Sanft rollen die Wellen an den goldenen Strand zwischen Weligama und Koggala. Ein Hauch von Salz liegt in der Luft. Die Hitze flimmert über dem Sand, der Himmel ist tiefblau. Trotz der sengenden Sonne sitzen die Männer auf ihren hohen Pfählen – konzentriert, balancierend, geduldig auf ihren Fang wartend. Am Horizont zeichnen sich ihre Silhouetten ab: die Stelzenfischer von Sri Lanka, das lebendige Symbol einer jahrhundertealten Tradition.
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Die Stelzen ragen wie stille Wächter aus dem flachen Wasser der Südküste Sri Lankas.
Aus der Not geboren: Sri Lankas einzigartige Stelzenfischerei
Sie scheinen mit dem Meer verwachsen zu sein, die Stelzenfischer Sri Lankas, so ruhig und unbeweglich sitzen sie auf ihren hohen Pfählen. Doch was aus der Ferne wie eine Idylle wirkt, ist das Ergebnis von Einfallsreichtum und harter Arbeit. Die Geschichte dieser einzigartigen Tradition beginnt in den entbehrungsreichen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Überfischung und die Begrenztheit der traditionellen Fischgründe zwangen die Küstenbewohner zu kreativen Lösungen. Die beliebten Fangplätze auf den Felsen am Strand waren für die vielen Fischer zu klein geworden. Statt ihre Netze vom überfüllten Ufer aus auszuwerfen, suchten findige Fischer nach neuen Wegen, um an die begehrten Sardinen und Makrelen zu gelangen. Sie errichteten in den flachen Küstengewässern einfache Stelzen, die ihnen einen erhöhten Standpunkt und damit einen besseren Überblick über die Fischschwärme boten. Diese Pfähle, die oft von Generation zu Generation weitergegeben wurden, markierten die persönlichen Fangplätze der Fischer und wurden zu einem festen Bestandteil ihres Lebens.
Die Stelzenfischerei ist aber mehr als nur eine clevere Methode, Fische zu fangen. Es ist ein Balanceakt zwischen Mensch und Natur, eine Kunst, die Geschick und Ausdauer erfordert. Stundenlang hocken die Fischer auf ihren schmalen, an Holzpfählen befestigten Brettern, den Blick fest auf das glitzernde Wasser gerichtet. Je näher ich dem Strand komme und die Szenerie aus der Nähe betrachten kann, desto mehr schmerzt mir nur beim Anblick der Popo. Wie kann man es nur stundenlang auf so einem kleinen Stück Holz aushalten? Ganz klar, hier muss man ein Leichtgewicht sein, aber auch viel Körperbeherrschung und Ruhe mitbringen. Jede Bewegung muss überlegt sein, denn ein falscher Ruck kann den mühsam erkämpften Fang zunichte machen.
Mit langen, biegsamen Angeln, die im Wind sanft nachgeben, ziehen sie die kleinen Fische aus dem Meer. Ihre Beute verstauen sie in kleinen Stoffbeuteln, die sie sich um die Hüften hängen oder an einem Pfahl befestigen. Es ist ein stilles Spiel zwischen Mensch und Fisch, ein Tanz auf dem Wasser, bei dem Geduld und Ausdauer die wichtigsten Werkzeuge sind. Nicht jeder Tag bringt einen reichen Fang, doch für die Stelzenfischer ist ihre Arbeit mehr als ein Broterwerb – es war eine Lebensweise mit Tradition.

Stundenlang verharren die Fischer auf ihren schmalen Sitzstangen, konzentriert auf das glitzernde Wasser unter ihnen.

Am Strand zwischen Strand zwischen Weligama und Koggala findet man noch die traditionellen Stelzenfischer von Sri Lanka.

Ein Balanceakt zwischen Mensch und Natur – die Stelzenfischerei erfordert Geduld, Ruhe und große Körperbeherrschung.

Oft wird auf Sri Lanka gemeinsam gefischt, auch mit Booten. Auch wenn die Tradition langsam schwindet, bleiben die Stelzenfischer ein fester Bestandteil der Küstenlandschaft Sri Lankas.
Zwischen Tradition und Inszenierung
Heute sieht man sie meist am späten Vormittag oder um die Mittagszeit, wenn das Meer ruhig ist. Doch viele Stelzenfischer sind längst keine Berufsfischer mehr. Der Tourismus hat das Bild gewandelt. Wer durch die Küstendörfer fährt, sieht oft Männer, die für ein paar Rupien auf den Pfählen posieren, während der eigentliche Fischfang nur noch von einer kleinen Gruppe von Fischern betrieben wird. Tatsächlich gibt es heute nur noch etwa 65 aktive Stelzenfischer in der Südprovinz Sri Lankas. Was für die einen Kommerz ist, bedeutet für die anderen das Überleben. Ohne diese Einnahmequelle wäre die Tradition wohl längst verschwunden.
Zukunft auf wackeligen Beinen
Die Stelzenfischerei steht heute auf wackeligen Beinen. Überfischung, Umweltveränderungen und wirtschaftlicher Wandel haben dazu geführt, dass immer weniger junge Männer das Handwerk ihrer Väter übernehmen. Auch der Tsunami von 2004 hat die Küstenlandschaft und die Fischbestände stark in Mitleidenschaft gezogen und den verbliebenen Fischern das Leben zusätzlich schwer gemacht. Vielleicht verschwindet die Technik eines Tages ganz, vielleicht lebt sie aber auch als kulturelles Erbe weiter – wenn nicht auf dem Wasser, dann in den Erinnerungen derer, die sie noch mit eigenen Augen gesehen haben.
Mit unserem gebeco-Reiseführer Aruna kommen wir mit den Fischern ins Gespräch, erfahren mehr über ihr Leben. Sie lachen mit uns, zeigen uns ihren Fang des Tages und wer mag, darf auch mal mit ihnen auf Stelzen für ein Foto posieren. Nichts für mich (vor allem wenn die Fischerstelzen noch lange halten sollen), aber die Gespräche, das Lächeln und der Einblick in diese Tradition waren faszinierend.
Wer Sri Lanka besucht, sollte sich dieses Bild nicht entgehen lassen. Es ist mehr als eine Fotogelegenheit. Es ist eine Reise in eine Welt, die im nächsten Moment schon wieder Geschichte sein könnte.

Was einst ein Überlebenshandwerk war, ist heute für viele eine Inszenierung für Besucher.

Die Stelzenfischer nutzen lange, biegsame Ruten, um Sardinen und Makrelen mit Geschick aus dem Meer zu ziehen.

Nur noch etwa 65 aktive Stelzenfischer gibt es in der Südprovinz Sri Lankas, die diese Technik wirklich zum Fischfang nutzen.

Der Tsunami von 2004 zerstörte nicht nur Küstengebiete, sondern veränderte auch die Bedingungen für den Fischfang.

Die erhöhte Position gibt den Fischern einen besseren Überblick über die Fischschwärme in den flachen Gewässern.
Lust auf mehr von diesen besonderen Erlebnissen?
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[…] in der Nähe befinden sich die schönsten Traumstände des Inselstaates. Hier kann man auch die Stelzenfischer erleben, deren Fischereiart auf der Welt einmalig […]