Die Spa-Welt jagt einem Trend nach dem anderen hinterher. Klangschlagen und Biohacking heute, Epigenetik und Longevity morgen? Doch dann erscheint Nigel Franklyn – ein stiller Revolutionär, der die Branche nachhaltig verändert. Nicht mit Buzzwords, sondern mit Räumen, die man spürt, die eine tiefe Sehnsucht nach echter Verbindung und nachhaltigem Wohlbefinden stillen.
Inhaltsverzeichnis
Warum Trends im Wellnessbereich nicht funktionieren – und was sich wirklich verändert
In der schillernden Welt der Spas und des Wellness-Tourismus konkurrieren ständig neue Trends um Aufmerksamkeit. Die Versprechen sind groß – von exotischen Behandlungen bis hin zu High-Tech-Geräten – doch oft verfliegt die Wirkung schnell. Nigel Franklyn, ein international gefragter Wellness-Designer und -Entwickler, steht diesen kurzlebigen Modeerscheinungen kritisch gegenüber. Denn Trends, so Franklyn, sind wie ein Hamsterrad: Sie treiben uns dazu, jedes Jahr etwas Neues zu kaufen oder anders zu denken. „Trends veralten“, erklärt er mit ruhiger Überzeugung. „Ich suche nach Shifts, nach tiefen, bleibenden Veränderungen in unserem Bewusstsein.“ Für ihn sind dies keine flüchtigen Erscheinungen, die uns jedes Jahr eine neue Wellness-Möglichkeit bieten. Er spricht von tiefgreifenden, nachhaltigen Wandlungen, die das wahre Wohlbefinden in den Mittelpunkt rücken. Und genau hier liegt der Kern des Problems: Trends fokussieren sich auf Konsum und kurzfristige Effekte, während wahre Veränderung von innen kommt. Der folgende Artikel taucht in die Philosophie des Mannes ein, der die Spa- und Wellness-Landschaft weltweit immer wieder neu definiert hat, und zeigt, wie er mit seinen „Shifts“ eine nachhaltig wirkende Alternative zu oberflächlichen Trends schafft. Oder sind seine „Shifts“ doch die wahren Trends der Wellness-Branche?

Er plant nicht, er spürt – Nigel Franklyn gestaltet mit Emotion, nicht mit Lineal. Fotocredits: Nigel Franklyn
Atmosphärisch statt austauschbar: Wenn Räume Geschichten flüstern
Viele Spas wirken wie austauschbare Kulissen: Oft sind sie opulent, aber emotionslos. Nigel Franklyn hingegen kreiert keine bloßen Räume, sondern verleiht ihnen eine Seele.
Wer einen von Nigel Franklyn gestalteten Wellness-Bereich betritt, wird nicht einfach empfangen – er wird eingeladen. Statt dominantem Duftmarketing und perfekt gestylten Empfangstheken als Barriere erwarten die Besucher oft Stille, eine bestimmte Temperatur, Textilien, die sich weich und natürlich anfühlen, vielleicht ein Hauch von wildem Salbei oder die angenehme Kühle eines Natursteins. Nichts ist zufällig, aber auch nichts ist aufdringlich.
Nigel Franklyn spricht von emotionalem Design als einem Mindset, nicht als einer Methode. „Ein Raum kann für dich atmen, wenn er dich nicht überfordert“, betont er. Es geht ihm nicht darum, Konzepte zu entwerfen, sondern Räume zu erschließen und Orte zu schaffen, an denen sich Menschen nicht beobachtet, sondern aufgehoben fühlen. Ihn fasziniert die subtile Wirkung, der Moment, in dem ein Gast langsamer wird, die Schultern sich entspannen und der Blick sich öffnet.
Nigel arbeitet mit bemerkenswerter Feinheit – fast wie ein Dirigent, der weiß, wann er schweigen muss. Für ihn ist Atmosphäre nicht das Ergebnis von Technik oder Trendfarben, sondern die Essenz dessen, was zwischen Mensch und Raum geschieht: die feine Interaktion, die den Besucher tiefgreifend beeinflusst.
„Ich gestalte keine Räume. Ich ermögliche Begegnungen.“

Keine Linien ohne Licht: Die Architektur des Nao ist offen, ruhig und bewusst zurückhaltend – kreiert von Nigel Franklyn.
Von Ästhetik und Atmosphäre – die stille Revolution des Designs
Die sozialen Medien sind voll von perfekt inszenierten „Insta-Spas“: Goldene Armaturen, makelloser Marmor, alles auf den ersten Blick atemberaubend schön. Doch oft fühlt sich dieser visuelle Overkill steril und austauschbar an. Nigel Franklyn kritisiert diese oberflächliche Ästhetik. Er weiß, dass wahre Entspannung nicht in der Perfektion, sondern in der Authentizität liegt, in der Kraft der Stille, der Materialien und der Natürlichkeit. Ein auf den ersten Blick unscheinbarer Raum kann eine viel tiefere Wirkung entfalten, wenn er mit Bedacht und Respekt für die Sinne gestaltet ist. Es ist die Wärme des Holzes unter den Füßen, der erdige Geruch von Lehmwänden oder das gedämpfte Licht, das Schatten tanzen lässt. Diese Räume stimulieren nicht, sie entschleunigen. Sie sind eine Einladung und kein flüchtiger Eindruck, den man schnell wieder vergisst. Es geht nicht darum, ein Foto für Instagram zu schießen, sondern einen Moment der inneren Ruhe zu finden, der lange nachklingt. Nigel entzieht sich bewusst der visuellen Reizüberflutung vieler moderner Spas. Seine Räume sind kein Bühnenbild, sondern Resonanzräume. Stille wird zum Gestaltungselement und natürliche Materialien werden zum Resonanzkörper für den Geist. Atmosphäre entsteht dort, wo Design aufhört, sich selbst inszenieren zu wollen.
„Ein Raum soll dich nicht primär beeindrucken. Er soll dich einladen und willkommen heißen.“

Ein Pool, der nicht dominiert, sondern reflektiert: Licht, Himmel, Landschaft.
Vom Konsum zur Verbindung: Die neue Sinnsuche
Früher war Wellness oft ein Luxusgut, ein „Treatment“, das man konsumierte. Heute, so beobachtet Nigel, erleben wir einen tiefgreifenden Wandel: Die Menschen suchen nicht mehr nur nach einem Erlebnisangebot, sondern nach einer echten Verbindung – zu sich selbst, zum eigenen Körper und Geist. In einer Welt, die oft von Hektik und Ablenkung geprägt ist, schaffen Franklyns Räume Inseln der Stille und des Rückzugs.
Insbesondere die junge Generation – die Gen Z und die Millennials – treibt diesen Wandel voran. Sie sind nicht nur an kurzfristigen Effekten interessiert, sondern an einem tieferen Sinn. Sie wollen verstehen, warum sie etwas tun und wie es ihr Leben nachhaltig beeinflusst. Die Nachfrage nach authentischen, transformativen Erfahrungen wächst spürbar. Es geht nicht mehr um den schnellen Kick, sondern um eine bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Wohlbefinden. Franklyn hat dies erkannt und schafft Räume, die diese Sehnsucht nach Sinnhaftigkeit stillen.
„Junge Menschen suchen nicht nach einem Effekt – sie suchen nach Sinn.“
Von Technik zu Berührung – die Alchemie des Wohlbefindens
Als Creative Director der Touchless Wellness Association mag man Nigel Franklyn auf den ersten Blick als Verfechter rein technologischer Ansätze vermuten. Doch das Gegenteil ist der Fall. Er tritt für „Safe Touch“ ein und betrachtet Technologie als Brücke, nicht als Ersatz für menschliche Berührung. Die Pandemie hat uns alle für die Bedeutung von Berührung sensibilisiert und eine neue Ethik des Kontakts geschaffen. In diesem neuen Miteinander von Mensch und Technologie geht es darum, die Stärken beider Seiten zu nutzen. Technologie kann Behandlungen unterstützen, indem sie beispielsweise Infrarotlicht oder Kälteanwendungen nutzt, um den Körper auf die manuelle Therapie vorzubereiten oder ihre Wirkung zu verstärken. Sie steigert das Wohlbefinden. Doch Franklyn warnt davor, die Bedeutung der menschlichen Berührung zu unterschätzen. Gerade in einer Zeit, in der menschliche Distanz in den letzten Jahren oft eine große Rolle gespielt hat, ist ein neues Bewusstsein dafür erforderlich, wie wir Berührung im Wellness-Kontext gestalten. Es geht um Achtsamkeit, Respekt und darum, eine sichere und vertrauensvolle Umgebung zu schaffen. Für Franklyn ist die Verbindung von Technologie und menschlicher Zuwendung eine Art „Wellness-Alchemie“ – die Kunst, verschiedene Elemente so zu vereinen, dass ein ganzheitliches und tiefgreifendes Wohlbefinden entsteht.
„Berührung bleibt. Aber sie braucht neue Regeln.“

Räume schaffen Geborgenheit.
Longevity: Mehr als nur ein langes Leben
Was bedeutet Langlebigkeit wirklich? Für Nigel Franklyn, den visionären Gestalter der Wellness-Branche, ist es weit mehr als die bloße Summe von Lebensjahren. Es ist die Kunst, diese Jahre mit Vitalität, Sinn und tiefer Erfüllung zu gestalten.„Es geht nicht darum, länger zu leben, sondern gesünder und gut zu leben“, betont Franklyn.
In einer Welt, die oft von kurzlebigen Trends und oberflächlichen Versprechungen geprägt ist, plädiert Franklyn für einen tiefgreifenden Wandel im Verständnis von Longevity. Weg von der Jagd nach bloßen Zahlen – Kalorien, Trainingsminuten, Lebensjahren –, hin zu dem, was das Leben wahrhaftig ausmacht: ein Gefühl von Lebendigkeit, innere Stille und die tiefe Verbundenheit mit sich selbst.
„Selbstbestimmung“ ist für Franklyn der Schlüssel zu diesem Wandel. Es geht darum, den Menschen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um sich selbst zu erforschen, ihre ureigenen Bedürfnisse zu erkennen und ihren persönlichen Weg zu einem langen, erfüllten Leben zu finden. „Man kann nicht wissen, was man nicht weiß“, so Franklyn. Er sieht seine Rolle darin, Wellness so zu gestalten, dass sie den Menschen die Möglichkeit gibt, ihre eigene Definition von Longevity zu entwickeln.
„Wissenschaftliche Erkenntnisse sind unerlässlich, sie bilden das Fundament. Doch wir dürfen uns niemals ausschließlich auf klinische Ansätze fokussieren.“ Es geht um die Symphonie des Ganzen, das harmonische Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele.
„Wellness und Longevity ist vielseitig und individuell, das heißt, sie bedeutet für dich etwas anderes als für mich.“
Nao – Ein ganzheitliches Wellness-Konzept im Minos Palace
Wo kann man Nigel Franklyns Ideen erleben? Weltweit! Und auf Kreta. Im Nao Longevity & Wellbeing Center, das 2025 im luxuriösen Minos Palace Resort eröffnete, wird sein Wellness-Design auf einzigartige Weise spürbar. Ich hatte die Gelegenheit, diesen besonderen Ort zu besuchen und mit Nigel Franklyn selbst durch die Räume zu gehen. Es sind nicht nur ästhetisch beeindruckende Räume, sie besitzen auch eine Seele.
Die treibende Visionärin hinter diesem Projekt ist Gina Mamidaki, die Inhaberin des Resorts. Nao ist eine Wellbeing-Einrichtung, in der sich Ginas Vision und Nigels Gestaltungskraft auf einzigartige Weise vereinen. Es ist ein Gegenentwurf zur sterilen Gesundheitsoptimierung: Longevity bedeutet hier nicht Verzicht, sondern Vitalität. Es gibt kein medizinisches Korsett, sondern einen sinnlichen Zugang zu mehr Lebensqualität. Dies ist spürbar: in der Architektur, die dem Licht folgt, in der Stille, die nicht leer, sondern schützend wirkt, sowie in Therapien, die auf Frequenzen, Licht und Klang setzen, ohne den Menschen aus dem Blick zu verlieren. Die vier Säulen von Nao – Bewegung, Ernährung, Schlaf und Selbstbestimmung – strukturieren den Aufenthalt, ohne ihn zu dominieren. Der Name Nao, abgeleitet vom altgriechischen „nao“ (fließen), ist Programm. Alles bleibt offen, persönlich und wandelbar.
Nao ist ein Ort, an dem sich Nigel Franklyns Philosophie materialisiert. Eine stille Einladung zur Reflexion. Und vielleicht der schönste Ausdruck dessen, was „The Spa Whisperer“ meint, wenn er von Wohlbefinden spricht:
„Ich kreiere keinen Wellnessbereich – ich schaffe den Rahmen, in dem Wellness entstehen kann. Ich öffne Räume, in denen Menschen nicht perfekt sein müssen. Ich möchte, dass sie spüren: Hier muss ich nichts tun, um gut zu sein. Wirkliche Erholung entsteht, wenn nichts von dir verlangt wird – außer, dass du einfach nur da bist.“
Wer ist Nigel Franklyn wirklich? – Der Mensch hinter dem „Spa-Flüsterer“

Fotocredits: Nigel Franklyn
Nigel Franklyn ist mehr als nur ein Name in der Wellness-Branche. Er ist eine Persönlichkeit, deren Lebensweg so vielfältig und faszinierend ist wie seine Kreationen. Er selbst bezeichnet sich nicht als Architekt. Und doch gestaltet er Räume, die Menschen verändern. Nigel Franklyn, weltweit bekannt als „The Spa Whisperer“, ist ein feiner Beobachter. Jedes neue Projekt beginnt er mit einem handgeschriebenen „Liebesbrief“ – eine Geste des Respekts und der emotionalen Verbindung zu dem Ort, den er gestalten soll. Er ist jemand, der hinhört – auf Menschen, Orte, Stimmungen. Sein Weg in die Welt der Spas war nicht geradlinig: Er war Model, Journalist und Kreativer, bevor er über Stationen in London, Kalifornien und Deutschland zu dem fand, was ihn heute antreibt. Genau dieser ungewöhnliche Weg hat ihn sensibilisiert – für Zwischentöne, Atmosphären und Unsichtbares.
Heute hat Franklyn in München seine Wahlheimat gefunden, doch seine Zeit in San Francisco hat ihn nachhaltig geprägt. Er reist viel, ist international gefragt, doch in seiner Arbeit geht es ihm nicht um oberflächlichen Glanz oder kurzlebige Trends. Viele der renommiertesten Spas dieser Welt tragen seine Handschrift. Und doch bleibt er im Hintergrund. Keine Marke, kein Studio, keine Inszenierung. Stattdessen ein Mann, der lieber Räume flüstern lässt, als über sich selbst zu sprechen.

In der Stille der Natur erkennt er, was Räume wirklich brauchen. Fotocredits: Nigel Franklyn