Mitten in Idar-Oberstein liegt ein Schatz, der nicht aus funkelnden Diamanten oder leuchtenden Rubinen besteht, sondern aus der reichen Geschichte und dem kulturellen Erbe einer vergangenen Epoche. In der für ihre Edelsteinverarbeitung berühmten Stadt war Jakob Bengel einst ein Pionier der Schmuckindustrie. Seine innovativen Designs und die Verwendung des neuartigen Kunststoffs Galalith prägten den Modeschmuck des 20. Jahrhunderts.
Inhaltsverzeichnis
Heute ist die Fabrik ein Museum, das die Geschichte der Schmuckherstellung in Idar-Oberstein lebendig hält. Ein nostalgisches Flair umgibt mich, als ich die Halle betrete. Originalgetreu erhaltene Maschinen, Werkzeuge und Musterbücher lassen die Vergangenheit lebendig werden. Fast meint man, das geschäftige Treiben der 1920er Jahre zu spüren, als hier viele Arbeiter an filigranen Ketten und kunstvollen Broschen feilten.
Eintauchen in die Welt des Art Déco
Unser Museumsführer Rudolf Hammes entführt uns in die Welt des Art Déco. Er erklärt uns die verschiedenen Produktionsschritte von der Skizze bis zum fertigen Schmuckstück. An interaktiven Stationen können wir selbst Hand anlegen und eine Brosche als Einkaufs-Chip herstellen. Es ist beeindruckend zu sehen, wie die alten Maschinen auch nach 150 Jahren noch einwandfrei funktionieren und welche einzelnen Arbeitsschritte notwendig sind, um Schmuck herzustellen. Faszinierend ist die Präzision, mit der die filigranen Stücke produziert wurden.
Ursprünglich entwickelte Jakob Bengel Maschinen zur Herstellung von Ketten für Taschenuhren. Als sich diese Mode änderte, änderte er sich mit ihr und schuf als Pionier modernste Maschinen zur Herstellung von Modeschmuck. Was einst Coco Chanel für sich entdeckte und für ihre Modeschauen liebte, war damals in der Edelsteinhochburg mit nachgemachten Edelsteinen kein leichtes Unterfangen. Die berühmte Modedesignerin war Stammkundin bei Bengel und bezog hier die kunstvollen Ketten und Broschen, die ihre ikonischen Kostüme vollendeten. In den Vitrinen des Museums sind einige dieser Schmuckstücke zu sehen, die von der Eleganz und dem Stil der 20er Jahre zeugen. Übrigens kann man noch heute diesen Modeschmuck hier im Museum erwerben. Nicht günstig aber erschwinglich – und Modeschmuck aus der Art Déco hat was!
Geschichte lebendig erleben
Wir flanieren weiter durch die Fabrikhallen und ich bin begeistert von der Lebendigkeit des Museums. Hier darf man alles fragen, anfassen und sich auf seine persönliche Zeitreise einlassen. Vor meinem inneren Auge sehe ich die geschäftige Betriebsamkeit der 1920er Jahre: flinke Hände, die filigrane Ketten fädeln, funkelnde Kunst-Edelsteine, die in Fassungen gesetzt werden, und das zufriedene Lächeln von Jakob Bengel, dem Gründer dieses Schmuck-Imperiums. Ein Besuch in der Manufaktur Jakob Bengel ist mehr als ein Museumsbesuch. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, eine Zeitreise in die Blütezeit des Modeschmucks. Man spürt die Leidenschaft und Begeisterung, mit der Jakob Bengel und seine Mitarbeiter bei der Arbeit waren.
Innovativer Pionier und Visionär
Jakob Bengel ist ein Name, den ich vor meiner Reise ins EdelSteinLand nicht kannte, der aber in die Chroniken der Schmuckgeschichte als Synonym für Innovation und visionäres Denken steht. In einer Zeit, in der das traditionelle Handwerk dominierte, wagte Bengel den Schritt in eine neue Richtung und wurde zum Wegbereiter der maschinellen Schmuckherstellung. Dieser innovative Ansatz ermöglichte es ihm, die Produktion zu revolutionieren und gleichzeitig die Einzigartigkeit und Qualität seiner Kreationen zu bewahren. Bengel war mehr als ein Schmuckhersteller, er war ein Visionär, der die Grenzen des Machbaren immer wieder neu definierte.
Der Schlüssel zu Bengels Erfolg lag in seiner Fähigkeit, das Potenzial von Materialien zu erkennen, die bis dahin in der Schmuckindustrie ungenutzt geblieben waren. Galalith, ein Milchstein, der als einer der ersten Kunststoffe gilt, wurde unter seinen Händen zum Symbol des Art Déco-Schmucks. Dieses innovative Material, kombiniert mit Bengels ausgeprägtem Sinn für Design, führte zu Schmuckstücken, die nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch erschwinglich waren. Seine Arbeit eröffnete einer breiteren Bevölkerungsschicht den Zugang zu Mode und Eleganz und demokratisierte so die Welt des Schmucks.
Bengels Entwürfe spiegelten nicht nur den Zeitgeist wider, sondern prägten ihn auch. Seine Entwürfe zeichneten sich durch klare Linien, geometrische Formen und eine zeitlos moderne Ästhetik aus. Diese unverwechselbaren Stücke fanden Anklang bei den Stilikonen seiner Zeit, darunter die unvergleichliche Coco Chanel. Chanel, die für ihren einflussreichen Modegeschmack bekannt war, wurde eine treue Kundin Bengels. Ihre Vorliebe für seine Schmuckstücke unterstrich nicht nur ihre Schönheit und Eleganz, sondern auch ihren Status als Inbegriff der modernen Frau. Die Tatsache, dass eine Figur vom Kaliber Chanels mit Stolz Bengels Kreationen trug, zeugte von der Qualität und dem innovativen Design seiner Arbeit.
Bei meinem Rundgang durch die Fabrik begreife ich, dass Jakob Bengel also mehr als ein Modeschmuckhersteller war, er war ein Pionier, dessen Vision die Branche für immer veränderte. Sein Vermächtnis liegt nicht nur in den Schmuckstücken selbst, die noch heute Bewunderung hervorrufen, sondern auch in der Inspiration, die er künftigen Generationen von Designern und Künstlern hinterlassen hat. Bengels Leben und Werk zeugen von der Kraft der Innovation und des visionären Denkens, von der Fähigkeit, die Welt durch Kreativität und den Mut, neue Wege zu gehen, zu verändern. In der Geschichte des Schmuckdesigns wird sein Name für immer als Symbol für diese Vorstellungskraft und bahnbrechende Originalität stehen. Gespannt lausche ich den Geschichten und dem unerschöpflichen Wissen unseres Museumsführers Rudolf Hammes. Dabei spüre ich bei ihm auch seine Liebe und Leidenschaft zum Schmuck – als pensionierter Pilot ist er inzwischen unter die Schmuckhersteller gegangen und entwirft kreativ neue Schmuckstücke.
Mein Fazit: Ein Muss für (Zeit-)Reiseinteressierte und Schmuckliebhaber!
Wer sich für Geschichte, Design und Schmuck interessiert, sollte dieses einzigartige Museum unbedingt besuchen. Hier kann man nicht nur die Geschichte der Schmuckherstellung erleben, sondern auch die Atmosphäre einer vergangenen Epoche spüren. Fotografen und Hobbyfotografen kommen hier voll auf ihre Kosten und finden unzählige Fotomotive.
Ein Besuch der Manufaktur Jakob Bengel ist ein besonderes Erlebnis. In die Welt des Art Déco eintauchen, auf den Spuren von Coco Chanel wandeln und die Geschichte der Schmuckherstellung hautnah erleben – all das bietet dieses einzigartige Museum.
Quick-Links:
- www.jakob-bengel.de
- Eintrittspreise
- Adresse:
Industriedenkmal Jakob Bengel, Wilhelmstraße 42a, 55743 Idar-Oberstein - Tipp: Am besten für eine Führung vorher kurz anrufen, Telefon: +49 6781 27030
- Ausstellungen und verschiedene Veranstaltungen
- Bengel macht Schule: Workshops für Schüler und Schülergruppen