Ich öffne die Türe und ein wunderbarer Duft umhüllt mich. Aromen der ganzen Welt sind in diesem Raum harmonisch vereint. Es duftet nach Kindheit, nach Erinnerungen, wie ich als Kind neben meiner Mutter am Kochtopf stand und ihr beim Kochen zugeschaut habe. Es riecht nach der weiten Welt, nach exotischen Gewürzen, die Urlaubserinnerungen wecken und den Genuss besonderer kulinarischer Köstlichkeiten wieder lebendig werden lassen.
Kennt Ihr den Film „Madame Mallory und der Duft von Curry„? Ein brillianter Film rund ums Kochen und Essen. Man spürt den Kochzauber und die Magie der Gewürze – ähnlich ist das Flair in der Gewürzmanufaktur Rimoco.
- Rimoco – Wo Gewürze aus aller Welt zuhause sind
- Mischen, riechen, kosten: Orientalisches Gewürzseminar
- Genussvoller Abend
- Buchtipp
- Rezept: Rote-Bete-Püree mit Joghurt und Zatar
- Linktipps
Rimoco – Wo Gewürze aus aller Welt zuhause sind
Ich bin in der Gewürzmanufaktur Rimoco. Etwas zu spät eile ich hektisch hinein. Die Anfahrt hat länger gedauert als erwartet, so dass ich als Letzte unseres Trüppchens eintreffe. Ein Tisch, was sag ich – eine Tafel ist fürstlich gedeckt und knapp 20 Menschen plaudern, lachen, reden und speisen sich durch aufgetischte Vorspeisen. Ben, einer der Inhaber des Rimocos, kommt zu mir, reicht mir lächelnd etwas zu trinken und ich komme erst einmal entspannt an. Die Atmosphäre ist wie bei guten Freunden und die alte renovierte Schreinerei aus den 50zigern Jahren verleiht der ganzen Situation ein apartes Ambiente, eine Mischung aus hipster Stil gepaart mit Tradition und Erfindergeist aus einem Startup-Valley eines Businesslofts. Ich mag die Location. Mitten in Saarbrücken liegt das Rimoco im Hinterhof in einer Seitenstraße.
„Gudd gess“ heißt es im Saarland. Regionale Küche trifft auf frankophilen Einschlag durch die Nähe zu Frankreich. 2012 gründeten Richard und Ben aus Hobby und Leidenschaft zur guten Küche ihre Gewürzmanufaktur. Neben klassischen Gewürzen und Kräutern bekommt man bei den Beiden besondere Mischungen. Beide reisen um die ganze Welt, um die besten Gewürze zu bekommen. Gute Bioqualität und Anbau ist ihnen wichtig. Sie sind ständig auf der Suche nach neuen und spannenden Gewürzen. Es gibt zahlreiche internationale Traditionsmischungen und viele neue Kreationen.
Gewürze sind der Mittelpunkt Deiner Küche.
Ich wandle durch die Hallen der alten Schreinerei und schnuppere mich durch verschiedene Gewürzmischungen, die mich am meisten reizen. Ayurvedische Gewürzmischungen nutze ich in meiner Küche häufig nach meinem Ayurvedischen Wellnesswochenende und Kochkurs. Auch wenn ich nicht nach der Ayurvedalehre koche, bereichern sie klassische Gerichte. Der Duft außergewöhnlicher Zusammenstellungen fasziniert mich. Da gibt es ein spannend klingendes Grillgewürz mit Kaffee, eine Himbeermischung für Fleisch, Purple Curry, Curryaromen mit Hibiskusblüten oder Magic Dust Rub. Jamaican Jerk hatte ich bisher noch nie gehört. Dieses Gewürz aus der kreolischen Küche vereint eine leichte Schärfe von Chili mit fruchtiger Süße von Mango und Rohrzucker sowie Kräuter mit wundervollen Aromen von Nelken, Muskat und Thymian. Das Jamaican Jerk ist Bens Lieblingsgewürz verrät er mir. Mit Piment als Grundlage wird das Grillgewürz im Ausland wie das Paprikagewürz bei uns in Deutschland häufig verwendet.
Das Sortiment im Rimoco ist groß – von edlen Gewürzen wie Vanille und Safran gibt es geschmacklich auch spannende und seltenere Gewürze wie das Römergewürz Sumach, Amchur, ein Mangogewürz aus der indischen Küche oder Zimtblüten. Im Sommer sind Grillgewürze wie Churrasco BBQ, Magic Dust, Fruit Bomb oder Coffee to Grill super beliebt. Jetzt im Herbst sind Rimocos Bestseller Pumpkin Spice für Kürbisgerichte und das Dukkah – das stellen wir an unserem Seminarabend selbst her. Im Winter locken wieder Lebkuchengewürz, Wildgewürz und die Backzutaten. Jede Jahreszeit hat seine aromatische Gewürznote. Ich schlage gleich bei den Tonkabohnen zu. Für Nachtisch für mich immer ein Geschmackshighlight und eine Dose kostet bei Rimoco noch nicht mal 10 Euro.
Rimoco-Gewürze könnt Ihr übrigens online bestellen. Besonders Spaß macht natürlich eine Beratung vor Ort und ein Rundgang durch die Hallen mit Verköstigung.
Mischen, riechen, kosten: Orientalisches Gewürzseminar
Ich bin heute Abend nicht nur Gewürzentdeckerin sondern darf auch selbst in die hohe Kunst der Gewürzmischung einsteigen. Das Rimoco bietet Gewürzseminare an. Neben einem Grundkurs werden verschiedene tiefergehende Gewürzseminare angeboten. Der Basiskurs dauert zwei bis drei Stunden und wird mit kulinarischen Köstlichkeiten abgerundet. Man erfährt Wissenswertes über die richtige Lagerung, woran man gute Gewürze erkennt und wie man mit ihnen richtig würzt. Ben gibt uns heute Abend einen Schnelldurchlauf dieses Kurses. Darauf aufbauend gibt es Spezialgewürzseminare. Wir erleben heute einen orientalischen Abend. Nach dem Motto:
Die besten Partys finden immer in der Küche statt!
versammeln wir uns um den großen freistehenden Herd. Den hätte ich zu gern in meiner Küche zu Hause. Dukkah ist die Gewürzmischung, die wir heute Abend selbst kreieren werden. Es stammt aus dem Land der Pharaonen und wird gern mit Olivenöl zu Fladenbrot als Vorspeise oder Brotaufstrich verzehrt. Es schmeckt zu vielen Gerichten und kann auch als Highlight für eine Kruste verwendet werden. Viele weitere Einsatzmöglichkeiten und Rezepte findet Ihr online – vielleicht habt Ihr Lust auf ein Lammsteak oder Dukkahbällchen?
Hauptbestandteile dieser Mischung sind Nüsse wie Haselnüsse, Cashewkerne, Pinienkerne und Sesam. Dafür rösten wir in großen Pfannen die besondere Nussmischung. Langsam breitet sich köstliches Röstaroma aus. Ein Anbrennen wäre jetzt fatal. Die ständig rührende Hand ist des Gewürzes Freund. Abgerundet wird unsere Mischung mit Meersalz, Schwarzkümmel, ein Hauch von Paprikapulver, Kreuzkümmel, schwarzen Pfeffer und Koriandersaat. Wie das duftet! Schade, dass es noch kein Geruchsinternet gibt.
Wie bei Rimoco üblich werden Gewürze per Hand gewogen und abgepackt. Nachdem wir die Nussmischung ausreichend geröstet und gerührt haben, dürfen wir in der Verpackungsabteilung von Rimoco selbst abwiegen und verpacken. Ganz schöne Arbeit ist das und mein Respekt wächst, dass jedes einzelne Döschen hier im Laden so befüllt wurde. Die Gewürzdosen sind übrigens praktisch: Robust und mit Innendeckel sind die Etiketten mit Nummern und Farben gekennzeichnet. Praktisch für den aktiven Einsatz am heimischen Herd zur Orientierung. Zudem sehen die schwarzen Dosen auch noch schick aus. Dabei fällt mir ein, dass mein Gewürzregal zu Hause durchaus mal größer gestaltet werden kann.
Genussvoller Abend
Im Gewürzseminar könnt Ihr nicht nur Euren Wissensdurst stillen und Euch durch die Welt schnuppern sondern auch kulinarisch verwöhnen lassen. Persönlich könnte ich in den Vorspeisen versinken. Überhaupt kann man mich mit verschiedenen Dips und lauwarmen frischem Fladenbrot glücklich machen. Ich probiere mich durch orientalischen Graupensalat, rote Bete Püree, Tomaten-Granatapfelsalt und einen Feigensalat. Allesamt mit ausgefallenen Gewürzen verfeinert und bereichert. Ich erlebe eine Geschmacksexplosion nach der nächsten. Der Tisch ist liebevoll gedeckt und die bunten Schälchen und Platten von Villeroy & Boch runden das Tafelbild harmonisch ab. Seid wann bin ich in meiner Küche zu Hause eigentlich so stringent auf weiß eingestiegen? Das bunte Porzellan vor mir sieht phantastisch aus. Ich weiß schon, was meine nächsten Anschaffungen werden – nicht umsonst ist man im Saarland, oder? Zum Abschluss des kulinarischen Menüs gibt es Espresso mit ausgefallenen Zuckersorten. Der arabische Zucker und Zucker mit Holunderblüten verlieh dem Kaffee eine spezielle und sehr leckere Note.
Buchtipp
Ich stöbere durch die Bücher bei Rimcoco. Die ganze Welt ist zu Gast, ein Buch liest sich leckerer als das andere. Ein Buch der Auswahl fasziniert mich besonders: Jerusalem von Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi (Amazonpartnerlink)*.
Jerusalem ist seit vielen Jahrhunderten religiöses Zentrum und zieht viele Menschen an. Das spiegelt sich auch kulinarisch wieder. Ich blättere durch viele leckere Rezepte. Überall werde spannende Gewürzmischungen verwendet. Knapp 130 ausgesuchte Gerichte sind im Buch enthalten und spiegeln die Multikulturalität Jerusalems wieder:
Von Spinatsalat mit Datteln und Mandeln über Latkes bis zum Reispudding mit Rosenwasser gleicht jedes Gericht einer kulinarischen Entdeckungsreise. – Die Melange aus den Küchen Europas, Nordafrikas und des Nahen Ostens sorgt für ein wahres Feuerwerk der Aromen.
Die Bilder machen Appetit auf mehr und spiegeln phantastisch die Atmosphäre wieder, wie man sich Jerusalem vorstellt. Zu jedem Rezept gibt es eine kurze Geschichte und Hinweise zu verwendeten Lebensmitteln. Die beiden Autoren und Köche betreiben in London vier Coffeeshops und ein Restaurant. Laut DK-Verlag gehören Ottolenghi und Tamimi zu den Shooting-Stars der Londoner Gastronomie-Szene. Auf über 300 Seiten reihen sich spannende Rezepte aneinander: Von süß bis herzhaft von einfach bis raffiniert. Mich reizen zahlreiche Dips für einen Mezzeteller. So etwas liebe ich und lockt zum Nachkochen: Beispielsweise einen Auberginendip mit Granatapfelkernen oder als Hauotgericht die besonderen Fleischbällchen Kofta B´Siniyah oder einen Puten-Zucchini-Burger mit Kreuzkümmel.
Unter den vielen köstlichen Rezepten entdecke ich eines, welches mich bei unserem Abendessen im Rimoco bereits begeistert hat. Das Rote-Bete-Püree mit Zatar. Ich liebe rote Bete und in der aromareichen Komposition mit dem Gewürz eine wahre Geschmacksexplosion – ich hätte mich rein setzen können. Kaum zuhause habe ich es nachgekocht und weitere Fans unter Freunden bereits gefunden. Mit Genehmigung des DK-Verlags darf ich es hier im Blog weiterreichen:
Rezept: Rote-Bete-Püree mit Joghurt und Zatar
Zutaten:
- 900g mittelgroße Rote-Bete-Knollen
(500g gegartes Fruchtfleisch, ich konnte nur vorgekochte rote Bete bekommen) - 2 Koblauchzehen, zerdrückt (mir reicht eine große Zehe)
- 1 kleine rote Chilischote, entkernt und fein gehackt
(ich habe sie weg gelassen, wir sind nicht so die Scharfen) - 250g griechischer Joghurt
- 1,5 EL Dattelsirup – ersatzweise Ahornsirup
- 1 gehäuften EL Zatar (habe habe 2 EL genommen)
- 3EL Olivenöl
- Salz
- 15g Haselnusskerne, geröstet und gehackt
(Ich hatte nur Walnüsse im Hause, passte geschmacklich auch prima) - 60g weicher Ziegenkäse, zerkrümelt
Zubereitung:
1. Den Backofen auf 200 ºC vorheizen.
2. Wenn man rohe Bete verwendet: Die Rote-Bete-Knollen schälen, waschen, in eine ofenfeste Form legen und ohne Deckel etwa 1 Stunde im Backofen garen, bis sich ein Messer mühelos hineinstechen lässt. Die vorgekochte Variante, die ich von der roten Bete erstanden habe, habe ich nur 30 Minuten in den Ofen gegeben. Da ich etwas anderes backen musste, kam es darauf quasi nicht mehr an.
3. Etwas abkühlen lassen, schälen, sechsteln und vollständig erkalten lassen.
4. Rote Bete mit Knoblauch, Chili und Joghurt in der Küchenmaschine zu einem glatten Püree verarbeiten. Ich habe alles im Thermomix 30 Sekunden auf Stufe 5 kurz püriert. Alles in eine große Schüssel füllen, Dattelsirup, Öl, Zatar sowie 1 Teelöffel Salz unterrühren und das Püree noch einmal abschmecken. Ich habe mit den weiteren Zutaten wieder 30 Sekunden auf Stufe 5 den Thermomix angeschaltet und zum Schluss noch mal 10 Sekunden auf Stufe 10.
3. Das Püree in eine Servierschale füllen und mit einem Löffelrücken glatt streichen. Mit Nüssen und Käse bestreuen, mit etwas Olivenöl beträufeln und zimmerwarm servieren.
Zum Dip passt bestens Brot. Wir haben es auch schon zu Hähnchen gegessen – köstlichst!
Linktipps
- Villeroy & Boch konnte ich leider bei meiner Tour durchs Saarland nicht mehr besuchen. Aus privaten Gründen musste ich leider einen Tag eher abreisen. Seid Ihr im Saarland solltet Ihr unbedingt ins Outlet eintauchen und Euch die Fertigung anschauen – interessant und Shoppingparadies wie Porzellanliebhaber wie mich. Wie es hinter den Kulissen bei V&B aussieht hat Tobi bereits gebloggt.
- Aromatische Rezepte der Rimoco-Jungs: Am besten schaut Ihr auf diese Rezeptseite nur, wenn Ihr keinen Hunger habt. Ich finde, da sieht jedes Gericht köstlich aus!
- Interessante Bücher zur Länderküche gibt es auf diesen DK-Seiten.
Offenlegung: Meine Reise wurde mit zwei Übernachtungen und kulinarischem Programm unterstützt von der Tourismus Zentrale Saarland, den Backschwestern und Villeroy & Boch. Für diese Veröffentlichung wurde weder meine Meinung beeinflusst, noch habe ich Honorar dafür erhalten.
Das Buch Jerusalem wurde mir vom DK-Verlag als Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt.
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Bin sehr oft in Saarbrücken aber davon habe ich noch nie gehört. Danke für diesen Beitrag.
L.G. Peter