Texel ohne Schafe wäre wie Holland ohne Tulpen! Ein malerisches Bild erlebe ich, als ich das erste Mal auf Texel fahre: Saftig grün sind die Weiden. Gelb leuchten die Butterblumen auf den Deichen. Leichter Wind der Nordsee spielt mit den Gräsern. Mitten in der idyllischen Szenerie weiden Schafe. Kleine Lämmer kuscheln sich an ihre Mama. Auf Texel gibt es überall Schafe und auf der Watteninsel könnt ihr beeindruckende Erlebnisse mit Texelschafen erleben.
Inhaltsverzeichnis
Texelaar: Weltweit beliebt und eine besondere Rasse
Schon im Mittelalter gab es auf Texel Schafe. Angefangen hat alles mit „Pijlstaart“, den Vorfahren des Texelschafs. Heute heißt die Rasse Texelaar. Die Rasse ist eine Züchtung aus dem einheimischen Polderschaf und englischen Rassen. Das Texelaar ist die in den Niederlanden am häufigsten gehaltene Schafrasse: Fast 1,5 Millionen Schafe werden in rund 20.000 niederländischen Betrieben gehalten. Die meisten Texelschafe gibt es heute allerdings außerhalb der Niederlande. Der Ruf der Rasse ist berühmt, die Tiere werden besonders wegen ihrer Widerstandsfähigkeit geschätzt. In Neuseeland und Australien sind die Tiere beliebt, wurden seit 1990 zur Weiterzucht dort hin exportiert. Bei uns in Deutschland lebt das Texelaar seit den sechziger Jahren vornehmlich in Norddeutschland.
Ich bin erstaunt, wie groß die Tiere sind, als ich sie live auf Texel erlebe. Mutterschafe können durchaus ein Gewicht von 70 bis 80 Kilogramm auf die Waage bringen und wachsen bis zu einer Schulterhöhe von rund 70 Zentimetern. Neben der Fleischgewinnung ist den Schafsbauern natürlich der Wollertrag wichtig. Vier bis fünf Kilogramm wirft ein Texelaar im Jahr ab. Die Texelschafe sind hart im Nehmen. So verbringen sie auch den ganzen Winter draußen auf den Wiesen, trotzen der Kälte und dem Wind. Die Bauern auf Texel sind stolz auf ihre Schafe. Einmal im Jahr veranstalten sie sogar Miss-Wahlen.
Texel, eine Metropole der Schafe
Überall sieht man sie: Schafe so weit das Auge reicht. Jetzt bekomme ich eine Vorstellung davon, dass es auf Texel mehr Schafe als Einheimische gibt. Im Frühjahr werden fast 25.000 Lämmchen geboren. 38.000 der wolligen Vierbeiner sollen Texel neben den rund 14.000 Einheimischen ihr zu Hause nennen. Überall stehen oder liegen Schafe gemütlich auf saftig grünen Wiesen. Wenn ich in die Ferne zu den Deichen schaue, sehen sie wie viele weiche Wattepads aus. Ich nehme einen Umweg, setze mich auf eine Bank und genieße dieses Naturschauspiel. Da hüpfen und stöbern junge Lämmer ausgelassen auf der Wiese, stupsen immer wieder die ruhig liegende Schaf-Mama an. Die Gelassenheit des Muttertieres hätte ich gern. Als ich näher komme, verebbt das ungestüme Verhalten der Jungtiere. Das Blöken und der Ruf zur Mama wird lauter. Zur Sicherheit stürmen die kleinen Lämmer auf das Mutter-Schaf zu und verstecken sich hinter ihr. Als ich anhalte, schaut man neugierig mit großen Kulleraugen um die Ecke. Das macht Lust auf mehr und ich besuche die Schäferei Schapenboerderij Texel.
Besuch auf dem Schapenboerderij
In der Vorsaison ist schnell ein Parkplatz gefunden. Ein Hahn kräht mir mit voller Stimme entgegen. Schapenboerderij beudetet Schafbauernhof, aber hier gibt es nicht nur viele Schafe, sondern auch viele Tiere, die es auf einem normalen Bauernhof gibt. Bei der aus Heu gestalteten Kassentheke hüpft ein weiterer Hahn umher. Ein paar Meter weiter räkelt sich eine Katze in der Sonne, unberührt davon, dass eine Entenmama in der noch vorhandenen Pfütze auf dem Vorplatz des Hofes ihre Küken badet.
Aufgeregt trappelt eine Familie an mir vorbei. Zwei Kinder drängen mich bei Seite. Da ist kein Blick für mich. Der Fokus liegt eindeutig auf die Tiere. Noch bevor ich die erste Biegung in die Scheune des Hofes erreiche, höre ich sie schon: „Mama! Ist das süüüüüß!“, „Mamaaaa, können wir eines mitnehmen?“ Hier werden Eltern durchaus auf die Probe gestellt. Ich lasse die Familie vorbeiziehen, nutze den ruhigen Moment danach, mich der ersten Box alleine zu nähern. Eine Schafmama mit etwas müdem Blick liegt auf Stroh gebettet. Ein Jungtier steht auf staksigen Beinen neben ihr. Das ich jetzt nicht laut „Oh, ist das süüüüß!“rufe, ist nur meinem fortgeschrittenem Alter zu verdanken, fühle jedoch den in mir aufkommenden Niedlichkeitsfaktor wie die Kids. Ich muss schmunzeln und höre gedanklich einen Freund fragen „Na, schießt schon die Milch ein?“ Ich glaube, vor Babys und kleinen Tieren sind wir Frauen nie immun. Mit Kamera gezückt versuche ich schöne Bilder einzufangen, wandle von Box zu Box.
Lämmchen ganz nah erleben
Heute ist es heiß auf Texel. Die Schafe hecheln und ich bekomme ein wenig ein schlechtes Gewissen, wenn ich sehe, wie die Bauernhofbesucher und ich an den jungen Schafmüttern in der Scheune vorbei flanieren und sie hektisch hecheln. Ob das gut ist? Lennart Witte beruhigt mich, dass dies ganz normal sei. Teilweise sind die Schafe noch vor der Niederkunft, andere sind noch nicht geschoren worden und gleichen so ihre innere Hitze aus. Außerdem verweilen Mutter und Jungtier nur wenige Tage hier in der Scheune, bis sich Mutter und Lamm an seinen Familiengeruch gewöhnt hat. Danach geht es schnell für sie wieder auf die freien Wiesen und Felder.
So widerstandsfähig die Texelschafe auch sind, so bedarf es dennoch eine intensive Betreuung durch die Bauern. Ein Schaf hat beispielsweise nur zwei Zitzen, erfahre ich von Lennart. Kommen Drillinge auf die Welt, so werden Lämmer durchaus einer Einzelkindmutter untergeschoben. Gelingt dies nicht, wird das Waisenlamm – das sogenannte „Soggie“ – liebevoll mit der Flasche aufgezogen.
Der sympathische Bauer betreibt mit seinem Vater Hans und Schwester Mariska seit über 25 Jahren diesen Hof. Vom Frühjahr bis zum Ende Oktober kommen auf dem Bauernhof täglich Lämmer zur Welt. Als Besucher erlebt man das Schafsleben aus der Nähe, während der Bauer gern das Hofleben erläutert. In einer gesonderten Ecke darf man auch mal Kuscheln. Über 25 Schafrassen leben auf dem Bauernhof. Dazu laufen Hühner, Kaninchen, Ziegen, Ponys, Kälber, ein Esel und Katzen umher. Man kann sogar einen Blick in den Bauernhof aus 1700 werfen und wenn man Glück hat eine Geburt eines Lammetjes erleben. Wer möchte, kann sogar mal auf den Traktor, Ponyreiten und vieles mehr.
Hütehunde im Einsatz
Als ich meinen Heimweg antrete, sehe ich Lennart mit seinen Hütehunden die Schafe auf der Weide einsammeln. Auch dabei kann man auf dem Hof beiwohnen und sich vom Bauern die Arbeitsmethoden erklären lassen. Ich halte inne, schaue mir das Schauspiel bei der langsam untergehenden Sonne an, genieße die Idylle und den besonderen Moment.
Die Lämmer-Radroute
Wer nach dem Besuch auf dem Bauernhof Lust hat, Lämmer in Texels Natur zu erleben, kann einer gesonderten Route mit dem Fahrrad folgen. Die Lämmer-Radroute führt 36 Kilometer durch die schafreichsten Gebiete der Insel. Neben Hoge Berg durchfährt man Den Hoorn und Deichgebiete. Mehr über die Route findet Ihr in Ingos Blog.
Noch mehr Schaf-Erlebnisse
Ihr wollt noch mehr Schafe auf Texel erleben? Neben Besuch auf dem Bauernhof Schapenboerderij hier in Kürze noch weitere Ausflugstipps für Euch:
- Auf einem Käsereihof gibt es ein Schafmuseum.
- Es gibt eine organisierte Lämmerwanderung.
- Ihr wollt Euch selbst mal wie ein Schaf fühlen? Im Hotel Texel gibt es ein ausgefallenes Wellnesserlebnis: Woolness!
- Auf dem Schafsbauernhof The Waddel gibt es Führungen über den Hof und weitere Bauern auf Texel bieten Einblicke zur Schafszucht.
- Produkte rund um das Schaf gibt es auch zu kaufen.
- Bei diesen Schäfereien könnt Ihr auf Texel übernachten.
- Ihr wollt vom heimischen Sofa aus sehen, wie es den Schafen geht: Es gibt eine Lämmchen-Webcam.
- Im Frühjahr gibt es ein Lämmer-Radar. Mutterschafe sind mit GPS ausgestattet und Ihr könnt live sehen, wo die Schafe mit ihren Lämmern gerade unterwegs sind.
- Auch wenn die Lämmer und Schafe mit den Knopfaugen so niedlich schauen… Lust auf Lammfleisch? Das Texeler Lammfleisch hat eine hervorragende Qualität.
[…] Texel kann man Tieren ganz nah sein, wie beispielsweise im ecomare die Seehundstation besuchen oder kuschelige Lämmer streicheln. Du kannst Deiner Kreativität in verschiedenen Workshops freien Lauf lassen: Mit […]
Liebe Tanja,
ach, was für ein wunderbarer Bericht. Ich liebe die Schafe auf Texel auch sehr und finde es immer toll, wenn ich ihnen beim Grasen zuschauen kann. Leider war ich noch nie in einer Schapenboerderij – weil es mit Dayo und Suri doch eher nicht möglich ist, den Schafen näher zu kommen. Daher ganz lieben Dank für Deinen tollen Bericht.
Viele Grüße
Martina