Ich bin aufgeregt, als die A-Rosa Luna anlegt. Seit 20 Jahren unternehme ich individuell meine Reisen. Jetzt gleich wartet Pauschalreise-Feeling auf mich: Mit dem Reisebus geht es in die Schluchten der Ardèche und ins Lavendelmuseum. Wie das wohl wird?
- Busfahren – Einmal Pauschaltourist bitte
- Die Schluchten von Ardèche
- Lavendelmuseum: Betörender Duft im alten Ziegenstall
Busfahren – Einmal Pauschaltourist bitte
Der Vormittag an Bord war herrlich entspannt. Bei traumhafter Novembersonne auf dem Sonnendeck mit einem Glas Tee zog die Landschaft langsam vorbei. Das hatte etwas ganz Beruhigendes. Jetzt ruckelt das Schiff, als es beim Anleger in La Voulte-sur-Rhône festgemacht wird. Ich stecke meine Kabinenkarte ein. Die muss jeder Reisegast beim Gang von Bord mitnehmen. Zum einen sind Türcode und Telefonnummer vom Schiff notiert, zum anderen weiß die Crew, wer an Bord noch fehlt.

Pflicht auf jeder A-Rosa Flusskreuzfahrt: Kabinenkarte mitnehmen
Vor dem Steg wartet bereits der Bus auf uns. Kaum öffnen sich die Türen, eilen einige Gäste schnell in den Bus, um sich ihre Wunschplätze zu sichern. Die Plätze sind für den Tag dann fest gebucht, wie ich später feststellen werde. Ich hatte einen falschen Platz nach einem Stop gewählt und wurde deutlich darauf hingewiesen, wo ich zuvor gesessen habe. Solche Menschen gibt es aber überall. Mit einem müden Lächeln wechselte ich auf meinen Ursprungsplatz. Für manche Menschen ist so etwas nun mal unheimlich wichtig.
Der Bus ist sehr modern. Da hat sich in den letzten Jahren viel getan. Die Sitze sind breit, bequem und bieten viel Beinfreiheit. Verzückt entdecke ich einen USB-Stecker zum Aufladen des Handys. Das kommt mir gerade recht. Der Bus fährt los und uns begrüßt mit wunderbar französischem Akzent die heutige Reiseleitung über Lautsprecher. Während die Landschaft an uns vorbeizieht, hören wir Wissenswertes zur Region und über das kommende Ausflugsziel. Sehr sympathisch ist nämlich, dass man sich dort nicht in Gruppenformation weiter bewegen muss. Wer möchte, kann sich frei vor Ort bewegen und alles selbst erkunden. Wer lieber weiter geführt werden möchte, hält sich an die Reiseführerin. So ist der Pauschalereise-Ausflug auch etwas für mich – quasi wie ein Taxi, was man sich mit anderen teilt.

Über 30 km erstrecken sich die Schluchten der Ardèche
Die Schluchten von Ardèche
Wir passieren viele Aprikosenplantagen. Der Regen hat dieses Jahr allerdings gefehlt und noch im Herbst kann man die Dürre und ausgetrocknete Landschaft sehen. Unser erster Stopp: Die Grotte de la Madeleine.1887 wurde sie entdeckt und soll einer der schönsten Grotten von Ardèche sein. Unterirdische Wasserläufe haben die Höhle erschaffen. 65 Meter steigt man mit einem Führer hinab und wieder hinauf. Dabei begleitet den Besucher eine Klang- und Lichtshow. Dafür bleibt bei unserem Besuch eine gute halbe Stunde Zeit. Während die Sonne unsere Haut wärmt und wir im schön angelegten Vorgarten des Eingangs der Naturstätte stehen, entscheide ich mich dagegen. Mir war nicht nach Führung in einer Gruppe und nicht nach zeitgesteuertem Auf- und Absteigen.

Viele Höhlen gibt es im Ardèche-Tal
Am Kassenhäuschen hole ich mir einen Espresso und setze mich auf die Bank. Der Blick von hier aus über das gesamte Ardèche-Tal ist atemberaubend. Die tief in den Kalkstein geschnittene Schlucht erstreckt sich über 30 Kilometer. Ich verlasse die kleine Anhöhe der Pinienbäume und laufe ein Stück den Berg hinab. Obwohl November ist, wärmt die Sonne die Bäume und Erde und es riecht leicht nach Sommer. Rechts biegt ein schmaler Weg ab, bei dem man noch mehr von der Schlucht sehen kann – es ist phantastisch!

Durch bis zu 300 Meter hohen Kreidefelsen schnitt der damals reißende Fluss Ardèche seinen Weg

Spiegelungen in der Novembersonne
Frankreichs „Grand Canyon“ ist ein Naturschauspiel. Einst war die Ardèche ein reißender Fluss und entwickelte die heute einmalige Schluchtenlandschaft. Viele Millionen Jahre hat das gedauert. Im Sommer kommen viele Kanufahrer und Wanderer. Auch ich bin hier als Kind mit der Klasse mal Kanu gefahren und gewandert – lang ist es her…

Das erfreut das Roadtrip-Herz: Schöne Strecken auf der Panoramastraße
Die Dämmerung bricht sanft herein und unser nächster Stop ist nur ein Fotoshooting. Man kann nicht im Ardèche-Tal gewesen sein, wenn man nicht Pont d’Arc gesehen hat. Auf den Weg über die Panoramastraße und letztlich der kurvigen Abfahrt sehen wir viele Ziegen. Das sind ehemalige Hausziegen, die verwildert sind, berichtet uns die Reiseführerin.

Pont d’Arc: Die natürliche Felsbrücke

Man kann im Kreidefelsen auch Figuren erkennen
Als wir um die Kurve biegen, geht ein Raunen durch den Bus. Pont d’Arc ist wirklich atemberaubend schön. An der nächsten Kurve können wir halten und laufen für ein Fotoshooting zurück. Im Sommer soll es hier überlaufen sein. Herbst ist eine gute Reisezeit. Mit uns sind nur vereinzelt Besucher unterwegs. Die natürliche Felsbrücke ist 60 Meter lang. Majestätisch überspannt sie den Fluss. Wunderschön sieht es aus, wenn bunte Kanuboote den Fluss durchpaddeln. Am Ufer haben sich einige zur blauen Stunde niedergelassen. Die Atmosphäre ist wunderschön. Die Natur malt doch die schönsten Bilder.

Im Sommer wird hier viel gebadet und ist dieser besondere Ort ein Treffpunkt für Kanufahrer
Lavendelmuseum: Betörender Duft im alten Ziegenstall
Das Musée de la lavande liegt vom Pont d’Arc nur wenige Kilometer entfernt. Jetzt ist es das erste Mal, dass ich es schade finde, im November hier zu sein. Keine in lila leuchtenden Lavendelfelder sind zu dieser Jahreszeit in Sicht. Aber als ich aus dem Bus steige, rieche ihn dennoch, den betörenden Lavendelduft. Ein Hauch liegt in der Luft und mischt sich mit der untergehenden Sonne zu einer besonderen Atmosphäre.

Im Gebiet der Ardèche liegt seit wenigen Jahren ein neues Lavendelmuseum

Das Museumscafé sieht gemütlich aus
Nach Ziegen und Schafen riecht es hier allerdings nicht mehr. Dabei hat viele Jahre der Urgroßvater in diesem Haus diese Tiere gehalten. Umliegende Felder waren der gedeckte Küchentisch mit vielen Gräsern und Pflanzen, die urige Scheune aus alten Steinen vom Feld spendete wohligen Schatten. Die Familiengeschichte wandelte sich. Heute beherbergt das Anwesen eine Lavendelfarm und klärt Besucher wie mich über die hohe Kunst des Lavendeldestillieren auf.
Das Videomuseum lasse ich außen vor, laufe lieber bei der noch verbleibenden Sonne auf dem Anwesen. Bin verzückt von den leuchtenden Blumen. Das ist im November Balsam für die Seele.

Die Gewinnung von Lavendelölen ist nicht einfach und bedarf vielen Schritten und unterschiedlichen Vorgängen

Im Garten gibt es verschiedene Lavendelarten
Auf einer Führung erfahren wir über historische Begebenheiten der Lavendelölgewinnung und – was ich sehr interessant fand – dass Lavendelöl nicht gleich Lavendelöl ist. Es gibt verschiedene Pflanzen, verschiedene Destillationsverfahren und vor allem Anwendungsmöglichkeiten. Als Fan von Omas Hausapotheke finde ich es spannend zu erfahren, was gegen was hilft und wo die Unterschiede zwischen ätherischen und pflanzlichen Ölen sowie Blütenwasser liegen.

Shop des Museums

Wohlduftende Seife kaufe ich für zu Hause ein
Der angrenzende Shop kommt mir gerade recht. Ich decke mich mit Ölen gegen verschiedene Wehwehchen ein und kaufe wohlduftende Seife als Mitbringsel zu Hause. Ein schöner Nachmittagsausflug neigt sich dem Ende entgegen. Im Dunkeln schunkelt uns der Bus seicht wieder zum Schiff. Ich dämmere ein bisschen und lasse die schönen Eindrücke des Tages auf mich wirken. Wieder Am Bord der A-Rosa startet bereits das Abendessen. Ich genieße zuvor noch einen Wein an Deck und lasse die vorbeiziehende Nachtlandschaft auf mich wirken. Slow Travel mit vielen Sehenswürdigkeiten und Eindrücken – das ist stressfrei Reisen.
Offenlegung: Meine Reise wurde unterstützt von A-Rosa Flusskreuzfahrten. Herzlichen Dank dafür. Für diese Veröffentlichung wurde weder meine Meinung beeinflusst, noch habe ich Honorar dafür erhalten. Die Begeisterung kam von alleine. Danke an A-Rosa und die Crew – es war für mich eine wunderschöne Reise!