Ich schließe die Augen. Spüre, wie das Eis langsam auf meiner Zunge schmilzt. Ein köstlicher Geschmack aus Haselnuss und Schokolade macht sich in meinem Mund breit. „Gianduja„, flüstert mir Silvia zu. „Meine Lieblingssorte!“, gesteht die Turinerin mir und recht hat sie. Diese Eissorte von Gelateria Pepino schmeckt umwerfend. Zu Napoleons Zeiten wurde Gianduja in Turin erfunden. Die Piemonteser verstehen etwas vom Schlemmen und Genießen.
Aber damit ist unsere Eisverkostung nicht beendet. Das war erst der Anfang. Wir sind im Eishimmel angekommen und schlemmen uns durch die Eisproben. Ob Zitronensorbet oder eine Kugel „saure Sahne“, Gelateria Pepino weiß, wie man leckeres Eis macht. Ein weiteres, besonderes Geschmackshighlight ist das Stracciatella-Veilchen-Eis. Ja, richtig gelesen. Mit leckeren Schokoladenstückchen wird das Stracciatella-Eis mit einem Hauch Vanille und Veilchen abgerundet. Ich hab so etwas noch nie gegessen. Ein außergewöhnlicher Geschmack, aber sehr gut.
Das Traitionshaus Gelateria Pepino gibt es seit 1884 inzwischen in der fünften Generation in Turin. Das gemütliche Cafe liegt auf der Piazza Cargnano und sollte bei einem Turintrip auf jeden Fall besucht werden. Wer noch eine historische Ausrede für den „Eis-Sündentempel“ benötigt: Gelateria Pepino hat das erste Eis am Stiel mit Schokoladenbezug erfunden. Ich verrate Euch, dass dieses nicht nur im Cafe an der Piazza Cargnano zu haben ist, sondern auch vorzüglich auf der Hand im Automuseum. Leider ist das Eis schlecht als Reisemitbringsel geeignet. Mein Tipp: In Turin ausgiebig genießen. Ansonsten gibt es auch Papp-Eisflyer am Stil als Andenken zum Mitnehmen ;-)
Noch etwas haben die Turiner erfunden. Kennt Ihr „Bicerin ‚di Cavour“? Das ist ein Turiner Kaffee-Schokoladen-Getränk. Milch wird erhitzt und darin herbsüße Schokolade geschmolzen. Auf einen gezuckerten Espresso kommt die frische, heiße Schokoladenmilch. Mit Sahne wird das Getränk bedeckt. Mich wundert zwar, dass die Turiner so schlank sind, aber lecker und erfrischend war’s ;-)
Stilecht haben wir unseren Bicerin ‚di Cavour auf der Piazza San Carlo im Caffe San Carlo getrunken. 1842 eröffnet und ist es traumhaft ursprünglich restauriert. Es war das erste Cafe in Turin mit Gasbeleuchtung und Treffpunkt der Intellektuellen und Politiker. Das Ambiente um mich herum, lässt mich wahrlich königlich fühlen. Prunkvoll ist der eine Bereich des Cafes, gediegen und edel mit älteren Holzarten der vordere Bereich.
Nach so viel Schlemmerei tut es gut, sich ein wenig die Beine zu vertreten. Mit einem Spaziergang durch Turin findet man in der Altstadt viel Sehenswertes. Als Schlemmer-Mitbringsel für die lieben Daheimgebliebenen, sollte man im Koffer etwas Platz lassen. Wir waren vor Ostern in Turin und ich war beeindruckt, von den vielen, österlich geschmückten Schaufenstern der Cafes und Konditoreien. Die Konditorei Stratta weißt ebenfalls eine tradiontionsreiche Vergangenheit auf. Seit 1836 geöffnet umgibt mich noch ein kleiner, schnuckeliger Laden mit dem Hauch der Vergangenheit.
Kleiner Tipp am Rande: Macarons sind Plätzchen und sollten besser IM Handgepäck statt Koffer transportiert werden. Dagegen sind die Ostereier robust und schwer. Ach, fragt besser nicht… ;-)
Wenn Kalorienangaben ein Ausreisekriterium gewesen wären, hätten sie mich wohl gar nicht mehr nach Hause reisen lassen. Nachdem wir gemeinsam durch das schöne Torino gebummelt sind, habe ich mich alleine noch auf eine kleine Shoppingtour begeben – nur auf Geschenke-Einkaufstour versteht sich… In der Pasticceria Gertosio habe ich original Gianduja-Schokolade gefunden. Das Süßwarengeschäft versteht sein Handwerk seit 1880 und ist in der Via Lagrange seit 1921. Überhaupt habe ich den Eindruck, Turin ist nicht nur eine Perle von Piemont mit seinen vielen historischen Bauwerken und königlicher Geschichte, sondern ebenfalls ein Herzstück der süßen Verführungen.
Turin zeigte mir viele Schokoladenseiten. Es gibt auch Highlights für herzhafte Genießer. Gleich gegenüber der Pasticceria Gertosio liegt das Geschäft und Restaurant Pastificio Defilippis. Seit 1872 wird sich dort leidenschaftlich der Pasta gewidmet. Für mich ein Gourmet-Tempel in Turin.
Betritt man den Laden schaut man auf Pasta soweit das Auge reicht. Liebevoll auf Tabletts und Schachteln wird die Handwerkskunst dargeboten. Regionale Produkte aus Piemont werden ausschließlich verwendet. Mehr als 35 verschiedene Pastasorten sind zu bekommen. Es gibt frische und getrocknete Nudeln in allerlei möglichen Geschmacksrichtungen.
Wir gehen in den oberen Stock und setzen uns gemütlich ins Restaurant. Eine Vorreservierung ist ratsam. Es gibt wenige Tische und das Pastificio Defilippis ist schnell ausgebucht.
Während wir unsere köstliche Vorspeise genießen, erklärt Silvia mir, wie aufwendig es ist, pochierte Eier selbst herzustellen. Ich muss gestehen, dass ich diese Kochkunst selbst noch nie ausprobiert, geschweige denn gegessen habe. Mein erstes Mal mit Creme an grünem Spargel war äußerst köstlich.
Wenn Euch jetzt schon das Wasser im Mund zusammenläuft, wartet erst einmal die Hauptspeise ab. Bevor wir Blogger essen, fotografieren wir ausgiebig unser Essen. Meistens von jeder Seite und vielleicht auch mal einen Schuss zum Nachbarteller. Mit wenig Verzögerung genoss ich „Triangoli di Melanzane alla Parmigiana al Burro e Maggiorana“: Dreieckige frische Pasta, gefüllt mit Aubergine mit etwas Parmesan-Butter und einem Hauch Majoran. Das Foto zu meiner Hauptspeise sieht schlicht aus, allerdings könnt Ihr mir Vertrauen, dass jedes einzelne Pasta-Dreieck ein Höchstgenuss war :-)
Italien nicht ohne Pasta und Pizza. Somit kehrten wir nach einem Besuch im Jagdschloss Stupinigi am nächsten Tag bei Primaepoi ein. Brechend voll war es zur Mittagszeit. Mit einem Espresso schmeckte die Wartezeit um so besser. Es hat sich gelohnt. Die Auswahl von Pasta und Pizza im Primaepoi ist groß. Ich studierte die Speisekarte, mein Smartphone im Anschlag. Fast überall gibt es in Turin freie WLAN-Spots in Restaurants und Cafes. Ob sie wissen, dass Nicht-Turiner, die kein Italienisch können, die Gerichte via Google übersetzen lassen wollen?
„Ich nehme dasselbe“, sage ich, als Silvia mit perfekt rollendem „R“ und der so schön klingenden italienischen Sprache bestellt. Als Turinerin wird sie wissen, was gut schmeckt. Buffalo hatte ich also gewählt. Auf mein Lächeln hin hat der Kellner wohl geahnt, dass ich keine Italienerin bin und bat Silvia mir zu übersetzen, dass die gewählte Pizza aber ohne Tomatensoße sei. Na, haben wir denn in Deutschland nur Gourmetbanausen? Ich nicke lächelnd und erhielt kurzer Zeit später eine echte italienische Pizza aus dem Steinofen mit Büffelmorzarella und frischen Tomaten – sehr zu empfehlen!
Nach jedem Essen und Stopp – eigentlich fast immer und überall – kann man in Turin sehr guten Kaffee trinken. Ob in Hotels wie dem Genio, oder Piemontese oder in Caffeshops Nähe Hauptbahnhof wie dem Malaba und Regine und vor allem in genannten Restaurants und Cafes – der Kaffee war immer 1A!
La Dolce Vita: Turin, eine Stadt zum Verlieben! Wer nicht nur Schlemmen wie Gott in Italien mag, dem sei Turin auch ans Herz gelegt: Ob mit einem Spaziergang durch die Altstadt oder zum Flanieren zwischen Palast und Piazza. Übernachtungstipps gibt es zu Turin im Jo-Igele-Blog.
Offenlegung: Ich durfte für Teilzeitreisender an einem Wochenendtrip der Blog-Tour #turintolove teilnehmen. Ich wurde vom Tourismusbüro Turin und Incoming Experience eingeladen. Vielen Dank dafür. Meine Meinung bleibt die eigene. Besonders lieben Dank an Silvia und Chiara für die nette Betreuung und die besondere Führung durch das Schlemmerparadies Torino.
Update 2.5.15: Mit diesem Blog Post nehme ich am CityBlogAward von Only-apartments, Vueling und Travel on Toast teil.
[…] Kaffee ins Caffe einkehren und das gute Essen genießen! Turin ist ein Schlemmerparadies für Genießer und Naschkatzen! Ob Pasta oder Pizza, ob Eis oder Schokolade – Turin weiß was […]
Toller Blog und tolle Fotos!
Das sieht sehr ansprechend aus, das nächste mal wenn ich in der Gegend bin komme ich vorbei und überzeuge mich selbst.
LG Max
Lieber Max, das freut mich sehr. Lieben Dank! Turin war eine Reise wert! Das war ein herrlicher Wochenendtrip :-)
[…] Turin: Ein Paradies für Schlemmer und Genießer […]