Traben-Trarbach: Mosel-Schönheit auch im Winter

Das neue Moselschlösschen liegt im Jugendstil-Städtchen Traben-Trarbach in malerischer Südlage direkt an der schönsten Promenade der Mosel.“ lese ich laut vor. „Da war ich schon!“, meldet sich mein Vater zu Wort. „Und Du auch. Sogar wandern!“ Verwundert schaue ich ihn an. Zum einen kann ich mich nicht wirklich an den Ort an der Mosel erinnern, zum anderen überrascht mich das Wort „wandern“ im Zusammenhang mit meiner Person. Ich lächle ihn an und denke mir, dass eher Wunschdenken meines Vaters sich über seine Erinnerungen gelegt hatte. Doch er hatte Recht, wie ich auf meiner Kurzreise nach Traben-Trarbach erfahre.

Aus zwei mach eins

Zwischen Trier und Koblenz liegt Traben-Trarbach in der schönen Rheinland-Pfalz an der Mittelmosel. Ich schwenke mein Auto eher von der Autobahn, fahre schöne Kurven, ein Stück durch den Hunsrück und durch schöne weitere Landschaften. Leider hängen die Wolken teilweise sehr tief und so manch schöner Blick bleibt mir heute verborgen. Es ist Dezember und ich freue mich dennoch eher über die Wolken und den Nebel. Alles besser als Schnee und Glätte.
Von weitem thront Mont Royal auf dem Berg, eine Festungsruine auf rund 300 Meter Höhe über Traben-Trarbach. Ich passiere den Ortseingang und langsam regen sich Erinnerungen in mir. Als ich durch Traben durchfahre, breit ausgestreckt und direkt an der Mosel gelegen, weiß ich, dass ich hier wirklich schon einmal war. Als Kind, vielleicht nicht älter als 5, bin ich hier schon durch die Straßen gelaufen. Ich schmunzle in mich hinein. Die von meinem Vater vor meiner Abreise beschriebene Wanderung zur Festung war doch kein Produkt seiner Phantasie, sie nahm auf einmal Formen an, während ich durch das kleine Örtchen fahre.
Der Stadtteil Traben liegt links der Mosel am Fuße der Festung. Über eine Brücke gelange ich nach Trarbach. 1898 wurde erstmalig eine Brücke zwischen beiden Gemeinden über die Mosel gebaut. 1904 wuchsen die beiden Orte auch amtlich zu einer Stadt zusammen. Mir kommt es dennoch so vor, dass sich beide Stadtteile ihren eigenen Flair erhalten haben. Beide sind etwas anders und somit kann man hier einen Kurzurlaub mit verschiedenen Facetten genießen.

Jugenstil erleben

Trotz des nicht so einladenden Wetters hat Traben-Trarbach Charme. Überall begegnet mir Geschichte. Restaurierte Fachwerkhäuser, pittoreske Häuschen und faszinierende Jugenstilvillen säumen abwechselnd die kleinen Gassen und Straßen. Kehrt unbedingt bei Eurem Besuch im Bellevue ein. In dem Hotel kann man prima übernachten und vor allem im Restaurant Belle Epoque vorzüglich speisen und auf eine ausgefallene Jugenstil-Zeitreise erleben.

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Jugendstilmarktbrunnen aus dem Jahr 1908 erstrahlt restauriert in den Farben von einst.

Traben-Trarbach, einer der bekanntesten Weinhandelsstädte Europas?

Das hätte ich gewusst, wenn ich um 1900 die Stadt besucht hätte. Heute staune ich nicht schlecht, als wir bei unserer Weinprobe von Axel Elmert im Weinmuseum erfahren, dass Traben-Trabach einer der bedeutendsten Weinhandelsstädte der Welt war. Nur Bordeaux schlug damals noch mehr Wein um. Der Exportschlager war der Riesling und die Nachfrage aus England und sogar Übersee sehr groß. Um die Jahrhundertwende gab es in Traben-Trarbach über 100 Weinfirmen. Große Lager mussten geschaffen werden und das führte dazu, dass fast die ganze Stadt unterkellert wurde. Mehr als 100 Meter lange Gewölbe wurden angelegt, teilweise mehrstöckig.

Ausflug in die Unterwelt

Bei Nieselregen und useligem Wetter umgibt uns das Kellergewölbe wohlig warm. Die Doppelstadt bietet eine Unterwelt, wie sie an der Mosel einmalig ist. Mit einer besonderen Stadtführung kommt man in den Genuss, Untertage geschichtliche Eindrücke zu gewinnen. Teilweise liegen vor uns über 100 Meter lange Gewölbe. Oftmals nicht einfach und zweckmäßig angelegt, sondern verschnörkelt und mit beeindruckender Bauweise wie beispielsweise Kreuzgratgewölbekeller. Wein hat in Traben-Trarbach schon lange Tradition. So sind manche Kellerschmuckstücke aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Der älteste Keller stammt sogar aus dem 9. Jahrhundert! Eine Unterwelt-Tour lohnt sich, auch wenn die Keller heute selten durch veränderte Technik nicht mehr zur Weinlagerung genutzt werden.

Das sonstige Parkhaus des Moselschlösschens wird mit seinem Kreuzgratgewölbe zur perfekten Kulisse des Weihnachtsmarktes

Das sonstige Parkhaus des Moselschlösschens wird mit seinem Kreuzgratgewölbe zur perfekten Kulisse des Weihnachtsmarktes

Wein-Nachts-Markt: Unterirdischer Adventszauber

Die geneigte Leserschaft des Blogs wird es schon wissen, für Neulinge auf meinen Seiten sei an dieser Stelle noch ein ausgefallenes Highlight erwähnt: Ab Ende November bis Anfang Januar findet in einigen Kellern der Stadt ein Wein-Nachts-Markt statt. Wenn es draußen ungemütlich ist, kann man sich in historischen Gewölben unter der Stadt wunderbar in Adventsstimmung bringen und so manch tollem Genuss frönen. Ich kaufe gleich mehrere Leckereien und Wein für zu Hause ein. Mehr zum besonderen Weihnachtsmarkt findet Ihr ausführlich hier.

Im Kellergewölbe der alten Zunftscheune lohnt es sich ein zünftiges Abendessen zu genießen.

Im Kellergewölbe der alten Zunftscheune lohnt es sich, ein zünftiges Abendessen zu genießen.

Alte Zunftscheune: Genuss in historischen Gemäuern

Ich war mal wieder die letzte und laufe mit Blick auf die Uhr zur Alten Zunftscheune. Schon längst war der Tisch für uns reserviert und alle anderen bereits eingetroffen. Ich dagegen betrete das gemütliche Restaurant und bleibe wie angewurzelt stehen. Hatte ich die falsche Tür geöffnet und bin ich in einem Heimatmuseum gelandet? Lächelnd begrüßt mich die Wirtin und zeigt mir den Weg, wo meine Mitreisenden längst Platz genommen haben. Ich dagegen nehme mir noch ein wenig Zeit. An diesen vielen kleinen Exponaten kann man einfach nicht vorbei gehen. Ich zücke meine Kamera und verliere mich fast an die liebevoll dargestellten Relikte der Vergangenheit, die vom Hausherrn eigens über Generationen hinweg gesammelt wurden. Links plätschert ein Hausbrunnen vor mir, während auf einer alten Kirchenbank in der Destille bereits andere Gäste ihr Abendessen genießen. Stück für Stück „arbeite“ ich mich vor und nehme im historischem Kellergewölbe platz. Das Ambiente ist gemütlich und urig.

Über uns hängen im Kellergewölbe alte Drähte und nackte Glühbirnen „zieren“ den Raum. Glaube ich zunächst an ein Versehen des sonst so urig eingerichteten Restaurants, staune ich nicht schlecht, als ich den Grund für diese Beleuchtungsart erfahre: Ende des 19. Jahrhunderts waren Traben-Trarbach und Bad Reichenhall neben Berlin die ersten Orte in Deutschland, die mit elektronischem Licht ausgestattet wurden. Statt Gaslampen erleuchtete elektrisches Licht die Straßen von der Edison-Gesellschaft, der heutigen AEG. Im Kellergewölbe der Alten Zunftscheune sind die ersten Leitungen noch original erhalten und tauchen unser Abendessen in gemütliches, sanftes Licht.
Soviel Wissensinput macht Appetit. Die Speisekarte macht Lust auf Genuss und ich kann mich nicht so recht entscheiden. Die Küche ist gutbürgerlich mit frischer moselfränkischer Küche und einem Hauch von Extravaganz. Ich entscheide mich für die Entenbrust. Zart und rosa gebraten mit köstlicher Orangen-Preisselbeersoße, Apfel-Rotkohl mit Zimt und mit gebratenen Semmelknödelscheiben – ein Gedicht!

Buchtipp: Abenteuer Moselsteig

Beim Abendessen in der Zunftscheune lerne ich Heidrun kennen. Wir plauschen angeregt über Gott und die Welt (und natürlich über gutes Essen), als ich so ganz nebenbei erfahre, dass sie nicht nur eine erfahrene Reisejournalistin sondern auch Buchautorin ist. Die Idee, selbst einmal ein Buch über Cabriotouren zu veröffentlichen, schlummert immer noch in meinem Kopf und zum Teil in einer Schublade, während schon eine neue Idee in mir reift, eine „Landkarte für Genießer“ zu schreiben. Noch sind mehr Theorien in meinem Kopf statt Buchseiten beschrieben. Heidrun dagegen hat schon viele Bücher veröffentlicht und mein Respekt steigt ins Unermessliche, als ich höre, welche Art von Büchern sie schreibt: Wanderführer! Da muss man ja alles selbst erlaufen, denke ich spontan und stöhne innerlich. Als ich später in ihrem Moselsteig- Wanderführer* stöbere, bin ich überrascht, dass ich mir nicht schon eher „solche“ Bücher zugelegt habe. Wer wandern mag, findet ausführlich 24 Etappen mit Karten und Höhenprofilen im Moselsteigführer*. Darüber hinaus – und das interessiert mich persönlich weit mehr – gibt es viele Geheimtipps, Sehenswertes für Kunst, Kultur, Natur und Sagen entlang des Weges. Auch über Traben-Trarbach und Umgebung finden sich Ausflugs- und Einkehrtipps (auch für Nicht-Wanderer wie mich). So rät Heidrun in ihrem Buch beispielsweise zu einer Einkehr im Weinhaus Schöne Aussicht in der Nähe von Traben-Trarbach in Starkenburg. Leider hat das Lokal mit bester Panorama-Mosel-Sicht im Winter geschlossen. Bei den vielen schönen Tipps wird mich das Buch auf jeden Fall bei meiner nächsten Moselreise wieder begleiten. Und wer weiß, vielleicht gehe ich doch mal wieder wie früher in meiner Kindheit auf den Berg zu Fuß ;-)

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Auf ins Nirwana: Wo ferne Welten an der Mosel zu Hause sind

Bei einem Spaziergang entdecke ich auf der anderen Moselseite an einem Jugendstil-Weinkeller das Schild Buddha Museum und bin erstaunt. Ehrlich gesagt hätte ich fernöstliche Religion und Philosophie an der Mosel nicht erwartet. Das macht neugierig und lockt zu einem erleuchtenden Besuch. Morgens um 10 Uhr finde ich direkt vor dem Museum einen Parkplatz. Buddhaköpfe zeigen mir den Weg. Freundlich werde ich an der Kasse begrüßt und erhalte verschiedene Informationen zu meinem Museumsrundgang. Auch wenn mein Frühstück noch nicht allzu lange her ist, trinke ich zum Start meines Besuchs einen Tee und genieße die ersten Eindrücke mit passender Musikuntermalung. Das ganze Ambiente ist stimmig und wirkt auf mich aus unerfindlichen Gründen beruhigend.

Auf über 4000 qm und auf einem Dachgarten wird buddhistische Kunst, insbesondere Buddha-Skulpturen aus verschiedenen Epochen und zahlreichen asiatischen Ländern, ausgestellt. Wie kommen all die fernöstlichen Schätze hier her? Wolfgang Preuß kommt von der Mosel, ist bekennender Buddhist und hat sich mit diesem Museum seinen persönlichen Traum verwirklicht. Innerhalb von 20 Jahren stellte er die europaweit einmalige Sammlung zusammen. Die kleinen und großen Exponate (bis zu Statuen von fast vier Metern) stammen aus Burma, Indien, China, Kambodscha, Laos und Thailand und decken die drei wesentlichen buddhistischen Schulen Theravada, Mahayana und Vajrayanan ab. Von Raum zu Raum entdecke ich andere Welten. Hier gibt es Schönheit für die Augen, Wissenswertes zum Buddhismus und dazu seicht asiatische Klänge für ein wunderbares Museumserlebnis.

Geheimtipp: Besucht unbedingt den schönen Dachgarten. Im Sommer wird es hier sicherlich wunderbar blühen. Das Beste: Von der Dachterrasse hat man einen tollen Blick auf die Mosel und Traben-Trarbach.

Moselschlösschen – Schlafen wie eine Prinzessin

Mein Übernachtungstipp für eine Reise an die Mittelmosel: Das neue Moselschlösschen direkt an der schönen Moselpromenade ist zentral und doch wie ein Kleinod vor den Weinbergen gelegen. Das 4* Hotel umfasst drei historische Gebäude inklusive einem imposantem Fachwerkhaus und Jugendstilvilla. Von der Grünanlage des Hotels hat man einen perfekten Ausblick auf die Mosel und die vorbeifahrenden Schiffe. Ich checke im Haupthaus ein. Von außen wirkt das alte Fachwerk einladend und überrascht mich mit modernem Ambiente von innen. Mein Zimmer glich eher einer Suite. Neben einem topmodernen Badezimmer lädt ein Wohnzimmer zum Verweilen ein und vom Bett mochte ich mich morgens gar nicht so recht trennen. Nehmt Euch ausreichend Zeit für das Frühstück, es lohnt sich. Das Hotel bietet nicht nur im Restaurant gehobene Kulinarik, sondern beherbergt auch eine Kochschule. Leider konnte ich auf meinem Kurztrip keinen Kurs besuchen. Das muss ich auf jeden Fall das nächste Mal einplanen.

Urlaubsverlängerung zu Hause

Als ich bei meiner Rückkehr meine Einkäufe auf dem Tisch ausbreite und meinem Vater und mir mit den Leckereien vom Wein-Nachts-Markt mit französischem Broten, Käse und Moselwein das Abendbrot bereite, schildere ich ihm von meinen erwachten Kindheitserinnerungen und dass ich ihm ehrlich gesagt anfangs nicht so wirklich geglaubt hatte. Schelmisch grinst er mich an, kramt in einer Schublade alte Bilder hervor und reicht sie mir. Er hatte während meiner Kurzreise nach Fotos gesucht, zwar keine von unserer Moselreise nach Traben-Trarbach gefunden, dafür andere Moselbilder von Kindheitsreisen mit meinen Eltern. „Weißt Du, ich vergesse in letzter Zeit neue Dinge, aber in meiner Vergangenheit kenne ich mich aus. Es ist, als ob ich in den Erinnerungen meiner Vergangenheit lebe.“ Ich schaue ihn an und spüre den Schmerz in seinen Augen. Demenz ist grausam. „Dann müssen wir neue Erinnerungen schaffen!“, sage ich und plane gedanklich schon eine nächste gemeinsame Kurzreise. „Im Sommer vielleicht…“, entgegnet er mir. Und ich weiß, dass er mittlerweile Angst vor Änderungen hat. Vertrautes liegt ihm so nah und ist ihm heilig.
Ich zücke mein Handy, zeige Bilder von meiner winterlichen Moselreise. Während wir meine Mitbringsel verspeisen, berichtet mir mein Vater von Details, die ich aus meiner Vergangenheit schon längst vergessen hatte. Wie mein Bruder sich an der Festung Mont Royal versteckt und mich fast zu Tode erschreckt hatte. Wie wir im Bellevue königlich gespeist hatten und ich schon damals die vielen bunten Jugendstilfenster bewundert und mir gleiches für mein Kinderzimmer gewünscht hatte. Während wir alte Erinnerungen mit meinen neuen Erlebnissen mischen, denke ich mir, wir sollten unbedingt zusammen mal verreisen. Im Sommer vielleicht…

 

Offenlegung: Ich wurde von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH und der Tourist-Information Traben-Trarbach eingeladen. Meine Meinung bleibt wie immer die eigene. Lieben Dank für die schönen Erlebnisse und neuen/alten Erinnerungen an die Mosellandschaft.
Danke liebe Heidrun auch für den ersten Wanderführer* meines Lebens! ;-)
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4 Kommentare

  1. Hallo Tanja,

    ein wirklich schöner Bericht. Da bist Du doch tatsächlich in meiner Heimatstadt gelandet.

    Viele Grüße aus dem Münsterland
    Marco

    • Hallo Marco, wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gelesen, gehört… Hoffe, es geht Dir gut im Münsterland. Wusste gar nicht, dass Du aus dem schönen Traben-Trarbach kommst :-) LG Tanja

  2. Christian D. Handel

    Tanja,
    danke für diesen wunderbaren Bericht – aber nicht nur wegen der Mosel.

    Ich denke, Du hast Deinem Vater eine große Freude bereitet … und er Dir. Ihr teilt da etwas, das Euch niemand wegnehmen kann.
    Frohe Weihnachten Dir, Deinem Bruder, Deinem Vater und allen Leuten, die Dir wichtig sind.

    Dein oller
    Chris

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