Le Midi: Eine kulinarische Reise durch Südfrankreich

Bordeaux, Hilke Maunder mit einem Maigre-Fisch. Fotocredit: Lara-Maunder

Das Buch Le Midi* von Hilke Maunder ist mehr als ein Kochbuch. In ihrer kulinarischen Reise nimmt sie uns vom Atlantik bis zum Mittelmeer mit. 80 wundervolle, authentische Gerichte warten darauf gelesen und gekocht zu werden. Auf jeder Seite spüre ich die südfranzösische Lebensfreude und kann die Speisen förmlich riechen und schmecken. Das Buch ist ein Meisterwerk für Genussliebhaber – Reisesehnsucht garantiert!

Gateau-Basque-Backen beim Festivals in Cambo-les-Bains Credits: Hilke Maunder

Ich zelebriere das Auspacken neuer Bücher. Gemütlich bei einem Tee oder Kaffee, mit ausreichend Zeit und Lesebrille zur Hand versinke ich in den Zeilen des Buches. Auf rund 230 Seiten gehe ich auf Genusstour durch Südfrankreich. Der Untertitel „Sehnsuchtsrezepte“ von Hilke Maunder ist wörtlich zu nehmen! Ich bin mir noch nicht schlüssig, ob ich in die Küche gehen soll oder lieber meine Koffer packen möchte, um die regionale Küche vor Ort zu probieren. Hilke reist mit dem Fotografen Thomas Müller zur „Hochzeit“ der Pandemie durch Frankreich und schaut zwischen Arcachon, Hendaye und Menton den Köchen in die Töpfe, besucht Bauern, kleine Manufakturen, Winzer und andere lokale Erzeuger – ein absoluter Traum! Sie suchen nach den besten Rezepten und typischsten Spezialitäten der südfranzösischen Küche. Neben 80 Rezepten von der Vorspeise bis zum Dessert, schreibt die Autorin Produzentenportaits, gibt tolle Hintergrundartikel zu Wein und Craftbeer und Themenspecials zu Wanderweidewirtschaften und dem Meer. Das tolle Buch gibt darüber hinaus noch viele Tipps, Genuss à la Midi vor Ort zu erleben.

Alles sieht so frisch und bunt aus – Südfrankreich ist ein Himmel für Foodies und Genussliebhaber!

Ich bin ein Fan von Hilkes Büchern* und Berichten auf ihrer Webseite meinfrankreich.com. Für mich gehört sie zu einer der besten Reisejournalisten und ich frage mich immer wieder, wann diese Powerfrau schläft. Ihr Output ist gewaltig. Ihre Artikel sind jedes Mal ein Meisterwerk, prall gefüllt mit guten Tipps und in Bild und Text so wundervoll geschrieben, dass mich stets die Reisesehnsucht packt. Vor jeder meiner Frankreichreisen stöbere ich in ihren Büchern und Onlineseiten, verliere mich gern darin und finde immer Orte und Menschen, die auf meine Reiseliste kommen. Es macht Spaß Ihre Artikel zu lesen, spürt durch sie Frankreich ganz nah und – was ich besonders mag – sie beschreibt auf wunderbare Weise über Menschen, denen sie begegnet.
Noch kennen wir uns nur virtuell, tauschen uns zu Tee und Reisen aus – aber ich hoffe sehr bald, dass sich auf einer unserer nächsten Reisen die Wege für einen gemeinsamen Tee kreuzen werden!

Im Gespräch mit Hilke Maunder

Hilke Maunder, Journalistin und Frankreichliebhaberin aus Leidenschaft! Credits: Lara Maunder

Zum Buch heißt es: Vive le Midi! Duftende Lavendelfelder, milde Meeresbrisen, authentische Bauernmärkte und herzliche Menschen: Südfrankreich ist eine absolute Traumregion. Die mit der Verdienstmedaille der Republik Frankreich ausgezeichnete Journalistin Hilke Maunder fängt diese Stimmung in »Le Midi« für uns ein. Dafür reiste sie mit Fotograf Thomas Müller durch ihre Wahlheimat und machte sich auf die Suche nach den besten Rezepten und typischsten Spezialitäten der südfranzösischen Küche. Mit außergewöhnlichem Auge für Menschen & Food hielt Thomas Müller dies mit seiner Kamera fest.

Le Midi, welche Region umfasst Dein Kochbuch genau?

Le Midi: Das bezeichnet für viele Franzosen nur Okzitanien, für Geografen indes umfasst Le Midi den gesamten Süden Frankreichs südlich des 45. Breitengrades. Als Tochter von Geografen halte ich mich an diese Definition. Denn Le Midi bedeutet auch:  Dort steht zur Mittagszeit die Sonne. Und diese Sonne verleiht dem Wein, dem Obst und Gemüse dort seinen unvergleichlichen Geschmack.

Wie waren die Recherchearbeiten zur – sagen wir Hochzeit – der Coronapandemie?

Die Anfrage zu Le Midi kam mitten im dritten Corona-Lockdown in Frankreich. Damals durften wir das Haus nur im Umkreis von 10 Kilometern innerhalb des Départements verlassen. Als ich da die ersten Mails für Adressen, Fototerminen und Interview an die Köche, Erzeuger, Winzer und Partner in den Tourismusämtern schickte, schwankte die Reaktion zwischen Freude und Panik. Ein tolles Projekt, sagte alle. Aber so kurzfristig – und mitten im Gesundheitsnotstand? Wie soll das klappen? Es gelang! Denn wir fanden Menschen, die sich ebenso für das Projekt begeisterten. Als wir losfuhren, hatten wir nur erste Adressen. Doch im Laufe der Reise wuchs das Programm, kamen immer mehr Adressen und Mitmacher hinzu. Die Recherche und all die Rezepte, die wir kennenlernten, hätten noch drei weitere Bücher füllen können.

Markt Saint-Tropez, Interview mit ZIegenkäsebauer. Credits: Thomas Müller

Die Redewendung „Essen wir Gott in Frankreich“ kommt nicht von ungefähr. Mit fällt auf meinen Reisen durch Frankreich immer wieder auf, wie vielfältig die französische Küche ist und wie kreativ und mutig in der Französischen Küche gekocht wird. Vor allem aber entdecke ich in Frankreich – ob in Manufakturen oder Supermärkten – wesentlich mehr regionale Produkte als bei uns. Woher kommt das? Hat gutes Essen in Frankreich einen höheren Stellenwert?

In Frankreich hat Essen und gute Küche einen ganz besonderen Stellenwert. Es ist Teil des Savoir-vivre und fest im französischen Alltag und Leben verankert. Essen: Das ist mehr als schnell satt werden. Sondern ein Moment, in dem Familie und Freunde zusammenkommen, Genuss und Geselligkeit ebenso wichtig sind wie die gesunde Ernährung. Diese französische Esskultur gehört als „repas gastronomique des Français“ seit 2010 zum immateriellen Welterbe. Die Franzosen sind zudem sehr stolz auf ihre Heimat – und die regionale Küche. Gerade in den Zeiten von Fast Food und Globalisierung erlebt diese „cuisine du terroir“ einen ungeahnten Aufschwung, und dank Internet zieht es wieder verstärkt junge Menschen hinauf aufs Land, wo sie alte Höfe übernehmen und dafür sorgen, dass lokaler Genuss bewahrt und neu belebt wird.

Ich liebe die Märkte in der Provence!

Guter Geschmack kann oft so einfach sein. Ich liebe kleine Leckereien zum Apèro und Entrée. So gern sogar, dass dies gern auch meine Hauptmahlzeit sein könnte. Bei einer meiner letzten Reisen durch die Provence habe ich eine fantastische Tapenade probieren dürfen. Oder  Brioche ist ebenfalls ein Alltime-Favorit von mir. Spannend auch immer wieder für mich neue Tipps in Deinem Buch zu lesen, dass beispielsweise zum Brioche Grundrezept Orangenblüten den Teig fantastisch verfeinern.
Was sind Deine Lieblingsgerichte in Deinem Buch?

Soll ich ehrlich sein? Jedes Rezept ist ein Lieblingsrezept. Denn nach unserer Reise hatte ich fast 300 Rezepte notiert. Beim Auswählen ging es mir darum, eine möglichst repräsentative Mischung zu finden, die zudem die traditionelle Menüabfolge im Midi widerspiegelt.

Zum Apéro liebe ich es, eine „planches“ mit Freunden zu teilen. Eine sehr köstliche sommerliche Vorspeise sind die gefüllten Gemüse (petits farcis), die ebenfalls im Buch enthalten sind. Ein Hochgenuss im Sommer ist auch die Tomatentarte, die auf dem Kopf gebacken wird – so bleibt sie schön saftig. Im Winter geht nichts über einen Cassoulet-Bohneneintopf oder eine Garbure, der typischen Gemüsesuppe der Pyrenäen. Und bei den Kuchen? Da liebe ich die Tarte au Citron – frisch wie gebacken.

Welche Orte haben Dich besonders fasziniert?

Ganz begeistert bin ich von den Bastiden, mittelalterlichen befestigten Stadtneugründungen im Südwesten, die wie Labastide-d’Armagnac bis heute ihren Charme bewahrt haben: mit Straßen im Schachbrettmuster, Stadtmauer und zentralem Platz als Bühne für Märkte, Genuss und Geselligkeit, oftmals überragt von der Pfarrkirche.

Faire Chabrol: Mit Rotweinsuppe austrinken bei Francis Dêche, Credits: privat

Auf Reisen begeistern mich neben leidenschaftlichen Köchen und Köchinnen immer wieder kleine Manufakturen und Bauern, die mit so viel Liebe zur Region ihre Produkte produzieren.

Da ist Le Midi eine richtige Schatzkammer. Ich kenne kaum eine Region, die so vielfältig und engagiert ist – und die Renaissance des „Terroir“ als Wurzel und Impulsgeber für eine neue Zukunft und anderes Wirtschaften und Leben versteht. Im Midi findest Du noch im allerwinzigsten Dorf jemanden, der in der eigenen Küche Marmeladen kocht, den Schuppen zur Backstube umfunktioniert hat oder im „potager“, dem Küchengarten, ganz nachhaltig Gemüse anbaut und auf den Märkten der Umgebung verkauft.

Der frische Fisch wird direkt von den Fischerbooten im Hafen zum Verkauf angeboten oder kommt ein paar Meter weiter auf den Marktstand.

In der Cité du Vin von Bordeaux. Credits: Hilke Maunder

Wenn wundert es? Das Kapitel „Meer“ in Deinem Buch ist eines meiner liebsten Texte. In „Frisch vom Kutter“ spürt man förmlich die See und sieht die bunt bemalten Holzboote, wie sie leuchtend auf dem Meer schippern. Jedes dieser Gerichte sieht fantastisch aus und reizt mich zum nachkochen. Wie ist das Schwierigkeitslevel Deiner Gerichte im Buch? Sind die Gerichte für jeden zum Ausprobieren in der heimischen Küche geeignet oder muss man schon etwas Können mitbringen?

Ich habe bei der Auswahl der Gerichte darauf geachtet, dass sie nahezu allesamt kinderleicht nachzukochen sind – und habe, falls eine Zutat aus Frankreich nicht so in deutschen Geschäften erhältlich ist, immer die Köche dann nach Alternativen gefragt bzw. „übersetzt“ – wie bei den Mehlsorten, die in Frankreich anders deklariert werden. So entspricht die französische Mehlsorte T 45 unserer Mehltype 405, bei den Mehlen T 55 und T 65 kann die deutsche Mehltype 550 verwendet werden.

Ich bin durchaus diejenige, die man bei der Rückkehr aus Südfrankreich mit Baguettestangen unter dem Arm im Flieger antrifft und Unmengen an französischen Käse im Handgepäck nach Hause trägt. Keine Markthalle in Frankreich ist vor mir sicher! Welche Einkaufstipps hast Du für die Rezepte aus Deinem Kochbuch Le Midi* für zu Hause?

Eine der wichtigsten Zutaten bei der Küche des Midi ist gutes Öl. Und das meint Olivenöl, das es dort in vielen Varianten gibt. So gehört zum Salat ein anderes Öl als zum gebratenen Fisch. Kurzum: Wer um Midi unterwegs ist, sollte die Gelegenheit nutzen, verschiedene Öl mit nach Hause zu nehmen. Und in der Garrigue die vielen typischen Kräuter ernten, die dort daheim sind. Allein beim Thymian gibt es so viele Sorten, die in Deutschland kaum erhältlich sind – und doch so unterschiedliche Aromen haben.

Danke für das tolle Buch. Du hast mir damit schöne kulinarische Reisen im Kopf geschenkt und mich Südfrankreich spüren und schmecken lassen. Auf welches Projekt können wir uns von Dir als nächstes freuen?

Nach Le Midi war ich ein wenig traurig, dass die tolle Reise- und Recherchezeit beendet war. Und habe schon während der Reise mit dem Fotografen davon geträumt, weitere Bücher zu den lokalen Küchen Frankreichs zu machen. Derzeit arbeiten Thomas und ich an La Bourgogne, die im Frühsommer 2023 auf den Markt kommen wird. Danach hätten wir auch noch Lust auf Le Périgord… Und viele weitere Regionen!

Das klingt nach genussvollen Reisen und wunderbare Aussichten für weitere kulinarische Reisen mit Dir durch Frankreich. ich freue mich drauf – und in der Zwischenzeit stöbere ich gern durch Deinen Blog und vielen weiteren tollen Büchern! Danke für das Interview und Deine Zeit, liebe Hilke – ich hoffe auf bald persönlich…

Im Stall mit Porc Noir de Bigorre, Credits: Hilke Maunder

Le Midi: Eine Leseprobe und zwei tolle Rezepte

Die Auswahl Hilkes liebster Rezepte in dem Buch ist sehr gelungen. Die Vorspeisen haben es mir angetan. Zwei für mich besonders leckere Rezepte mit absolutem Südfrankreich-Flair darf ich für Euch hier im Blog veröffentlichen: Petits Farcis de Provence und der von mir so geliebte Brioche. Mehr gibt es im Le Midi* – es lohnt sich!

Mein Fazit

Absolute Empfehlung! Es ist ein tolles Geschenk für Frankreichliebhaber oder die, die es noch werden wollen. Beschenkt Euch selbst mit dieser kulinarischen Reise, genießt Frankreich auf 230 Seiten, probiert köstliche Rezepte aus oder findet Anregungen für Eure nächste Reise ins „Le Midi“.


Über die Autorin
Hilke Maunder wurde in Hamburg geboren, ging in England und den USA zur Schule, arbeitete in China, Vietnam, Russland und Australien – und verliebte sich doch in Frankreich. 15 Jahre jung, sauste sie das erste Mal mit dem legendären Nachtzug von Hamburg zur Gare du Nord nach Paris. Sie lernte Boule spielen, steckte ihre Fußspitzen in die Seine – und reiste dann mit ihrem Interrail-Ticket kreuz und quer durchs Land. Damals begann ihre tiefe, innige Liebe zu Frankreich, über das sie seit 2001 als Journalistin berichtet – für Print und Online, im Fernsehen und auf Vorträgen. Seit 2010 stellt sie auf Ihrem Blog MeinFrankreich.com jede Woche Reise- und Gastrotipps, Nettes und Neues aus ihrer zweiten Heimat vor. 2014 wurde Hilke Maunder für ihre Berichterstattung mit der Médaille de Tourisme vom französischen Staat ausgezeichnet. Heute hat sie in Saint-Paul-de-Fenouillet im Herzen des Naturparks Corbières-Fenouillèdes neben Hamburg eine zweite Heimat im Midi gefunden.

Hinweis: *Mit Sternchen gekennzeichnete Links sind sog. „Affiliate-Links“ oder „Amazonpartnerlinks“. Das bedeutet, wenn Du über diesen Link das Produkt kaufst, erhalte ich eine kleine Provision von Amazon. Mehrkosten entstehen für Dich nicht. Du unterstützt mit einem kleinen Anteil diesen Blog, was mich natürlich sehr freuen würde.

Teile diesen Beitrag:

Verwandte Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert