Mord vor Ort – Die Eifel einmal anders erleben

In der Eifel lauert das Verbrechen hinter der nächsten Hecke. Auch sind die Eifler für ihre mörderische Leidenschaft bekannt. Wie sonst kommt es, dass jedes Wochenende viele Krimianhänger nach Hillesheim pilgern? Hier in der Eifel passiert es: Mord und Totschlag. Die Eifel ist ein mörderischer Landstrich und das Zentrum des Verbrechens – jedenfalls fiktiv.
Vielleicht liegt es an den schaurig nebeligen Novembertagen oder die ruhigen Wälder und Landschaften regen besonders die Phantasie an. Kaum eine Region hat so viele Krimiautoren wie die Eifel. Regionalkrimis erfreuen sich in Deutschland großer Beliebtheit. Wer selbst einmal auf Spurensuche zu den Schauplätzen der Eifelkrimis gehen möchte oder im größtem deutschsprachigen Krimiarchiv stöbern und stilecht dabei mit Detektiven und Schnüfflern einen Kaffee trinken möchte, ist in Hillesheim genau richtig.

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Das Kriminalhaus: Alles unter einem Dach

Mitten am Markt von Hillesheim steht ein altes Haus. Ich entdecke das Schild „Café Sherlock“ und beschließe, dass ein Kaffee mit Kuchen nach der Anreise nicht schaden kann. Als ich die Tür öffne, stolpere ich geradezu in eine andere Zeit. Nur welche? Ich lasse meinen Blick schweifen und bin überwältigt. Jede Sitzecke hat ein anderes Krimithema. An einem Tisch speisen Gäste im Zugabteil a la „Mord im Orientexpress“. Am nächsten Tisch sitzt man am Kamin bei „Ermittlergesprächen“. Ich setze mich zu Sherlock und sitze zwischen antiken Möbeln, Spitzendeckchen und Mordwaffen. Jeder Tisch ist einem bekannten Ermittler, Polizisten oder Agenten gewidmet. Da liegt die Pfeife von Sherlock und der Hut von Miss Marple. Unter dem Glastisch finden sich einige Beweismaterialien und Tatwerkzeuge. Ich begebe mich auf Spurensuche und entdecke immer mehr kriminale Dinge, liebevoll dekoriert und zur Schau gestellt. Das ist wirklich das kriminellste Café in Deutschland.

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Fast habe ich vergessen, dass ich einen Kaffee trinken wollte, als mich die Bedienung nett anlächelt, während ich mit Kamera bewaffnet fünf Meter von meinem Tisch versuche die besten Fotos der Krimidetails festzuhalten. Ich bestelle einen Kaffee und erfahre, dass der hier Schwarzer Tod heißt. Neugierig lese ich die Karte des Cafés. Alle Gerichte und Getränke haben besondere Namen, ganze Menüs wurden zu Ehren der Kriminologen zusammengestellt.

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An meinem Wochenendtrip war ich ganze drei Mal im Kriminalhaus und habe jedes Mal noch etwas Neues entdeckt. Im ersten Obergeschoss (alle Geschosse sind auch mit Fahrstuhl zu erreichen) ist der grüne Salon. Hier darf noch geraucht werden. Wie im Erdgeschoss ist auch dieser Raum mörderisch hergerichtet. Ich stöbere alleine weiter und erschrecke etwas, als ich die Frau am Fenster im Rollstuhl erblicke. Eine Puppe, wie ich beim Nähergehen sehe – und auch hier wieder alles auf spannende Literatur ausgerichtet. Im ersten Stock kann man seine Mordslust mit kriminellen Second-Hand-Lesestoff aus dem Antiquariat befriedigen. (Wer lieber neue Bücher oder Hörbücher bevorzugt, besucht die Buchhandlung gleich neben dem Kriminalhaus. Es gibt einen Durchgang vom Café im Erdgeschoss.)

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Noch eine Etage höher befindet sich das größte Krimiarchiv Deutschlands. Bringt Zeit mit zum Lesen und Stöbern. Ausleihen kann man die Bücher nicht, aber entspannt in Lesesesseln in dem ein oder anderen Krimi und Thriller schmöckern. Bis unter den Dachgiebel stehen sortiert über 30.000 Bände. Darüber hinaus entdecke ich eine Agatha-Christie-Sammlung und sogar eine Sherlock-Holmes-Ausstellung.

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Ganz versteckt in der hinteren Ecke des Dachbodens geht eine kleine Wendeltreppe noch weiter nach oben. Bei meinem ersten Besuch habe ich das übersehen. Dort warten 70 Krimibrettspiele aus aller Welt darauf benutzt zu werden. Wer genug Zeit hat, kann im Kriminalhaus gern ein Ründchen spielen.
Auch Nicht-Krimifans kommen im Kriminalhaus auf ihre Kosten und ich kann Euch einen Besuch ans Herz legen.

Verbrecherische Ermittlertour mit Klassenfahrtfeeling

Vor dem Bus steht eine Frau, begrüßt uns freundlich und stellt sich als Klara Fall vor. Sie trägt eine Weste mit der Aufschrift „…unterwegs auf den Straßen des Verbrechens!“. Da sind die Namen Programm, denke ich mir und steige in den Bus ein. Der gemütliche Bus ist ganz dem Thema Krimi gewidmet: Da steht eine kreischende schwarze (Stoff)Katze auf einem Sitz, dort liegt ein Inspektorhut, weiter hinten entdecken wir weitere Utensilien, die anscheinend Ermittler vergessen haben.

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Klara Fall ist heute unsere Gästeführerin und nimmt uns mit auf Spurensuche zu den Schauplätzen der Eifelkrimis von Jacques Berndorf, Ralf Kramp & Co. Der Bus setzt sich in Bewegung und Klara weist uns darauf hin, dass wir ja nicht nur zum Spaß hier sind. Wir erhalten Ermittlerkarten, denn neben Informatives und Wissenswertem zu Eifelkrimis, gilt es auch live on Tour einen Fall zu lösen.
Während der Bus uns Richtung Oberehe fährt, berichtet Klara uns von Sehenswürdigkeiten wie der Burg und schlägt ein Buch auf. Der Bus legt sich in die Kurven und parallel lauschen wir einem Ausschnitt aus einem Krimi, der genau auf unserem kurvigen Weg stattfand. Das ist mehr als Kino im Kopf. Wir erleben den Krimi live mit.
Zwischendurch erhalten wir Rätselaufgaben und im Bus haben sich längst schon Teams gebildet. Es wird gemeinsam gegrübelt und philosophiert. Neben mir sitzt eine angehende Krimiautorin, die kurz vor der Veröffentlichung ihres ersten Buches steht und unsere Phantasie zur Lösung des Falls kommt richtig in Fahrt. Dass ich alleine die Krimibustour gebucht habe, merke ich nicht mehr. Klassenfahrtfeeling wie vor ewigen Zeiten macht sich in mir breit.
Der Bus fährt langsamer und ich sehe das Ortsschild Berndorf. Bevor ich noch denken kann, was es für komische Zufälle gibt, klärt Klara uns auf, dass Jacques Berndorf eigentlich Michael Preute heißt. Sein Pseudonym setzt sich aus dem Vornamen seines Verlegers und seines damaligen Wohnortes Berndorf zusammen. Wir fahren an seinem Haus vorbei und wie alle anderen Mitfahrer recken ich neugierig den Hals, um doch ein wenig den alten Wirkungskreis vom Autor und seinem Krimihelden Siggi Baumeister zu stalken.
Die Ermittlertour im Krimibus dauert knapp 4 Stunden und beinhaltet zwei bis drei Stopps. Passend zur Lesung aus einem Krimi rund um den Nürburgring, halten wir für eine kurze Pause dort an. Da uns die Literatur weiter zur „mörderischen Strecke“ begleitet, steigen wir auch am Brünnchen aus und genießen das rasante Fahrtraining an der Nordschleife.

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In Adenau legt unsere Krimigesellschaft eine Mittagspause ein. Es gibt zwar nicht Arsen mit Spitzenhäubchen, allerdings haben wir ein Stündchen Zeit den schönen Ort zu erkunden und Mittag zu essen. Vorbei an schnuckeligen Fachwerkhäusern, Denkmälern und alten Kirchen hole ich mir ein Brötchen auf die Hand und bummle ein wenig durch die schönen Gassen.

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Als wir danach wieder den Bus betreten wollen, sammelt sich eine Traube am Eingang. Neugierig trete ich näher. Eine Leiche heißt liegt quer im Bus. Keine Zeugen, keine augenscheinlichen Tatverdächtigen. Das muss sich ändern, motiviert uns Klara Fall. 25 Hobbyermittler steigen tatendurstig wieder ein und machen sich gemeinsam ans Werk. Der Tatort wird gründlich nach Hinweisen inspiziert. Zeugen werden gesucht, Tatmotive entwickelt und Verdächtige unter die Lupe genommen.

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Am späten Mittag erreichen wir wieder Hillesheim und eine Fahrt mit viel Spaß und Humor geht zu Ende. Fast ein wenig wehmütig trennen sich die Ermittlerteams voneinander. Praktisch, dass einige Hobbyschnüffler auch im Krimihotel gastieren und wir so am Abend uns zu einem weiteren Plausch zur Krimiliebe bei einem gutem Glas Wein und Bier weiter austauschen.

Wer nicht im Bus, sondern lieber auf den Spuren der Eifelkrimis wandern mag, für den gibt es extra angelegte Wanderwege. Diese können auf eigene Faust entdeckt oder gemeinsam mit einer Führung erlebt werden. Ein Begleitheft mit allen Beschreibungen und Krimiauszügen bekommt man in der Buchhandlung des Kriminalhauses oder in der Hillesheim Touristik.
Für die Liebhaber von Zwei- oder Vierrädern: Ein Artikel zu einem Roadtrip im Krimiland folgt bald in diesem Blog.

Offenlegung: Mein Krimilandwochenende in der Eifel wurde von der Eifel Tourismus Gesellschaft mbH und Hillesheim Touristik unterstützt. Lieben Dank dafür. Meine Meinung bleibt die eigene.

 

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3 Kommentare

  1. Christiane

    tolle Eifelkrimis schreibt auch Elke Pistor, die in Gmünd aufgewachsen ist. Sie sind alle sehr lesenswert.

  2. Wie genial! Ich würde gerne eine Woche in einem gemütlichen Sessel zwischen Büchern sitzen und Krimis lesen! Nur mit den verkleideten Schaufensterpuppen habe ich es nicht so: Die fand ich schon immer gruselig! : ) Sonnige Grüße, Jutta

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