Speyer – eine der ältesten Städte Deutschlands – lockt mit vielen Sehenswürdigkeiten. Wenn man möchte, kann man sich das ganze Wochenende mit etlichen Ausflügen streng durchplanen. Zu Hause hab ich fein säuberlich meine Tagesplanungen der Sehenswürdigkeiten ausgearbeitet. Ich liebe das. In Speyer allerdings angekommen, verrutscht meine Planung im Kopf. Innerlich zerreiße ich gedanklich meine Sightseeingliste. Speyer lädt ein, sich treiben zu lassen. Die Stadt ist so wunderschön und so gemütlich – ein bisschen wie Italien. Also was liegt näher, die Stadt ohne Vorhaben und Plan auf sich wirken zu lassen?
- Slow Travel: Dolce Vita trifft Pfälzer Lebensart
- Geheime Ecken: Skurril abseits des Mainstreams
- Die Sache mit dem Domnapf
- Stippvisite im Dom
- Alte Synagoge und Mikwe – Besonderes Kleinod der Ruhe
- Übernachtungstipp mit dem perfekten Wellness-Müßiggang
- Technikmuseum Speyer: Freizeitpark für alle Altersklassen
- Video zum Relaxwochenende in Speyer
Slow Travel: Dolce Vita trifft Pfälzer Lebensart
„In Speyer fängt die Pfalz an, Italien zu werden”, heißt es im Volksmund. Und tatsächlich macht sich in mir ein Dolce-Vita-Gefühl breit, als ich durch die Gassen schlendere. Die Häuser sind mediterran in verschiedenen Farben gestrichen: Grün, gelb, orange, blau zieren die Wände statt Einheitsgrau oder weiß. Das Pfälzer Klima ist mild. Überall stehen Palmen und riesige Oleanderbüsche. Das Thermometer hat heute längst die 30-Grad-Marke gekratzt. Die warme Brise, die sanft durch die Gassen weht, ist eine Wohltat. Vom Dom bis zum Altpörtel reihen sich Cafés und Weinstuben wie an einer Perlenschnur aneinander. Einheimische pausieren mit Einkaufstaschen bei kühlem Wein am Rande der Meile. Touristen wie ich versuchen, die besondere Stimmung mit Fotos einzufangen.
Geheime Ecken: Skurril abseits des Mainstreams
Wenn man wie ich langsam durch die Straßen läuft, bleibt viel Zeit für Entdeckungen hinter dem Offensichtlichem. Leider lassen sich nicht alle skurrilen Dinge aufklären. Während ich bei der Hitze zum Judenhof tapere, stoße ich auf einen angeketten Fuß. Ist der alt? Gehört der zu dem alten Gebäude und wenn ja, was hat das zu bedeuten? War das Haus ein ehemaliges Gefängnis? Wer meine Unwissenheit aufklären kann, bitte ich um Kommentare im Blog. So lasse ich meiner Phantasie freien Lauf. Ich schaue genauer hin und entdecke ein Geheimfach? Was macht das nach Kandinsky ähnlich ausschauende Kunstwerk oberhalb des Fußes am Ende des Türrahmens. Verstohlen schaue ich mich um. Schließlich ist das Haus bewohnt und man möchte auch nicht zu aufdringlich sein. Was dahinter steckt, reizt mich allerdings doch.
An dem Fach scheinen sich schon mehrere versucht zu haben, so dass ich lieber weiter meines Weges gehe. Neben funktionstüchtigen Parkuhren in Euro (das es so etwas noch gibt) lese ich ein paar Meter weiter Schilder, die mich wieder inne halten lassen. Hier scheinen Künstler mit Humor zu wohnen.
Die Sache mit dem Domnapf
Trinkfest sind sie, die Speyrer! Und das schon seit vielen Jahrhunderten. Direkt vor dem heiligen Dom steht prominent eine große Schale, Domschüssel oder Domnapf genannt. Die Inschrift ist im Laufe der Jahre von den vielen tätschelnden Touristen blank geworden und es scheint, er gehört zu einem der meist fotografiertesten Objekte der Stadt, so viele Menschen drängeln sich heute Abend um den Napf für ein individuelles Fotoshooting. Im Vergleich zu den großen umliegenden Gebäuden wirkt der Domnapf zierlich, kann jedoch bis zu 1580 Liter aufnehmen. Der Überlieferung nach wurde nach jeder Neuwahl des Bischofs für das Volk der Domnapf mit Wein gefüllt. Die Party soll durchaus früher einige Tage gedauert haben. Brav waren die Kirchenleute ja schon immer, oder?
Stippvisite im Dom
Der Dom zu Speyer blickt auf eine bewegte Geschichte der Region und Deutschlands zurück. Mehr als 1.000 Jahre alt ist er heute noch Hauptanziehungspunkt der Stadt. Der Kaiserdom ist die weltweit größte noch erhaltene romanische Kirche und seit 1981 zählt er zum UNESCO Weltkulturerbe. Er wirkt schlicht von innen, doch auch hier sind die Details interessant. Sehenswert sind nicht nur das Hauptschiff sondern auch die Krypta (die Ruhestätte deutsche Kaiser und Könige), der Kaisersaal und die Aussichtsplattform (wer fit ist und auf Treppen bei Hitze steht).
Alte Synagoge und Mikwe – Besonderes Kleinod der Ruhe
Ganz in der nähe des Doms entfaltete sich zwischen 1084 und 1349 ein reiches jüdisches Gemeindeleben. Der heutige Judenhof kann heute noch besichtigt werden. Fast unscheinbar zwischen den Häuserfassaden mit Blick auf den Dom entdecke ich den Eingang. Über wenige Museumsräume betrete ich den Innenhof. Ich wähle ein schattiges Plätzchen und lasse diesen alten Platz auf mich wirken.
Die Ruine der Synagoge ist der älteste stehende jüdische Kultbau in Mitteleuropa aus dem Mittelalter. Schautafeln vermitteln das Ausmaß und wie früher die Anlage komplett ausgesehen haben muss. Obwohl Speyer heute von Sonntagsausflüglern gut besucht ist, scheinen sich in hier wenige hin zu verlaufen. Schade, denn die Anlage umgibt einen ganz besonderen Flair.
Ein paar Meter von der Synagoge entfernt befindet sich der Eingang der Mikwe. Ich setze mich auf die Bank und stelle mir vor, wie früher dieses Ritualbad genutzt wurde. Die mit reichen romanischen Ornamenten verzierte Mikwe ist die älteste Anlage ihrer Art in Mitteleuropa.
In einem gesonderten Raum kann man sich mit Hilfe von Kurzfilmen tiefergehend zur Synagoge und und zum Ritualtauchbad informieren. Mikwe bezeichnet ursprünglich eine Wasseransammlung. Wichtig war, dass dieses Wasser Fliesswasser beinhalten musste. Lebendiges Wasser war wichtig – und auch aus hygienischen Gründen wichtig, wobei das damals noch nicht wirklich bekannt war. Neben Menschen wurden auch Geschirr rituell gereinigt. Zur reinen Körperhygiene wurde die Mikwe nicht genutzt. Vielmehr diente es der rituellen Reinigung. 1.000 Liter musste eine Mikwe enthalten. In Speyer wurde sie nahe des Grundwassers gebaut. Steile Treppen führen zum Tauchbad hinab. Die an den Seiten eingelassenen Sitzbänke wurden als Wartebänke genutzt. Ein Untertauchen erfolgte nur mit einer Aufseherin.
Ende des 15. Jahrhunderts endete die jüdische Ära in Speyer. Das Anwesen ging an die Stadt. Ab 1529 wurde es mitsamt der Synagoge zum Zeughaus der Stadt. Danach wurde es als Obstgarten verpachtet. Selbst zwei Weltkriege überlebte die Mikwe. In den den 60ziger Jahren begann die Restaurierung der Anlage und wurde der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Ein schönes Kleinod inmitten der Stadt.
Übernachtungstipp mit dem perfekten Wellness-Müßiggang
Keine Mikwe aber andere wunderbare Reinigungsanwendungen, Spa und Wellness gibt es im Lindner Hotel & Spa Binshof. Passend zu meinem Relaxwochenende in Speyer genieße ich im Binshof eine phantastische Auszeit mit Müßiggang. Vom Hamam, welches ich das erste Mal in meinem Leben genieße, bin ich total begeistert. Auf 5.200 qm werden orientalische Wellnessträume wahr. In einem Solegrottenbad floate ich wie ein Baby und genieße den Müßiggang in vollen Zügen. Über das Lindner Hotel lest Ihr hier im Blog. Auf meinen Bericht über meine Spaerlebnisse müsst Ihr Euch noch ein wenig gedulden.
Technikmuseum Speyer: Freizeitpark für alle Alterklassen
Das Technikmuseum in Speyer steht schon lange auf meiner Wunschliste. Als ich einparke, stelle ich fest, dass dieser Museumsbesuch anders werden wird und nicht ganz zu meiner Vorstellung des ruhigen Wochenendes passen wird. Es ist Sonntag, es sind Ferien – ok, ich hätte mir besser einen anderen Zeitpunkt auswählen sollen.
Teilweise ist das Museum wie ein Freizeitpark gestaltet. Nach meinem Rundgang durch Speyer setze ich mich in den Eingangsbereich und beobachte das Treiben. Hier fliegen Kinder auf Seilbahnen juchzend durch die Lüfte oder stürzen sich in Rettungsbeiboten der Titanic in die Fluten. Da wird fotografiert und für die nächste Fahrt gebettelt. Diese Attraktionen sind nicht im Museumspreis enthalten und kosten extra.
Hinter diesem „Spielplatz“ öffnet das wahre Museum seine Pforten. Hubschrauber, Flugzeuge und Seenotretter stehen aufgereiht nebeneinander und locken mit einer Wendeltreppe zum Besuch. Es gibt andere Einblicke, als die man sonst kennt.
Die nächsten Hallen überfordern mich fast. Dicht gereiht steht ein Ausstellungsstück neben dem nächsten. Von der Decke hängen Uboote und Flugzeuge. Bei der Masse wird einem das Ausmaß der einzelnen Relikte gar nicht bewusst wie ich finde. Im Technikmuseum stehen riesige Flugzeuge, echte Spaceshuttles und originalgetreue Oldtimer und warten darauf, entdeckt zu werden. Manches darf nur angeschaut, manches kann im Detail erkundet werden.
Ich beobachte Männer, die wieder zu Kindern werden. Vor mir steigt ein jüngerer Papa mit seinem Sohn die Treppe zur Antonov 22 hoch. Kaum angekommen, switscht er auf Abenteuerspielfilm um und spielt albern eine Mischung aus Agent und Befreiungskommando. Dem Sohnemann gefällt es. Ich grinse in mich hinein. Nach dem Kletteraufgang zur Boing 747 nutzen einige den Abgang auch via Rutschbahn nach unten. Wann ist uns Frauen diese wundervolle Gabe des Kindseins verloren gegangen?
Video zum Relaxwochenende in Speyer
Offenlegung: Meine Recherchereise nach Speyer wurde von Lindner Hotels & Resorts, insbesondere dem Lindner Hotel & Spa Binshof unterstützt. Herzlichen Dank dafür. Meine Meinung bleibt wie immer die eigene.
Danke
Ich bin einmal kurz in Speyer gewesen und habe mir die Stadt angesehen, ich fand es genauso zauberhaft dort! Danke für die schöne Erninnerung!
Großartig, dieser Bericht, der, zu den Orten, zu denen mich mein Besuch im Sommer geführt hatte, haargenau meinen Empfindungen entspricht. Herzlichen Dank!
Danke Dir für Dein Feedback.
Wunderschöne Bilder aus Speyer. Sie erinnern mich an einen Urlaub, in dem wir ein Abstecher dorthin gemacht haben.
Liebe Grüße
Gudrun
Danke Dir liebe Gudrun – es war ein wundervolles Wellness-Entspannungs-Wochenende :-)