Polignano a Mare – Wo das Meer die Klippen umarmt

Bekannt für ihre atemberaubenden Klippen, die immer wieder die Red Bull Cliff Diving World Series anziehen, bietet Polignano a Mare eine unvergleichliche Kulisse. Zwischen steilen Felsen und azurblauem Meer entfaltet sich ein Ort, der zum Eintauchen einlädt.

Dicht an dicht schmiegen sich die Häuser an die Klippen – typisch für Polignano a Mare.
Dicht an dicht schmiegen sich die Häuser an die Klippen – typisch für Polignano a Mare.

Geschichte mit Blick aufs Meer: Die Altstadt von Polignano a Mare

Beim Schlendern durch die Gassen der Altstadt von Polignano a Mare spürt man sofort, dass hier nicht nur die Aussicht beeindruckt, sondern auch das, was sich hinter den Fassaden verbirgt. Die Stadt liegt auf einem Kalkfelsen über dem Meer und bietet an vielen Stellen spektakuläre Ausblicke. Es lohnt sich jedoch auch, den Blick nach innen zu richten: auf barocke Balkone, verwitterte Steinmauern und kleine Plätze, auf denen sich das Leben im Rhythmus des Südens abspielt.

Polignano a Mare zählt heute zu den bekanntesten und meistbesuchten Küstenstädten Apuliens. Der Ort liegt rund 33 Kilometer südlich von Bari und hat sich längst von seinem früheren Ruf als Fischerstädtchen verabschiedet, wenngleich man an einzelnen Ecken noch Fischhändler und kleine Boote sieht. Der Tourismus prägt das Stadtbild, bringt ein internationales Publikum und Tagesausflügler mit sich und sorgt für mediterrane Betriebsamkeit. Und doch gelingt es der Altstadt, ihren historischen Charme zu bewahren.

Die Geschichte Polignanos reicht bis in die Antike zurück. Schon Griechen und Römer nutzten die strategisch günstige Lage an der Via Traiana. Heute zeugt die alte Brücke aus römischer Zeit davon, während die normannisch-staufische Epoche das Stadtbild bis heute deutlich prägt. Das Stadttor Porta Vecchia, durch das viele ihren Rundgang beginnen, stammt aus dem Mittelalter. Wer hindurchgeht, steht wenige Schritte später auf einer Aussichtsterrasse mit Blick auf das offene Meer.
Die schmalen Gassen der Altstadt sind gesäumt von weiß gekalkten Häusern, in deren Zwischenräumen sich das Licht der Adria bricht. Es duftet nach Meersalz, manchmal nach Kaffee. Kein Hotelklotz, kein Spektakel – aber auch kein verschlafener Ort. Polignano a Mare ist lebendig, voll kleiner Szenen. Und immer wieder dieser Blick aufs Meer.

Liebe zum Detail: In Polignanos Gassen wird selbst der kleinste Hauseingang zum Blickfang.
Liebe zum Detail: In Polignanos Gassen wird selbst der kleinste Hauseingang zum Blickfang.
Die Altstadt von Polignano a Mare thront direkt auf steilen Felsen über dem Wasser.
Die Altstadt von Polignano a Mare thront direkt auf steilen Felsen über dem Wasser.

„Volare“ – ein Lied, das in den Gassen weiterlebt

Beim Betreten der Altstadt begegnet einem überall das Wort „Volare“. Die Melodie des Welthits „Nel blu, dipinto di blu“, komponiert von Domenico Modugno, scheint in den Gassen mitzuschwingen – als wäre sie Teil der Stadtmauer. Modugno, 1928 in Polignano geboren, präsentierte das Lied 1958 beim Sanremo-Festival. Mit weit ausgebreiteten Armen sang er von blauen Himmeln und dem Wunsch zu fliegen – und schrieb damit Musikgeschichte.

„Volare“ gewann nicht nur in Sanremo, sondern wurde auch international zum Symbol italienischer Leichtigkeit und „Dolce Vita“. Beim Eurovision Song Contest 1958 belegte Modugno mit demselben Lied den dritten Platz – eine beachtliche Leistung für ein italienischsprachiges Stück. In den USA erreichte „Volare” Platz eins der Charts und wurde mit zwei Grammy Awards ausgezeichnet. Insgesamt wurde das Lied weltweit über 22 Millionen Mal verkauft.

Die Inspiration für den Liedtext kam von Modugnos Co-Autor Franco Migliacci. Nach einem frustrierenden Tag und einer Flasche Chianti soll Migliacci unter dem Einfluss von zwei Marc-Chagall-Gemälden in einen weinseligen Traum gefallen sein: ein blau bemalter Mann, der durch die Luft schwebt. Dieser Traum lieferte die Grundlage für die später um die Welt gegangenen Zeilen.

Am Lungomare steht eine drei Meter hohe Statue Modugnos, die ihn in seiner legendären Pose mit ausgebreiteten Armen zeigt – eine Anspielung auf seinen ikonischen Auftritt in Sanremo. Die Skulptur wurde vom argentinischen Bildhauer Hermann Mejer geschaffen und am 31. Mai 2009 eingeweiht. Der Platz drumherum ist heute ein beliebter Treffpunkt für Touristen, besonders zum Sonnenuntergang, wenn die Küste in goldenes Licht getaucht wird und das Lied „Volare” nicht selten leise aus einem Lautsprecher klingt.

Modugno war übrigens nicht nur Musiker, sondern auch Schauspieler und Politiker. Doch es ist vor allem dieses eine Lied, das für immer mit seiner Heimatstadt verbunden bleiben wird – und mit dem Lebensgefühl von Polignano a Mare.

Traumhafte Lage: Polignano a Mare auf steilen Klippen am Meer, Fotocredits: Claudio Iacopetta
Traumhafte Lage: Polignano a Mare auf steilen Klippen am Meer, Fotocredits: Claudio Iacopetta

Klippen und Küstenblicke – Natur zwischen Himmel und Meer

Wer auf der alten Brüstung oberhalb der Bucht von Polignano a Mare steht, spürt, wie eng Landschaft und Lebensgefühl hier zusammengehören. Hier fallen die Felsen nicht sanft ins Meer, sondern brechen schroff zwanzig Meter tief ins Blau ab. Die Küstenlinie ist dramatisch. Sie zeigt, was Apulien auch sein kann: wild, ehrlich und voller Kontraste.

Im Zentrum dieser Szenerie liegt Lama Monachile, ein schmaler Strand, der von zwei steilen Felswänden eingerahmt wird. Hier gibt es Kies statt Sand und glasklares Wasser, das selbst im Hochsommer kalt bleibt. Die römische Brücke, die sich darüber spannt, erzählt von der Vergangenheit. Doch unten im Wasser spielt sich das Jetzt ab: Kinder planschen, Reisende machen Fotos und Einheimische tauchen beiläufig ein.

Einmal im Jahr richtet sich der Blick nach oben. Dann springen die Athleten der Red Bull Cliff Diving World Series von den Felsen ins Meer. 27 Meter, freier Fall, Sekunden der Spannung. Für Polignano ist es ein Spektakel, aber auch ein Statement: Die Stadt zeigt sich, wie sie ist – direkt, ein wenig unberechenbar, aber immer eindrucksvoll. 

Wer mag, erkundet die Küste vom Wasser aus. In der Marina werden Boote, Kajaks und SUP-Boards angeboten. So lässt sich nicht nur die berühmte Grotta Palazzese bestaunen, sondern auch kleinere, kaum zugängliche Höhlen. In der Stille zwischen Fels und Wasser verliert sich das Zeitgefühl. Dann ist Polignano kein Postkartenmotiv – sondern Apulien, wie es sich anfühlt.

Gedanken im Vorübergehen – Die Poesie von Polignano

Zwischen Waschleinen, Cafés und Bougainvillea, dort, wo sich die Gassen verengen und der Stein unter den Füßen warm ist, beginnt Polignano zu sprechen. Nicht laut, sondern Zeile für Zeile – an Hauswänden, Treppen, Türen – und manchmal auch entlang der Stufen zum Meer. Worte tauchen auf wie Gedanken, die jemand vergessen hat wegzuwischen. „Il mare non ha paese nemmeno lui“, steht da. „Das Meer hat kein Land – es gehört allen, die ihm zuhören können.“

Die poetischen Inschriften sind längst Teil der Identität der Stadt. Viele von ihnen stammen von einem Mann, der sich selbst „Guido il Flâneur“ nennt – ein stiller Chronist, der die Stadt mit Marker und Pinsel in ein offenes Buch verwandelt hat. Seine Zeilen sind manchmal melancholisch, manchmal augenzwinkernd und oft überraschend treffend.
Wer aufmerksam geht, entdeckt Sätze, die im Gedächtnis haften bleiben. Nicht alles ist tiefgründig. Manches ist einfach schön. Oder tröstlich. Oder ehrlich. Zwischen Stufen und Blumentöpfen steht zum Beispiel: „La parola è un’ala del silenzio.“ – „Das Wort ist ein Flügel der Stille.“ (Pablo Neruda).
In einer Welt, die so oft überformt ist, wirken diese Zitate wie handgeschriebene Briefe in einem digitalen Strom. Persönlich. Flüchtig. Und gerade deshalb besonders. Es ist diese stille Poesie, die Polignano eine zweite Stimme verleiht – neben dem Klang der Wellen und dem Lied des Sängers, der einst „Volare“ sang. Und manchmal, wenn man durch die Gassen geht und auf ein altes Holzschild stößt, steht darauf schlicht: „Dieser Ort wurde vor dem Paradies erschaffen.“ (Mark Twain). Viel mehr muss man über Polignano vielleicht gar nicht sagen.

„Perduto è tutto il tempo che in amar non si spende“ – Torquato Tasso „Verloren ist all die Zeit, die nicht der Liebe gewidmet ist.“ Ein poetisches Motto des Renaissance-Dichters Torquato Tasso. Eingraviert in eine hölzerne Jalousie, steht es sinnbildlich für die gefühlvolle Atmosphäre der Stadt – wo Liebe, Kunst und Alltag auf engstem Raum verschmelzen.
„Perduto è tutto il tempo che in amar non si spende“ – Torquato Tasso „Verloren ist all die Zeit, die nicht der Liebe gewidmet ist.“ Ein poetisches Motto des Renaissance-Dichters Torquato Tasso. Eingraviert in eine hölzerne Jalousie, steht es sinnbildlich für die gefühlvolle Atmosphäre der Stadt – wo Liebe, Kunst und Alltag auf engstem Raum verschmelzen.

Von der Grotte bis zum Caffè Speciale – Polignano zum Probieren

Polignano a Mare schmeckt nach Salz in der Luft, nach frischem Fisch auf dem Teller und nach süßem Kaffee mit einem Hauch Mandellikör. Wer die Stadt besucht, sollte nicht nur schauen, sondern auch probieren.

Allen voran das Restaurant Grotta Palazzese, das in einer natürlichen Meeresgrotte unterhalb der Klippen liegt. Hier speist man zwischen Tropfsteinen und Brandung mit Blick auf das offene Meer. Die Atmosphäre ist einzigartig – und ja, auch exklusiv. Der Ort bietet eine einzigartige Kulisse und verbindet Naturschönheit mit Kochkunst.

Nur wenige Schritte weiter lockt die Gelateria BellaBlu. Ihre hausgemachten Eissorten wurden mehrfach ausgezeichnet. Was jedoch im Gedächtnis bleibt, ist nicht nur der Geschmack, sondern auch die herzliche Gastfreundschaft.

In Apulien – und besonders in Polignano – sollte man unbedingt den „Caffè Speciale“ probieren. In den 1980er-Jahren kam ein Barista erstmals auf die Idee, heißen Espresso mit Mandellikör, frischer Zitronenzeste und einem Klecks Sahne zu verfeinern. Seitdem hat sich diese Mischung zur süßen Spezialität der Stadt entwickelt und wird nicht nur in der Gelateria BellaBlu, sondern an vielen Orten im Ort serviert. Ein Glas apulischer Kaffeespezialität, die man nicht so schnell vergisst.
Ob bei Tag mit Blick auf die Adria oder abends unter Lichterketten – Polignano lädt dazu ein, Apulien nicht nur zu sehen, sondern auch zu kosten.

Polignano a Mare kompakt – FAQ für Deine Reise an die Klippenküste Apuliens

Wo liegt Polignano a Mare?
Polignano a Mare befindet sich rund 33 Kilometer südlich von Bari an der Adriaküste Apuliens. Die Altstadt thront spektakulär auf Kalkklippen über dem Meer.
Was sind die Highlights der Stadt?
Die Altstadt mit weiß gekalkten Häusern, barocken Balkonen und engen Gassen Die Aussichtsterrasse an der Porta Vecchia Die ikonische Badebucht Lama Monachile Die poetischen Inschriften des „Guido il Flâneur“ Die Statue von Domenico Modugno, dem Sänger von „Volare“
Was macht Polignano a Mare besonders?
Der Ort verbindet dramatische Natur mit kultureller Tiefe: Klippen, Grotten, Musikgeschichte und subtile Stadtdichtung. Ein Platz, der mehr ist als ein Fotomotiv – ein Ort mit zweiter Stimme.
Kann man in Polignano a Mare baden?
Ja, vor allem in der zentralen Bucht Lama Monachile – allerdings eher mit Kies als Sand und oft erfrischend kühl. Auch Bootstouren zu Grotten und versteckten Badebuchten sind möglich.
Gibt es Ausflüge aufs Meer?
Unbedingt. Vom kleinen Hafen starten regelmäßig Bootstouren, Kajak- und SUP-Ausflüge, bei denen man u. a. die berühmte Grotta Palazzese vom Wasser aus sehen kann.
Was hat es mit „Volare“ auf sich?
Der weltberühmte Hit „Nel blu, dipinto di blu“ wurde vom gebürtigen Polignanese Domenico Modugno gesungen. Eine Statue am Lungomare erinnert an ihn. Sein Lied ist bis heute allgegenwärtig.
Was sollte man kulinarisch nicht verpassen?
Ein Abendessen im Restaurant Grotta Palazzese (exklusiv, einmalig) Ein Eis bei der Gelateria BellaBlu Den lokalen „Caffè Speciale“ mit Espresso, Mandellikör, Sahne und Zitronenzeste
Wann ist die beste Reisezeit?
Mai, Juni und September: angenehme Temperaturen, noch nicht zu voll. In den Sommermonaten ist Polignano sehr belebt – insbesondere rund um das Cliff Diving Event.
Wer bietet eine Rundreise durch Apulien mit einem Tagesausflug nach Polignano a Mare an?
Mehrere Veranstalter haben Apulien-Rundreisen im Programm, bei denen auch Polignano a Mare auf dem Plan steht – oft als Tagesausflug oder Zwischenstopp. Ich selbst war mit Gebeco unterwegs und kann die Reise sehr empfehlen: gut organisiert, angenehm geführt und mit einem schönen Mix aus Kultur, Genuss und entspannten Momenten.
Wann findet das Cliff Diving statt?
Polignano ist regelmäßig Austragungsort der Red Bull Cliff Diving World Series. Der Wettbewerb findet meist zwischen Juli und September statt. Aktuelle Termine gibt es auf der Website des Veranstalters.
Was ist ein echter Geheimtipp für Polignano a Mare?
Wer nicht nur die Aussicht genießen, sondern auch die leisen Töne entdecken will, sollte auf die poetischen Inschriften an Hauswänden und Treppen achten. Viele stammen vom Künstler „Guido il Flâneur“ – kleine Gedanken, die den Ort still begleiten.
An der Küste von Polignano a Mare öffnet sich der Blick – nur Meer, Horizont und der weite Himmel über Apulien.
An der Küste von Polignano a Mare öffnet sich der Blick – nur Meer, Horizont und der weite Himmel über Apulien.

Dies ist ein journalistischer Artikel, der teilweise durch die Unterstützung von Gebeco ermöglicht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den Inhalt und spiegelt meine eigene Meinung wider. Für den Beitrag habe ich kein Honorar erhalten.

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