Oranje mal in blau-weiß: Citykurztrip nach Delft

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Kurz mal raus und Neues entdecken? Das geht wunderbar mit einem kleinen Citytrip nach Delft. Wer kennt nicht das berühmte blau-weiße Porzellan aus Südholland? Als ich auf dem Keukenhof in einem Blumenmeer eine künstlerische Darbietung mit floralem blau-weißen Keramiken entdecke, stand für mich fest: Die Herkunftsstadt Delft muss ich einmal besuchen – ohne zu wissen, was mich erwarten würde.

Künstlerausstellung auf dem Keukenhof

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Delft blühte im Goldenen Zeitalter und ist eine der ältesten Städte der Niederlande

Delft – Malerische Wasserstraßen

Delft ist eine der ältesten Städte der Niederlande. Um 1100 bezeichnete man mit dem Wort Delf eine Gracht – und davon gibt es in der südholländischen Stadt eine Menge. Bei der Anreise cruisen wir kurz mit dem Auto durch die Altstadt. Das hatte etwas von einer Berg-und-Tal-Fahrt, so hügelig ging es über zahlreiche Brücken der Grachten. Gefühlt sind die Kanalübergänge steiler als sonst in den Niederlanden. Ursprünglich dienten die Grachten von Delft als Verteidigungs- und Versorgungslinien, über die Waren und Menschen transportiert werden konnten. Als wir am Grachtengürtel entlang laufen, entdecken wir viele malerische Motive. Im Sommer kann man wunderbar eine Fahrt auf den künstlich angelegten Wasserwegen unternehmen und die Altstadt vom Wasser aus bewundern.

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Delf hießen vor vielen Jahren Grachten

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Grachtengürtel durchziehen die ganze Altstadt von Delft

Vermeerzentrum: Von Zeitgeist, Liebe, Kunst und Reproduktionen

Wer Delft besucht, erlebt das Goldene Zeitalter zum Anfassen. Als Goldenes Zeitalter wird die Epoche um das 17. Jahrhundert bezeichnet. Die Niederlande war eine weltumspannenden See- und Handelsmacht und entwickelte eine bisher beispiellose Blüte von Kultur und Kunst. Man muss sich mal überlegen, dass 1650 in den Niederlanden circa 700 Maler arbeiteten, die jährlich etwa 70.000 Gemälde „produzierten“.

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Vermeers Kunstwerke begegnen einem in Delft überall

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Zeitgeist und Leben des Künstlers in einem Haus

Eine der berühmtesten Söhne der Stadt und einer der bekanntesten holländischen Maler des Barock ist der Künstler Johannes Vermeer. 1632 wurde der Altmeister in Delft geboren. Hauptberuflich war er Kunsthändler, malte selbst nur wenige Bilder. Seine Portraits von jungen Frauen sind weltberühmt. Wer kennt die Kunstwerke nicht: Das Mädchen mit den Perlenohringen oder Dienstmagd mit Milchkrug? Viele seine Gemälde sind bis heute erhalten geblieben und heute im Mauritshuis in Den Haag und im Rijksmuseum in Amsterdam zu bewundern.

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Mitten in der Altstadt im ehemaligen Gebäude der St. Lukasgilde liegt das Vermeerzentrum

Auf den Besuch des Museums Vermeerzentrum in Delft freue ich mich. Papa schlurft etwas demotiviert neben mir her, konnte er vorher nichts mit dem Maler anfangen. Aus der Kälte kommend betreten wir im Zentrum zunächst den Museumsshop. Hier gibt es das Beohringte Mädchen und die Magd zu hauf vom Handtuch bis zum Radiergummi – auch auf Tassen, an denen ich natürlich nicht vorbei komme, aber das ist eine andere Geschichte. Mein Vater sieht die Kunstwerke, seine Neugier ist erweckt, weil er die Bilder jetzt wieder erkennt.

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Kunstdruck und auf alles und jedem – dabei aber schön

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Hier gibt es auch Kunst-Tassen <3

Wir haben uns zum Museum vorher nicht informiert. Ich bin enttäuscht, dass ich in Delft selbst kein Originalbild von Johannes Vermeer bewundern darf, sondern nur Kopien. Mein Vater stört dies weniger, als wir uns auf den 20-Punkte-Weg des Museums aufmachen. Über kostenlosen Audioguide höre ich Wissenswertes und berichte meinem Vater dazu. Mit Hörgeräten ist so ein Guide leider nichts. Nach kurzer Führung finde ich die fehlenden Originale gar nicht mehr störend. Johannes Vermeer schuf in seinem Leben nur 45 Gemälde, von denen 35 heute noch existieren. Spannend im Vermeerzentrum ist, dass Geschichte erzählt wird, man viel über die Malweise zu Licht und Schatten erfährt und sich auf die Liebesbotschaften des Künstlers begibt. Letzteres fasziniert sogar meinen Vater, was mich selbst verwundert.

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Noch sind wir uns unschlüssig: Hat Delft mehr Fahrräder oder Grachten?

Diamantenring – Mitbringsel für Zuhause?

Wenige Meter vom Vermeerszentrum entdecken wir die Bäckerei Stadsbakkerij de Diamantenring, bei der sich eine Menschentraube bildet. Wir mischen uns unter die wartenden Einheimischen und sind gespannt, was uns erwarten wird. Trotz der Betriebsamkeit herrscht Gemütlichkeit und bleibt Zeit für einen nachbarschaftlichen Plausch vor und hinter der Theke. Ich entdecke – für Holland eher ungewöhnlich – Roggenbrot und Zwieback. Wir hatten bereits ein leckeres Frühstück im Museumshotel. Auch wenn so manches Angebot verlockend aussah, waren wir noch gut gesättigt. Zufällig fiel mein Blick auf Scheve Jantjes: Cremebutterkekse der berühmten alten Delfter Kirche. Mit Keksdose im Delfter Blau bestens als Geschenk für Daheimgebliebene geeignet, oder wie sich wenige Stunden später herausstellt: Für einen selbst – resümierte mein Vater schnabulierend bei einer Tasse Tee.

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Nieuwe Kerk – Wenn neu auch schon ganz schön alt ist

Wir gelangen zum Marktplatz von Delft. Hier spielt sich das Leben ab. Straßencafés sind bei heutigen Minustemperaturen draußen unter Heizpilzen durchaus besetzt. Unser Delftbesuch war als Karnevalsflucht gedacht. So weit oben in Holland wird – anders wie im grenznahen Limburg – kein Karneval gefeiert. Feiern können die Delfter dennoch. Und so wummern die Charts aus lauten Boxen vor dem Rathaus. Ich wippe leicht mit, genieße die Sonnenstrahlen. Wäre ich alleine auf Reisen, hätte ich mir das Treiben noch etwas länger angeschaut. Mein Vater mit seinen Hörgeräten fand die Darbietung weniger schön, so dass wir zügig zur gegenüberliegenden Nieuwe Kerk einkehren.

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Viele Cafés säumen den Marktplatz von Delft vor dem Rathaus

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Die neue Kirche am Delfter Marktplatz

Die neue Kirche stammt aus dem Jahr 1351. Bekannt und gut besucht ist die Kirche durch die Königs-Grabstätte von Wilhelm von Oranien. Es gibt jedoch noch viele weitere Dinge zu bestaunen: Imposante Orgeln, Kronleuchter und Buntglasfenster. Die Kirche bietet den zweithöchsten Kirchturm der Niederlande und man kann per Stufen auf über 100 Meter aufsteigen. Wir entscheiden uns dagegen, auch wenn der Blick sicher fabelhaft ist. Dafür lassen wir uns vom Lichtspiel der Fenster verzaubern.
Die Oude Kerk haben wir bei unserem Besuch in Delft nicht besichtigt, dabei hätten wir von unserer Hoteltüre gleich in die Kirchentüre einfallen können. Sie soll allerdings mit ihren bunten Glasfenstern ebenfalls sehr sehenswert sein.

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Die Oude Kerk von Delft liegt direkt beim Best Western Museumshotel

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Blau-weiß findet sich in Delft in jeder Gasse

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Blau-weiß bestimmt das Stadtbild

Eine Stadt in blau-weiß: Die weltberühmte Delfter Keramik

Wir genießen in einem Café am Marktplatz einen leckeren heißen Chocomel (besser kann Kakao nicht schmecken) und lassen uns danach weiter durch die Altstadt treiben. Wir schlendern durch Gassen. Immer wieder überqueren wir Grachten. Blau-weiß ist in jeder Ecke der Stadt präsent. Gefühlte minus 20 Grad treiben uns nach wenigen Metern in die Wärme eines Souvenirladens. Zwar befinden sich schon zwei neue Tassen-Errungenschaften in meinem Rucksack, aber stöbern macht immer wieder Spaß.

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Souvenirladen für blau-weißes Steingut

Spricht man vom Delfter Blau, so muss man korrekter Weise von Steingut und nicht Porzellan reden. Delfter Töpfer sprachen zwischen 1600 und 1800 jedoch gern vom Delfter „Porzellan“, war es doch nur die günstigere Variante vom echt chinesischen Porzellan. Die Werke waren sehr beliebt. Delft zählte zu den wichtigsten Steingutlieferanten Europas. Zu Hochzeiten gab es über 30 Manufakturen. Von all diesen Fabriken existiert als einzige heute noch die 1653 gegründete Manufaktur „Royal Delft“. Etwas außerhalb der Altstadt gelegen war ich mit meinem Vater am Vortag bei der Anreise dort. Leider konnte ich ihn nicht zu einem Besuch der alten Fabrik aus dem Jahre 17. Jahrhundert begeistern, dabei soll ein Besuch so interessant sein. Besonders reizt mich natürlich der Malworkshop. Wenn man nicht alleine unterwegs ist, muss man Opfer bringen. Da Delft jedoch sehr nah an Den Haag und Scheveningen liegt, werde ich das zu einem späteren Zeitpunkt einfach nachholen.

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Tulpen und blau-weißes „Porzellan“ – geht es holländischer?

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Royal Delft gibt es auch in der Altstadt zu kaufen

Stads-Koffyhuis: Hipp und urgemütlich

Kein Citytrip ohne ein gemütliches Essen oder Teepause. Eigentlich durch Zufall entdecken wir bei unserer Parkgarage Phoenix beim Ausgang das Stads-Koffyhuis. Nach drei Stunden Anreise und leichtem Schneesturm genießen wir die Wärme und Gemütlichkeit. Jeder Tisch ist besetzt und reserviert hatten wir nicht. Fast wollten wir gehen, als doch ein Tisch frei wird. Nach dem ersten Kaffee fällt mir auf, dass genau diese Lokalität bei mir auf der Besuchsliste steht: Hier soll es die besten Sandwiches der Niederlande geben. Damit hat das Koffyhuis-Team schon Preise abgeräumt.

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Heiß und lecker

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Kann ich bestätigen!

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Nicht nur die Sandwiches sind im Stads-Koffyhuis vorzüglich, auch die Burger schmeckten wunderbar

Die Teller die aus der Küche an uns vorbei getragen werden, sehen vielversprechend aus. Uns locken die gut aussehenden Burger und wir werden nicht enttäuscht. Auf den Punkt gegrillt, mit knackigem Salat, köstlichem Dressing und beste holländische Widgets genießen wir im Wintergarten den eher trüben Mittag. In der Karte entdecke ich, dass es im Stads-Koffyhuis auch eine Teezeit, sogar einen High Tea geben soll. Satt vom köstlichem Burger fällt das für uns heute leider aus. Was ich an den Nachbarstischen jedoch sehen konnte, war lohnenswert! Im Sommer sitzt man phantastisch gleich an der Gracht. Das hat etwas!

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Direkt am Kanal liegt das Stadtcafé

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Der Frühling wird gelockt

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Gemütliches Ambiente – bestens auch für eine Teezeit

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Das Stads-Koffyhuis ist zentral zwischen Parkhaus und Altstadt gelegen

Parkhinweis

In der Altstadt gibt es nur Anwohnerparkplätze, die nicht genutzt werden dürfen und wenige freie Parkplätze, die für jeden zugänglich sind. Parkgebühren fallen jeden Tag an – auch sonntags. Mit Bargeld kann die Parkgebühr nicht entrichtet werden. Das geht nur mit Karte. Es gibt keinen Parkschein, sondern man muss beim Parkautomaten sein Kennzeichen und die gewünschte Parkzeit eingeben. Leichter ist das Parken in den umliegenden Parkhäusern der Altstadt.

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Zu Fuß oder mit dem Rad ist man gut in der Innenstadt von Delft unterwegs

Übersichtskarte

Reiseführertipp
Mit dem neuen Buch von Alexandra Johnen: „Niederländische Nordseeküste – Zeit für das Beste„* findet Ihr noch mehr Tipps zu Delft und zur Küste, die nur wenige Kilometer entfernt und schnell erreichbar ist.

Offenlegung: Meine Recherchereise nach Deft wurde mit einer Übernachtung im Best Western Museumshotel der Best Western Hotels Central Europe GmbH unterstützt. Meine Meinung im Blogbericht bleibt davon unbeeinflusst. Für den Beitrag erhielt ich kein Honorar. Herzlichen Dank dafür.

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