Wusstest du, dass einige der elegantesten Sessel in Palästen und Regierungsgebäuden der Welt mit Leder aus Mülheim bezogen sind? Das Ledermuseum in Mülheim an der Ruhr nimmt dich mit auf eine Reise durch 350 Jahre Lederhandwerk und zeigt, wie Mülheim zur „Lederstadt Nr. 1“ wurde – eine Geschichte von Tradition, Handwerk und Welterfolg.
Inhaltsverzeichnis
Leder: Mehr als nur ein Material
Mülheim an der Ruhr, meine geliebte Heimatstadt „mitten im Pott“, trägt ihre Ledertradition wie eine zweite Haut – auch wenn das heute kaum noch jemand weiß! Schon im 17. Jahrhundert, als die Gerber noch inmitten von Eichenwäldern und an plätschernden Bächen ihrem Handwerk nachgingen, schlug das Herz der Stadt im Rhythmus der Gerberei. 1639 wurde der Grundstein für eine Erfolgsgeschichte gelegt. Die Gerberzunft wuchs und gedieh, und bald war Mülheim weit über seine Grenzen hinaus für sein hochwertiges Leder bekannt. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert erlebte die Stadt einen wahren Lederboom. Mülheim wurde zur „Lederstadt Nr. 1“ in Deutschland, wo nicht nur robustes Leder für Grubenhelme und Schuhsohlen hergestellt wurde, sondern auch feinstes Polsterleder, das Kutschen, Eisenbahnen und später sogar Automobile schmückte. Die Welt verlangte nach Mülheimer Leder und die Stadt lieferte – ein Exportschlager, der seinen Weg in die nobelsten Winkel der Welt fand.
Zeitreise in die Seele des Handwerks
Das Ledermuseum Mülheim ist kein Museum im klassischen Sinne. In den alten Hallen der ehemaligen Lederfabrik Abel befindet sich eine Art Zeitkapsel. Der Lederduft, der einen empfängt, ist wie ein Willkommensgruß aus einer anderen Zeit, eine Einladung, in die Welt der Gerber einzutauchen. Hier wird Geschichte nicht nur erzählt, sondern lebendig. Geschäftsführerin des Museums Ina Pfeng-Bungert führt anschaulich und mit vielen Geschichten durch das Museum, die vor dem inneren Auge zu Blockbustern der Vergangenheit werden. Die Ausstellungsräume sind ein Kaleidoskop vergangener Zeiten: alte Maschinen, Werkzeuge, mit denen Generationen von Gerbern gearbeitet haben, und eine Fülle von Lederprodukten, die Mülheims Ruf als „Lederstadt Nr. 1“ einst in alle Welt trugen. Der Gerberbaum ist stiller Zeuge der harten Arbeit, die hinter jedem Stück Leder steckt. An ihm kann man nachempfinden, wie mühsam früher jeder Schritt auf dem Weg von der rohen Tierhaut zum geschmeidigen Leder war.
Das Museum lädt auch dazu ein, Leder mit allen Sinnen zu erleben. Die Führungen sind keine trockenen Vorträge. Es ist eine haptische Entdeckungsreise: Von welchem Tier stammt welches Leder? Und glauben Sie mir, es gibt Überraschungen! Vom Hodensack eines Stieres oder 2 cm dickes Fischleder – hier kommt man ins Staunen!
Der angeschlossene Museumsshop bietet handgefertigte Lederprodukte der Marke „Lederkind“ an, die in liebervoller Arbeit von Ina entstanden sind. Hier kann man nicht nur fertige Taschen kaufen, sondern auch individuelle Anfertigungen in Auftrag geben.
Werde kreativ: Gestalte deine eigene Ledertasche
Lust, selbst mit Leder zu arbeiten und vielleicht eine eigene Ledertasche zu kreieren? Noch sind sie ein Geheimtipp: die zahlreichen Workshops, die sowohl Anfänger als auch erfahrene Handwerker ansprechen. In diesen interaktiven Kursen lernt man die Kunst der Lederverarbeitung hautnah kennen. Die Workshops sind so konzipiert, dass jeder Teilnehmer am Ende des Tages mit einem selbst gefertigten Lederprodukt nach Hause geht – sei es eine Umhängetasche, ein Ledershopper oder ein multifunktionaler Rucksack. Fünf ausgesuchte Taschenmodelle stehen dafür zur Verfügung. Besonders reizvoll ist die Möglichkeit, das Leder und die Materialien selbst auszuwählen und das Design anzupassen. Die Teilnehmer wählen aus einer Vielzahl von Ledersorten, Nahtfarben und Accessoires ein Produkt, das ihren persönlichen Stil widerspiegelt. Unter fachkundiger Anleitung erlernen sie alle wichtigen Schritte – vom Zuschneiden des Leders über das Stanzen der Löcher bis hin zum Nähen der einzelnen Teile. Nicht nur die handwerkliche Tätigkeit macht diese Workshops so besonders, sondern auch das Gefühl, am Ende etwas Eigenes geschaffen zu haben. Die Kurse dauern in der Regel fünf bis sechs Stunden, die Zeit vergeht wie im Flug, während man sich intensiv mit der Kunst des Lederhandwerks auseinandersetzt – perfekt auch für einen kreativen Mädelstag mit Freundinnen!
Wo Tradition auf Trend trifft: Kreative Zusammenarbeit von NJ Design und dem Ledermuseum
Das Ledermuseum Mülheim bewahrt nicht nur Vergangenes. Es ist auch ein Ort, an dem Tradition und Moderne in einen kreativen Dialog treten. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit mit der Taschendesignerin Nicole Jakob, der kreativen Kraft hinter NJ Design. Ihre luxuriösen Stricktaschen, veredelt mit Griffen und Schließen aus feinstem Leder des Mülheimer Ledermuseums, sind ein Statement für zeitlose Eleganz, regionales Handwerk und Heimatliebe. Die Stricktaschen von Nicole Jakob sind mehr als ein modisches Accessoire. Sie sind Ausdruck von Individualität und Stilbewusstsein, gefertigt mit Liebe zum Detail und Respekt vor der Handwerkskunst. Die Kombination aus weichem Strick und geschmeidigem Leder schafft eine einzigartige Haptik und Optik, die die Taschen zu echten Hinguckern macht.
Und wenn Du schon mal in Mülheim bist…
…dann bleib doch noch ein bisschen und erlebe meine Heimatstadt mitten im Ruhrgebiet! Mülheim an der Ruhr bietet eine interessante Mischung aus Geschichte, Kultur und Natur.
Eine Böötchenfahrt mit der Weißen Flotte bis nach Essen Kettwig ist eine Ausflugserinnerung mit meinen Großeltern und gibt es auch heute noch. Neben der Industriekultur spürt man immer wieder die grüne Seele Mülheims wie den weitläufigen MüGa-Park, die idyllischen Ruhrauen oder den Uhlenhorstwald.
Die zentrale Lage Mülheims macht die Stadt zudem zum idealen Ausgangspunkt für Erkundungstouren durch das gesamte Ruhrgebiet. Städte wie Essen, Duisburg oder Oberhausen sind schnell und bequem zu erreichen.
Bildergalerie zum Leder- und Gerbermuseum in Mülheim an der Ruhr