Der honigfarbene Kalkstein von Lecce leuchtet in der Mittagssonne, als hätte er das Licht jahrhundertelang gespeichert. Durch die engen Gassen weht der Duft von frisch gebackenen Pasticciotti, irgendwo erklingt eine Mandoline. Lecce, die Perle des Salento in Apulien, ist ein Ort, an dem Geschichte und Kunst auf mediterrane Lebensfreude treffen.
Lecce ist eine Stadt des Lichts. Der Pietra Leccese, ein weicher, fast samtiger Kalkstein, verleiht den Fassaden einen goldenen Glanz. Besonders in der Abenddämmerung, wenn die Sonne tief über der Piazza del Duomo steht, scheint die Stadt fast zu glühen. Hier stehen einige der eindrucksvollsten Bauwerke von Lecce: die barocke Kathedrale Maria Santissima Assunta, der imposante Glockenturm und der prächtige Bischofspalast. Die Piazza ist eine Welt für sich, ein harmonisches Ensemble aus Stein, Geschichte und stiller Eleganz. Lecce – das Florenz des Südens!
Inhaltsverzeichnis

Zwischen prächtigen Barockfassaden schlängeln sich die schmalen, verwinkelten Gassen, die Lecce ihren unverwechselbaren italienischen Charme verleihen.
Römische Wurzeln und mittelalterliche Mauern
Lecce trägt die Spuren vieler Epochen und die römischen Relikte sind noch heute das sichtbare Erbe einer vergangenen, glorreichen Zeit. Im Herzen der Stadt, auf der Piazza Sant’Oronzo, liegt das römische Amphitheater, das einst bis zu 25.000 Zuschauern Platz bot. Hier kämpften Gladiatoren, fanden Theateraufführungen und öffentliche Veranstaltungen statt. Heute sind nur noch Teile des Bauwerks zu sehen, denn die jahrhundertelange Bebauung hat es fast verschluckt. Doch wer auf den Steinstufen Platz nimmt, kann sich vorstellen, wie die Zuschauer einst im Schatten der Arena saßen, während in der gleißenden Sonne die Kämpfe tobten.
Ganz in der Nähe erinnert das römische Theater an die Bedeutung Lecces in der Antike. Weniger bekannt als das Amphitheater, aber nicht weniger beeindruckend, bietet es einen Einblick in die Welt der römischen Schauspielkunst.
Mit dem Ende des römischen Reiches verlor Lecce an Bedeutung, doch im Mittelalter erlangte die Stadt neue Kraft. Unter den Normannen wurde sie zum Verwaltungszentrum ausgebaut, und mit der Ankunft der Spanier im 16. Jahrhundert begann eine neue Phase der Stadtbefestigung. Karl V. ließ das mächtige Castello Carlo V. errichten – eine trutzige Festung mit dicken Mauern und mächtigen Bastionen, die als Schutz gegen die Angriffe der Osmanen diente. Heute beherbergt das Schloss Kunstausstellungen und kulturelle Veranstaltungen, aber wenn man die massiven Innenhöfe betritt, spürt man noch immer die Wehrhaftigkeit vergangener Zeiten.

Einst ein Ort der Gladiatoren: Das römische Amphitheater, verborgen im Herzen der Stadt.

Ein Fest für die Augen: Die kunstvolle Fassade der Basilica di Santa Croce.
Die Basilica di Santa Croce und die Kathedrale von Lecce
Wer nach Lecce kommt, wird unweigerlich von der Basilica di Santa Croce in den Bann gezogen. Sie gilt als Meisterwerk des Lecceser Barocks und bietet eine Fassade voller Symbolik: Fabelwesen, Engelsfiguren, Girlanden und Blumenornamente schmücken das reich verzierte Portal. Der Anblick ist unglaublich. Die Fülle faszinierend. Der Bau der Kirche begann 1549 und dauerte über ein Jahrhundert, an dem verschiedene Architekten beteiligt waren, darunter Gabriele Riccardi und einer der bedeutendsten Künstler des Barock, Giuseppe Zimbalo. Das Innere ist schlichter als die Fassade, aber die kunstvollen Altäre aus lokalem Kalksandstein zeugen von der Handwerkskunst der Epoche. Besonders beeindruckend ist die vergoldete Kassettendecke, die dem Raum eine fast theatralische Pracht verleiht.
Nicht weniger imposant ist die Kathedrale Maria Santissima Assunta, die auf der Piazza del Duomo thront. Sie wurde im 12. Jahrhundert erbaut, aber im 17. Jahrhundert ebenfalls von Giuseppe Zimbalo im Barockstil umgestaltet. Im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen hat sie zwei Fassaden: eine schlichte zur Hauptstraße hin und eine reich verzierte zum Domplatz hin. Im Inneren befinden sich zwölf Seitenkapellen und eine Krypta mit kunstvollen Säulen. Wer Kitsch liebt, wird hier glücklich!

Barocke Pracht: Detailaufnahme der reichen Verzierungen an der Kathedrale von Lecce.

Licht und Schatten: Die goldene Kassettendecke der Basilica di Santa Croce, ein Ort der stillen Eleganz.

Kunst mit einem Augenzwinkern?

Die Basilica di Santa Croce – ein Bauwerk, das die Handschrift verschiedener Architekten trägt und über ein Jahrhundert entstand.

Zwei Fassaden, zwei Gesichter: Die Kathedrale von Lecce beeindruckt mit einer schlichten Front zur Straße und einer kunstvoll verzierten zum Domplatz.
Lebendige Plätze und versteckte Gassen
Ein Spaziergang durch Lecce mit unserem gebeco-Reiseleiter Claudio ist eine Reise durch die Zeit. Die Piazza Sant’Oronzo, benannt nach dem Schutzpatron der Stadt, ist das lebendige Herz der Altstadt. Cafés reihen sich aneinander, Straßenkünstler sorgen für Unterhaltung und in der Mitte des Platzes erhebt sich die hohe Säule mit dem Heiligen Orontius. Ursprünglich ein Geschenk der Stadt Brindisi, markierte sie das Ende der Via Appia, der römischen Straße von Rom nach Brindisi. Abseits der Hauptstraßen wird es ruhiger: Kleine Werkstätten verbergen sich hinter unscheinbaren Fassaden, schmiedeeiserne Balkone tragen wuchernde Geranien, jahrhundertealte Inschriften prangen an den Hauswänden. Lecce steckt voller Details, die man erst auf den zweiten Blick entdeckt und wenn man den Blick auch nach oben schweifen lässt.

Die Oronzo-Säule, ein Geschenk der Stadt Brindisi, markierte einst das Ende der römischen Via Appia.
Die Kunst der Cartapesta
Neben Stein gibt es in Lecce noch ein zweites großes Kunsthandwerk: Cartapesta, die traditionelle Kunst des Pappmaché. Sie entstand im 17. Jahrhundert, als es für die Kirchen zu teuer war, schwere Skulpturen aus Marmor oder Holz herzustellen. Die leichten, aber erstaunlich detailreichen Figuren aus Cartapesta wurden schnell zur bevorzugten Alternative für Prozessionen und Altarschmuck. Die Technik ist ebenso kunstvoll wie raffiniert: Zunächst wird ein Drahtgerüst geformt, das dann mit in Leim getränkten Papierstücken umwickelt wird. Nach dem Trocknen werden Gesichter, Hände und Füße aus Gips oder Holz modelliert, bevor die gesamte Figur in feinen Farbschichten bemalt wird. Besonders beeindruckend sind die lebensechten Heiligenfiguren, die oft so realistisch wirken, dass sie früher bei den Gläubigen starke Emotionen auslösten. Noch heute gibt es in Lecce zahlreiche Werkstätten, die dieses Kunsthandwerk pflegen. Wir halten bei einem kleinem Lädchen auf den Weg zu den Kirchen und schauen den Handwerkern bei ihrer filigranen Arbeit über die Schulter. Wer möchte kann auch ein individuelles Souvenir erwerben – von kunstvoll bemalten Madonnenfiguren bis hin zu kleinen Krippenfiguren, die auf den Weihnachtsmärkten der Stadt heiß begehrt sind.

Verführerisches Gebäack – auch das ist Lecce!
Kulinarische Verführung
Die Küche des Salento ist bodenständig, aber raffiniert. Sie lebt von regionalen Zutaten, die mit wenigen Handgriffen zu aromatischen Gerichten verarbeitet werden. In den Trattorien und Osterien von Lecce stehen Klassiker der traditionellen „Cucina Povera“ auf der Speisekarte: Orecchiette con cime di rapa, kleine handgemachte Nudeln mit würzigem Stängelkohl, oder Rustico Leccese, eine knusprige Blätterteigtasche mit Mozzarella, Tomaten und Béchamelsauce.
Wer es wie ich süß mag, kommt an Pasticciotto nicht vorbei, dem berühmten Mürbeteiggebäck mit cremiger Vanillecreme-Füllung, das seinen Ursprung in Lecce hat. Traditionell wird er zum Frühstück mit einem starken Espresso serviert.
Eine besondere Erfrischung an heißen Sommertagen ist der Caffè Leccese: frisch gebrühter Espresso, gesüßt mit Mandelsirup und über Eiswürfel gegossen – eine einfache, aber geniale Kombination, die perfekt zur süditalienischen Hitze passt.
Besonderer Tipp von unserem Guide Claudio: Für ein kulinarisches Erlebnis mit Aussicht lohnt sich ein Besuch in der Sira Rooftop Bar des Patria Palace Hotels. Von hier aus genießt man nicht nur exzellente apulische Spezialitäten und einen Aperitivo, sondern auch einen atemberaubenden Blick auf die prächtige Fassade der Basilica di Santa Croce. Ein perfekter Ort, um den Tag stilvoll ausklingen zu lassen.

Blick vom Patria Palace Hotel zur Basilica di Santa Croce – und von der Dachterrasse der Sira Rooftop Bar ist es noch schöner.
Jenseits der Stadt – Strände, Höhlen und Küstenorte
Wer mehr von der Region entdecken möchte, findet nur eine halbe Stunde entfernt einige der schönsten Küsten Italiens. Otranto mit seiner beeindruckenden Kathedrale und dem Blick auf die Adria ist ein perfekter Tagesausflug. Oder Gallipoli, wo pastellfarbene Häuser direkt ans Ionische Meer grenzen. Für Naturliebhaber lockt die Grotta Zinzulusa, eine spektakuläre Tropfsteinhöhle, deren Eingang direkt ins türkisblaue Wasser führt.
Wer mehr über meine fantastische Rundreise durch Apulien lesen möchte, findet hier in meinem Blog noch viele weitere schöne Reiseimpressionen mit besonderen Geheimtipps!

Blick aufs Meer in Otranto – das Städtchen an der Adriaküste verzaubert mit seiner Altstadt und schönen Stränden.
Schöner hätte ich selbst es nicht beschreiben können! Super Artikel :)
CLaudio! Was für eine Ehre! Danke Dir sehr – für Deinen Kommentar und die traumhafte Begleitung durch Deine schöne Heimat!!!