Kennst du das Gefühl, den Klängen des Meeres zu lauschen und gleichzeitig auf Meisterwerke der Kunst und Kultur zu treffen? Im elegantesten Badeort der belgischen Küste, zwischen Schickimicki und Strandleben, kann man die Liebe zu Kunst und Kultur am Meer erleben. Knokke-Heist ist ein Eldorado für Kunst- und Kulturliebhaber. Aber auch wenn man kein Kunstliebhaber ist, lohnt sich ein Besuch: Wunderschöne Wander- und Fahrradrouten laden zu einer Entdeckungsreise der besonderen Art ein.
Inhaltsverzeichnis
Das Gesamtkunstwerk Knokke-Heist als Freiluftgalerie
Knokke-Heist übt seit jeher eine magische Anziehungskraft auf Künstler, Architekten, Bildhauer und Maler aus. Die Stadt investiert kontinuierlich in Kunst und erweitert so ständig ihr künstlerisches Erbe. Die Kombination von Stadtlandschaften und Strandskulpturen bildet eine perfekte Harmonie und überrascht oft an unerwarteten Orten. Klassische Materialien wie Granit und Bronze wechseln sich ab und werden durch das künstlerische Zusammenspiel von Ebbe und Flut ergänzt. Die Küste und die Dünen bilden eine einzigartige Bühne inmitten der Natur.
Mehr als 90 Galerien zeigen internationale Meisterwerke von Appel bis Zadkine und laden zum Verweilen ein. Aber damit ist das Kulturerlebnis in Knokke-Heist noch nicht erschöpft. Das Kulturzentrum bietet ein abwechslungsreiches Programm für jeden Geschmack.
Während meines Wochenendtrips nach Knokke-Heist konnte ich entweder einer Kunstroute folgen oder mich spontan von einem Kunstwerk überraschen lassen. Wer glaubt, dass Kunst langweilig ist, der wird hier vom Gegenteil überzeugt werden. Eine so offene Kunststadt, in der Kunst zum Stadtbild gehört, habe ich selten erlebt. Ein Besuch in Knokke-Heist ist daher nicht nur eine Reise in eine ungewöhnliche Küstenstadt, sondern auch eine Entdeckungsreise in die Welt der Kunst.
Skulpturen-Radtour in Knokke-Heist
Ein Hase am Meer? Bereits bei meinem Besuch im Naturpark Zwin fiel mir aus der Ferne ein überdimensionaler Hase am Horizont auf. Nach einem Morgenauftakt mit Beach-Yoga im Surfers Paradise radle ich auf den schönen Küstenradwegen Richtung Holland. Vor mir sehe ich Cadzand-Bad und fast gleichzeitig endet der Weg in einer Sackgasse. In den Dünen vor dem flachen Zwin liegt majestätisch Flanagans majestätischer Bronzehase. Der walisische Bildhauer Barry Flanagan ist mit seinen Hasen-Kunstwerken im öffentlichen Raum weltberühmt geworden. Für den Künstler symbolisiert das Tier Freiheit, Unabhängigkeit, Dynamik, Fruchtbarkeit, Stärke und Individualität. „Hospitality“ – Gastfreundschaft – nennt Barry Flanagan den Hasen, der in den Dünen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Niederlanden nicht besser platziert sein könnte. Das Kunstwerk lebt. Radfahrer und Spaziergänger halten an, posieren für ein Selfie. Kinder klettern stolz hinauf und winken den Niederlanden zu.
Ich sitze am Meer und genieße den Augenblick. Jeder Augenblick am Meer ist für mich ein Geschenk. Während der Wind weht und die Sonne mich von oben mit Wärme verwöhnt, blättere ich in der Broschüre des Tourismusverband Knokke-Heist. Entzückt stelle ich fest, dass sich entlang der Küste zahlreiche Kunstwerke befinden und ich meine „Kul-Tour“ entlang des Meeres fortsetzen kann. Ganz in der Nähe des Hasen soll es Wellenbrecher-Kunst geben. Also lasse ich mein Rad stehen und gehe weiter am Strand entlang. Die Wellen branden sanft an den Sand, das ist für mich Naturkunst – aber Kunst von Menschenhand kann ich nicht entdecken. Dabei sehen „Tomorrow Man“ von Cathérine François und „Die See, die große Bildnerin“ von Jean-Michel Folon so grandios aus, dass ich sie als Meerliebhaberin unbedingt fotografieren möchte. Leider bleibt meine Suche erfolglos. Die Kunstwerke auf dem Wellenbrecher sind vorübergehend entfernt worden, und mein Vorhaben muss auf die Wunschliste für einen erneuten Besuch in Knokke gesetzt werden.
Ich beschließe, die Broschüre in meinen Rucksack zu packen und meine Seele baumeln zu lassen. Kunst begegnet mir in Knokke-Heist überall. Eine Radtourplanung auf Papier ist nicht nötig. Ich lasse mich inspirieren, radle und spaziere durch den Badeort, lasse mich wunderbar treiben. Was ich an Kunstwerken entdecke, lese ich abends am Strand bei einem gutem Glas Wein. So führt mich mein Weg vorbei an den großen „Köpfen“ von Franz West und an der für mich witzigen Kopffigur „Why Worry“ (2020) von Thomas Lerooy. Zwei riesige orangefarbene Männer begrüßen sich symbolisch an einem Verkehrsknotenpunkt und der „pinkelnde Engel“ (Rose Des Vents II – Wim Delvoye) mitten im Wohn- und Geschäftsviertel von Knokke-Heist wirkt rebellisch. Auch die Hauptrettungsstation „Veiligheids post“ in Knokke-Heist ist ein Kunstwerk, das vom Genter Architekturbüro Compagnie-0 in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Architekten und bildenden Künstler John Körmeling realisiert wurde. Das Haus am Meer erstrahlt in einem sommerlichen Gelbton und vermittelt durch seine Gestaltung eine gewisse Leichtigkeit und Luftigkeit. Aufgrund der klimatischen Bedingungen (Wind, Salz, Sonne und Sand) wurde bei der Materialwahl besonders auf Nachhaltigkeit geachtet.
Social-Media-Routen für Spaziergänge, Wanderungen und Radtouren.
Die Vielfalt und Anzahl der Kunstobjekte in Knokke-Heist scheint mir schier endlos. Wer sich nicht wie ich durch das belgische Seebad in Flandern treiben lassen möchte, kann sich auch auf die Spuren einer der coolen Social-Media-Touren durch die Stadt begeben. Die Instagram-Tour zeigt schöne Orte, an denen man ein tolles Instagram-Foto machen kann – von schönen Cafés, Restaurants, Baywatch-Momenten und vor allem mit besonders „instagrammable“ Kunstobjekten. Bei der YouTube-Tour geben Youtuber ihre #myKH-Tipps – Kunstwerke inklusive. Bei der Snapchat-Tour gerate ich in meiner Reiseplanung ins Stocken: Gibt es das Netzwerk überhaupt noch? Obwohl ich diese Social-Media-App gelöscht habe, sind die Nutzerzahlen von Snapchat ungebrochen hoch. Natürlich ist diese 11 Kilometer lange Route auch eine Art Stadtmarketing. Schaut man aber genauer hin, entdeckt man auf dieser Route die außergewöhnlichsten und verspieltesten Kunstwerke entlang der Küste. Der Clou: Es gibt eine Filter-Challenge. Für unvergessliche Momente auf der Kunstreise hat das Fremdenverkehrsamt Knokke-Heist eine Auswahl passender Snapchat-Filter zusammengestellt, mit denen man die Welt und die Kunst aus einem neuen Blickwinkel betrachten kann. Alle Tourvorschläge sind als PDF-Flyer zum Herunterladen und als Papierflyer bei der Tourist-Information erhältlich.
Tipp: Das Stadtmarketing hat Spotify-Listen zusammengestellt. Ich bevorzuge es, neue Orte ohne Kopfhörer zu erkunden. Ich höre lieber das Meer in meinen Ohren rauschen. Aber die Listen stimmen wunderbar auf das Urlaubsfeeling in Knokke ein. Mit der Instagram-Playlist hatte ich eine fantastische Anreise, konnte bei so manchem Song mitsummen und den Beat mit wachsender Vorfreude auf mein Wochenende in Knokke bereits im Auto genießen.
Fotoausstellung im Cultuurcentrum: John Rankin – Dazed Decades
Das Cultuurcentrum Scharpoord ist nicht nur die öffentliche Bibliothek von Knokke-Heist, sondern auch ein Ort der Begegnung, an dem man Kunst und Ausstellungen erleben kann: Von der darstellenden bis zur bildenden Kunst, von Kunstworkshops bis zu Freilichtveranstaltungen ist für jeden etwas dabei. Eine spannende Fotoausstellung führt mich an diesen kulturellen Ort. Ich radle vom Meer zur Ausstellung. Es wird ruhiger, die Häuser kleiner, das mondäne Treiben beschaulicher. Auch hier führt mich mein Radweg an Kunstwerken wie den winkenden Krabben als Wasserballett vorbei.
John Rankin Waddell, besser bekannt unter dem Namen Rankin, ist ein britischer Mode- und Porträtfotograf. Er ist der Gründer des renommierten Mode- und Kulturmagazins „Dazed & Confused“. Die erste Ausgabe erschien 1991, und seit mehr als drei Jahrzehnten ist das Magazin dank seiner visuellen Ikonografie weltweit führend in der Modebranche.
Was John Rankin leistete, war beispiellos: Er demokratisierte die Modefotografie und verwischte die Grenzen zwischen Mode, Musik, Film und Kultur. Seine Arbeiten sind bekannt für ihren künstlerischen Ausdruck, ihre intensive Beleuchtung und ihre unkonventionelle Herangehensweise. Zahlreiche Berühmtheiten wie Kate Moss, David Bowie, Madonna und Queen Elizabeth hat er auf seine ganz eigene Art fotografiert – oft mit Humor und in schillernden Farben.
Im Kulturzentrum von Knokke tauche ich in seine außergewöhnliche Welt ein und erlebe einen Flashback in alte Zeiten. Auf meinem Rundgang ertönt britischer Pop, Kate Moss räkelt sich lasziv auf dem Sofa und David Bowie schneidet mir Grimassen. Auf meinem Rundgang lasse ich mich auf Rankins Bilder ein, fühle ihre Botschaften und ihren Ausdruck. Oft sind sie provozierend – auch wenn in der heutigen Zeit so mancher Schockmoment (glücklicherweise) nicht mehr existiert.
Oasis mit Wonderwall dringt an mein Ohr, während ich Rankins Zitate lese und in meine ganz persönlichen Erinnerungen eintauche. Was für eine großartige Ausstellung! Auch wenn Rankins Ausstellung bald zu Ende geht, werden neue interessante Ausstellungen folgen.
Einzigartige Kunstwerke: Die verwunschene Gegend von René Magritte im Grand Casino
Doch damit nicht genug! Knokke-Heist setzt kunstvoll noch einen drauf. Mein nächstes Ziel ist das Grand Casino des mondänen Badeortes. Direkt am Meer radle ich auf der Promedade zur „verwunschenen Gegend“. Auf dem landseitigen Vorplatz des Casinos parke ich mein Rad und stolpere quasi über weitere Kunstwerke. Was mich im Casino erwartet, ist einzigartig! Der weltberühmte belgische Maler René Magritte, ein Meister des Surrealen, bemalte 1953 die Wände des Grand Casino in Knokke-Heist. Er nannte es „Le Domaine enchanté“, die verzauberte Domäne. Das Werk ist ein kreisförmiges Panoramabild. Ohne Anfang und ohne Ende – das allein ist schon eine künstlerische Aussage. Magritte malte im Casino Bilder, die er bereits gemalt hatte, und schuf so ein neues „Kreis-Kunstwerk“. Die Reproduktion seiner Werke hielt er durchaus für erstrebenswert. Malerisch verbunden sind die einzelnen Bilder durch Sand und Himmel. Vielleicht die dargestellte Klammer des Künstlers für das Seebad Knokke-Heist?
Im Festsaal des Casinos darf ich mir das Kunstwerk in Ruhe anschauen. Das Casino empfängt kunstinteressierte Besucher. Beim anschließenden Kaffee in dem traditionsreichen Haus erinnere ich mich an meinen Kunstunterricht in der Schule. Tatsächlich werden Erinnerungen wach, die mich an das Prinzip des Künstlers erinnern. Magritte spielt mit dem Betrachter. Eine Frau stellt in sich zwei verschiedene Formen eines Vogels dar. Schaut man sich den gemalten Stuhl genauer an, entdeckt man eine kleine Neuschöpfung desselben. Die Realität wurde unterlaufen – surreal.
Hier lohnt sich also nicht nur ein Spielchen, Kaffee oder Dinner sondern unbedingt auch ein Blick auf das weltberühmte Panoramagemälde.
Le MuZée de l’Amusette
Kunstvolle Schönheiten zum Kaufen? Bevor ich mich auf den Heimweg mache, schaue ich noch bei Le MuZée de l’Amusette auf ein leckeren Croques vorbei. Ein charmantes Ehepaar empfängt mich herzlich und nimmt mich mit auf eine Reise durch ihren Traum, den sie sich in ihrer Pension verwirklicht haben. Ihr Concept Store ist gemütlich und bekannt für seinen leckeren Brunch. Wahlweise sitzt man im hübsch hergerichteten Garten oder im Café zwischen den Ausstellungsstücken, die man auch kaufen kann. Bei den schönen Tassen und Mugs kann ich nicht widerstehen, suche mir meine Reisemitbringsel und schöne Geschenke für mich selbst aus. Ganz oben im MuZée de l’Amusette gibt es eine atemberaubende Sammlung von Schneekugeln und Kunstobjekten. Wer sich hier verliebt, kann sein Lieblingsstück zu einem sehr günstigen Preis mit nach Hause nehmen. Das war ein perfekter Abschluss meines Wochenendausflugs und mein Tipp für eine besondere Tasse Kaffee mit Charme.
Noch mehr Kunst und Kultur in Knokke-Heist
Wart Ihr schon in Knokke-Heist und habt Kunst und Kultur erlebt? Ich freue mich auf Eure Tipps, was Euch besonders gefallen hat. Da ich das erste Mal und nur wenige Tage in Knokke-Heist war, ist noch vieles unentdeckt und bietet weitere interessante Ausflugsziele:
- ART Knokke-Heist: Das jährliche ART-Festival findet dieses Jahr zum 35. Mal am Samstag, den 28. und Sonntag, den 29. Oktober 2023 statt. Es gibt eine Open-Air-Parade und immer wieder Sonderausstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen.
- Museen
- Zum Bummeln und Einkaufen: Kunstgalerien
Hinweis auf einen schönen Blogartikel: Anke von Heyl, besser bekannt als die Kulturtussi, nimmt uns mit an besondere Orte. Kultur ist ihre Leidenschaft – ihr auf allen Kanälen zu folgen lohnt sich! Heute hat Anke auch einen Artikel über den Künstler Jean-Michel Folon. Sie hat die Statue gefunden, die ich am Strand vermisst habe – ein schöner Artikel!
Zusätzliche Bildergalerie
Offenlegung: Meine Recherchereise wurde von Visit Flanders und Tourisme Knokke-Heist unterstützt – ganz herzlichen Dank dafür! Der Inhalt dieses Artikels ist natürlich von der Einladung unbeeinflusst und spiegelt meine eigene Meinung wider. Für den Beitrag erhielt ich kein Honorar.
[…] der besten Sterneköche Belgiens gemeinsam am Herd und zauberten im beeindruckenden Ambiente des Grand Casino an der Zeedijk ein […]
Fun Fact: Die Kusttram (Küstenbahn) von De Lijn fährt vom Norden, von Knokke-Heist bis nach De Panne (Süden), mit 67 Haltestellen in den einzelnen Orten entlang der gesamten Belgischen Küste. Mit einer Länge von 67 Kilometern und 67 Haltestellen gilt die Kusttram als längste Straßenbahnlinie der Welt. Man braucht nie lange auf die Bahn warten, da diese sehr regelmäßig verkehrt. In den Sommermonaten Juli & August fährt Sie alle 10 Minuten. Das Tagesticket kostet nur 7,50€.
Mega! Danke Rouven für den guten Tipp. Das wusste ich nicht.
[…] Este artículo fue publicado originalmente en Vielweib.de. […]
[…] Alter Ego des Künstlers, der besonders auch für sein humanitäres Engagement geschätzt wurde. Tanja von Vielweib hat übrigens zeitgleich einen Artikel über Knokke veröffentlicht, in welchem sie auch über Folon berichtet. Seine Figur im Meer ist zwar gerade nicht zu sehen, […]
Toller Beitrag. Nach Knokke muss ich unbedingt auch mal fahren. Ich war gerade in der Fondation Folon. Schade, dass seine Skulptur gerade nicht zu sehen ist. Ich notiere mir Knokke auf jeden Fall mal für einen Trip.
Liebe Anke, Du wirst die Kunstinstallationen lieben – da bin ich mir sicher. Ich war überrascht, was ich dort erleben durfte. Wenn Du Festivals magst: Es gibt Kunst-Veranstaltungen. Sie sind im vorletzten Punkt verlinkt.
PS. Für Erlebnisse in die Natur im sonst quirligen Knokke-Heist schreibe ich gerade den zweiten Artikel. Das Seebad kann nämlich auch Grün!
Article coming soon… ;-)