„Da wo die Palmen stehen, sind wir richtig.“, lotst mich meine Beifahrerin Heidrun. Palmen inmitten von Bad Bergzabern? Richtig. Das sind Hanfpalmen, die bis zu minus 20 Grad aushalten und auf einer Höhe bis 2.500 Meter wachsen können und vor allem bei deren Namen ich in der gutbürgerlichen Umgebung schmunzeln muss. Aber das ist nicht das einzig außergewöhnliche, was das von außen eher unscheinbare Café Kaffeefleck zu bieten hat. Hier gibt es besondere Kaffeesorten und die werden vom Hausherrn persönlich selbst geröstet.
Kaffee ist nicht gleich Kaffee – Von der Kunst des Kaffeeröstens
Relaxt aber auch ein wenig müde nach dem schönen Wellnesstag lasse ich mich auf einer Bank vor dem Café nieder. Die Nachmittagssonne wärmt angenehm an einem der ersten Frühlingstage des Jahres. Ich schließe die Augen und genieße den Augenblick. Leckerer Kaffeeduft weht zu mir herüber. Mit frischem Kaffee werden mir heiße, geröstete Mandeln gereicht. Ungewöhnliches Naschwerk – im Kaffeefleck allerdings nicht. Noch warm halte ich sie in den Händen. Sie duften nach frisch geröstetem Kaffee.
Zu uns gesellt sich Bernhard. Er und seine Frau Sabine haben sich mit diesem Tagescafé einen Traum erfüllt. Die einstige Dönerbude hat der 58jährige vier Monate mit viel Engagement umgebaut. Heute, drei Jahre später, ist das Café sehr gefragt. Bei dem schönen Wetter ist auf dem Platz vor der Marktstraße unter den Palmen jeder Tisch besetzt. Auch im Café ist zum Feierabend die Platzwahl begrenzt. Ein Käffchen geht immer, vor allem, wenn er so gut schmeckt und es im Kaffeefleck so manche Spezialitäten gibt.
Zur Mandelblüte in der Pfalz hat sich der Lokführer einen Mandelkaffee einfallen lassen und ihn mit liebevollen Testversuchen zur Delikatesse spezialisiert. Auf zehn Kilogramm Rohkaffee mischt der Kaffeefan drei Kilogramm Mandeln. Je nach Witterung wird das Kaffeegemisch auf 190 bis 200 Grad geröstet. Dafür hat das Ehepaar sich extra eine Kaffeeröstmaschine zugelegt, die im Café steht und jeder darf gern an einer Röstung mit Coffeetasting teilnehmen. Mindestens zwei Mal pro Woche wird geröstet. Ursprünglich war diese Anschaffung nicht geplant, doch die Auswahl eines Kaffeelieferanten für das Café stimmten beide nicht zufrieden, so dass sich die Cafébesitzer entschieden, den Kaffee selbst herzustellen. Heute ist Emma, wie der Lokführer seine Kaffeeröstmaschine liebevoll nennt, die Attraktion des Cafés und Brutstätte vieler besonderer Kaffeespezialitäten.
Während der Röstvorgang läuft, zieht Bernhard immer wieder eine Probe aus der Rösttrommel, kontrolliert das Röstverfahren und lässt uns an dem jeweiligen Röststand schnuppern. Je länger die Trommel sich rührt, desto mehr entfaltet sich der so himmlisch duftende Kaffeegeruch. Kein Wunder, dass das Café so gut gefüllt ist. Bei dem Duft käme ich als eingefleischte Teetrinkerin auch nicht vorbei.
Der Röstvorgang dauert rund 20 Minuten. Die Kaffeegilde gibt eine Röstung von 14 Minuten bei 240 Grad vor, informiert uns Bernhard. Je nach Sorte bevorzugt er Röstvorgänge zwischen 20 und 35 Minuten bei niedrigeren Temperaturen. Das dauert länger, aber nimmt dem Kaffee den Säureanteil und dies sei eher nach seinem Geschmack. Die vielen Kunden, die wie wir auch Kaffee für zu Hause kaufen, scheinen seinen Geschmack zu teilen. Seine Lieblingsmarke ist ein Kaffee aus Honduras, den er direkt vom Bauern ohne Zwischenhändler bezieht. Diese Sorte mit 92 Grad heißem Wasser nach seiner Röstung zu trinken, sei ein Hochgenuss, schwärmt der Cafébesitzer. Doch dafür bleibt aktuell keine Zeit. Emma ist mit dem Rösten fertig und aus den 10 Kilo Kaffeegemisch wollen per Hand einzeln die Mandeln ausgelesen werden. Bei der jetzigen Mandelblüte und bevorstehendem Stadtfest muss ausreichend Mandelkaffee für die vielen Besucher vorrätig sein.
Was weiße von rosa Mandelblüten unterscheidet
Besucht man die südliche Pfalz zur Zeit der Mandelblüte, taucht man ein in eine malerische Landschaft von weiß bis rosa blühenden Bäumen. Der Frühling ist rosa! Dabei sind genau die so schillernd in rosé bis tief rosa blühenden Gewächse die Bäume, die die nicht essbaren Mandeln hervorbringen. Vier verschiedene Sorten von Mandelbäumen zieren jeden März und April die Südliche Weinstraße. Bedauerlicherweise werden die vielen weißblühenden Mandelbäume nicht beerntet.
Leider kommen die Mandeln für den Kaffee noch aus Kalifornien. So zahlreich die Bäume zur Mandelblüte in der Pfalz blühen, noch hat sich keiner für eine regionale Mandelernte gefunden. Das soll sich aber bald ändern, munkelt man und vielleicht kann Bernhard Schmitt für seinen Kaffeefleck-Kaffee bald von heimische Plantagen ordern. Der Geschmack leidet darunter aber nicht. Ich nippe an meinem wohlschmeckenden Mandelkaffee und stelle fest, dass er wirklich sehr bekömmlich ist. Ich trinke meinen Kaffee „blond und süß“, also mit Milch und etwas Zucker. Der hauchfeine Mandelgeschmack bleibt mir daher glaube ich verborgen. Dafür ist der Mandelkaffee sehr cremig und weich, geschmacklich ganz ohne Bitterstoffe. Wer selbst einmal den edlen Kaffee probieren möchte und nicht gerade in der Pfalz weilt, kann bei Sabine im Kaffeefleck gern per Mail seine Bestellung aufgeben. Noch haben die beiden keinen Onlineshop, verschicken aber auf Wunsch gern gewünschte Sorten.
Französischer Hochgenuss – Süße Sünden aus dem Elsass
Aus dem Augenwinkel entdecke ich gleich zwei weitere Spezialitäten des Hauses und kann nicht widerstehen. Am Nachbartisch gibt es einen Eiscafé in Miniformat: Affogato al caffè. Ein Kügelchen Vanilleeis und dazu besten Espresso. Zu so einem „Ertrunkenem“ kann man nicht nein sagen, oder? Sabine bereitet uns diese Köstlichkeit extra mit dem zuvor frisch gemahlenem Mandelkaffee zu. Auf den Spuren der Mandelblüte für uns quasi ein Muss!
Und was haben meine Adleraugen darüber hinaus vorhin in der Kuchentheke entdeckt? Feinste Kuchen und Macarons und das frisch aus Frankreich importiert. Für solche Genüsse scheine ich besondere Antennen zu haben. Nach dem sportlichen Teil des Tages gönne ich mir noch einen weiteren süßen Abschluss. Der Kellner reicht mir mit einem Lächeln die Karte und ich kann sogar zwischen vielen Sorten von Macarons auswählen.
Sabine backt in ihrem Café keinen Kuchen selbst. Sie fährt jeden Tag kurz über die nah gelegene französische Grenze nach Weißemburg und kauft beste Kuchen und Croissants bei Rebert ein. Daniel Rebert ist ein Meister seines Fachs und bietet neben besonderen Schokoladen und Macarons ausgefallene Kuchen an, die jeder für sich fast schon ein Kunstwerk sind. Das müsst Ihr unbedingt probieren!
Der neue Hameckermarkt in Bad Bergzabern
Seit April diesen Jahres gibt es einen neuen Markt. Jeden ersten Freitag von April bis Oktober dreht sich ab 15 Uhr in Bad Bergzabern alles um Spezialitäten und kulinarischem Genuss aus dem Süden der Pfalz und dem Elsass: Neben vielen Mandelprodukten, Ölen und Wein, gibt es Kräuter, Wurst und Käse, Obst und Gemüse, Blumen, Pralinen und vieles mehr. Der neu geborene Hameckermarkt bietet einen perfekten Einstieg in den Wochenendeinkauf. Dabei ist die Geschichte zum Hamecker nicht neu. Hamecker war früher ein Neckname für die Bewohner von Bergzabern und eher der Sturheit gewidmet. „Ham mer Markt, ham mer Stadtrechte!„, sollen die Bergzaberner sich damals behauptet haben. Heute wird der Neckname neu und positiv besetzt: „Ich bin Hüter und Botschafter der Schätze Bad Bergzaberns! Als Landknecht bin ich ausgezogen, um die Welt zu sehen. Nun bin ich heimgekehrt, weil ich entdeckt habe, dass die besten Schätze in der alten Heimat vor der Tür liegen.“ Man könnte sagen back to the roots auf pfälzisch. Als Mitinitiator schlüpfte Bernhard Schmitt aus seinem Café direkt in das historische Kostüm des Hameckers, um würdevoll den Markt Anfang April historisch korrekt einzuweihen. Schade, dass es so einen Feierabendmarkt mit regionalen Köstlichkeiten nicht bei uns gibt. Dafür habe ich aber reichlich Kaffeevorrat für zu Hause mitgenommen.
Wenn Du nach dem Café noch mehr in Bad Bergzabern erleben möchtest
…dann hab ich hier einen kleinen Film von meinem Wochenende zur Mandelblüte in der Pfalz:
Offenlegung: Ich wurde von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH und vom Tourismusverein Südliche Weinstraße zu einem Wochenende in der Pfalz eingeladen. Herzlichen Dank dafür. Meine Meinung im Blogbericht bleibt davon unbeeinflusst. Für den Post wurde ich nicht bezahlt.
Schade, dass ich keine Zeit hatte, noch den Mandelkaffee zu probieren. Merke ich mir aber für das nächste Mal. Was mich interessieren würde: Könnte man nicht einen Teil der Mandeln zusammen mit dem Kaffee nicht nur rösten, sondern auch mahlen?
Es sind oft die Zufälle, die einem diese Orte entdecken lassen :-)
Beim Mandelkaffee im Kaffeefleck werden die Mandeln nach der Röstung entfernt. Wenn ein paar im Kaffee verbleiben, ist das sicher nicht schlimm. Aber 3 kg bei 10 kg Kaffee? Ich bin überfragt, könnte mir aber vorstellen, dass der Kaffeegeschmack gemindert wird.
Liebe Antje, das müsste ich bei Sabine mal nachfragen oder Du meldest Dich direkt im Kaffeefleck. Viele Grüße aus Bad Bergzabern. Bettina