Syrakus entdecken: Antike Wunder und sizilianisches Lebensgefühl

Es gibt Städte, die beeindrucken durch ihre Architektur, andere durch ihre Atmosphäre. Und dann gibt es noch Syrakus – eine Stadt, die beides vereint und wie eine Zeitreise durch die Epochen wirkt. Griechische Antike, römische Herrschaft, arabische Einflüsse und barocke Pracht – hier existiert alles nebeneinander, ohne seinen Zauber zu verlieren. Ein Spaziergang durch die engen Gassen von Ortygia ist wie das Eintauchen in ein lebendiges Freilichtmuseum, in dem das Rauschen des Meeres und der salzige Wind die Geschichten vergangener Zeiten lebendig werden lassen.

Die Altstadt von Syrakus verbindet jahrtausendealte Geschichte mit mediterranem Dolce Vita.

Ortygia: Wo Geschichte auf Dolce Vita trifft

Ortygia, die Altstadt von Syrakus, liegt auf einer kleinen Insel. Die Insel ist durch zwei Brücken mit dem Festland verbunden. Ihre Fläche beträgt knapp einen Quadratkilometer. Schon der griechische Dichter Pindar schwärmte von ihr als „glänzende Stadt der Götter“. Und tatsächlich scheint der Glanz vergangener Zeiten noch heute über der Insel zu liegen: Enge Gassen winden sich zwischen alten Palazzi, deren Fassaden von der Sonne gebleicht und vom Wind gezeichnet sind. Balkone sind von üppigem Grün überzogen, Oleander blüht in leuchtenden Farben und der Duft von frisch gebrühtem Espresso liegt in der Luft. Hier pulsiert das Leben, hier treffen sich Einheimische, die ihren täglichen Geschäften nachgehen, und Touristen, die die Schönheit der Insel genießen. Es ist diese lebendige Mischung, die Ortygia seinen besonderen Charakter verleiht.
Auf der Piazza Duomo entfaltet sich die architektonische Pracht der Stadt. Der Platz ist ein Meisterwerk des Barock, ein Ensemble aus eleganten Palazzi und imposanten Kirchen. Über allem thront die mächtige Kathedrale von Syrakus. Ihre Fassade spiegelt die Geschichte der Insel wider, denn unter der barocken Hülle verbirgt sich ein noch älteres Bauwerk – ein Tempel, der einst der Göttin Athene geweiht war. Einige der Säulen des Tempels sind noch heute in die Kathedrale integriert und zeugen von der großen Vergangenheit dieses Ortes. Es ist ein faszinierendes Zusammenspiel der Epochen.
Nur wenige Schritte von der Piazza entfernt befindet sich die Arethusa-Quelle (Fonte Aretusa). Sie ist eine Süßwasserquelle, die direkt aus dem Meer entspringt. Während nur wenige Meter entfernt die salzige Gischt an die Küste schlägt, sprudelt hier klares, frisches Wasser aus dem Boden – gespeist aus einem verborgenen unterirdischen Reservoir, das tief im Hinterland entspringt und sich seinen Weg durch Kalksteinhöhlen bahnt, bis es hier, direkt am Meer, wieder an die Oberfläche tritt. Das natürliche Gleichgewicht zwischen Süß- und Salzwasser ist fragil – ein geologisches Wunder, das ohne den ständigen Zufluss leicht vom Meerwasser versalzen werden könnte. Dieses seltene Naturphänomen hat die Menschen seit der Antike in Staunen versetzt. Der griechischen Sage nach erschien hier die Nymphe Arethusa dem Flussgott Alpheios, nachdem sie sich in eine Quelle verwandelt hatte. Heute ist die Quelle von einem kleinen Park umgeben, in dem Papyrus wächst und Enten im klaren Wasser schwimmen. Ein idyllischer Ort, der zum Verweilen und Träumen einlädt.
Ortygia ist nicht nur ein Ort der Geschichte und der Schönheit, hier pulsiert auch das sizilianische Leben! In den Gassen der Altstadt reihen sich kleine Läden mit Kunsthandwerk, Kunstgalerien und gemütliche Cafés aneinander. Hier kann man bummeln, einkaufen, einen Espresso trinken und das italienische Lebensgefühl genießen. Und abends, wenn die Sonne untergeht und die Lichter angehen, wird Ortygia noch malerischer. Dann füllen sich die Plätze mit Menschen, die das Dolce Vita feiern und die Schönheit dieser einzigartigen Insel genießen. Die Altstadt steht unter Denkmalschutz. 2005 wurde sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Einst ein Tempel der Athene, heute ein strahlendes Wahrzeichen Siziliens – die Kathedrale von Syrakus.

Ortygia verzaubert mit antiker Geschichte, barocker Pracht und echtem sizilianischem Lebensgefühl.

Zwischen Marmorfassaden und mediterraner Leichtigkeit lädt die Piazza Duomo zum Staunen und Verweilen ein.

Ortygia verzaubert mit barocker Pracht, antiker Geschichte und dem unverwechselbaren Charme Siziliens.

In den schmalen Gassen von Ortygia erzählen alte Mauern Geschichten aus vergangenen Jahrhunderten.

Der Markt von Ortigia – ein Fest für die Sinne

Nur wenige Straßen von der Piazza Duomo entfernt liegt der Mercato di Ortigia. Schon von weitem hört man das Stimmengewirr der Händler, das lebhafte Feilschen, das Klappern der Messer auf den Holzblöcken. Leuchtende sizilianische Orangen und Zitronen, duftender Fenchel, tiefrote Tomaten, die in der sizilianischen Sonne gereift sind, bieten dem Auge ein farbenfrohes Schauspiel. Die Luft ist erfüllt von Düften: süßer Basilikum, würziger Estragon, frisch geriebene Zitronenschale. In großen Körben stapeln sich schwarze und grüne Oliven, daneben glänzen Glasflaschen mit kaltgepresstem Olivenöl. Wer sich durch die Stände treiben lässt, findet an jeder Ecke ein neues Geschmackserlebnis – von saftigen Arancini bis zum cremigen Ricotta, den fleißige Marktfrauen in dünne Scheiben schneiden. Die Händler sind nicht nur Verkäufer, sondern auch Geschichtenerzähler. Mit lauten, theatralischen Gesten preisen sie ihre Waren an, als wäre jeder Verkauf eine kleine Inszenierung. Ich verstehe zwar nur wenige Worte Italienisch, aber wie man sich auch ohne Sprache nur mit typisch italienischen Gesten verständigen kann, habe ich inzwischen auf meinen Reisen von den Italienern gelernt – und es funktioniert wunderbar. Ich liebe es! Ich lasse mich anstecken von der Begeisterung der Marktverkäufer und der Liebe zu ihren erstklassigen Produkten, probiere eine Handvoll sonnengetrockneter Tomaten, schnuppere an Gewürzen – und kann mich kaum entscheiden, was ich mitnehmen soll. Am Ende verlasse ich den Markt mit einer Tüte voller sizilianischer Aromen: Pistazien aus Bronte, Mandeln, ein Stück würziger Pecorino, eine Flasche Limoncello. Und mit dem Gefühl, dass dieser Markt mehr ist als ein Handelsplatz – er ist das pulsierende Herz von Syrakus.

Farbenprächtig gestapelt und betörend duftend – die Gewürze von Ortygia sind pure Magie für die Küche.

Der Mercato di Ortigia verführt mit leuchtenden Farben, betörenden Düften und der Lebendigkeit Siziliens.

Sonnengereifte sizilianische Tomaten leuchten in sattem Rot und versprechen pure Geschmacksexplosionen.

Ob grün oder schwarz, pur oder mariniert – diese Oliven schmecken nach Sizilien.

Ein Schluck sizilianischer Wein, ein Bissen Arancini – der perfekte Genuss nach einem Bummel über den Markt.

Neapolis: Wo Steine Geschichten erzählen

Etwas abseits der Altstadt wartet ein weiteres Highlight: der Archäologische Park Neapolis. Er ist mehr als eine Ansammlung antiker Steine. Hier spürt man den Atem der Vergangenheit, wandelt auf den Spuren der Griechen und Römer und staunt über die Meisterwerke ihrer Baukunst. Schon von weitem ist das Griechische Theater zu sehen, das sich terrassenförmig in den Hang schmiegt. Es ist eines der größten Theater der Antike. Mit einem Durchmesser von 138 Metern und Platz für 15.000 Zuschauer ist es ein Meisterwerk der Akustik. aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Genutzt wurde es hauptsächlich für Gladiatorenkämpfen und Tierhetzen.
Ich steige die steinernen Stufen hinauf und nehme auf einer der antiken Sitzreihen Platz. Mein Blick wandert über die Bühne. Kein Vorhang, keine Kulissen. Ich schließe die Augen und lausche: dem Rauschen des Windes, dem Zwitschern der Vögel. Ich öffne die Augen und stelle mir vor, wie hier vor über 2000 Jahren die Dramen von Aischylos und Sophokles aufgeführt wurden. Wie die Schauspieler in ihren Masken und Gewändern über die Bühne schritten und ihre Worte durch das Theater hallten.
Weiter oben entdecke ich beeindruckende Felsengräber. Besonders bemerkenswert sind die in den Fels gehauenen römischen Kammergräber. Eines davon, das mit dorischen Säulen und einem Giebel verziert ist, wird oft als „Grab des Archimedes“ bezeichnet. Dieser Name ist jedoch irreführend. Archimedes starb 212 v. Chr., während das Grab aus römischer Zeit stammt und Urnen enthielt. Das eigentliche Grab des großen Mathematikers und Erfinders ist bis heute verschollen.

Das Griechische Theater von Syrakus, ein Meisterwerk der Antike, beeindruckt noch heute mit seiner gewaltigen Kulisse.

Rätsel der Antike: Die Felsengräber von Syrakus bergen Geheimnisse aus längst vergangenen Zeiten.

Stumme Zeugen der Vergangenheit: Die Felsengräber von Syrakus erzählen von längst vergessenen Leben.

Zwischen Tempeln, Theatern, Gräbern und alten Steinen wird in Neapolis die glanzvolle Vergangenheit von Syrakus lebendig.

Nur wenige Schritte vom Theater entfernt befindet sich das „Ohr des Dionysos“, eine 65 Meter tiefe Höhle, die ihren Namen von Caravaggio erhielt und beeindruckende 23 Meter in die Höhe ragt. Ihre Akustik ist legendär – der Tyrann Dionysios soll sie genutzt haben, um seine Gefangenen zu belauschen. Tatsächlich sieht die Höhle aus wie ein riesiges Ohr, das in den Fels gehauen wurde. Das Besondere an dieser Höhle ist jedoch ihre Akustik. Angela, unsere Gebeco-Führerin, führt uns in die Höhle und demonstriert uns die außergewöhnliche Schallverstärkung. Sie flüstert ein paar Worte, die im hinteren Teil der Höhle laut und deutlich zu hören sind. Es ist unglaublich! Dann singt sie ein Lied, und ihre Stimme erfüllt den ganzen Raum, als wäre sie durch ein unsichtbares Mikrofon verstärkt worden. Gänsehaut pur bei diesem Klangerlebnis.

Diese mystische Höhle verstärkt jedes Flüstern – einst soll Dionysios hier seine Gefangenen belauscht haben.

Das „Ohr des Dionysos“ beeindruckt mit gewaltigen Dimensionen und einer Akustik, die Gänsehaut erzeugt.

Ein weiteres Highlight des Parks ist das römische Amphitheater. Es ist zwar nur noch eine Ruine, aber man kann sich gut vorstellen, wie hier einst Gladiatoren um ihr Leben kämpften und die Menge tobte.
Beeindruckend ist auch die Ara di Ierone, ein monumentaler Opferaltar aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Tausende von Tieren wurden hier geopfert, um die Götter gnädig zu stimmen. Bis zu 450 Stiere konnten hier gleichzeitig geopfert werden. Der Anblick dieses riesigen Altars lässt erahnen, welche Bedeutung Religion und Ritual in der Antike hatten.

Die Ara di Ierone ist mehr als ein Steinmonument – sie erzählt von Glauben, Macht und den Göttern des alten Syrakus.

Syrakus erleben – mit Gebeco auf Entdeckungsreise

Syrakus lässt sich wunderbar auf eigene Faust erkunden. Wer die Stadt aber auf eine besondere Art und Weise kennenlernen, ihre Geschichte und ihre Geheimnisse entdecken möchte, dem empfehle ich eine geführte Rundreise mit Gebeco. Ich hatte das Glück, Syrakus mit Angela zu erleben, einer waschechten Sizilianerin, die die Insel wie ihre Westentasche kennt. Angela hat ihre Kindheit in Deutschland verbracht, spricht daher perfekt Deutsch und versteht die Interessen und Fragen deutscher Reisender sehr gut. Mit ihrer lebhaften und charmanten Art erzählt sie nicht nur von den bekannten Sehenswürdigkeiten, sondern führt uns auch in versteckte Winkel und zu Geheimtipps, die man alleine nie entdeckt hätte. Durch Angelas lebendige Erzählungen wird die Geschichte Siziliens greifbar und die alten Steine beginnen zu sprechen.

Mehr Eindrücke von der Reise gibt es hier:

Mit einer Insiderin unterwegs: Syrakus entdecken und dabei Orte sehen, die nur Einheimische kennen.

Die Küste von Syrakus offenbart atemberaubende Ausblicke auf das glitzernde Mittelmeer.

Fotogalerie Syrakus

Offenlegung: Meine Recherchereise durch Sizilien wurde von Gebeco Gesellschaft für internationale Begegnung und Cooperation mbH & Co. KG unterstützt – ganz herzlichen Dank dafür! Der Inhalt dieses Artikels ist natürlich von der Einladung unbeeinflusst und spiegelt meine eigene Meinung wider. Für den Beitrag erhielt ich kein Honorar.

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