Die Algarve. Alle reden vom Strand. Sonne satt, goldener Sand – ein Urlaubsparadies! Aber der Süden Portugals ist nicht nur für seine Traumstrände bekannt, sondern birgt auch eine faszinierende Dichte an Burgen, Schlössern und Museen, die dich auf eine spannende Zeitreise entführen: Stell dir vor, du stehst auf den Zinnen einer alten Festung, der Wind pfeift dir um die Ohren und unter dir breitet sich die atemberaubende Landschaft der Algarve aus. Komm mit mir auf Entdeckungstour durch Gemäuer, die von Jahrhunderten erzählen!
Inhaltsverzeichnis

Die Altstadt von Faro von oben © Algarve Tourism Bureau Faro
Faro: Geschichte zwischen Gassen und Giebeln
Faro? Unbedingt! Diese Stadt ist zu jeder Jahreszeit eine Entdeckung – und ich liebe sie! Die lebendige Hauptstadt der Algarve verbindet auf charmante Weise mediterranes Flair mit einer faszinierenden Geschichte. Wer die Vila-Adentro – das historische Zentrum von Faro – durch eines der drei historischen Stadttore betritt, merkt schnell: Hier ticken die Uhren anders. Plötzlich gibt es stille Plätze, blühende Innenhöfe, barocke Balkone und Gassen, in denen die Zeit leise Geschichten erzählt.
Besonders beeindruckend: die Sé Catedral de Faro. Wo einst ein römischer Tempel und später eine Moschee standen, erhebt sich heute ein Sakralbau, der die verschiedenen Epochen der Stadt wie im Zeitraffer vereint. Nur wenige Schritte entfernt liegt das Museu Municipal. Römische Mosaiken, islamische Keramik, ein stiller Kreuzgang – wer sich hier treiben lässt, bekommt ein Gefühl dafür, wie vielschichtig Faro ist.
Und dann ist da noch die mittelalterliche Stadtmauer. Ein architektonisches Statement und stiller Chronist der Jahrhunderte. Ein Spaziergang entlang der Mauer, vorbei an Kopfsteinpflaster und traditionellen Häusern, ist wie eine kurze Flucht aus dem Hier und Jetzt. Wer Faro nicht nur als Zwischenstopp sieht, wird reich belohnt.

Im Museu Municipal trifft römisches Erbe auf sakrale Stille. © RTA FAO Museu Municipal Convento Nossa Senhora Assuncao
Das Museu Municipal de Faro: Eine Schatzkammer der Vergangenheit
Wer tiefer in die facettenreiche Geschichte der Algarve eintauchen möchte, sollte unbedingt das Museu Municipal de Faro besuchen. Untergebracht in den ehrwürdigen Mauern des ehemaligen Klosters Nossa Senhora da Assunção, einem Nationaldenkmal aus dem 16. Jahrhundert, beherbergt es eine beeindruckende Sammlung von Artefakten, die die lange und reiche Vergangenheit der Region lebendig werden lassen. Stell dir vor, wie kunstvolle römische Mosaike einst die Böden prächtiger Villen schmückten und von einem luxuriösen Lebensstil zeugten oder wie filigrane islamische Keramiken den Alltag der Menschen während der maurischen Herrschaft bereicherten. Von prähistorischen Funden bis zu modernen Kunstwerken begegnet man stummen Zeugen vergangener Kulturen, die die einzigartige Identität dieser faszinierenden Region geprägt haben.

Zwischen Rosen und Marmor: die Gärten von Estoi laden zum Verweilen ein. © Algarve Tourism Bureau

Der Palácio de Estoi begeistert mit Azulejos, Statuen und barocker Eleganz. © Algarve Tourism Bureau

Der Burggarten – ein versteckter Ort der Ruhe und Schönheit. ©Algarve Tourism Bureau Tavira
Tavira: Gärten, Zinnen und ganz viel Aussicht
Die Burg von Tavira ist ein Ort für stille Entdecker. Wer durch das Tor tritt, spürt schnell: Hier geht es nicht um Größe, sondern um Atmosphäre. Zwischen Palmen und Blumen liegt ein gepflegter Garten, eingerahmt von mittelalterlichen Mauern. Von den Zinnen eröffnet sich ein Panoramablick über die Dächer der Stadt, den Naturpark Ria Formosa und das Meer in der Ferne – besonders im weichen Licht des späten Nachmittags ein Erlebnis.
Die Geschichte des Castelo reicht weit zurück: von den Phöniziern über die Römer und Mauren bis zur Reconquista. Im 11. Jahrhundert befestigten die Mauren die Stadt und machten Tavira zu einem wichtigen Zentrum. Nach der christlichen Rückeroberung durch den Ritterorden von Santiago wurde die Anlage weiter ausgebaut, bevor das große Erdbeben von 1755 große Teile zerstörte. Erhalten geblieben sind die Wehrmauern, ein imposanter Torbogen und der friedvolle Garten im Inneren – eine Oase inmitten der Stadt.
Als ich das erste Mal in Tavira war, habe ich mich sofort verliebt. Kurz vor Sonnenuntergang war alles in ein warmes Licht getaucht. Ich schlenderte durch die kleinen Läden, trank einen Espresso im Straßencafé, beobachtete Kinder beim Spielen und Pärchen beim Flanieren. Es war Winter – aber die Straßen waren voller Leben. Lachen, Musik, Gläserklirren. Und über allem die stille, zeitlose Schönheit des Schlosses.

Ein Spaziergang über die Römerbrücke von Tavira, wo Geschichte und Romantik aufeinandertreffen.

Wenn die Abendsonne Taviras Gassen in goldenes Licht taucht, entfaltet die Stadt ihren ganzen Zauber.
Castro Marim: Burg mit Aussicht und Spanien ganz nah
Hoch oben auf dem Hügel thront die Burg Castro Marim mit einem Blick, der weiter reicht als man denkt: über die Salinen, den Fluss Guadiana, bis nach Spanien. Allein dieser Ausblick ist schon einen Besuch wert. Die Geschichte der Burg reicht bis in die Bronzezeit zurück. Unter maurischer Herrschaft entstand hier die erste Befestigungsanlage – strategisch wichtig und gut gesichert. Besonders fasziniert hat mich die schlichte Ringmauer der Burg – so einfach und doch voller Geschichten. Wenn man oben steht und in die Weite blickt, beginnt unweigerlich ein Kopfkino: Ritter, die auf ihren Pferden einreiten, Händler, die durch das Tor kommen, die Rufe der Wachen. Im Inneren der halbkreisförmigen Anlage befinden sich die Überreste des Palastes der Alkalden und der Kirche Nossa Senhora dos Mártires. Heute beherbergt die Festung ein kleines, aber feines Museum mit Funden von der Bronzezeit bis zum Mittelalter. Historische Feste und Veranstaltungen beleben den Ort.

Die Festung von Castro Marim überblickt Salzfelder, den Fluss Guadiana bis nach Spanien.

Castro Marim: Zwischen Geschichte und Geografie – die Festung thront über Salinen, Flusslandschaft und Zeitzeugen aus Stein.
Estoi & Milreu: Barock trifft Antike
Wer sich für Architektur begeistert, wird Estoi lieben. Der Palácio de Estoi mit seiner rosafarbenen Fassade und den kunstvoll angelegten Gärten wirkt wie eine Reise in die Zeit des portugiesischen Adels. Neoklassizismus trifft auf Rokoko, Marmor auf Azulejos, Stuck auf vergoldete Möbel. Im 19. Jahrhundert auf Initiative des Visconde de Estoi, José Francisco da Silva, erbaut, ist der Palast nach Jahren des Verfalls heute Teil der stilvollen Pousada-Hotelkette. Ein Ort, der Geschichte nicht konserviert, sondern elegant in die Gegenwart überführt.
Nur einen kurzen Spaziergang entfernt liegen die römischen Ruinen von Milreu. Einst eine prächtige Villa Rustica mit eigenen Thermen, Tempeln und detailreichen Mosaiken, bietet sie heute einen eindrucksvollen Einblick in das Alltagsleben der Antike. Besonders reizvoll ist der Kontrast: Hier das aristokratische Portugal des 19. Jahrhunderts – dort das römische Erbe aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Zwei Epochen, zwei Welten – an einem Nachmittag zu erleben.

In Milreu spürt man römisches Leben – Mosaike und Thermen erzählen von Luxus vergangener Zeiten. © Algarve Tourism Bureau

Blick auf die eindrucksvolle Burg von Silves mit ihren elf Türmen – ein Wahrzeichen der Stadt. © Algarve Tourism Bureau_Silves
Silves: Roter Sandstein und das Echo vergangener Herrscher
Die Burg von Silves ist ein grandioses Postkartenmotiv und ein Monument, das die bewegte Geschichte der Algarve in ihren Sandstein gemeißelt hat. Rotbraun, wuchtig und mit elf Türmen erhebt sie sich über die Stadt und erzählt Geschichten von Gelehrten, Dichtern und Kriegern. Als „Xelb“ war Silves einst ein maurisches Zentrum für Kultur und Handel. Gelehrte wandelten durch die Gassen, Dichter trugen ihre Verse vor und Handwerker stellten kostbare Waren her. Die maurische Architektur ist noch heute sichtbar: zum Beispiel in der mächtigen Zisterne mit ihren fünf Rundbögen – ein Meisterwerk mittelalterlicher Baukunst.
Tipp: Wer Silves im August besucht, erlebt Geschichte hautnah: Dann verwandelt sich Silves in eine mittelalterliche Stadt mit Rittern, Gauklern, Handwerkern und einem bunten Treiben, das Geschichte lebendig werden lässt.

Die Burg von Aljezur thront über dem Tal und bietet weite Ausblicke bis zur Küste. ©Algarve Tourism Bureau Aljezur
Aljezur: Zwischen wilder Küste und maurischen Mauern
Weiter westlich, wo die Wellen des Atlantiks unaufhörlich gegen die zerklüfteten Klippen schlagen und eine salzige Brise in der Luft liegt, wartet die Burg von Aljezur. Wie ein wachsamer Adler schmiegt sie sich an den Hügel, als wäre sie ein natürlicher Teil der dramatischen Landschaft. Ihre Geschichte reicht weit zurück, bis in die Bronzezeit, aber es sind die markanten maurischen Mauern, die noch heute eindrucksvoll von einer bewegten Vergangenheit zeugen. Man stelle sich vor, wie hier im 12. und 13. Jahrhundert Wächter Ausschau hielten, den Blick auf das weite, unberechenbare Meer gerichtet, immer bereit, die Küste vor Eindringlingen zu schützen. Und dann ist da noch die rührende Legende von Maira, der maurischen Prinzessin, deren verbotene Liebe zu einem christlichen Ritter den Lauf der Geschichte dieser Festung auf tragische Weise beeinflusst hat – eine Geschichte von Leidenschaft und Verrat, die sich wie ein melancholischer Hauch über die alten Steine legt. Die Aussicht von hier oben? Atemberaubend! Die Weite des Meeres, die ungezähmte Schönheit der Küste, die sich bis zum Horizont erstreckt – ein Fest für die Augen und eine Wohltat für die Seele.

Sagres – dort, wo die Welt früher zu Ende war und Entdeckungen begannen. © Algarve Tourism Bureau Fortaleza Sagres
Sagres: Am Ende der bekannten Welt
Die Festung von Sagres liegt dort, wo Europa endet. Ein Ort der Legenden – und ein Denkmal des portugiesischen Entdeckergeistes. Heinrich der Seefahrer soll hier im 15. Jahrhundert seine Vision einer maritimen Großmacht geschmiedet haben. Heute schlendert man an windgepeitschten Klippen entlang, blickt aufs offene Meer und steht plötzlich vor der „Rosa dos Ventos“, einer riesigen steinernen Windrose, deren Herkunft bis heute Rätsel aufgibt.

Die Überreste der islamischen Bäder von Loulé – ein Fenster in den Alltag des 12. Jahrhunderts. © CM Loulé Banhos Islâmicos
Loulé: Einblick in die maurische Badekultur
Abseits der trutzigen Burgen und imposanten Festungen erwartet dich in der quirligen Stadt Loulé eine ganz andere, aber nicht weniger faszinierende historische Erfahrung: die islamischen Bäder. 2006 entdeckt, zählen sie heute zu den besterhaltenen Hamam-Anlagen der iberischen Halbinsel. Und sie erzählen viel – über Hygiene, Religion und Gemeinschaft im 12. Jahrhundert. Wer durch die kleinen Räume geht, spürt fast noch den Dampf vergangener Zeiten.
Reiseguide zum Download
Reiseführer kompakt: Hier gibt es alle Infos in einem kleinen Travel-Guide als PDF zum Download.
Was für ein toller Beitrag! Wir wollen demnächst mit der Urlaubsplanung starten, und die Algarve stand eh schon auf unserer Liste – jetzt erst recht. Die Mischung aus Geschichte, Architektur und Natur klingt einfach perfekt für eine abwechslungsreiche Reise. Ich erhole mich gerade noch von meiner Grauen-Star-Behandlung und muss mich noch etwas schonen, aber danach geht’s direkt an die konkrete Planung. Die vielen Tipps hier sind auf jeden Fall eine super Inspiration, um nicht nur den Strand, sondern auch die kulturellen Highlights einzuplanen.
Lieben Dank für Deinen Kommentar :-)
Die Algarve ist wirklich mehr als schöner Strand und portugiesisches Meer. Hier findet man Kulturerbe und wie du beschreibst, etliche historische Bauwerke aus den letzten Jahrhunderten. Gerade als Mittelalterfan findet man im Süden Portugals viele Sehenswürdigkeiten. Und wem dann doch das Heimweh überfällt, der speist eben eine Bratwurst am Zipfel. Die letzte Bratwurst vor Amerika eben… ;-)