Handgemachte Orecchiette, sonnenverwöhntes Olivenöl, frischer Fisch und knackiges Gemüse – Apulien ist ein Paradies für Pasta-Liebhaber und Gourmets, die das authentische Italien suchen. In „Puglia“ entfaltet sich eine kulinarische Welt voller Leidenschaft. Begleite mich auf eine exklusive Reise durch Apuliens Geschmackslandschaften, geführt von Claudio Iacopetta, einem leidenschaftlichen Reiseleiter von Gebeco, der uns seine Geheimtipps seiner Heimat verrät.
Claudio, kannst du uns zunächst etwas über Dich erzählen und wie Du dazu gekommen bist, Gebeco-Reiseleiter in Apulien zu werden?
Eigentlich bin ich durch Zufall im Tourismus gelandet, als 2003 deutsch- und englischsprachiges Personal für die Tropfsteinhöhle in Castellana gesucht wurde, wo ich als Fremdenführer angefangen habe. Von dort aus ging es weiter dank meiner Kollegin und heute besten Freundin Barbara Dilauro, die bereits für eine lokale Agentur Touren betreute, mich aus meiner Komfortzone „herausholte“ und maßgeblich an meiner Weiterbildung beteiligt war. Gemeinsam betreuen wir nun seit vielen Jahren als Reiseleiter vor Ort die Erlebnisreisen, die Gebeco in Apulien anbietet.
Apulien ist für seine reiche kulinarische Tradition bekannt. Was macht die apulische Küche für dich so besonders?
Für mich steht die apulische Küche für Einfachheit, Ursprünglichkeit, Leichtigkeit und für das Prinzip „weniger ist mehr“. Sie kommt mit wenigen Gewürzen aus und ist leicht verdaulich. Die Tomate zum Beispiel soll nach Tomate schmecken und braucht kaum Salz, keinen Knoblauch und auch keine vermeintlich „mediterranen“ Gewürzmischungen. Meine Nonna hat mir eingetrichtert, dass man nie mehr als 3 Dinge mischen soll, und das gilt für Zutaten, Gewürze oder im Alltag für Farben. Also ein bisschen Salz und Pfeffer und ein Gewürz. Entweder Rosmarin oder Thymian oder Oregano oder Petersilie oder Minze… Nonna sagt auch, wenn man zu viel würzt, muss man etwas „verstecken“.
Unsere Nudelgerichte haben keine schweren Soßen und sind entweder rein vegetarisch oder Fisch oder Fleisch mit Gemüse. Alles ist leicht verdaulich und trotzdem köstlich, solange die „materia prima“ von guter Qualität ist.
Im Winter gibt es häufiger Tomatensaucen, in denen z.B. Fleischrouladen auf kleiner Flamme schmoren und das Aroma die ganzen Räume fantastisch erfüllen – das bereitet den Gaumen schon gleich auf den zweiten Gang vor. (z.B. Orecchiette con braciole di cavallo).Der zweite Gang besteht fast immer aus Fisch oder Fleisch (gebraten, gebacken, gegrillt oder geschmort), aber immer mit Gemüse als Beilage, sei es gratiniert, gegrillt oder gedünstet.
Die Zubereitung der Gerichte kann sehr zeitaufwendig sein und eignet sich daher hervorragend für gemeinsame Mahlzeiten im Familien- oder Freundeskreis, bei denen das Essen selbst nur den Abschluss einer gemeinsamen Zubereitungsphase darstellt, während die Geselligkeit, der Austausch und die Weitergabe von Kochkünsten im Mittelpunkt stehen.In der apulischen Küche gibt es aber auch viele Rezepte, die weniger Zeit für die Zubereitung in Anspruch nehmen und schnell „gezaubert“ werden können, und auch darin liegt ein Teil des Zaubers. Ein schnelles Gericht auf den Tisch, damit sich die Gäste wie zu Hause fühlen. Ich füge euch solch ein Rezept meiner Nonna hier weiter unten an.
Der Besuch der Ölmühle während unserer Gebeco-Tour mit Dir war beeindruckend. Olivenöl spielt in der apulischen Küche eine wichtige Rolle. Kannst Du uns mehr über die Bedeutung und die Herstellung von Olivenöl in Apulien erzählen?
Überall in Italien, wahrscheinlich sogar im gesamten Mittelmeerraum, schwört man auf das eigene Öl. Vielleicht, weil man daran gewöhnt ist, oder weil man weiß wieviel Arbeit dahintersteckt, und sicherlich schmeckt es dann auch besser. Hier in Apulien haben fast alle Familien ein paar Olivenbäume, oder zumindest jemanden in der Familie, der die anderen dann versorgt. Da die Apulier mit dem Öl, der Ernte und der Qualitätskontrolle von klein auf in Berührung kommen, können sie vielleicht nicht so einfach den Tricks der Ölpanscher auf den Leim gehen, das heißt aber leider nicht, dass es die hier nicht gibt. Wir unterscheiden in den Familien der Einfachheit halber zwei Kategorien: Frisches und qualitativ hochwertiges extravergine, das am reichen Aroma und leicht bitter-kratzigem Geschmack erkannt werden kann, und älteres Olivenöl, das bereits das Aroma verloren hat und nur zum Anbraten genutzt wird. Wir nutzen auch das eigene Öl nur im ersten Jahr roh. Sollte es länger halten, wird im folgenden Winter damit rigoros nur noch angebraten, auch wenn es theoretisch 2 Jahre hält.
Apulien ist auch für seinen Hartweizen bekannt. Welche Rolle spielt er in der regionalen Küche und welche typischen Gerichte entstehen daraus?
Traditionell wird in Italien ja mit dem Hartweizen Pasta hergestellt, auch wenn wir seit dem Ukrainekrieg herausfinden konnten, dass einige Hersteller keinen oder kaum italienischen Hartweizen mehr nutzen. Hier in Apulien wird aber vor allem Brot gebacken, das sich in unseren Familien nicht wegdenken lässt. Das in ganz Italien berühmte Brot aus Altamura hat bislang als einziges das Qualitätssiegel DOP (denominazione di origine protetta), und 2002 besiegte ein Bäcker namens Digesù hier mit der Hartweizenfocaccia sogar McDonalds, die erstmals in ihrer Geschichte wegen Kundenmangel eine Filiale schließen mussten.
Das Besondere am Hartweizen ist, dass er nicht schimmelt. Auch das Brot sondert die Feuchtigkeit nach außen ab und wird einfach nur trockener und härter. Nach 3-4 Tagen rösten wir es einfach und machen „bruschette“ daraus, die weiterhin köstlich knusprig bleiben. Und wenn es auch dafür zu hart wird, weichen wir es mit etwas Wasser auf und mengen es mit Ei und Pecorino und machen daraus „polpette die pane“, also frittierte Brotbällchen, oder nutzen es zum Gratinieren von Gemüse oder Muscheln.
Orecchiette ist eine der bekanntesten Nudelsorten aus Apulien. Der Kochkurs und das Showcooking mit Dir und Andrea waren fantastisch! Was ist an dieser Nudelsorte aus Apulien so besonders?
Der Ursprung der Orecchiette verliert sich im historischen Nebel, auch wenn sie ab dem späten Mittelalter im Umland von Bari dokumentarisch nachgewiesen ist. Die Größe der Öhrchen variiert von Nord- nach Südapulien, aber das unangefochtene Hauptgebiet ist die zentralapulische Provinz von Bari. Zu den bekanntesten regionalen Orecchietterezepten zählen „con cime di rape„ (mit Blütenspitzen des Stängelkohls), alla crudaiola (mit rohen Tomaten und Basilikum)und „con braciole di cavallo“ (mit Pferdefleischrouladen in Tomatensoße).
Jedes apulische Kind hat an unzähligen Sonntagen seiner Nonna bei der flinken manuellen Herstellung der Öhrchennudeln zugeschaut und irgendwann aus Neugier selbst gelernt, mit dem Küchenmesser über das Teigstück zu fahren, um diese eigentümliche Form zu erhalten. Das Tempo und die fast maschinelle Präzision der Nonna zu erreichen, ist allerdings unmöglich. In der Altstadt von Bari, auf der strada delle orecchiette, kann man diese Fingerfertigkeit täglich bei den Bewohnerinnen bewundern, die ihre Werkbänke auf die Straße schieben und live Teigwaren herstellen. Früher war die hausgemachte Pasta eine Besonderheit, die sonntags zu Ehren der Familie zubereitet wurde. Eine Tradition, die im Zuge des schleichenden, aber stetigen sozialen Wandels langsam verloren zu gehen scheint.
Ich habe von Dir gelernt, dass in Apulien im Sommer das Nikolausfest gefeiert wird und zwar mehrere Tage lang. Apulien hat viele kulinarische Feste und Traditionen. Kannst Du uns von einigen der wichtigsten Feste erzählen und welche Gerichte dabei im Mittelpunkt stehen?
Streng genommen kann man ebenso wenig von einer apulischen wie von einer italienischen Küche sprechen, denn jedes Dorf, jede Stadt, jede Siedlung, jeder Ort und jeder Vorort Italiens hat seine eigene gastronomische Identität und zelebriert diese mit ortstypischen Gerichten und Produkten. Apulien ist ein agrarisch geprägtes Land, und so werden traditionell vor allem Erntedankfeste (sagre) gefeiert, die manchmal mit einem Heiligen verbunden sind. Und wenn es weder eine Ernte noch einen Heiligen zu feiern gibt, wird ein lokales Gericht zum Mittelpunkt der Feierlichkeiten erklärt. Es gibt also immer etwas zu feiern und zu essen. So gibt es in Alberobello im April eine „sagra dei taralli“, in Turi im Juni eine „sagra della ciliegia“ (Kirschfest), in Giovinazzo im August eine „sagra del panino della nonna“ (Großmutters Brötchen), gefolgt von Weinfesten, Tintenfischgrillen, Fleischspezialitäten und Süßspeisen.
In Castellana Grotte zum Beispiel wird Anfang September „la sagra del pollo e del coniglio“ (Hühner- und Kaninchenfest) gefeiert, und der Duft von gegrilltem Geflügel und geschmortem Kaninchen hüllt den Ort ein Wochenende lang wie eine Wolke ein. Mitte September wird der Duftteppich mit der „sagra dell’impanata“ (Bohnenpüree mit Zichorie und Spitzpaprika) etwas würziger. Und da jede Stadt mindestens einen Heiligen als Schutzpatron hat, kommt auch der kulinarische Aspekt bei diesen Stadtfesten nie zu kurz. So ist das Nikolausfest in Bari berühmt für seine Streetfood-Stände in den Altstadtgassen, an denen Hausfrauen „Scagliozze“ (frittierte Polenta) und „Pettole„(frittierte Teigbällchen) verkaufen.
Gibt es in Apulien besondere Bräuche oder Rituale in Bezug auf das Essen?
Um diese Frage zu beantworten, müsste man Anthropologe sein. Sicher ist, dass sich in ganz Italien das Leben um das Essen dreht und dass jedes Viertel, jede Nachbarschaft und jede Familie ihre eigenen Rituale und Bräuche hat. Jedes Gespräch mit Italienern führt unweigerlich zum Essen, im übertragenen wie im wörtlichen Sinne. Wenn apulische Kinder von ihren Müttern geweckt werden, ist die erste Frage nicht, ob sie gut geschlafen haben, sondern was sie heute essen wollen. Die beiden Kardinalfragen, die man in Italien gestellt bekommt, lauten: Was hast du gestern gegessen und was isst du heute? Essen ist weniger Nahrungsaufnahme als sozialer Kitt, der die Gemeinschaft zusammenhält. Das gemeinsame Essen ist das tägliche Ritual, mit dem dieser Zusammenhalt beschworen wird, damit es niemand vergisst. Allein zu essen gilt als fragwürdig, ja verdächtig.
Ein altes Sprichwort sagt: Wer nicht in Gemeinschaft isst, ist entweder ein Dieb oder ein Spion. (Chi non mangia in compagnia, o è un ladro, o è una spia)
In allen Städten, die wir mit Dir erlebt haben, hatten wir immer genügend Zeit, den Ort auf eigene Faust zu erkunden. Das war wunderbar – inklusive Deiner Tipps, wo man als Einheimischer am besten einen Aperitivo genießen kann. Apulien ist berühmt für seine Weine. Welche Weine sind typisch für die Region und welche passen besonders gut zu apulischen Gerichten?
Apulien hat was exzellente Weinproduktion angeht in den letzten Jahrzehnten tüchtig dazugelernt, und selbst der früher belächelte Primitivo ist ja mittlerweile allerorts ein Begriff. Ganz hervorragend finde ich derweil unsere Rosato-Weine, die sogar im Ausland Auszeichnungen und Preise gewinnen. Der Winzerbetrieb Leone De Castris, der 1943 mit „Five Roses“ als Pionier auf Rosato-Weine gesetzt hatte, hat es allen vorgemacht, und heute gehört der Rosato einfach in die apulische Geschmackswelt. Mir persönlich gefallen vor allem Rosati aus den autochthonen RebsortenPrimitivo und Susumaniello. Weitere autochthone Rotweisorten Apuliens sind Nero di Troia, Negroamaro und Malvasia nera, die auch als Rosati beliebt sind. Unter den Weißweinen sind die bekanntesten endemischen Sorten Verdeca, Bianco d’Alessano, Minutolo und Fiano, die vor allem in den heißen Sommermonaten gut ankommen.
Bei Paarung Gerichte und Wein gilt ja immer die Faustregel, dass die Geschmacksintensität des einen die sanften Noten des anderen nicht übertrumpfen sollte und vice versa. Ansonsten hat der Apulier keine besonderen Regeln.
Hast Du eine persönliche Lieblingsgeschichte oder ein Erlebnis, das Du mit einem bestimmten apulischen Gericht verbindest?
Als Kind hatte ich eine Abneigung gegen rohe Meeresfrüchte. Der Gedanke, etwas Weiches, Gallertartiges wie eine rohe Muschel oder Auster zu essen, war mir einfach zuwider. Bei unseren regelmäßigen Sommeraufenthalten in Apulien beobachtete ich jedoch immer wieder gleichaltrige Kinder, die am Strand die Klippen nach kleinen Muscheln (Napfschnecken) absuchten, diese geschickt mit dem Fingernagel vom Felsen zogen, um sie dann mit dem Daumennagel aus der Muschel in den eigenen Mund zu befördern. Mit einer Mischung aus Ekel und Faszination fragte ich, ob sie die lebendig essen und ob sich die Tierchen im Mund weiter bewegen. Ich erntete nur Kopfschütteln und die Antwort, dass sie besser als Chips schmecken. Meine Faszination wuchs, als ich die verzückten Gesichter der Kinder beobachtete, die sich weiter fleißig Muscheln in den Mund schaufelten. Irgendwann siegte meine Neugier und ich probierte zaghaft eines der glitschigen Dinger. Seitdem liebe ich rohe Meeresfrüchte, die hier in Apulien bei keinem Aperitif am Meer und bei keinem Besuch in einem Fischrestaurant fehlen dürfen.
Claudio, Du hast uns auf unserer Reise viele Geheimtipps gegeben. Welche (kulinarischen) Geheimtipps kannst Du meinen Lesern geben, die in keinem Reiseführer stehen?
Unbekannte Highlights, die mir spontan einfallen wären:
- die Macelleria Al Bivio von Carlo Pinto in Castellana Grotte mit lokalen Fleischspezialitäten,
- das Fischrestaurant Trattoria La Locanda dei mercanti in Monopoli
- oder L’altro baffo in Otranto,
- einen „Caffè al ghiaccio con latte di mandorla soffiato“ an Bar delle rose in Galatina,
- die Weinbar L’Ortale mit verstecktem Garten in Otranto für ein Glas Rosamaro,
- die Pasticceria Natale in Lecce für ihr Schokoladen-Orange-Eis,
- bei Trattoria Le Zie in Lecce ciceri e tria probieren,
- Mastro Ciccio in Bari für einen Tintenfischpanzerotto,
- die Pferdefleischpuccia bei Belvedere in Castro,
- bei Weinbar Bespoke in Locorotondo die lokale Aufschnittsplatte (tagliere di salumi) zum Wein und
- Bar Ragno in Giovinazzo für einen Absacker.
Eines meiner Lieblingslokale schlechthin in Apulien ist die Masseria Le Stanzié in Supersano (Salento, südlich von Lecce), ein ehemals befestigter Gutshof, in dem einfach köstliche salentinische Speisen und Gerichte serviert werden. Voranmeldung wichtig, denn der Tisch wird für den gesamten Abend reserviert, man hat also alle Zeit der Welt um gemütlich zu speisen. Das Ambiente ist urig und vor dem Essen macht man eine kleine Tour, bei der die Geschichte des Baus in den Jahrhunderten nachverfolgt werden kann. Schaut euch mal ein paar Bilder im Internet an.
Nummer 2 auf meiner Liste und unweit von Castel del monte liegt der winzige Ort Montegrosso (di Andria) und hier führt Chef Pietro Zito ein wundervolles Slow Food Restaurant, die Osteria Antichi sapori. Vor dem Essen findet eine kleine Führung durch den Gemüsegarten statt, und danach sollte man circa 3-4 Stunden einplanen und einfach die Geschmacksreise durch die apulische Küche genießen.
Bei diesen Beschreibungen und Tipps möchte ich am liebsten gleich wieder meine Koffer packen und nach Apulien reisen, Claudio!
Du hast mir oft von Deiner Familie erzählt, vor allem von Deinem Nonno und Deiner Nonna. Ich muss zugeben, dass ich jeden Tag im Bus an Deinen neuen, lustigen Geschichten geknabbert und dabei viel über italienische Traditionen und Familienbande gelernt habe. Welche Rolle spielen Familienrezepte und -traditionen in Deinem Leben und in der apulischen Küche im Allgemeinen?
Hier, in den ländlichen Abschnitten Apuliens, in den kleineren Städten und Dörfern, werden Traditionen noch groß geschrieben, und die meisten haben mit dem Essen zu tun. Zwar findet der soziale Wandel auch hier statt, aber sehr verlangsamt, fast in Zeitlupe, und flächendeckend wird bei der Erziehung der Stellenwert der Familienrezepte, aber auch des gemeinsamen Essens übermittelt. Das führt aber auf der Kehrseite der Medaille mitunter dazu, dass frisch vermählte Männer von ihren Gemahlinnen verlangen, die Rezepte der Kochweise ihrer Schwiegermütter anzupassen. Zum Glück findet sich früher oder später ein Kompromiss, auch weil die beiden Familien miteinander verschmelzen. In den größeren Städten gehen die Traditionen aber zum Teil zurück. Das soziale Gefüge der Familien, die mit immer weniger Nachwuchs in den letzten Jahrzehnten beträchtlich geschrumpft sind, muss sich den neuen Arbeitsbedingungen anpassen und der Erfolg der Fast Food Ketten zieht damit einher.
Für mich persönlich ist die Nonna das Maß aller Dinge! Sie ist die beste Köchin Apuliens, und jeder Chefkoch unserer wundervollen Restaurants verliert im Vergleich mit ihren Künsten immer Punkte. Sicherlich ist das nostalgisch motiviert, weil ich mit den Geschmacksnoten meiner Kindheit eine heilere Welt assoziiere, aber das liefert mir die Ambition, wenn ich koche, nicht nur ihre Rezepte, sondern auch den identischen Geschmack rekonstruieren zu wollen.
Diese besondere Atmosphäre spürt man, wenn man das Glück hat, Dich als Begleiter auf einer Tour durch Apulien an seiner Seite zu haben.
Was macht eine Rundreise mit Gebeco so besonders und unterscheidet sie von anderen Reiseveranstaltern?
Viele Reiseanbieter haben seit 15-20 Jahren Apulien im Programm, weil es als überraschend vielseitige Region des ehemals unbeachteten Südens Italiens längst den Reisemarkt erobert hat. Leider scheinen die meisten Veranstalter aber voneinander abzukupfern, und das Copy-Paste in den Katalogen ist oftmals nur wegen Änderung der Reihenfolge nicht auf den ersten Blick erkennbar. Zudem werden Besichtigungstage häufig mit so vielen „Sehenswürdigkeiten“ vollgestopft, dass der Gast mehr Zeit im Reisebus als vor Ort verbringt. Die wichtigen Kathedralen, Burgen und Altstädte hat er damit abgehakt, Apulien aber nicht wirklich besucht, ist nur mal durchgehuscht.
Gebeco hat da ein anderes Konzept und bietet Reisen an, bei denen der Gast das Zielgebiet wirklich erleben kann. Die Besichtigungsorte werden bewusst reduziert, denn auch hier ist weniger mehr. Es wird immer Zeit eingeräumt, den Ort selbst zu erwandern, entdecken und kennenzulernen. Kontakte mit Einheimischen werden gezielt hergestellt (wie z.B. bei der Kochveranstaltung), man ist also kein anonymer Kunde, sondern Gast mit Potential zur Freundschaft. Im optimalen Fall lernen wir auf solchen Reisen ja, allerdings weniger aus Reiseliteratur und Geschichtsvorträgen, vielmehr vom Austausch mit dem Andersartigen, der uns irgendwann vertrauter und verstehbarer wird.Apulien hat nicht nur eine großartige Küche, es bietet eine Vielfalt von exzellenten Weinen, aber vor allem landschaftlich deckt es von den Bergen bis zum Meer einfach alles ab. Umsäumt von einer fast 800km langen Küste mit Kalksteinformationen, Klippenküsten und feinen Sandstränden. Es hat einen der ältesten Urwälder Europas auf dem Gargano mit seinen kleinen Bergen, sanfte und fruchtbare Hügellandschaften im Hinterland und kaum besuchte Orte im Salento, die vor kunstfertig geschmückten Kirchen und skurrilen Gebäuden überschäumen. Aber vor allem bietet es die Apulier, die ein ganz besonderes Völkchen sind.
Wie siehst du die Zukunft der apulischen küche? Gibt es Trends oder Entwicklungen, die Du beobachtest?
Mein Blick hier ist sicherlich beeinflusst von meiner eher konservativen Haltung in Bezug auf unsere klassischen Gerichte. Wer gutes Essen und guten Wein zu schätzen weiß, findet hier immer das passende. Aber wie überall sonst auf der Welt ist nicht immer alles Gold, was glänzt. Apulische Küche ist Arme-Leute-Küche. Ein Bohnenpüree aus Ackerbohnen mit Zichorien zum Beispiel ist der Inbegriff der aus der Not geborenen Ernährung. Das hat in einem Sternerestaurant einfach nichts verloren. Das sind Trends, die meines Erachtens mit dem Tourismus der Überprivilegierten Einzug gefunden haben. Aber ich bin überzeugt, dass die Einfachheit und Unverfälschtheit unserer Gerichte weiter bestehen bleiben wird, egal wie viele pfiffige Geschäftsleute versuchen sie in raffinierte und komplizierte Speisen zu verwandeln.
Claudio, vielen Dank für diese wunderbaren Einblicke in die kulinarische Welt Apuliens. Deine Leidenschaft für Deine Heimat und ihre Küche ist ansteckend. Ich bin sicher, dass viele meiner Leser jetzt noch neugieriger auf Apulien und seine Köstlichkeiten sind. Gibt es zum Schluss noch etwas, was Du unseren Lesern mit auf den Weg geben möchtest?
Für Apulien braucht man Zeit, Geduld und Neugier. Hier ticken Uhren und Menschen anders, aber gerade das finde ich spannend. Man sagt hier, man kennt jemanden erst, wenn man gemeinsam 10 Kilo Salz gegessen hat, und Salz kommt eigentlich fast nur ins Nudelwasser. Auch Apulien lernt man nur Prise für Prise kennen, aber es überrascht einen immer wieder.
A presto in Puglia :)
Spaghetti con fagiolini (lange grüne Bohnen) a la Nonna
Zutaten
- 350 g Spaghetti
- 250 g frische lange grüne Bohnen
- 200 g frische Pachino Tomaten oder auch Kirschtomaten
- frischen Basilikum oder Pfefferminze
- Olivenöl evo
- 1 Knoblauchzehe ungeschält
- 20-30 g Cacioricotta weicher Reibkäse
Zubereitung
- Bohnen waschen und Spitzen abschneiden. Nudelwasser zum Kochen bringen und leicht salzen. Bohnen 5 min vor Pasta hineingeben.
- In einer Pfanne Olivenöl erhitzen und mit Knoblauchzehe ("im Hemd" - in camicia) 1-2 min aromatisieren. Knoblauch entnehmen und
- Tomaten halbiert oder geviertelt kurz (2-3 min) anschmoren. (Haut sollte sich nicht lösen).
- Spaghetti zu den Bohnen geben und gelegentlich rühren. Eine Kelle Nudelwasser zu den Tomaten geben und auf leise Flamme stellen.
- Pasta 1min vor Garung entnehmen und mit den Bohnen in die Pfanne geben und bei stetem Rühren 1-2 min weitergaren. Bei Bedarf weiteres
- Nudelwasser hinzugeben.
- Basilikum oder Minze per Hand zerkleinern und auf die fertige Pasta geben und untermengen.
- Cacioricotta grob reiben und ebenfalls untermengen. Im Teller auf Wunsch noch etwas frisches Olivenöl und Reibkäse aufgeben.
Mega! Wie toll ist das denn?
DA muss ich hin! Danke für den schönen Artikel, dass tolle Interview und ich denke, ich möchte auch Claudio als Reisebegleiter für uns buchen.
Ja, Apulien ist ein Traum, oder?
Und nicht nur das Essen! ;-)
Die Gebeco-Rundreise war komplett super und kann ich empfehlen. Es ist eine tolle Mischung aus Kultur und Kulinarik. Es gibt auch spezielle Kulinarikreisen. #top
Liebe Tanja,
lecker, ich bekomme Hunger! Und dann noch mit Rezept, wunderbar! Das ist schon ein toller Landstrich. Ich muss doch mal dahin fahren.
Liebe Grüße
Renate
Liebe Renate, das war der Plan ;-)
Apulien lohnt sich!
Liebe Grüße Tanja
Apulien, wunderschön!
Danke für diesen „geschmackvollen“ Bericht.
Ich war einige Male immer im Spätherbst dort – in Torre Pali, wo ein lieber, sehr alter Freund lebt – und es zu der Jahreszeit kaum noch Touristen gab. Ein wunderbarer Landstrich, dieses Apulien!
Grazie e cordiali saluti!
Lo
Danke Dir für Deinen lieben Kommentar.
In Apulien habe ich mich ebenfalls sofort verliebt! Liebe Grüße Tanja