Was haben saftige Orangen, sonnengereifte Zitronen und mallorquinische Wacholderbeeren gemeinsam? Sie stammen alle von einzigartigen Betrieben auf Mallorca. Das lockt zu genussvollen Erlebnissen und Ausflügen!
Es ist mehr als ein Trend. Inzwischen ist es vielleicht schon eine Lebenseinstellung geworden: Lokale Anbieter und Manufakturen unterstützen, indem man gute Produkte regional einkauft. Initiativen wie Kiezhelden (Berlin), Heimat shoppen oder Kräuterwind bündeln lokale kleinere Händler, Bauernhöfe und Manufakturen. Bei all meiner Liebe zur Onlinewelt kaufe ich gern vor Ort ein. Ich stehe auf das Tante-Emma-Feeling, freue mich über die persönliche Ansprache. Vor allem aber weiß ich gerade bei Lebensmitteln gern, woher sie kommen. Bei meinen Reisen und Ausflügen treffe ich immer wieder auf spannende Erzeugerbetriebe. Menschen, die mit Herzblut und Leidenschaft bei ihren Produkten sind – das ist traumhaft! Auf meiner Mallorcareise konnte ich zwei solcher lokalen Anbieter kennenlernen. Habt Ihr weitere solcher Inselhelden Mallorcas entdeckt, freue ich mich sehr über Eure ergänzenden Kommentare unter dem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Ecovinyassa: Bio Orangen und Zitronen aus Sóller
Ich stecke in einem Dilemma. Ihr könnt weder riechen noch hören, wie schön dieser Ort ist! Noch weniger kann ich mich entscheiden, welche von den 101 Fotos ich Euch von diesem betörenden Ort im Blog präsentieren soll. Banausen würden sagen: Das sind alle Fotos mit dem selben Motiv. Reise-Träumer und Genussmenschen wie ich entdecken auf jedem Bild eine Besonderheit. Ich kann mich nicht satt sehen. Bleibe verzückt an jedem Baum stehen und knipse verträumt die Früchte, die Sonne, das Gebirge.
Süß, saftig und sonnengereift schmecken die Orangen aus Sóller. Gelb schimmern die Zitronen unter dem blauen Himmel, dabei liefert der Gebirgszug Serra de Tramuntana im Hintergrund eine perfekte Bilderbuchatmosphäre. Ich bin auf der Finca Ecovinyassa. Wir bekommen eine Führung über die Bio-Plantage im Tal der Zitronen und Orangen in Sóller – ein traumhaftes Ausflugsziel auf der Sonneninsel Mallorca!
Franz Kraus, Gründer der lokalen Landwirtschaftsinitiative „Fet a Sóller“, führt uns durch die 18.000 m² große Zitrusplantage von Sebastiana Massanet. Sie hat zusammen mit Ihrem Mann einen Rundweg auf ihrer Finca angelegt. Ausgeschildert auf mehrsprachigen Tafeln erfährt man Wissenswertes über die verschiedenen, teilweise uralten Sorten von Zitronen, Orangen und weiteren Zitrusfrüchten wie Mandarinen und Clementinen uvm. Man kann mit Voranmeldung alleine durch den Weg auf der Plantage flanieren oder wie wir eine Führung bekommen.
Selbst bezeichnet die Finca sich als „Bauernhof für Umwelterziehung“ und anscheinend habe ich letzteres nötig: Ein strenger Blick und Kommentar ereilt mich vom rheinländischen Franz, dass ich der Gruppe hinterher hänge. Man muss Opfer bringen. Auch von der Ferne lausche ich seinen weisen Worten und verliebe mich in die Natur um mich. Während ich im Fotografierrausch die Zitrusfrüchte bestaune, lausche ich seinen interessanten Erklärungen. Zitronen beispielsweise können bis zu drei Mal im Jahr geerntet werden. Dabei trägt der Zitrusbaum gleichzeitig Blüten und Früchte.
Im 9. Jahrhundert brachten die Araber den Zitrusanbau nach Mallorca. Damals wurden lediglich die drei Ur-Zitrusfrüchte – Pomelo, Mandarine und Citrus Medica – angebaut. Aus diesen Sorten entspringen heute alle weiteren Orangen- und Zitronenarten. Mit ökologischem Anbau gibt es auf Ecovinyassa typische Orangensorten wie Navelina, Navel und Valencia, aber auch mallorquinische Arten wie Canoneta, Peret und die eierförmige Cul d’Ou, die bei Mallorquinern landläufig auch „Eierpopo“ genannt wird. Neben den Zitrusbäumen gibt es auf der Finca zahlreiche Bäume mit Feigen, Granatäpfeln sowie Oliven- und Ölbäume zu bewundern. Die Atmosphäre ist atemberaubend schön! Nicht umsonst wird dieser idyllische Landstrich auch Tal des Goldes genannt.
Stolz ragt der Puig Major hinter den Orangenhainen hervor. Er ist mit 1445 Metern der höchste Berg Mallorcas. Der Gipfel ist militärisches Sperrgebiet, aber zu den Stauseen am Fuße des Berges soll es wunderbare Wanderwege geben. Die Stauseen Gorg Blau und Cúber können aber auch über die Landstraße Ma-10 erreicht werden, wenn man von hier seinen Ausflug mit dem Auto in weitere Höhen fortsetzen möchte.
„Warum genau hier in Sóller die Zitrusfrüchte angebaut werden?“, fragt Franz und lässt uns gleich darauf die Antwort wissen: Nur hier im Tal von Sóller gibt es so gut wie keinen Frost und die Berge des Tramuntana-Gebirges sorgen für Schutz und Wasserreichtum. Es herrscht ein spezielles Mikro-Klima, welches weit in den heißen Sommer reicht, während auf der Ebene bereits die Sonne vom Himmel brennt.
Rund 400 Kleinbauern sind im Tal angesiedelt. Die Familien ernten auf traditionelle Weise die Orangen und Zitronen von ihren alten Baumbeständen.
Die Grundlage der gesamten Ecovinyassa-Plantage ist der biologische Anbau. Dünger kommt aus der eigenen Kompostanlage. Freilaufende Hühner setzen der natürlichen Düngung des Bodens noch einen drauf. Auf Ecovinyassa wird zwar gespritzt, aber nur mit einem natürlichen, für Bio-Anbau zugelassenen Parafin-Öl. Schädlinge wie der Zitrus-Fliege entgegnet man hier mit natürlichen Fallen, die anlockende Duftöle verwenden.
Nach unserem Rundgang nehmen wir an einer gedeckten Tafel Platz. Frisches Brot, Tomaten und Paprika mit mallorquinischem Olivenöl werden aufgetischt. Dazu reicht man uns köstliche Oliven, Mandeln und Coca de Trampó, den heimischen Gemüsekuchen. Zur Krönung gibt es frisch gepressten Orangensaft vom Hof.
Das Ganze ist reif für eine Filmkulisse. Blauer Himmel, Zitrus- und Orangenbäume, dazu säumen der Gebirgszug Serra de Tramuntana und die alte Finca unsere Tafel. Vor uns steht ein alter Baum, der jetzt Anfang April noch keine Blätter trägt, im Sommer sicherlich wunderbar Schatten spendet. Die alte Scheune, in der man Produkte vom Hof kaufen kann, vermittelt Charme. Wie bestellt, flanieren in diese Szenerie zwei Hühner an mir vorbei. Ich halte inne, versuche diesen besonderen Moment innerlich einzufangen – es ist einfach nur schön!
Camí de Sa Vinyassa 3
07100 Sóller
Tel. +34 615 17 27 50
www.ecovinyassa.com
- Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Freitag jeweils 10 bis 14 Uhr
- Besuch des Rundwegs nur mit Voranmeldung
- persönliche Führung ab acht Personen möglich
- plant für einen Besuch rund zwei Stunden Zeit ein
- Erwachsene zahlen 12 € Kinder von 4 bis 12 Jahren 6 €. Der Eintritt beinhaltet neben dem Rundgang ein Glas frisch gepressten Orangensaft und einen Snack
- Wenn Ihr mit dem Navi anreist, lasst Euch nicht in die Irre führen. Fahrt nicht über Fornalutx zur Plantage. Ecovinyassa liegt direkt hinter Sóller. Wenn Ihr von Sóller aus durch enge Gassen und Einbahnstraßen fahrt und das Gebirge im Blick habt, seid Ihr richtig.
- Wer jetzt Lust auf mallorquinische Bio-Orangen und Zitronen zu Hause hat, kann diese sogar online bestellen und zu sich nach Hause liefern lassen: fetasoller.com
Mallorcas mediterrane Aromen in einer Flasche: GIN EVA
Gin wurde zum Modegetränk und allein das war für mich ein Grund, erst einmal den Hype nicht mitzumachen. Ich bin mehr so der süße Cocktail-Typ oder für einen guten Wein zu haben. Dann habe ich Gin doch probiert und mit dem richtigen Tonic war ich überzeugt. Seitdem trinke ich gern auf Reisen regionale Ginsorten. Meine Auswahl zu Hause steigt proportional zu meinen Tassen-Mitbringseln. Und ganz ehrlich: So einen leckeren Gin aus der Ferne zu Hause zu genießen, beflügelt beim Bloggen der Reiseerlebnisse auf eine besondere Art!
Auf meiner Mallorca-Reise habe ich im Lindner Resort an einem Gin-Tasting teilnehmen können und so Stefan Winterling kennengelernt. Der gebürtige Pfälzer hat beim Weinbau-Studium seine spanische Frau Eva kennengelernt und wohnt seitdem auf Mallorca. Schon vor dem Gin-Hype destillierte er Gin, verfeinerte ihn über die Jahre immer mehr mit mallorquinischen Aromen, bis sein Premium-Geist Gin Eva reifte.
Vor uns baut Stefan mehrere Flaschen auf. Ob wir wissen, wie sich der Name Gin entwickelt hat, fragt er uns und liefert mit einem Augenzwinkern die Lösung: Den ursprünglich in den Niederlanden und Belgien beheimatete Genever brachten Engländer im 17. Jahrhundert auf ihre Insel. Nach so manchem Gelage soll der Name Genever zu lang gewesen sein und die Briten kürzten in auf Gin ein. Passend, wenn man dann eine Frau namens Eva heiratet, oder?
Der Name war geboren. Gemeinsam produzieren beide Mallorcas Dry Gin von Wacholderbeeren aus Mallorca und Zitronenfrüchten aus Sóller. Alle Zutaten werden in einem traditionellen Kupferkessel von Eva und Stefan destilliert. Wir erhalten drei Gläser und dürfen verschiedene Sorten der Brennerei kosten. Wir starten mit der klassischen Variante des GIN EVA mit rotem Label. Für den Geschmack stammen die Wacholderbeeren aus den Dünen des Strandes Es Trenc, was mich aufhorchen lässt. Das war der Strand, den ich seit Kindertagen kannte – und das noch ohne Strandhütten und Massenauflauf in den Sommermonaten. Kilometerweit erstrecken sich hier noch heute Strand und Naturschutzgebiet, wie ich mich auch bei der jetzigen Reise auf meinen Ausflügen überzeugen konnte und ich Euch im Blog noch berichten werde.
Abgerundet wird die rote GIN EVA-Variante von klassischen Gin-Pflanzen wie Koriander, Angelica, Zitronenfrüchten und Kräutern aus der Region. Wir probieren pur und ich bin begeistert von den Aromen – hier ist wirklich Mallorca in einer Flasche eingefangen worden!
Als nächstes probieren wir die La-Mallorquina-Edition. Das schwarze Label steht für die Grundsubstanz dieses Gins: La Mallorquina ist die traditionelle Olivensorte Mallorcas. Alte Bäume davon wachsen in kleinen Gruppen im Tramuntana-Gebirge. Für diesen Gin stammen die besonderen Oliven aus Son Moragues in Valldemossa. Der Geschmack ist für mich zunächst ungewöhnlich. Pur wäre das nichts für mich, allerdings kann ich mir diesen Gin gut als Cocktail vorstellen.
Außergewöhnlich ist auch der dritte Gin, den wir probieren: Das goldene Label ist der Bergamot-Gin aus der Brennerei GIN EVA. Die Zitrusfrüchte schmecken intensiv. Die Bergamottenorangen (Citrus Bergamia) entfalten sich herb und süß im Gin.
Dann wird Stefan für uns zum Barmixer und mischt aus seinen Gins nach der Pur-Verkostung nun Cocktails. Ich bleibe bei meiner ersten Wahl des roten Gins und gönne mir dazu mallorquinisches Tonic: Tonica Puig – schließlich stoßen wir auf einen schöne Auszeit auf Mallorca an!
Der rote GIN EVA muss mit mir nach Hause fahren. Zum Glück hat Stefan eine zusätzliche Flasche dabei und eine liebe Mitreisende noch Platz im Koffer. Für Gin untypisch fassen die Flaschen nämlich 0.7 statt nur einen halben Liter. Dazu zwinkert er mir zu: „Er wäre im Herzen halt immer noch Pfälzer Weinbauer!“
C/ Marroig 6A 07620 Llucmajor Mallorca, Islas Baleares, España
stefan@gin-eva.com
www.ecovinyassa.com
- Öffnungszeiten: jeden Donnerstag von 9 bis 15 Uhr
- Besuch zu anderen Zeiten ist auch nach Absprache möglich
- In seiner Brennerei zeigt Stefan gern, wie der Mallorca Gin gewonnen wird und eine Verkostung ist inklusive.
Weitere spannende Anbieter auf Mallorca
Die Zitronenplantage und die Gin-Brennerei habe ich auf meiner Mallorca-Reise kennenlernen dürfen, weil das Lindner Golf Resort Portals Nous mit diesen regionalen Anbietern eng zusammenarbeitet und Produkte von diesen Manufakturen für ihr Hotel und ihre Gäste bezieht. Von diesen „Inselhelden“ gibt es noch mehr: Papabubble in Palma beispielsweise fertigen Süßigkeiten wie zu Omas Zeiten und stellen eigens für den Kinderclub im Lindner Hotel Lollies her.
Noch mehr Tipps für genussvolle Ausflüge und regionale Shoppingtouren habe ich von Nicole erhalten. Sie wohnt seit über 20 Jahren auf Mallorca und leitet das Marketing im mallorquinischen Lindner Hotel. Sie kennt wunderbare Geheimtipps und genussvolle Plätze der Insel. Ich für meinen Teil habe für meine nächste Mallorcareise schon die ein oder andere Manufaktur davon ins Auge gefasst:
- Aloe Vera Farm
Besichtigung Plantage bei Artá, Shops an verschiedenen Orten - Aceite Ullaro
Olivenöl aus dem Tramuntanagebirge, Besichtigung nach Absprache - Son Moragues
Olivenöl aus Valldemossa, geführte Verkostungen und Spaziergänge um den Hof - Formatges Burguera
Käserei mit Shop bei Campos, Direktverkauf - Agromallorca
Alles rund um die Tomate, aber auch andere lokale Obst- und Gemüsesorten (Marmeladen, Soßen etc.). Alles ökologisch. Shoppingtipp, keine Führung - Camp Mallorqui
Verkaufs-Shop vor Ort in Consell: Produkte rund um die Mandel
Danke!
Sie müssen noch die lokale Küche probieren, was angesichts der vielen Touristen-Restaurants auf der Insel gar nicht so einfach ist. Mir gefällt sehr Maria Salinas Restaurant in Mancor del Valle. So stehen nur wenige Gerichte auf der täglich wechselnden Speisekarte wie Fisch mit Kartoffelpüree, Krabben und sonnengetrocknete Tomaten, cremiger Kartoffel-Tunfisch-Salat oder Spanferkel. Begleitet werden die liebevoll zubereiteten Gerichte von hausgemachtem Brot mit Petersilie, Olivenöl und Salz. Unbedingt probieren: hausgemachte Sobrasada (luftgetrocknete, streichfähige Rohwurst) mit Schokolade.
Das klingt spannend, danke!
Liebe Tanja,
Deine Tipps machen Lust auf einen neuen Besuch auf Mallorca. Gerade vor dem Hintergrund der Serra de Tramuntana stelle ich mir so einen Besuch auf einer Zitrusplantage und einer Finca traumhaft vor. Mal sehen, wann es uns wieder einmal nach Mallorca verschlägt. Deine Empfehlungen speichere ich schon mal ab.
Liebe Grüße,
Monika
Das freut mich. Ich war auch zu lange nicht auf der Insel und ganz verzückt.
Bei den vielen Bildern, habe ich sie tatsächlich riechen können die süß-sauren Früchtchen :-)
LG Ulli
Wunderbar – so soll es sein :-) <3
Liebe Tanja,
hab mir deine Tipps gleich abgespeichert für meinen nächsten Besuch. Es müsste viel mehr solcher Artikel geben über Mallorca und nicht nur über die Schattenseiten der Insel. Und ich kann mich auch nicht sattsehen an Orangen- und Zitronenbäumen, tolle Fotos, die richtig Lust machen, selbst hinzufahren.
Liebe Grüße , Antje
Danke Dir liebe Antje :-) Gedanklich plane ich auch schon meinen nächsten Mallorcatrip – zu schön ist die Insel…