Das Eco Centre auf Kuramathi – Umweltschutz und Natur hautnah erleben

Fotocredits: Kuramathi Maldives

„Umweltschutz ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit“. Mit Nachdruck betont Mohammed Aleem, Senior Coordinator des Eco Centre auf Kuramathi, die Dringlichkeit seiner Mission. Seine Worte hallen nach beim Gang durch das Eco Centre auf der maledivischen Insel, wo sich die Wege von Wissenschaftlern, Naturschützern und neugierigen Reisenden kreuzen. Das Eco Centre ist kein gewöhnlicher Zwischenstopp auf einer Inseltour, kein schnell abgehaktes Highlight auf der Urlaubs-To-Do-Liste. Zwischen dem beeindruckenden Skelett eines gestrandeten Pottwals und den behutsam aufgepäppelten Korallen in den Regenerationsprojekten spürt man das fragile Gleichgewicht zwischen Tourismus und Naturschutz. Hier wird den Besuchern nicht nur die atemberaubende Schönheit der maledivischen Unterwasserwelt näher gebracht, sondern auch gezeigt, wie sie aktiv zu ihrem Erhalt beitragen können. Denn auf Kuramathi ist jeder Gast Teil einer wichtigen Mission.

Das Eco Centre auf Kuramathi ist ein Ort zum Lernen und zum Austauschen.

Die Mission des Eco Centre: Dem Ruf der Korallen folgen

Als 1999 ein besonders starker El Niño die Korallenriffe der Malediven heimsuchte, war dies die Geburtsstunde des Eco Centre auf Kuramathi. Doch was war geschehen? El Niño, ein natürliches Klimaphänomen, das alle paar Jahre auftritt, ließ die Meerestemperaturen im Indischen Ozean sprunghaft ansteigen. Für die empfindlichen Korallen, die in Symbiose mit farbgebenden Algen leben, bedeutete diese Erwärmung Stress pur. Sie stießen die Algen ab – eine Reaktion, die als Korallenbleiche bekannt wurde und ganze Unterwasserlandschaften in bleiche, leblose Skelette verwandelte. Bis zu 90 Prozent der Riffe auf den Malediven waren von dieser Bleiche betroffen, der schlimmsten in der Geschichte des Landes. Es dauerte 12 Jahre, bis sich die Riffe von der Korallenbleiche 1998 erholt hatten. Angetrieben von der Mission, diese einzigartige Meereswelt zu schützen und ein Bewusstsein für ihre Zerbrechlichkeit zu schaffen, wurde das Zentrum zu einem Leuchtturm für nachhaltigen Tourismus in der Region.
Heute arbeiten im Eco Centre auf Kuramathi Meeresbiologen, Wissenschaftler und Naturschützer Seite an Seite, vereint durch ein gemeinsames Ziel: das empfindliche Gleichgewicht der maledivischen Unterwasserwelt zu bewahren. Sie erforschen nicht nur die Geheimnisse der Riffe, sondern setzen sich mit Leidenschaft für deren Erhalt ein – und binden die Gäste des Resorts aktiv in ihre Projekte ein. „Unsere Aufgabe ist es, eine Brücke zwischen Mensch und Natur zu schlagen“, erklärt Mohammed Aleem, der das Zentrum mit ansteckender Begeisterung leitet. „Wir wollen den Menschen die Augen öffnen für die unglaubliche Schönheit, aber auch für die extreme Verletzlichkeit dieses Ökosystems.“
Eines der beeindruckendsten Projekte ist die Wiederansiedlung von Korallen. Mehr als 1.400 Korallenfragmente wachsen inzwischen auf über 100 „Korallen-Spinnen-Rahmen“, die wie filigrane Unterwasser-Netze aussehen. Ein lebendiges Zeugnis dafür, dass auch in den Tiefen der Ozeane Hoffnung und neues Leben gedeihen kann. Diese „Kinderstuben der Meere“ bieten verschiedenen Korallenarten wie den zerbrechlichen Tisch- und Hirnkorallen eine Überlebenschance.
Doch die Mission des Eco Centre geht weit über die Forschung hinaus. Die Vermittlung von Wissen und die Inspiration der Gäste stehen im Mittelpunkt. In interaktiven Workshops und bei geführten Schnorchelausflügen lernen die Besucher, wie eng ihr eigenes Handeln mit dem Schicksal der Meere verknüpft ist. Einfache, aber wirkungsvolle Verhaltensregeln – keinen Müll liegen lassen, Sonnencreme ohne schädliche Chemikalien verwenden, beim Schnorcheln Abstand zu den Korallen halten – können einen großen Unterschied machen. Das Eco Centre zeigt: Jeder kann einen Beitrag zum Schutz der Meere leisten und so dazu beitragen, dass die Malediven auch für zukünftige Generationen ein Paradies bleiben.

Imposant und mahnend: Das elf Meter lange Pottwalskelett im Eco Centre erinnert an die Zerbrechlichkeit der Ozeane.

Der Pottwal von Kuramathi: Ein Gigant als Botschafter der Meere

Im Eco Centre von Kuramathi steht ein elf Meter langes Monument aus Knochen – das Skelett eines gestrandeten Pottwals. Majestätisch und beeindruckend zieht es jeden Besucher in seinen Bann. Als beeindruckendes Ausstellungsstück, es der Wal ein stummer Zeuge der Tiefsee, ein Mahnmal und Botschafter für die verletzlichen Riesen der Meere. „Dieser Pottwal“, erklärt Mohammed Aleem, Senior Coordinator des Insel-Öko-Centers, mit spürbarer Ehrfurcht in der Stimme, „erzählt uns eine Geschichte von Größe und Zerbrechlichkeit. Sie erinnert uns daran, wie eng alles im Meer miteinander verbunden ist und welche entscheidende Rolle jeder einzelne Bewohner spielt“. Vor Jahren wurde das Tier tot am Strand gefunden. Heute ist sein Skelett ein Symbol für die Notwendigkeit, das empfindliche Gleichgewicht der Ozeane zu bewahren.

Faszinierende Begegnungen mit der bunten Unterwasserwelt rund um Kuramathi, Fotocredits: Kuramathi Maldives

Abtauchen ins Paradies: Schnorchel-Safaris, Korallen-Kinderstuben und das Muraka-Projekt

Rund um Kuramathi eröffnet sich eine Unterwasserwelt, die einem den Atem raubt. Majestätische Schwarzspitzenriffhaie patrouillieren lautlos durch das türkisblaue Wasser, während gemächlich dahin gleitende Karettschildkröten in sanften Strömungen zu schweben scheinen. Bunte Fischschwärme ziehen durch die Korallenformationen, die sich langsam von den Narben der Vergangenheit erholen und in neuem Glanz erstrahlen. Die geführten Schnorchelsafaris des Eco Centre auf Kuramathi sind ein direkter Zugang zu diesem bedrohten Paradies. „Der Moment, in dem man zum ersten Mal einem Hai oder einer Meeresschildkröte in freier Wildbahn begegnet, ist einzigartig. Diese Begegnungen sind oft der Schlüsselmoment, der ein tiefes Verständnis für die Schutzbedürftigkeit dieser faszinierenden Welt weckt.“

Ein Schwerpunkt der Arbeit des Eco Centre ist die aktive Wiederherstellung der Korallenriffe. Dabei kommen unter anderem so genannte Korallen-Spinnen-Rahmen zum Einsatz – filigrane Metallgestelle, die an moderne Kunstinstallationen unter Wasser erinnern. Sie geben abgebrochenen oder beschädigten Korallenfragmenten eine zweite Chance. Mehr als 1.400 dieser Fragmente, von verzweigten Acropora-Arten über massive Tischkorallen bis hin zu bizarr geformten Hirnkorallen, finden in über 100 Rahmen rund um die Insel ein neues Zuhause. „Jede Korallenart erfüllt eine einzigartige Funktion im komplexen Ökosystem Riff“, erklärt Mohammed, „deshalb setzen wir in unseren Korallen-Kinderstuben bewusst auf Artenvielfalt.“ Die Spinnenrahmen geben den Korallen Halt, schützen sie vor Fressfeinden und lassen sie fest anwachsen. So verwandeln sich die künstlichen Gebilde innerhalb weniger Jahre in blühende, artenreiche Miniaturriffe, die unzähligen Meeresbewohnern Schutz und Nahrung bieten.

Ein Meilenstein in den Bemühungen um den Schutz der Riffe ist das 2023 gestartete Muraka-Projekt. „Muraka“, was in der maldivischen Sprache „Koralle“ bedeutet, steht symbolisch für das ehrgeizige Ziel: die Regeneration der maledivischen Riffe mit aktiver Beteiligung der Gäste. Durch die Übernahme einer Korallenpatenschaft können Besucher direkt zum Schutz der Unterwasserwelt beitragen. „Mit dem Muraka-Projekt wollen wir die Menschen nicht nur für die Schönheit der Riffe begeistern, sondern ihnen auch eine konkrete Möglichkeit geben, sich für ihren Erhalt einzusetzen“, bekräftigt Aleem. Die Paten erhalten regelmäßig Informationen über das Wachstum „ihres“ Korallenstücks und entwickeln so einen persönlichen Bezug zu diesem empfindlichen Ökosystem.
Um die Entwicklung der Riffe und ihrer Bewohner zu dokumentieren, setzt das Eco Centre auf Kuramathi auch auf moderne Technik. Aus der Vogelperspektive liefern Drohnen wertvolle Einblicke in die Bewegungsmuster von Haien und großen Fischschwärmen. „Der Einsatz von Drohnen eröffnet uns völlig neue Perspektiven auf das Leben im Riff“, schwärmt Mohammed. „Wir können Zusammenhänge erkennen, die uns vom Boot oder beim Tauchen verborgen bleiben.“

Ausstellung im Eco Centre auf Kuramathi

Die Ausstellung im Eco Centre verbindet Wissenschaft und Naturschutz auf interessante Weise.

Das Eco Centre ist auch ein anschaulicher Lernort.

Korallenlabor Kuramathi: Eine Zukunftswerkstatt für die Riffe der Malediven (Start 2025)

Mit dem für 2025 geplanten Korallenlabor schlägt das Eco Centre auf Kuramathi ein neues Kapitel im Riffschutz auf. Ausgestattet mit modernsten Wassertanks und einem Nasslabor wird es als innovative Forschungsstätte dienen, um das Wachstum und die Widerstandsfähigkeit von Korallen unter kontrollierten Bedingungen zu untersuchen. Ziel ist es, die natürliche Regeneration der Riffe zu beschleunigen und zukunftsweisende Methoden für ihren Schutz zu entwickeln.
Das Korallenlabor ist ein Leuchtturmprojekt, das in enger Zusammenarbeit mit dem renommierten Maldives Coral Institute und der Universität Exeter durchgeführt wird. Diese Partnerschaft bündelt wissenschaftliche Expertise und Ressourcen, um die Forschung zur nachhaltigen Riffrestaurierung auf ein neues Niveau zu heben. „Das Korallenlabor wird nicht nur unsere Forschungsmöglichkeiten revolutionieren, sondern auch ein starkes Symbol für die Zukunft des Riffschutzes auf den Malediven setzen“, betont Mohammed Aleem, Senior Coordinator des Eco Centre auf Kuramathi, mit spürbarer Vorfreude.
Die Vision des Labors geht jedoch weit über die reine Forschung hinaus. Als interaktive Lernplattform konzipiert, wird es sowohl Besuchern als auch Wissenschaftlern aus aller Welt offenstehen und einzigartige Einblicke in die faszinierende Welt der Korallenökosysteme bieten. Durch die aktive Einbindung der Besucher in Bildungsprogramme und Citizen-Science-Projekte soll ein tieferes Verständnis für die Notwendigkeit des Riffschutzes geschaffen und nachhaltiges Handeln gefördert werden. „Wir wollen die Menschen begeistern und ihnen zeigen, dass sie Teil der Lösung sein können“, sagt Aleem.
Das Eco Centre auf Kuramathi baut zudem auf bestehende Partnerschaften mit internationalen Organisationen wie dem Manta Trust und dem Olive Ridley Project, die sich dem Schutz von Mantas und Meeresschildkröten verschrieben haben. Diese Kooperationen ermöglichen es den Gästen, an Schutzprogrammen teilzunehmen und beispielsweise das Schlüpfen von Schildkrötenbabys am Strand mitzuerleben – ein unvergessliches Erlebnis, das die Dringlichkeit des Naturschutzes auf berührende Weise verdeutlicht.

Elegante Schwarzspitzenriffhaie gleiten lautlos durch die türkisblauen Gewässer vor Kuramathi.

Graureiher sind ein fester Bestandteil der artenreichen Tierwelt auf Kuramathi.

Kuramathis Artenvielfalt: Ein Paradies zwischen Land und Meer

Kuramathi ist ein Mikrokosmos der Artenvielfalt, eine Insel, an dem das Leben in all seinen Facetten pulsiert – an Land und unter Wasser. Während in den Riffen majestätische Schwarzspitzenriffhaie und grazile Karettschildkröten ihre Kreise ziehen, entfaltet sich über den Wellen eine ebenso faszinierende Welt. Am Strand stolzieren Graureiher mit stoischer Eleganz durch die seichten Wellen, immer auf der Suche nach einem Leckerbissen. Wie Wächter aus einer anderen Zeit gleiten Flughunde mit einer beeindruckenden Flügelspannweite von bis zu 1,5 Metern lautlos durch die Lüfte. Tagsüber ruhen sie kopfüber in den Wipfeln der Palmen, doch in der Dämmerung erwachen die sanften Riesen zum Leben. Lautlos gleiten sie von Baum zu Baum, immer auf der Suche nach süßen Früchten. Ihr elegantes Spiel in der Abendsonne ist ein wunderschönes Naturschauspiel, das die enge Verbundenheit allen Lebens auf Kuramathi symbolisiert.
Eine Schlüsselrolle im Ökosystem Meer spielt ein oft übersehener Baumeister: der Papageienfisch. Mit seinen kräftigen, schnabelartigen Zähnen knabbert der farbenprächtige Fisch unermüdlich an abgestorbenen Korallen und produziert dabei feinsten Sand – jenen Sand, der die Strände der Malediven so unvergleichlich weiß und weich macht. „Die Papageienfische sind die Architekten unserer Küsten“, erklärt Mohammed Aleem, Senior Coordinator des Eco Centre auf Kuramathi. „Ohne sie wäre Kuramathi nicht das Paradies, das wir kennen und lieben.“
Doch die Papageienfische sind nur ein Teil der unglaublichen Vielfalt des Riffs. Zwischen den Korallenstöcken tummeln sich farbenprächtige Kaiserfische, flinke Rotfeuerfische mit ihren auffälligen Strahlen und Muränen, die sich in den Spalten und Höhlen des Riffs verstecken. So wird jeder Tauchgang und jeder Schnorchelausflug zu einer spannenden Entdeckungsreise. „Jedes Lebewesen, egal wie groß oder klein, ist ein wichtiges Puzzleteil im Gesamtbild dieses sensiblen Ökosystems“, betont Mohammed.

Mohammed Aleem: Ein Malediver lebt seine Mission im Eco Centre auf Kuramathi

Mohammed Aleems Augen leuchten, wenn er von den maledivischen Riffen und ihren Bewohnern spricht. Der 25-jährige gebürtige Malediver von der kleinen Insel Kemenefushi lebt als Senior Coordinator des Eco Centre auf Kuramathi seine Berufung. Sein Weg dorthin? Eine Geschichte von wiederentdeckter Leidenschaft und tiefer Liebe zur Natur. Eigentlich hatte der gelernte Informatiker Mohammed einen anderen Weg eingeschlagen. Doch die Pandemie und Online-Kurse in Meeresbiologie entfachten ein Feuer in ihm. Seit drei Jahren leitet er das Ökozentrum. „Schon als Kind habe ich mich zum Meer hingezogen gefühlt“, erinnert er sich, „aber erst hier habe ich gemerkt, wie viel ich für den Schutz dieser Welt tun kann.“
Heute leitet Mohammed Schnorchelsafaris, überwacht die Korallenzucht und hält Vorträge – immer motiviert von seiner Überzeugung: „Nachhaltigkeit ist unsere einzige Chance, dieses Paradies zu erhalten. Er setzt alles daran, jeden Besucher für den Schutz der Riffe zu begeistern und steht auch für alle Fragen der Gäste zur Verfügung. Mohammeds Wissen geht weit über die Meeresbiologie hinaus. Er kennt die Artenvielfalt von Kuramathi in- und auswendig, von den Flughunden in den Abendstunden bis zu den Papageienfischen, die die Strände gestalten. „Alles hängt zusammen“, erklärt er, „jedes Lebewesen ist Teil eines empfindlichen Netzes.
Mohammed Aleem zeigt, wie lokales Wissen und Leidenschaft die Basis für erfolgreichen Naturschutz bilden. Sein Engagement ist ein inspirierendes Beispiel dafür, dass jeder Einzelne etwas bewirken kann – im Eco Centre auf Kuramathi und überall auf der Welt.

Offenlegung: Meine Recherchereise auf die maledivische Insel Kuramathi wurde teilweise von Kuramathi Maledives unterstützt – ganz herzlichen Dank dafür! Der Inhalt dieses Artikels ist natürlich davon unbeeinflusst und spiegelt meine eigene Meinung wider. Für den Beitrag erhielt ich kein Honorar.

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