Sansibar Stadt: Zwischen Geschichte, Gewürzen und Musik

Der Morgennebel hängt noch schwer über dem Hafen, als die SH Diana langsam Richtung Tansania gleitet. Fischerboote tanzen auf den Wellen, schwer beladen mit dem Fang der Nacht. Es ist Regenzeit, die Luft flirrt vor Feuchtigkeit. Ein mystischer Anblick, der einen schon an der Reling in seinen Bann zieht. Doch die wahre Faszination entfaltet sich erst an Land, in den Gassen von Sansibar Stadt, einem Ort, die so viel mehr zu bieten hat als nur Traumstrände. Stone Town, das historische Herz Sansibars, pulsiert vor Leben. Die Gassen sind eng und verwinkelt, ein Labyrinth aus Farben, Gerüchen und Geräuschen. Hier vermischen sich afrikanische, arabische und europäische Einflüsse zu einem einzigartigen Ganzen. Es wird wieder ein spannender Landgang auf meiner Kreuzfahrt durch den Indischen Ozean.

Hier, in den Straßen von Sansibar, verschmelzen arabische, afrikanische und europäische Einflüsse zu einem faszinierenden Mix.

Zwischen Gewürzsäcken und frischen Lebensmitteln spiegelt der Darajani-Markt das wahre Leben von Sansibar wider.

Sansibars duftende Seele: Eine Reise durch den Darajani-Markt

Stone Town ist das historische Zentrum der Stadt Sansibar und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Altstadt ist ein faszinierendes Labyrinth aus engen Gassen, gesäumt von alten Handelshäusern mit kunstvoll geschnitzten Holztüren. Ihre Architektur spiegelt die jahrhundertelange Verbindung Sansibars mit arabischen, persischen, indischen und europäischen Kulturen wider.
Ich liebe Märkte. Die Farben, die Gerüche, das Treiben – sie erzählen so viel über das wahre Leben eines Ortes. Der Darajani-Markt ist das pulsierende Zentrum von Sansibar City. Keine Touristenattraktion, sondern ein echter Marktplatz, auf dem das Leben tobt. Frauen balancieren Waren auf ihren Köpfen, Männer preisen lautstark frisches Obst und Gemüse an, während sich die engen Gassen mit Einheimischen und wenigen neugierigen Besuchern füllen. Ein Treffpunkt der Gegensätze: Während auf der einen Seite auf dem Markt geschäftiges Treiben herrscht, plaudern Marktbesucher, dösen Verkäufer im Schatten ihres Marktstandes oder scheinen sich die Zeit mit ihren Handys zu vertreiben.
Unser Guide führt uns in die Fischhalle. „Am besten durch den Mund atmen“, warnt er mit einem Schmunzeln. Ein Scherz? Keineswegs! Der Geruch trifft mich wie ein Schlag. Die Halle ist voll mit Fischen, die auf Tischen, in Kisten oder einfach auf dem steinigen Auflagen liegen. Männer feilschen, einige hocken auf umgestürzten Kisten, andere dösen inmitten des Trubels. Ich atme flach, versuche den Geruch auszublenden, doch die Faszination überwiegt. Es ist eine ganz andere Welt – ungeschliffen, lebendig, echt.
Etwas weiter reiht sich Stand an Stand, gefüllt mit exotischen Gewürzen. Gewürze sind auf Sansibar mehr als eine Handelsware – sie sind die Seele Sansibars. Pfeffer, Zimt, Nelken, Kardamom, Muskat. An einem kleinen Stand bleibe ich stehen. Stolz präsentiert der Besitzer seine Vanilleschoten. Ich kann nicht widerstehen. Zwei Hände voll wechseln den Besitzer, begleitet von einem zufriedenen Lächeln auf beiden Seiten.
Plötzlich beginnt es zu regnen. Kein leichter Nieselregen, kein kurzer Schauer – es ist, als würde der Himmel seine Schleusen öffnen. In Sekundenschnelle bin ich durchnässt. Wir suchen Schutz in einer Kirche. Hier im Trockenen kommen wir mit Einheimischen ins Gespräch. Es sind solche Momente, die das Reisen zu etwas Besonderem machen.

Der Darajani-Markt in Stone Town ist ein lebendiges Farbenspiel aus exotischen Gewürzen, frischem Obst und quirligem Markttreiben.

Ein Ort voller Kontraste: emsiges Markttreiben auf der einen, entspannte Gelassenheit auf der anderen Seite.

In der Fischhalle von Stone Town wird um den besten Preis für den Fang des Tages gefeilscht.

Frischer Fang aus dem Indischen Ozean füllt die Tische der Fischhalle auf dem Darajani-Markt.

Sansibars reiche Gewürztradition spiegelt sich in den duftenden Ständen des Marktes wider.

Auf dem Darajani-Markt trifft Tradition auf Alltag, wenn Sansibars Bewohner ihre Einkäufe erledigen.

Das Freddie Mercury Museum: Ein Stück Musikgeschichte

Sansibar Stadt ist auch der Geburtsort eines der größten Musiker aller Zeiten: Freddie Mercury. Der legendäre Queen-Sänger, geboren als Farrokh Bulsara, verbrachte seine ersten Lebensjahre in den engen Gassen von Stone Town. Mitten in der Altstadt, in einem ehemaligen Wohnhaus seiner Familie, befindet sich heute das Freddie Mercury Museum. Hier taucht man in die Welt des jungen Farrokh ein und entdeckt Spuren seiner Kindheit und Jugend, lange bevor er mit Queen die Bühnen der Welt eroberte. Das Museum beherbergt eine Sammlung von Fotografien, Briefen und persönlichen Erinnerungsstücken. Man sieht Bilder des kleinen Farrokh mit seiner Familie, erfährt von seiner Schulzeit an der St. Joseph’s Convent School und erhält Einblicke in seine frühe musikalische Entwicklung. Ein Highlight ist sicherlich der Nachbau seines Jugendzimmers, in dem er seine ersten Lieder komponierte.
Doch unser Guide verrät uns ein Geheimnis: Das Museum befindet sich in demselben Haus, in dem Freddie und seine Familie wohnten, bis sie 1963 nach England zogen. Aber er wüsste, wo sich Freddies Geburtshaus befindet. Neugierig folgen wir ihm durch das Gassengewirr, bis wir vor einem unscheinbaren Haus am Meer stehen. Hier erblickte Farrokh Bulsara das Licht der Welt. Heute ist es ein Privathaus, aber allein der Gedanke, dass hier die Geschichte eines Weltstars begann, ist ein besonderes Gefühl. Ich bleibe einen Moment stehen und lasse meinen Blick über die Fassade schweifen. Ich versuche mir vorzustellen, wie der kleine Farrokh hier ein- und ausgegangen ist, wie er lachend durch die Tür gerannt ist, um am Strand zu spielen. Gleich nebenan befindet sich das Hotel Zanzibar Serena, ein idealer Ort für eine Pause. Bei einer Tasse Kaffee und mit Blick auf das Meer kann man die Atmosphäre auf sich wirken lassen und sich vorstellen, wie der junge Freddie vielleicht an diesem Strand gespielt und von einer großen musikalischen Zukunft geträumt hat.

In dieser Straße wuchs Farrokh Bulsara auf, bevor er als Freddie Mercury die Musikwelt eroberte.

Das Geburtshaus von Freddie Mercury liegt versteckt in den engen, historischen Straßen von Stone Town.

Vielleicht träumte der junge Freddie Mercury an diesem Strand gleich bei seinem Geburtsthaus in Sansibar schon von einer großen musikalischen Zukunft.

Mahnmal der Geschichte: der ehemalige Sklavenmarkt

Die Geschichte Sansibars ist nicht nur von exotischen Düften und einer Musiklegende geprägt. Ein dunkles Kapitel dieser Vergangenheit ist der Sklavenhandel, der die Insel über Jahrhunderte geprägt und tiefe Wunden hinterlassen hat. Der ehemalige Sklavenmarkt in Stone Town ist heute ein bewegendes Mahnmal, das an die Opfer dieser grausamen Zeit erinnert und zum Nachdenken anregt. Bereits im 17. Jahrhundert entwickelte sich Sansibar zu einem der wichtigsten Zentren des ostafrikanischen Sklavenhandels. Tausende von Menschen wurden aus dem afrikanischen Hinterland hierher verschleppt und auf den Sklavenmärkten verkauft. Sansibar war das Zentrum eines Netzes, das bis nach Arabien, Persien und Indien reichte. Besonders grausam waren die Bedingungen, unter denen die Menschen transportiert wurden – lange Märsche durch die Wildnis, angekettet und ausgezehrt. Unser Guide erzählt von den grausamen Praktiken der Sklavenhändler, die Menschen wie Ware behandelten. Nach ihrer Ankunft auf Sansibar wurden die Gefangenen auf dem Markt feilgeboten. Die Käufer begutachteten sie wie Waren: Zähne, Haut und Muskeln wurden untersucht, um ihre „Qualität“ zu beurteilen.
Wir steigen hinab in die Keller, in denen einst die Sklaven zusammengepfercht wurden. Kaum Platz zum Stehen, die Luft ist schwer und feucht in der Enge. Bis zu 20 Menschen sollen hier gewartet haben, bis sie verkauft oder weitertransportiert wurden – oft ohne Licht, Wasser oder ausreichend Platz zum Sitzen. In den Stein eingelassene Handschellen – ein verstörender Anblick, der die Grausamkeit dieser Zeit unmissverständlich vor Augen führt. Es ist still hier unten. Die Luft ist stickig und man kann die Verzweiflung der Gefangenen förmlich spüren.

Dunkle Steinkammern und eiserne Handschellen erinnern an die grausame Geschichte des Sklavenhandels.

Der ehemalige Sklavenmarkt in Stone Town ist heute ein ergreifendes Mahnmal gegen das Vergessen.

Abschied mit Blick auf den Horizont

Zurück an Bord der SH Diana, ein Glas Wein in der Hand und den Blick auf die langsam im Meer versinkende Sonne gerichtet, lassen sich die Eindrücke des Tages am besten verarbeiten. Sansibar Stadt ist ein Ort der Kontraste, ein Schmelztiegel der Kulturen, geprägt von einer bewegten Geschichte. Und während Sansibar am Horizont immer kleiner wird, werde ich zunehmend nachdenklich. Der Tag klingt nach. Das Leben hier ist so anders als auf dem Schiff, das mich mit jeder Seemeile weiter trägt. Mir wird der Luxus des Expeditionsschiffes noch bewusster – und gleichzeitig meine Dankbarkeit, die Welt auf diese Weise entdecken zu dürfen. „Sehen, was andere nicht sehen.“ – so beschreibt Swan Hellenic seine Kreuzfahrten. Das ist kein Werbeslogan, sondern gelebte Realität. Morgen erwartet mich ein neues Abenteuer in einer anderen Welt. Aber diesen Landgang werde ich nicht vergessen.

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Weitere Impressionen aus Sansibar Stadt

Offenlegung: Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung von Swan Hellenic (SH Dianamöglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt und spiegelt meine eigene Meinung wider. Für den Beitrag erhielt ich kein Honorar.

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