Gute Küche gehört zu Frankreich wie Tulpen zu Amsterdam. Kulinarischer Genuss wird in Frankreich groß geschrieben. Franzosen zelebrieren ihre Mahlzeiten – ob edel, luxuriös oder mit Hausmannskost, wo Mama noch den Kochlöffel schwingt. Da duften die Baguettes, gibt es exzellenten Käse, beste Weine und aus der Patisserie verführerische Köstlichkeiten. Französische Küche ist Kultur. 2010 wurde sie als erste Landesküche von der UNESCO als immaterielles Kulturgut zum Weltkulturerbe ernannt. Jeder französische Landstrich hat etwas Besonderes. Die Kochkunst der Bretagne bietet viel frischen Fisch, delikate Meeresfrüchte, geschmackvollen Cidré, schmackhafte und ideenreiche Crêpes und Galettes – vor allem aber: raffinierte Köche! Hier meine vier Empfehlungen für außergewöhnlich gute Restaurants in der südlichen Bretagne. Kommt mit auf eine kulinarische Reise:
Inhaltsverzeichnis
Restaurant L’Amiral: Das Meer im Rampenlicht
Ins L’Amrial lohnt gleich eine zweifache Einkehr. Als die Oktobersonne es gut mit uns meint und wir die Markthallen von Concarneau erkunden wollen, setzen wir uns in die Bar des L’Amrial. Mich zieht es nach draußen. Wie Kommissar Dupin bestelle ich meinen Kaffee, genieße dabei das Treiben der Stadt. Vor mir liegt der Hafen und die alte Festung. Um mich herum wird französisch gesprochen. Ich verstehe kein Wort, genieße die Atmosphäre um so mehr.
Inzwischen ist der Ort ein literarischer Hotspot. Georges Simenons „Der gelbe Hund“ spielt in großen Teilen hier, ebenso wie seit einigen Jahren die Krimireihe von Kommissar Dupin.
Abends kehren wir erneut im Restaurant des L’Amrial ein. Wir sind froh, einen Tisch reserviert zu haben. Alle Plätze sind belegt. Es ist Freitag Abend und die Betronen lassen in diesem Hafenrestaurant gern ihre Woche ausklingen. In der Küche herrscht geschäftiges Treiben, während wir uns in Ruhe von der Besitzerin des L’Amirals Catherine Lebossé zu unserer Speisenauswahl beraten lassen. Hatten wir die letzte Zeit das gleiche Menü, wählen wir heute jeder ein anderes Gericht aus.
Die Schnecken als Vorspeise sind für mich gewöhnungsbedürftig. Dafür schmeckt mir das Entrecôte à la Commissaire Dupin ausgezeichnet – auf den Punkt gegart. Neben mir macht sich Reisenomadin Sabine an ihren frischen Hummer, der köstlich aussieht. Auch ihr Nachtisch mit hausgemachtem Salzkaramell-Eis sieht vorzüglich aus. Ich musste als Liebhaberin von Creme Brulee unbedingt diesen Nachtisch bestellen und schwelge im süßen Himmel als Inhaber und Chefkoch Arnaud Lebossé uns für einen Plausch besucht. Das war ein herrliches Abendessen!
29900 Concarneau
Tel.: + 33 (0)2 98 60 55 23
www.restaurant-amiral.com
- Bar und Restaurant in einem Haus, direkt am Wasser von Concarneau gelegen
- Die Inhaber sind Mitautoren des Bretonischen Kochbuchs*
- Mehr hier im Blog zum L’Amiral: Die kulinarischen Geheimnisse der Bretagne – ein Ausflug in die Küche von Kommissar Dupin und Roadtrip durch die Bretagne: Kulinarisch auf den Spuren von Kommissar Dupin (Vlog)
Sterne-Gourmetküche im Hotel Ar Men Du
Nicht nur das Boutique-Hotel Ar Men Du ist außergewöhnlich, auch im zugehörigen Hotelrestaurant kann man einmalig speisen. Der Panoramablick von der Klippe aufs Meer auf der Anhöhe am Ende der Pointe de Raguenez in Névez ist atmenberaubend. Als wir im Restaurant Platz nehmen, können wir den Atlantik nur erahnen und das Meeresrauschen hören. Wir sind mitten in der Natur und draußen umgibt uns finstere Dunkelheit.
Wer von Euch die Kommissar Dupin Reihe (Amazonpartnerlink) liest, kennt das Restaurant bereits vom Autor Jean-Luc Bannalec: Kommissar Dupin feiert aufgrund der guten Küche im Ar Men Du sein fünfjähriges Dienstjubiläum in der Bretagne. Aus diesem Grund sind wir heute hier und warten gespannt, was uns der kreative Koch heute als Menü kredenzt.
Sternekoch Patrick Le Guen verarbeitet am liebsten lokale Produkte und gestaltet seine Gänge sehr kreativ. Während er unseren ersten Gang vorbereitet, stoßen wir mit unserem Aperitif Kir Breton an und schwärmen vom ersten Tag unserer Dupin-Reise: Oft habe ich mit Fleur de Sel gekocht, aber einen Salzbauern zu besuchen und mit dem Paludier durch seine Salzwiesen zu streifen, ist eindrucksvoll.
Der Cassislikör im Cidré schmeckt so lecker, dass ich noch einen weiteren Aperitif ordere. Ich liebe den Apfelwein. In der Normandie habe ich ihn das erste Mal beim Apfelbauern probiert und bin ein Fan geworden! Zum Kir schmecken uns auf maritimen Tellern kleine Mürbeteigküchlein u.a. mit Champignon de Paris als Gelee. So filigran gearbeitet, ist es fast zu schade sie mit einem Happs zu naschen.
Das Amuse-Bouche wird gereicht. Die leicht angebratene Sardine an Kartoffelpüree mit Schwarztrüffel verspricht als Auftakt ein tolles Menü. Weiter gehen wir den Aromen der Bretagne auf die Spur bei einem zweiten Amuse-Bouche: Frische Gillardeau-Auster in Gelee auf Schaum mit Foie Gras. Ausgezeichnete Weine runden den Genuss ab.
Pollack mit Artischocken, Gemüse, Languste und Meeresbohnen bilden harmonisch abgestimmt den Hauptgang. Le Guen liebt Fischgerichte und das schmeckt man auch! Mir wird klar: Hier kocht an einem Ausnahmeort ein Ausnahmekoch.
Auch das Dessert wird uns in zwei Gängen gereicht: Wir starten mit einem Zitronenparfait und einem Eis auf dem Frischkäse Fromage blanc. Damit nicht genug, es folgt ein Gedicht von Baba – statt allerdings mit Rum sind die kleinen Briocheteiglinge in Cidré getränkt. Ein Gedicht sag ich Euch! Während ich im süßen Himmel schwelge probieren meine herzhafter veranlagten Mitreisenden regionalen Käse aus Riec-sur-Belon. Als der Käsewagen unseren Tisch erreicht, muss ich schmunzeln. Wann ist das bei uns eigentlich aus der Mode geraten? In Frankreich wird dieses Ritual gepflegt und ist immer wieder ein Highlight.
Finale? Noch nicht! Ich trinke einen Kaffee und trinke einen kleinen Magenverteiler. Das Essen war phantastisch, aber irgendwann passt nichts mehr. Zum königlich kulinarischem Abschluss reicht uns der preisgekrönte Patissier Jerome Gourmelen noch kleine Törtchen. Zu schade, dass ich nur einen probieren kann. Die kleinen Kunstwerke des zweiten Kochs sind eine Sünde wert!
Inzwischen ist Patrick Le Guen in dem wohlverdienten Ruhestand. Mit Monsieur Philippe Emanuelli hat das Ar Men Du einen neuen Chefkoch und mit ihm wieder einen exzellenten Sternekoch gewonnen.
29920 Névez
Tel. +33 (0)2 98 06 84 22
www.men-du.com
- Menüs ab 55 Euro, Kindermenü und vegetarische Menüs 19 – 35 Euro
- Das Restaurant ist dienstags und mittwochs um 12 Uhr geschlossen, dafür jeden Abend geöffnet.
- Blogartikel zum Hotel Ar Men Du
Ty Mad: Ein verzaubertes Kleinod im alten Pfarrhaus
In Tréboul, einem Ortsteil von Douarnenez, liegt das Hotel mit seinem Restaurant Ty Mad. Bekannt wurde der Ort vor allem durch seinen Fischfang. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Douarnenez Sardinenhochburg. Wer kulinarisch den Ort erkunden mag, folgt am besten dem „Chemin de la Sardine“ (Sardinen-Weg) – ein knapp 5 km Rundgang durch das Zentrum von Douarnenez. So gelangt ihr in die Markthalle am Hafen mit frischem Fisch und stattet dem La Maison de la Sardine einen Besuch ab.
Einst von den Aktivitäten der Fischkutter und der Konservenfabriken geprägt, sind die farbenfrohen Fassaden der Kais heute von Cafés und Restaurantterrassen gesäumt. Abseits davon liegt das alte Pfarrhaus, das heute das Ty Mad beherbergt.
Im Restaurant des Ty Mads gibt es vom Küchenchef Didier Lecuisinier eine delikate, einfallsreiche Küche mit vielen regionalen Bio-Produkten aus dem Umland. Erfinderisch und mit Raffinesse kreiert der Koch besondere Leckereien. Der Salat mit Herbstobst wie mit Feigen, Trauben und Tomaten war mit einem außergewöhnlichem Dressing. Die Seezunge mit Gemüse als Hauptgang war delikat. Der Nachtisch, eine Tarte karamellisiert interpretiert, traf voll meinen Geschmack! Regionale Weine runden das Menü perfekt ab. Ihr solltet auf jeden Fall einen Tisch reservieren. Auch wenn das Ty Mad etwas versteckt liegt, ist es bei Einheimischen sehr beliebt.
29100 Douarnenez
Tel. +33 (0)2 98 74 00 53
www.hoteltymad.com
- Ein Drei-Gänge-Menü kostet für den Abend 39 Euro
- Mehr lest Ihr hier im Blog zum Hotel Ty Mad
- Neben viel Bioprodukten kreiert der Küchenchef Didier Lecuisinier gern auch vegane, vegetarische und auch glutenfreie Gerichte
Le Moulin de Rosmadec: Sterneküche in Pont-Aven geht ins Sur le Pont
Es ist das erste Mal, dass ich in der Bretagne bin. Begeistert laufe ich vom Parkplatz Richtung Zentrum von Pont-Aven. Dass sich in diesem malerischen Ort so viele Künstler angesiedelt hatten, verwundert mich nicht. Pont-Aven hat Magie. Ich vergesse, dass wir zum Mittag in der Le Moulin de Rosmadec verabredet sind und entdecke alle paar Meter neue Dinge, die mich verzücken. Der Fluss Aven führt kaum Wasser. Die Schiffe schweben und sehen bizarr aus. Der Ort sieht wie aus einem Bilderbuch entsprungen aus. Selbst das Toilettenhäuschen ist eine Attraktion und wohl das schönste Frankreichs mit seinem bretonischen Giebel und alten Steinmauern.
Im Oktober blühen hier noch Geranien und Hortensien, doch ist der bekannte Künstlerort nicht überlaufen wie im Sommer. Mitten im Zentrum des pittoresken Ortes lag das Sternerestaurant Le Moulin de Rosmadec. Frédéric Sebilleau hat das historische Restaurant von seinen Eltern übernommen und führte in der urigen alten Mühle das älteste Sternerestaurant im Finistère über viele Jahre. Unser Mittagsmenü bestand aus drei Gängen: Amuse bouche mit Gemüsesuppe mit frittierter Kabeljaukrokette, als Vorspeise gab es Blumenkohlcreme mit Fisch und Meeresfrüchten und als Hauptspeise: Rochenfilet mit Fenchelspinat an Beurre Blanc. Zum Dessert verkosteten wir Panacotta mit Schwipps und Erdbeer-Minzsalat.
Seit Oktober diesen Jahres hat Sternekoch Frédéric Sebilleau seine Le Moulin de Rosmadec geschlossen. In die schöne Mühle könnt Ihr also in Pont-Aven nicht einkehren, dafür aber im Sur le Pont. Zwanglos und halb so groß wie die Mühle kocht der bekannte Küchenchef im Restaurant an der Brücke weiter im kleineren Rahmen. Sternekoch Frédéric Sebilleau erkochte sich 1988 seinen Stern und vor allem die frischen Meeresfrüchte und Hummer zeichnen seine Feinschmecker-Küche aus – die gibt es weiter im Sur le Pont.
29930 Pont-Aven
Tel. +33 (0)2 98 06 16 16
www.surlepont-pontaven.fr
Frédéric Sebilleau schließt sein Sternerestaurant Le Moulin de Rosmadec und wirkt weiter in kleinerem Team in zwangloser Atmosphäre im Sur le Pont.
Zusatztipp: Austern bei Béa in ihrer Austernzucht verköstigen
Es ist kein Restauranttipp, dafür eine himmlische Genuss-Empfehlung: Besucht Béa in Penfoulic Cove bei Forêt Fouesnant uns verköstigt bei ihr Austern und Meeresfrüchte direkt von ihrer Zucht vor Ort – ein herrliches Degustations-Erlebnis mit außergewöhnlichem Flair!
Offenlegung: Auf meine kulinarische Reise durch die Bretagne auf den Spuren von Kommissar Dupin wurde ich zur Recherchereise von Comité Régional du Tourisme de Bretagne eingeladen. Herzlichen Dank dafür, meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst und meine eigene. Für den Post wurde ich nicht bezahlt.
* = Amazonpartnerlink
tolle Sachen, Infos die man nirgends findet, danke für den tiefgründigen Artikel!
Danke Dir – das freut mich sehr! :-)
Hast Du Dich auch ein wenig von Bannalec beeinflussen lassen? Ich habe mit meiner original bretonischen Frau fast alle Plätze der Bretagnekrimis abgegrast. Wunderbares Stück Erde. Gruss Andy
Ich war und bin auch ganz begeistert :-)
Mir läuft heute noch das Wasser zusammen, wenn ich an die Reise auf Dupins Spuren denke. Seitdem habe ich auch immer ein Glas Caramel Beurre Salé daheim.
Ich auch so einige süße Sünden ;-)