Kann ein Ort, der von Tausenden von Touristen überlaufen ist, schön sein? Und ob! Es gibt Orte, die einen einfach magisch anziehen. Alberobello ist so ein Ort. Mit seinen Trulli-Häusern könnte es Schlumpfhausen sein! Die charmanten, kegelförmigen Bauten sind ebenso skurril wie bezaubernd und auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Trulli von Alberobello sind wie aus einem Märchenbuch. Ich schlendere durch die Gassen, bestaune die malerischen weißen Rundbauten mit schnuckeligen Kegeldächer und frage mich, welche Geschichten diese alten Steine wohl zu erzählen haben. Diese einzigartigen Steinhäuser sind nicht nur ein architektonisches Wunder, sondern auch UNESCO-Weltkulturerbe. Doch wie kamen sie zu ihrer außergewöhnlichen Form?
Inhaltsverzeichnis
Am Stiefelabsatz Italiens, wo die Adria auf den Ionischen Golf trifft, liegt Apulien – eine Region voller Sonne, Olivenhaine und türkisfarbenem Meer. Genau hier, inmitten dieser mediterranen Idylle, wird Schlupfhausen Wirklichkeit: Alberobello, die „Stadt der Trulli“.
Malerische Gassen, gesäumt von weißen Steinhäusern mit kegelförmigen Dächern, aus denen Schornsteine wie Hütchen ragen.
Die Geschichte der Trulli: Von der Hirtenhütte zum UNESCO-Weltkulturerbe
Die Trulli von Alberobello entstanden im 15. Jahrhundert als einfache Behausungen für Hirten und Bauern. Ihre Bauweise aus massivem Naturstein mit dicken Mauern und kleinen Fenstern ist ideal, um der ständigen Sommerhitze in Apulien zu trotzen, da sie sich nur langsam aufheizen. Im Winter hingegen halten sie die durch einen offenen Kamin erzeugte Wärme lange im Haus.
Um Abgaben an die Krone für Steinhäuser zu vermeiden, verlangten Grafen von den Landarbeitern, ihre Behausungen nur aus lose geschichteten Steinen zu errichten, ohne Zement oder Mörtel zu verwenden. So konnten die Steinhäuser bei einer königlichen Inspektion schnell abgerissen und ebenso schnell wieder aufgebaut werden. Aufmerksam lauschen wir den Ausführungen von Claudio, unserem Reiseleiter auf der Gebeco-Tour. „Aber das ist noch nicht alles!“, betont er mit einer spannenden Pause, „Es braucht nur einen einzigen Stein, um den ganzen Trullo zum Einsturz zu bringen!“ und tätschelt liebevoll auf den zentralen Stein über der Eingangstür. Als hätte er meine Gedanken durch meinen Blick erraten, setzt er schmunzelnd mit einem Augenzwinkern nach: „Früher! Heute nicht mehr, jetzt ist es mit Zement und Mörtel gesichert!“
So entstand im Laufe der Jahrhunderte jene einzigartige Stadtlandschaft, die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die Trulli sind für ihre charakteristischen kegelförmigen Dächer aus Kalksteinplatten bekannt. Die Wände sind dick und weiß gekalkt, was nicht nur eine ästhetische Funktion hat, sondern auch das Innere der Häuser kühl hält. Die Dächer sind oft mit symbolischen Zeichen bemalt, die sowohl religiöse als auch magische Bedeutung haben. Sie sollten Schutz und Glück bringen.
Nicht verpassen: Tipps für einen Spaziergang durch die Trulli-Stadt
Der Stadtteil Rione Monti ist das Herz der Trulli-Stadt und besticht durch seine engen Gassen und die dicht gedrängten Trulli. Besonders frühmorgens oder spätabends, wenn die Tagestouristen gegangen sind, kann man die besondere Atmosphäre des Ortes in Ruhe genießen. Tagsüber sind viele Besucher unterwegs, aber es lohnt sich trotzdem.
Ein absolutes Highlight ist der Aussichtspunkt an der Piazza del Popolo. Von hier aus hat man einen atemberaubenden Blick über die Dächer der Zipfelmützenhäuser und kann die einzigartige Architektur in ihrer ganzen Pracht bewundern. Ebenso schön ist die Kirche Sant’Antonio da Padova, die ebenfalls im Trullo-Stil erbaut wurde. Ihre Kuppel ragt beeindruckende 21 Meter in die Höhe.
Wir kommen an vielen kleinen Rundbauten vorbei. Einige werden heute als Hotels genutzt, viele sind Souvenirläden, Bars oder Restaurants. Bevor wir tiefer in die Altstadt eintauchen, besichtigen wir einen Trullo von innen. Bei Angelo in der Via Giuseppe Verdi kann man gegen eine Spende einen Blick hinter die Kulissen werfen und sehen, wie der letzte Trullo bewohnt war – karg, einfach, aber mit kühler Raumtemperatur.
Tipps für die Gastronomie: Hier solltest Du einkehren
Es gibt ein römisches Sprichwort, das die italienische Lebensart treffend beschreibt: „mangia bene, ridi spesso, ama molto“ – gut essen, viel lachen, viel lieben. Die Italiener leben nicht nur, sie sind Meister im Genießen! Und sie lieben das Essen, gute Produkte und bei Mahlzeiten laut und gestikulierend über das Essen zu reden. Ich liebe es!
Auch in Alberobello verrät uns Claudio, wo man gut essen gehen kann. Ein Geheimtipp ist das Gusto Salumi & Formaggi. In dieser kleinen Bar kann man in rustikalem Ambiente italienische Köstlichkeiten genießen. Abends bietet das Ristorante Trullo D’Oro traditionelle apulische Gerichte in authentischem Ambiente, während das Ristorante La Cantina mit gemütlicher Atmosphäre und leckeren, einfachen Gerichten überzeugt. Eine süße Erfrischung bietet die Bottega del Gelato mit hausgemachtem Eis in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Eis können die Italiener – und hier besonders gut!
Claudio führt mich in eine der Haupteinkaufsstraßen zu dem wunderbaren Delikatessenladen Tholos Puglia Concept Store. Gemeinsam probieren wir mit dem Inhaber Luigi Minerva fantastische Weine. Ein exzellenter Rosato Primitivo begeistert mich wie so viele andere Köstlichkeiten. Nicht zum ersten Mal in Apulien bin ich froh, dass ich beim Hinflug etwas Platz im Koffer gelassen habe.
Wo übernachten?
Während meiner Apulien-Gebeco-Tour wohnte ich im Grand Hotel La Chiusa di Chietri, nur 10 Autominuten von Alberobello entfernt. Diese Lage ist ideal, um die bezaubernde Stadt ohne Touristenrummel und in stimmungsvoller Atmosphäre am Abend zu genießen.
Das Hotel bietet neben „normalen“ Zimmern auch die Möglichkeit, in einem restaurierten Trullo zu übernachten. Alternativ finden sich direkt in der Altstadt von Alberobello zahlreiche Trulli, die als Hotelzimmer oder Ferienwohnungen angeboten werden.
Buchtipp
Wenn du den Zauber von Alberobello und der umliegenden Regionen Apuliens entdecken möchtest, ist der „Know-How Reiseführer Apulien, Gargano, Salento*“ ein guter Begleiter. Dieser umfassende Reiseführer bietet Einblicke in die einzigartige Kultur, Geschichte und kulinarischen Genüsse dieser bezaubernden Region. Er zeichnet sich besonders durch seine detaillierten Karten und guten Tipps aus, mit denen man Apulien fantastisch durchqueren und verborgene Schätze entdecken kann. Egal, ob du durch malerische Altstädte schlendern oder an den kristallklaren Küsten entspannen möchtest, dieser Führer ermöglicht deine individuelle Reise durch Apulien zu bereichern, wenn Du nicht wie ich einen Claudio an Deiner Seite hast… ;-)
Karte
Ein „Bilderbuch“
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Danke für den schönen Beitrag.
Der hat meine Reiselust geweckt.
Liebe Tanja,
das ist schon ein einzigartiges Dorf! Es hat ja auch seinen Grund, wenn viele Touristen hinfahren und etwas zum UNESCO Welterbe ausgezeichnet wird. Ich habe bisher nur davon gehört und einige wenige Bilder gesehen. Vielen Dank für den schönen Beitrag.
Liebe Grüße
Renate
Danke Dir. Ja, es ist schon sehr voll dort mit Touristen – aber es ist dennoch schön und es sind einzigartige Bauwerke. Meine Empfehlung: abends morgens besuchen. Hier hat Alberobello einen besonderen Charme.
Wie interessant, davon hatte ich bisher noch nicht gehört. Dein Vergleich mit Schlumpfhausen passt absolut 😁 Ach ja, und: schöne Fotos!
Danke Dir ;-)
Liebe Tanja,
von diesen Häusern habe ich schon mal gehört, aber irgendwie noch nie so schöne Bilder davon gesehen. Ein sehr charmantes Örtchen.
Liebe Grüße
Liane
Hallo Liane, auch ich habe solche Häuser das erste Mal dort entdeckt. Liebe Grüße Tanja