Mallorca auf 300 Seiten zum Träumen, Recherchieren und Verlieben

Mallorca ist bei deutschen Urlaubern beliebt. Ich selbst war vor über 40 Jahren das erste Mal auf der Mittelmeerinsel, kenne viele Hotspots und verträumte Plätze. Mallorca ist eine Insel der Gegensätze. Sie bietet mehr als Ballermann-Image und Handtuch-Reservierung morgens um 6 Uhr auf den Liegen am Pool. Seit Jahren führt der Mallorca-Reiseführer* von Thomas Schröder die Bestsellerlisten an. Im Interview verrät mir der Autor einige seiner Geheimtipps.

Mallorca hat jahrelang mit dem Ballermann-Image zu kämpfen und genießt auch heute nicht den interessantesten Ruf für individuelle Reisen. Was gab den Ausschlag, gerade über diese Insel einen Reiseführer zu schreiben?

Die Ballermann-Ecke, also die Platja de Palma, ist ja nur ein sehr kleiner Teil der Insel. Ehrlich gesagt, war ich anfangs auch skeptisch, als mir der Verlag einen Mallorca-Titel vorschlug. Als Andalusien- und Katalonienfan war mir das zu „Mainstream“… Aber derart viel landschaftliche Vielfalt und Schönheit findet man selten auf so engem Raum. Und in Palma habe ich mich sofort verliebt.

Reiseführer Mallorca

Mallorca – eine Insel der Gegensätzlichkeiten

Unentdecktes Mallorca? Gibt es das noch? Nach welchen Kriterien wählst Du die Inhalte des Mallorca-Reiseführer aus und schreibst Du auch über persönliche Geheimtipps?

Viele Fragen auf einmal… „Geheimtipps“ gibt es im Internet-Zeitalter ohnehin nicht mehr. Mit dem Begriff tue ich mich auch schwer, jeder findet etwas anders toll. Mit geht es eher darum, einen realistischen Überblick zu geben. Gerade auf Mallorca macht es schon einen großen Unterschied, welchen Standort man wählt. Ich persönlich kann mit reinen Urlaubssiedlungen weniger anfangen. Lieber sind mir gewachsene Orte meist etwas abseits der Küste, wie Sóller, Pollença, Alcúdia oder Artà.

Wenn jemand das erste Mal nach Mallorca fliegt, was sollte er sich unbedingt auf der Insel anschauen und erleben?

Palma natürlich, das ist einfach eine angenehme, lebendige spanische Stadt mit einer tollen Bar- und Restaurantszene. Am Paseo Marítimo laufe ich immer wieder gern entlang, auch wenn man da verschärft auf die E-Roller-Fahrer aufpassen muss, die die Promenade entlangfetzen…

Reiseführer Mallorca

Es Trenc ist im Sommer sehr beliebt und heute leider kein Geheimtipp mehr – in der Nebensaison dennoch ein malerischer Ort!

Dein Reiseführer ist primär nach Regionen aufgebaut. Wir waren viel im Norden und als Kinder im Süden unterwegs. Neugierig blätterte ich sofort auf die Seiten zur Südküste, gespannt, was ich aus Kindertagen wieder entdecken würde. Interessant beschreibst Du Geschichte und aktuelle Infos zu den Orten. Verzückt erkenne ich auch auf einigen Fotos mein Mallorca von damals wieder. Allerdings kommt mir die Region um Sa Rapita und Es Trenc im Detail zu kurz weg. Hier gab es beispielsweise durchaus gute Restaurants, die ich bei meiner Reise im April wieder gefunden habe. Zufall? Oder wo nach entscheidest Du, welche Themen und Regionen in den Reisführer aufgenommen werden?

Hm, vielleicht wäre es eine Überlegung, einen Reiseführer mal nach Kindheitserinnerungen aufzubauen… Aber im Ernst: Nach Regionen gegliedert ist für die Leser die Orientierung am einfachsten. Wo es viel zu sehen und zu erleben gibt, wo sich auch Entdeckungen machen lassen – dazu schreibe ich ein bisschen mehr. Aber natürlich kann man nie alle Restaurants, alle Strandbars beschreiben, auch in Sa Ràpita und am Es Trenc nicht. Ich versuche, eine gute Mischung hinzukriegen und sehe mir natürlich interessante neue Adressen an (die gerade auf Mallorca oft stark gehypt werden), behalte aber auch Bewährtes im Blick.

Was zeichnen für Dich die mallorquinische Produkte und Küche aus? Was ist Dein kulinarischer Mallorca-Favorit?

Es ist schon spannend, wie sich gerade das kulinarische Angebot in den letzten 20 Jahren verändert hat. Mir macht es viel Spaß, auch mal ungewöhnlichere „Designer-Tapas“ auszuprobieren. Aber ab und zu darf es auch ein ehrliches Solomillo (Schweinelende) sein. Oder ein Pa amb Oli, geröstetes Brot mit den speziellem Tomaten aus Porreres, Knoblauch, Olivenöl und Käse oder Schinken dazu – eine ganz einfache Sache, die die Mallorquiner früher nie Touristen vorgesetzt hätten, die aber durch die Qualität der Zutaten fantastisch schmeckt.

Ich bin weniger die Wandersfrau. Aber welches Naturschauspiel und Landschaftserlebnis würdest Du einem Mallorca-Neuling unbedingt ans Herz legen? Gibt es ein besonderes Highlight in der Natur, was auch weniger lauffreudige Menschen wie ich gut erreichen und genießen können?

Eine Autotour durch die Bergwelt der Tramuntana ist immer ein Erlebnis, ebenso eine Bootsfahrt von Port de Sóller entlang der Küste zur tief eingeschnittenen Bucht Cala de Sa Calobra. Und dann gibt es noch superbe Aussichtspunkte wie die auf Hügelkuppen gelegenen Klöster Randa und Sant Salvador, von denen aus man weite Teile der Insel überblickt, wunderbar insbesondere in der Abenddämmerung. Da trifft es sich gut, dass man in beiden Klöstern auch gleich übernachten kann!

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Einmalige Natur bietet das Gebiet rund um den Gebirgszug Serra de Tramuntana

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In der Vorsaison blüht und grünt es auf ganz Mallorca

Mallorca reizt nicht nur im Sommer. Ich kenne die Insel durchaus auch bei Schlechtwetter und Regen zum Ende des Jahres. Was wäre Dein Museumstipp? Was kannst Du bei schlechtem Wetter als Ausflug empfehlen?

Das Museum Es Baluard in Palma zeigt in seinen alten Wehrmauern moderne und zeitgenössische Kunst, darunter wirklich hochrangige Arbeiten. Wenn sich an einem grauen Wintertag doch noch die Wolken verziehen, ist die Terrasse des hiesigen Lounge-Restaurants einer der beliebtesten Sonnenplätze der Hauptstadt.

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Und es gibt sie noch: Ruhige Plätze an malerischen Orten Mallorcas

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Buchten und schroffe Felsen bilden bizarre Schönheiten der Insel

Ruhige Plätze am Strand in der Saison sind auf Mallorca selten. Welche Strände und Buchten gefallen Dir besonders gut?

Einer meiner Favoriten ist die Cala S’Amarador im Naturpark Mondragó an der Ostküste. Und der lange, feinsandige Es Trenc ist schon auch fantastisch – vor allem zur Nebensaison. Ich würde wirklich jedem, der es sich einrichten kann, empfehlen, nicht im Juli und August zu kommen. Dann ist Mallorca wirklich überfüllt.

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In Palma können sogar auch mal die Kirchen auf den Kopf stehen

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Ruhige Orte und quirlige Hafenstadt liegen in Palma dicht beieinander

Palma ist als quirlige Hauptstadt einer Deiner Lieblingsorte der Insel. Wo würde man Dich dort antreffen?

Im Viertel Santa Catalina oder im trendigen Altstadtviertel Sa Gerreria, wo sich derzeit sehr viel tut – in Palma kommt man kaum nach damit, die neuen In-Plätze zu checken. Für einen kleinen Happen zwischendurch sind auch die Stände im Mercat d’Olivar immer nett. Meine Frau stürzt sich dort immer begeistert auf die Sushi-Stände, frischer als hier geht es nicht.

Lieben Dank Thomas für das Interview mit Deinen Tipps und besonderen Einblicken! Weiterhin tolle Reisen nach Spanien und den Rest der Welt.

Offenlegung: Der Mallorca-Reiseführer wurde mir vom Michael Müller Verlag zur Verfügung gestellt. Für den Artikel erhielt ich kein Honorar. Vielen Dank dafür, meine Meinung bleibt wie immer die eigene!

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