Rustikal Schlemmen: Zwei besondere Restaurant-Tipps für Rostock

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Ein Blick auf die Uhr, schnell gerechnet: Ja, es bleibt noch Zeit für ein Essen bevor die Tagung los geht. Ich stehe am Rostocker Bahnhof, werfe schnell einen Blick in die App Tripadvisor und nehme den ersten Platz unter der Café-Rubrik. Café Kloster erhielt nette Bewertungen und ist nicht weit entfernt. Dem Taxifahrer ist das Café allerdings unbekannt, fährt mich zunächst zu einem anderen Café an einer Kirche. Nach der Odyssee mit der Bahn wundert ich mich heute nichts mehr. Als ich bei der richtigen Adresse aussteige, lässt der nette Taxifahrer es sich nicht nehmen, mich zu begleiten, um einen Blick ins Café zu werfen. „Schließlich suche man doch immer etwas zum Ausgehen mit seiner Frau und als Rostocker sollte man doch seine Cafés kennen.“, lässt er mich lächelnd wissen.

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Ein Geheimtipp hinter Klostermauern?

Café Kloster: Ruheoase hinter Klostermauern mitten in der City

Ich wollte Veto einlegen, als mein Taxifahrer vom ersten Café den Wagen weiter Richtung Innenstadt steuert. Einzelhandelsketten und Shoppinghektik umgeben uns. Hatte ich doch gelesen, dass Café handelt sich um eine Ruheoase. Aber er behielt Recht. Vom turbulenten Treiben auf dem Universitätsplatz steuern wir zum Klosterhof. Kaum passieren wir das Klostertor umgibt uns himmlische Ruhe. Ich ziehe meinen Koffer über das Kopfsteinpflaster und bin verzückt von den alten Häusern, die sich um die Klosterkirche ranken.

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Das Café Kloster wird vom DRK betrieben

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Im alten umgebauten Wohnhaus befinden sich 30 Sitzplätze im jetzigen Café

Das Café Kloster ist im letzten Haus der barocken Häuserzeile. Um 1700 wurden sie erbaut, lange nachdem das Zisterzienserkloster 1584 in ein evangelisches Damenstift umgewandelt wurde. Die Häuser dienten den Stiftsdamen als Wohnungen, wenn im Klostergebäude kein Platz mehr war. Die Klosteranlage – ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert – ist bis heute vollständig erhalten geblieben. Es ist Montag. Alle Museen haben geschlossen. Zu gern hätte ich das Museum zum Kloster besucht, lockt die Geschichte der heiligen Mauern mit spannender Vergangenheit.
Aus dem Café schimmert sanftes Licht. Als ich eintrete umgibt mich wohlige Wärme. 30 Sitzplätze bietet das Café – heute leider alle besetzt. Ich warte im Vorraum. Mir fallen die Ornamente und der dunkle Wandfries aus dem 19. Jahrhundert auf. Wie ich im Hausflyer lese hat man diesen bei der Renovierung wieder entdeckt. Teilweise sehe ich alte originale Türenbeschläge, sie hätten ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen.

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Bei der Renovierung wieder entdeckt: Historische Ornamente

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Das Haus wurde liebevoll renoviert

Im Sommer kann man unter alten Apfelbäumen und mit idyllischer Lage und Blick auf die historische Stadtmauer verweilen. Zu meiner Besuchszeit kommen immer mehr Besucher statt weniger, so frage ich, ob ich mich an einem Tisch dazu setzen kann. Nordische Verschlossenheit ist ein Vorurteil, freundlich darf ich mich dazusetzen und wir geraten ins Plaudern.
Das Café gehört zu den Rostocker DRK Werkstätten und wird mit sozialem Anspruch betrieben. Ich bestelle beim netten Service Kalbsgulasch mit Kartoffeln von der Mittagskarte zum kleinen Preis und genieße das rustikale Essen in der Caféhaus-Atmosphäre. Ich freue mich über die große Teeauswahl und probiere danach das ein und andere Tässchen. Das Café Kloster ist ein Geheimtipp und dennoch zentral in der Rostocker Innenstadt gelegen.

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Was mich als Teefreund freut: Es werden verschiedene Teesorten im Café Kloster angeboten

Café Kloster
Klosterhof 6
18055 Rostock
Website
Tel. 0381 – 375 79 50
info@cafe-kloster.de

Öffnungszeiten: Mo-Sa 11:00-19:00 Uhr, an Feiertagen geschlossen, gesonderte Zeiten zum Advent etc. siehe Website des Cafés

Vom glücklichen Möwenschiss im Alten Fritz

Ich bin nicht am Meer, so gern ich auch nach Warnemünde gefahren wäre – aber die Zeit ist zu knapp. Dafür höre ich sie kreischen: Die Möwen heißen mich im hohen Norden willkommen. Es ist am frühen Abend bereits dunkel, als ich mich im Hafen von Rostock einfinde. Von der Warnow kann ich nicht viel erkennen. Der Wind fegt über die offene Fläche. Ich ziehe die Jacke enger und freue mich, als ich das Licht vom Alten Fritz schimmern sehe.

Rostock, Brauhaus, Zum altem Fritz

Braugasthaus im Stadthafen von Rostock

Das Brauhaus ist rustikal mit viel Holz eingerichtet. Vor allem ist es aber eines: Warm! Auf der gemütlichen Bank finde ich Platz, warte auf die anderen und lasse mich währenddessen vom Kellner beraten, welches Bier ich probieren soll. Es gibt eine Probe mit allen Bieren der Störtebeker Brauhausmanufaktur. Nach so viel Flüssigkeit ist mir gerade nicht. Die Karte ist voll mit verschiedenen Sorten, wie ich sie selten unter einem Dach finde. Es gibt neben traditionellen Bierstilen auch Eigenkreationen und Jahrgangsbiere. Auch wenn mich hier kein Köbes bedient, ist der Stil ähnlich. Prüfend werde ich gefragt, ob ich aus dem Rheinland komme (hat mich meine Aussprache verraten?) und bekomme dann ein Kellerbier empfohlen: „Das ist nicht so stark, mild im Geschmack und können bei dem geringen Alkoholgehalt auch Kölsch-Liebhaber trinken.“
Das naturbelassen Kellerbier „Zwickel 1402“ hat eine Stammwürze von von 11,5% und schmeckt vollmundig weich-herb mit seinen 4,9% Umdrehungen. Am späteren Abend steige ich auf Zwickel-Bananenbier um – für süße Naschkatzen wie mich sehr zu empfehlen!

Rostock, Brauhaus, Zum altem Fritz

Störtebecker: Das Zwickelkellerbier ist naturbelassen

Für die zweite Runde bestelle ich mir einen „Möwenschiss“, schließlich hatte mein Kollege dies mir als Rostocker Spezialität empfohlen. „Wie meinen?“, fragt der Kellner mich. Selbstbewusst und mit Nachdruck wiederhole ich meine Bestellung. Das Fragezeichen im Gesicht meines Gegenübers wird jedoch nur größer. Wohlwollend betone, dass mir der Möwenschiss als Spezialität empfohlen wurde und ich vermute, es ist ein Cocktail. Ermutigend lächle ich ihn an. Der Kellner schüttelt nur leicht den Kopf, grinst und schlägt die Karte auf:

Rostock, Brauhaus, Zum altem Fritz

Möwenschiss oder Möwengruß – wer wird denn da so kleinig sein? -)

Er könne mir nur einen Nachtisch servieren und das als Möwengruß! Mich blamieren? Kann ich! Kleinlaut bestelle ich als Hauptgang ein Bierkutscherschnitzel und als Nachtisch den Gruß der Möwe. Schnell das Handy gezückt beschwere ich mich bei meinem Kollegen über den mißglückten Tipp und erhalte prompt folgenden Link zurück. Ok, den Schiss gibt es wirklich, doch sollte ich mich mit meinem Kollegen noch einmal über Geographie unterhalten – Rostock liegt halt nicht ganz in Schleswig-Holstein!

Rostock, Brauhaus, Zum altem Fritz

Das Bierkutscherschnitzel ist mit Bratkartoffeln und überbackenem Käse etwas für den großen Hunger

Das Bierkutscherschnitzel ist mächtig. Eigentlich passt der Nachtisch nicht mehr. Aber natürlich will ich wissen, wie der Möwengruß schmeckt. Mit sechs Löffeln machen wir daraus ein Teamevent. Das Vanielleeis ist lecker, das Kernöl wurde für mich mit steirischen Wurzeln zu sparsam verwendet. Dafür gibt es reichlich Karamellsauce. Die Geschmäcker sind halt verschieden. Mit einem letzten Bananenbier lasse ich den Abend ausklingen und falle müde ins Bett.

Rostock, Brauhaus, Zum altem Fritz

Der krönende Abschluss: Möwenschissgruß

Braugasthaus Zum alten Fritz
Warnowufer 65
18057 Rostock
Website
Tel. 0381 – 208780
bgh-hro@alter-fritz.de

Öffnungszeiten: Täglich ab 11 Uhr

 

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3 Kommentare

  1. Hallo Tanja,
    vielen lieben Dank für die tollen Tipps! Wenn ich das nächste mal in Rostock bin, werde ich eines der urigen Restaurants mal ausprobieren.
    Danke & weiter so!

  2. Monika Breiden

    Liebe Tanja,
    vor Kurzem bin ich zufällig auf Deinen Blog aufmerksam geworden und freue mich jedes mal über den Newsletter. Im Urlaub muss ich jetzt oft an Dich denken – z.B. haben wir bei einem Besuch in Lübeck Manfred Kolossa getroffen, er erzählt wirklich sehr amüsant und interessant! Anfang November habe ich meine Cousine in Brüssel besucht und gemeinsam haben wir auf Deine Empfehlung Mechelen besucht- war das schön! Die Schule im Ursulinenkloster hatte leider keine Führungen mehr- Winterpause, wie schade! Wenn ich nächstes Mal fahre, achte ich auf die Öffnungszeiten…

    Ich wünsche Dir eine genüssliche Advents- und Weihnachtszeit und für das nächste Jahr viele spannende Reisen. Vielleicht steht ja auch meine schöne Heimatstadt Braunschweig auf Deinem Plan?
    Liebe Grüße
    Monika Breiden

    • Liebe Monika, danke für Dein liebes Feedback. Das freut mich sehr! :-)
      Schöner kann es für eine Bloggerin nicht sein!
      Freue mich, dass Dir meine Reisetipps gefallen. Lübeck ist wunderschön und Manfred Kolossa ein genialer Stadtführer.
      Das Internat in Mechelen solltet Ihr unbedingt nachholen.
      Und ja, Braunschweig steht 2019 auf meiner Reiseliste und ich freue mich schon sehr. Leider hatte es dieses Jahr aus unterschiedlichen Gründen nicht geklappt, dass wir es auf das nächste Jahr geschoben haben. Wenn Du Tipps hast: Immer her damit.
      Nochmals lieben Dank und besten Gruß,
      Tanja

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