an d. Hanse-Vergangenheit denken u.d. Schönheit dieser Städte.
    U. nat. an Marzipan.
    Da muss ich unbedingt mal hin !

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