(enthält Werbung) Zeilitzheim ist ein kleines Weindorf abseits der typischen Touristenströme. Das Barockschloss im Ort ist ein Kleinod mit besonderer Atmosphäre. Hier kann man die Seele baumeln lassen, guten Wein trinken und im Umland reizvolle Ausflüge unternehmen. Oder einfach auch mal nichts tun, mit einem Buch den Barockgarten genießen und mit Leichtigkeit abschalten.
Barockschloss Zeilitzheim – ein Schloss mit besonderem Ambiente
Ich habe mich verliebt, als ich mein Auto auf den Hof des Barockschlosses in Zeilitzheim ausrollen lasse. Verzückt schaue ich auf die gelben Wände des Arkadenhofs, die die untergehende Sonne in goldenes Licht taucht. In der Mitte des Innenhofs plätschert Wasser langsam in einem Brunnen. Bienen summen von den rosenberankten, alten Gemäuern. Ich halte inne und genieße den stillen Moment mit Atmosphäre.
Das Schloss ist ein Hotel mit 18 Gästezimmern und bietet Raum für besondere Veranstaltungen. Wäre ich früher angekommen, so hätte ich beispielsweise noch an einem Picknick im Schlossgarten teilnehmen können. Marina und Alexander von Halem schaffen mit ihrem Barockschloss einen ausgefallenen Ort, bieten eine Fülle von kulturellen Events mit Kunst, Theater, Musik und schönen Dingen des Lebens.
Das ursprüngliche Landschloss stammt aus dem 17. Jahrhundert und liegt im Fränkischen Weinland nicht weit entfernt von Schweinfurt und Volkach. Graf Philipp Gaston Wolf ließ das Schloss erbauen. Im Laufe der Geschichte folgten Erweiterungs- und Umbauten. Kein geringerer als Balthasar Neumann war im Schloss Zeilitzheim tätig. Er war der ultimative Star der „Baubranche“ seiner Zeit und der bedeutendste Baumeister des Barock und des Rokokos in Süddeutschland. Er entwarf unter anderem die Pläne zur Anlage des barocken Gartens. Heute ist der Garten nicht nur schön zum Anschauen, man darf ihn auch ausgiebig nutzen und verweilen.
Den Empfangssaal über dem Eingangsbereich gestaltete einst der italienische Maler Marchini. Giovanni Francesco Marchini war eine Berühmtheit und gilt als Meister der barocken Illusionsmalerei.
1979 kaufte die Familie von Halem das Schloss und restaurierte es zu diesem kleinen Juwel. Vor rund 15 Jahren erhielten Marina und Sohn Alexander von Halem „für vorbildliche und tatkräftige Instandsetzung, Pflege und Nutzung von Schloss und Park Zeilitzheim als kulturelles Zentrum in der Region“ den Deutschen Preis für Denkmalschutz.
Mit „Der Zauber der Alten Welt“ betitelt die Familie ihr Anwesen und treffender kann man diesen idyllischen Ort im Fränkischen Weinland nicht beschreiben. Wer sich unter dem Schloss ein Luxushotel vorstellt, wird enttäuscht sein. Das Barockschloss ist nicht mit modernem Styling aufgepimpt, sondern kehrt bewusst zurück zum Charme der Vergangenheit.
Über die steinerne Treppe des Arkadenhofs betrete ich durch die schwere alte Holztüre das Schloss. Alexander übernimmt ganz gentlemanlike meinen Koffer und führt mich zum Arkadenhofzimmer. Zimmernummern gibt es im Schloss nicht. Meistens stehen historische Persönlichkeiten als Pate für eine sonst so schmucklose Zimmernummer.
Mein Zimmer ist einfach, aber liebevoll eingerichtet. Die Holzböden knarren sympathisch und das Bett ist als Himmelbett gestaltet. Es gibt keine Fernseher auf den Zimmern, dafür ausreichend Steckdosen für mein Sammelsurium an technischem Equipment. Eine Minibar gibt es auf den Zimmern ebenfalls nicht, dafür stehen in den Aufenthaltsräumen Getränke und exzellente Weine vom schlosseigenen Weingut Wein von 3 optimal temperiert bereit.
Das Schloss ist anders als ein übliches Hotel. Mir kommt es vor, als wäre die Seele des alten Gemäuers erhalten geblieben. Dazu kommt die freundliche, fast familiäre Betreuung von Marina und Alexander, dass es sich für mich anfühlt, als ob man zu Gast bei Freunden ist. Ich glaube, das lockt Gleichgesinnte an. Am Morgen komme ich mit anderen Hotelgästen ins Plaudern. Man war sich sofort sympathisch. Sie genießen auf dem Schloss eine Familienzusammenkunft, ist man zwischenzeitlich über ganz Europa verteilt. Vom Enkel bis zur Oma gönnen auch sie sich Wohlfühltage auf dem Barockschloss und freuen sich über die ungezwungene Atmosphäre im Schloss und Garten.
Das Frühstück wird im ersten Stock gereicht. Auf dem Weg dahin verlaufe ich mich. Ich passiere weitere Hotelzimmer und komme an Sälen mit offenen Türen vorbei. Neugierig wage ich einen Blick, schreite weiter vor und erkunde Stück für Stück das Schloss. In diesen Räumen kann man tagen und feiern oder einfach nur die gute alte Zeit genießen. Die Wandmalereien und Stuck an den Wänden vermitteln, welche hoheitlichen Glanzzeiten das fränkische Schloss erlebt haben muss.
Das Barockschloss hat heute kein Restaurant mehr. Aber es gibt etwas viel besseres: Bucht Euch eine fränkische Brotzeit und lasst sie Euch im malerischen Arkadenhof kredenzen – ein ganz besonderer Genuss für alle Sinne!
Wein von 3: Ein Schloss, drei Weinmacher, acht Weine
Es ist ein lauer Sommerabend, als mir die Brotzeit aufgetischt wird. Alexander war den ganzen Tag in seinem Weinberg, findet aber noch Zeit, um mit mir eine Weinprobe zu genießen. Ich bin gespannt. Alexander von Halem war früher rege im Social Web unterwegs, nahm an Barcamps teil und ist auf Instagram & Co kein Unbekannter. Schon vor meiner Anreise schwärmten mir daher auf Twitter so einige von ihm und seinem guten Wein vor.
Heiko Niedermeyer, Christian Werr und Alexander von Halem gründeten 2012 ihre Wein GbR. Heiko bringt als gelernter und studierter Winzer seine Erfahrungen ein. Er hatte schon ein eigenes Weingut. Christian ist gelernter Weinküfer (BSc Weinbau/Oenologie) und Alexander ist gelernter „Gästeführer Weinerlebnis Franken“. Wein fasziniert den ehemaligen Weltenbummler und wenn er nicht im Weinberg arbeitet, tüftelt er im Schloss und Schlossgarten. Zusammen bringen sie zu dritt eine Menge Knowhow in ihre Winzerei Wein von 3 ein. Insgesamt bewirtschaften sie inzwischen vier Hektar Weinberge, die sie im nahe gelegenem Ort Stammheim gepachtet haben. Die Rebfläche wurde aufgrund der hohen Nachfrage ausgebaut. Dabei sind die Reben 14 bis 60 Jahre alt. Im Jahr 2018 hat das junge Weingut bis zu 30.000 Flaschen produziert.
Das Konzept der Drei ist einfach und genial. Ich wundere mich bei meiner Vesper im Arkadenhof über die schlichten Flaschen, die Alexander vor mir aufbaut. Bocksbeutelflaschen hätte ich erwartet. Der Winzer und Schlossherr klärt mich auf, dass zum einen Bocksbeutelflaschen unpraktisch in der Lagerung sind. Andererseits wollen Sie durch das schlichte Design die Qualität der Weine stärker betonen. Sie haben als junges Weingut keine Tradition, setzen dafür konsequent auf hochwertige Weine. Das Etikett ist ebenfalls schlicht gestaltet und soll eine Reduktion auf das Wesentliche vermitteln. Acht Weine haben Wein von 3 im Angebot.
Den obligatorischen Spuckeimer zur Weinprobe lehne ich ab. Werde nie verstehen, wie man so guten Wein nicht trinkt. Da ich im Schloss übernachte und nur wenige Meter zu meinem Bett finden muss, koste ich meine Brotzeit mit den guten Weinen genussvoll aus.
Wir starten unsere Weinprobe mit einem Silvaner, der typische Wein für das Fränkische Weinland. Der Wein-von-3-Silvaner wächst am Main auf einem steilen Hang. Muschelkalkboden begünstigt die fruchtige, würzige Note. Frisch hat dieser Silvaner gerade Preise abgeräumt. Gedanklich kommt dieser Wein auf meine Einkaufsliste, ebenso wie Wolf jr., ein feinherber Bacchus. Köstlich schmeckt mir dieser Weißwein, deren Rebsorte eine Kreuzung von Silvaner, Riesling und Müller-Thurgau verkörpert.
Bei Rotwein bin ich skeptisch, trinke lieber Weißwein oder im Sommer schon mal einen Rosé. Als Alexander mir seinen Melusine einschenkt, dachte ich erst, es sei ein Rosé, erfahre aber vom Weinkenner, dass es sich um einen Rotling handelt. Melusine ist eine mythische Sagengestalt des Mittelalters und wie ich finde eine perfekte Namensgeberin für diesen Wein. Ein Rotling ist kein Cuvée von Rot- und Weißwein. Der Wein wird aus roten und weißen Trauben gepresst und nicht nachher vermischt. Der Fachmann würde sagen: Es ist ein Verschnitt von roten und weißen Trauben, die zusammen eingemaischt aber nicht zusammen gekeltert werden. Ungeachtet der Herstellungsweise ist Melusine ein Genuss! Er ist feinfruchtig, mit einer leichten Süße und gerade jetzt im Sommer sehr erfrischend.
Mit der Weinprobe und der fränkischen Brotzeit endet meine Zeitreise im Barockschloss. Morgen fahre ich ein Stück weiter im Fränkischen Weinland und freue mich auf neue, genussvolle Entdeckungen. Wenn Ihr in der Region seid, solltet Ihr Euch den Wein und das Schloss nicht entgehen lassen. Auf Wunsch nimmt Euch Alexander mit in seine Weinberge und umliegend gibt es viel Natur und Ausflugspotenzial.
Schöner Beitrag! Ich war schon lange bevor ich beim Wein gelandet bin ein großer Fan von diesem romanischen Schloss. Ich war einmal über die VHS in den 80/90ern ern dort einquartiert und habe mich gleich verliebt! Später beim Tangoball oder nun für den Wein. Alexander ist ja auch Gästeführer.
Wow! Das schaut ja ganz toll aus! Ich habe einmal in meinem Leben in einem Schloss übernachtet und fand es auch sehr speziell und zusätzlich sehr familiär.