Mateus Palast: Barockträume, Buchsbaumgärten und ein Hauch Adelsgeschichte im Douro-Tal

Symmetrisch wie ein barockes Gedicht auf den Hügeln von Vila Real: Der Palast Mateus ist ein schönes Fotomotiv. Zwischen Lavendelduft und knirschendem Kies unter den Schuhen wird ein Spaziergang hier zu einer kleinen Zeitreise. Wer das Dourotal besucht, sollte sich dieses Kleinod nicht entgehen lassen.

Der Mateus Palast – Zwischen Hügeln und Geschichte

Fährt man vom Douro in Richtung Vila Real, so verändert sich die Landschaft. Der Fluss rückt in die Ferne, sanfte Hügel erheben sich nach Norden, Weinreben weichen Kirsch- und Olivenbäumen. Am Rande der Stadt liegt hier die „Casa de Mateus“.
In einem Wassergraben spiegelt sich die Fassade des Palastes. Die Ursprünge des Anwesens reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Das barocke Herrenhaus entstand um 1743 unter der Leitung von Nicolau Nasoni, dem italienischen Architekten, der auch die Torre dos Clérigos in Porto entwarf. Wer seine barocken Linien kennt, erkennt sofort seine Handschrift: die feine Gliederung, das Spiel mit Licht und Schatten, die kraftvolle Symmetrie. Der Palast selbst ist U-förmig angelegt, mit einem offenen Hof, flankiert von Balustraden und hohen Schornsteinen, die wie Skulpturen wirken.

Im Laufe der Zeit entschloss sich Francisco de Sousa Botelho de Albuquerque kurz nach der politischen Wende in Portugal, den Mateus Palast in eine Stiftung umzuwandeln. Die Gründung erfolgte 1970, doch vor allem in den Jahren nach der Nelkenrevolution 1974 wurde die Stiftung immer aktiver. Damit reagierte der Adlige sowohl auf den gesellschaftlichen Wandel als auch auf das wachsende öffentliche Interesse, bedeutende Kulturgüter zugänglich zu machen. Das Palais Mateus wurde so zum Modell für eine neue Form des Kulturerbes: nicht mehr exklusives Familienerbe, sondern ein öffentlicher, kulturell aktiver Ort, an dem sich Geschichte, Kunst und Wissenschaft begegnen. Diese Öffnung prägt die Entwicklung des Anwesens bis heute.

Ein Ensemble aus Palast und Kapelle – weltliche und geistliche Repräsentation vereint.

Ein Ensemble aus Palast und Kapelle – weltliche und geistliche Repräsentation vereint.

Der weitläufige Ehrenhof vermittelt das Gefühl von Ordnung und Ruhe.

Der weitläufige Ehrenhof vermittelt das Gefühl von Ordnung und Ruhe.

Der Wassergraben spiegelt die präzise Architektur – als hätte der Palast ein zweites Gesicht im Wasser.

Der Wassergraben spiegelt die präzise Architektur – als hätte der Palast ein zweites Gesicht im Wasser.

Formale Linien, organische Kurven – der Garten als Architektur.

Formale Linien, organische Kurven – der Garten als Architektur.

Die Gartenkunst der Linie und der Kurve

Es lohnt sich, durch das Haupttor zu gehen und nach Osten in den Garten zu spazieren. Denn dort, hinter Mauern verborgen, beginnt ein grünes Theater. Buchsbäume sind hier nicht nur Pflanzen, sondern Architektur. In akkurat geschnittenen Hecken entfalten sich Labyrinthe, Spiralen, Achsen. Blumenfelder und Gemüsegärten setzen Farbtupfer, Zypressen stehen wie Wächter in den Nebengängen. Weinreben dürfen hier in der Douroregion natürlich nicht fehlen. Dieser Garten folgt einer inneren Ordnung, die über Jahrhunderte verfeinert wurde. In den 1930er Jahren entwarf der Ingenieur Gomes de Amorim die heutige Form des neobarocken Gartens, der sich harmonisch in das historische Ensemble einfügt. Besonders faszinierend: der sogenannte Zedernhohlweg – ein von Bäumen gebildeter Tunnel, der in eine stille Welt aus Schatten und Vogelgezwitscher führt. Einige seiner ältesten Teile stammen vermutlich noch aus dem 18. Spätere Generationen haben erweitert, verändert, erhalten.

Die Gartenkunst von Gomes de Amorim lebt hier weiter.

Die Gartenkunst von Gomes de Amorim lebt hier weiter.

Innenansichten einer adeligen Welt

Mit einem Audioguide kann man einen Teil des Palastes erkunden. Dunkles Holz, polierter Steinboden, schwere Vorhänge neben Familienporträts, Stühle im Louis-XV-Stil, Silbergeschirr und Büchern mit Ledereinbänden. Wer genau hinsieht, erkennt Details: einen leicht abgegriffenen Globus, eine Karaffe mit schlankem Hals, eine Truhe mit Intarsien. All das wirkt nicht museal, sondern bewohnt, als würde die Gräfin gleich zurückkehren.
Das Glanzstück des Hauses befindet sich im Obergeschoss: die Bibliothek. Mehr als 6.000 Bände ruhen in deckenhohen Regalen, darunter seltene Erstausgaben, illustrierte Werke und eine monumentale Ausgabe von „Os Lusíadas“ (1817), ein klassisches Werk der portugiesischen Literatur, das 1572 erstmals gedruckt wurde. Die Luft riecht nach Leder, Papier und Geschichte. Wer Orte zum Lesen liebt, wird diesen Ort nicht mehr verlassen wollen.

6.000 Bücher ruhen hier wie Schätze, leise und geduldig.

6.000 Bücher ruhen hier wie Schätze, leise und geduldig.

Festliche Roben: heute Ausstellungsstück mit Leben – bei besonderen Anlässen werden sie noch getragen.

Festliche Roben: heute Ausstellungsstück mit Leben – bei besonderen Anlässen werden sie noch getragen.

Die Atmosphäre des Mateus Palastes hat den Anschein, als würde sich die Gräfin gleich wieder musizieren.

Die Atmosphäre des Mateus Palastes hat den Anschein, als würde sich die Gräfin gleich wieder musizieren.

Wein, Etiketten und ein Missverständnis

Weltweit bekannt wurde das Bild des Palastes durch ein rosafarbenes Etikett: Der Mateus Rosé, ein leicht perlender, fruchtiger Wein, der in den 1970er Jahren Kultstatus erlangte, trägt seit jeher eine stilisierte Abbildung des Palácio de Mateus auf der Flasche. Was viele nicht wissen: Der Palast selbst hat mit diesem Wein nichts mehr zu tun. Ursprünglich stammte der Wein von den Ländereien der Familie, doch seit der Vermarktung durch die Firma Sogrape in den 1940er Jahren entwickelte sich die Produktion unabhängig vom Anwesen. Heute ist der Mateus Rosé ein internationaler Markenwein, der in Bairrada und anderen Regionen produziert wird und weltweit zu den meistverkauften portugiesischen Weinen zählt.
Ganz anders verhält es sich mit den Weinen, die direkt auf dem Gelände der Casa de Mateus entstehen. Hier widmet sich die Stiftung dem Erhalt traditioneller Rebsorten des Dourotals, darunter alte, in der Region heimische Sorten, die auf kleinen Parzellen unterhalb des Palastes gedeihen. Die Trauben wachsen an steinernen Pergolen – offenen Laubengängen aus Granitpfeilern, über denen sich die Reben wie seit Jahrhunderten schwingen. Im alten Weinkeller lagern kleine Serien – oft biologisch, immer handwerklich hergestellt, nicht für den Massenmarkt, sondern für Kenner.

Was meint ihr: Ist es der echte Mateus Wein?

Was meint ihr: Ist es der echte Mateus Wein?

Ein Erlebnis für „River-Cruiser“

Wer mit einem Schiff wie der Douro Spirit von Thurgau Travel das Dourotal bereist, trifft auch auf Orte, die Kultur und Geschichte spürbar machen. Der Besuch des Mateus Palastes ist ein lohnender Landgang. Zum Abschluss genieße ich einen der fantastisch guten portugiesischen Kaffees und lasse mir dazu einen „echten“ Mateus Rosé servieren. Ein außergewöhnlicher Genuss mit Blick auf den historischen Innenhof.

Unterwegs mit der MS Douro Spirit
Die MS Douro Spirit by Thurgau Travel ist ein Flussschiff, das auf dem Douro zwischen Porto und der spanischen Grenze verkehrt. Mit 66 Kabinen für rund 130 Gäste bietet es eine persönliche Atmosphäre. An Bord gibt es ein großzügiges Sonnendeck mit Liegestühlen, verschiedenen gemütlichen Sitzmöglichkeiten, ein kleiner Pool, eine Lounge mit Panoramablick sowie ein kleiner Spa-Bereich für entspannte Stunden zwischen den Ausflügen.
Ich war mit der MS Douro Spirit by Thurgau Travel auf dem Douro in Portugal unterwegs.

Ich war mit der MS Douro Spirit by Thurgau Travel auf dem Douro in Portugal unterwegs.

Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der teilweise durch externe Unterstützung vom Thurgau Travel möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt und spiegelt meine eigene Meinung wider. Für den Beitrag erhielt ich kein Honorar.

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