“Achtung, Achtung! Bitte verlassen Sie unverzüglich die Räumlichkeiten. Nutzen Sie nicht den Aufzug. Begeben Sie sich schnellstmöglich nach draußen. Bewahren Sie Ruhe. Achtung, Achtung!” Diese Sätze von einer netten männlichen Stimme baue ich in meinem Traum ein. Nur der Signalton ist unangenehm, so echt, dass es wohl doch kein Traum sein kann? Ich schlage die Augen auf, weiß im ersten Moment nicht, wo ich bin. Die nette aber durchdringende Männerstimme wiederholt den Aufruf zum Verlassen des Hauses. Wo ist der Lautsprecher? War das ein Scherz? Was macht das Motorrad auf dem Zimmer und warum schlafe ich um Himmelswillen unter einem Zeltdach?
Eben noch im angenehmen Tiefschlaf hätte ich verwirrter nicht sein können. Das hier war kein Traum, auch kein Scherz. Langsam begriff ich, dass ein Feueralarm ausgerufen wurde. Verpeilt ziehe ich mir ein paar Sachen über und beeile mich. Fast hätte ich mein Handy vergessen. Ach Papier und Geld, ja das wäre auch noch wichtig. An mir ist keine Notfallexpertin verloren gegangen. Ich raffte alles chaotisch und hektisch zusammen, flüchte auf den Flur. Andere Zimmertüren gehen auf, Menschen mit ähnlichem Fragezeichen im Gesicht machen sich mit mir auf den Weg. In der Lobby informiert man uns entschuldigend über einen Fehlalarm, doch der Ansagetext und die Signaltöne hupen weiter so laut durch die Flure, dass wir uns vor dem Hotel sammeln. Zum Abschalten müsse man auf die Feuerwehr warten.
5.30 Uhr am Samstag morgen. Die Luft ist noch sommergeschwängert vom Vortag, von Kühle keine Spur. Vor dem Hotel geben wir eine lustige Truppe ab. In Schläppchen, halb nackt und wirren Haaren. Das war er also, mein erster Hotelalarm. Mein Vater gehört zu den Menschen, die für alle Eventualitäten vorbereitet sind. Weiter hinten entdecke ich seinen Wesensverwandten: Er hält alle Papiere wohl geordnet in den Händen, strahlt im sauberen Hemd und Jeans wie aus dem Ei gepellt. Ich dagegen habe meine Sachen vom Vortag an – ein paar Saucenspritzer vom leckeren Abendessen inklusive. Chaotisch geraffte Habseligkeiten lege ich auf dem Tisch des benachbarten Cafés ab und lasse mich noch immer noch ganz wach auf einen der Stühle sinken. Da hatte ich in der Hektik doch tatsächlich auch an Zigaretten gedacht? Ich wusste, ich kann Prioritäten setzen. Verschämt schaue ich mich ein wenig um, aber wenns nicht wirklich brennt, kann man den Morgen auch nutzen, oder? Schnell gesellen sich weitere Hotelgäste zu mir. Der nette Service bringt uns auf den frühen Start in den Tag einen Kaffee und wir geraten ins Plaudern. Worüber: Über Autos – und das nicht ohne Grund. Ich bin in Stuttgart im V8 Hotel und hier dreht sich alles um heiße Schlitten, schicke Oldies und Luxuswagen.
Inhaltsverzeichnis
Die Zimmer
Zeltdach, Motorrad, James Dean im Zimmer: Route 66 heißt mein Themenzimmer. In meiner Liebe zu meinem Dudu hätte ich gern im Tankstellen-Zimmer übernachtet und hätte Herbie als Bett gehabt. Aber das V8 Hotel ist an diesem Wochenende ausgebucht und ich bin froh, eine Nacht in einem außergewöhnlichem Themenzimmer ergattern zu können.
„Born to be wild“ ist das Motto des Künstlers, der das Route-66-Zimmer gestaltet hat. Neben einer Soundanlage und TV Flatscreen ziert passende Wandmalerei den Raum. Im Badezimmer ist der Spiegel in einem Reifen integriert – Rückspiegel inbegriffen, clevere Idee. Ein halbes Motorrad ragt aus der Wand, ist besonders in die Raumbeleuchtung eingepasst. Über dem Bett ist ein Zeltdach gehängt. Das erklärt meine morgendliche Verwirrung, als ich nicht wusste, wo genau ich mich befunden hatte. Die Themenzimmer sind heiß begehrt. Das Highlight der automobilen Träume ist sicherlich die Mercedessuite. Wenn Ihr Lust auf eines dieser außergewöhnlichen Zimmer habt, solltet Ihr zeitig im voraus buchen.
Neben den 10 Zimmern gibt es im V8 Designzimmer. Künstler stellen in diesen Zimmern Bilder und Grafiken aus der Automobilszene aus. In meiner zweiten Nacht habe ich hier vorzüglich geschlafen und den Vier-Sterne-Komfort genossen. Zwar fehlt den Designzimmern umgestaltete Autos, aber dafür ist beispielsweise die Badausstattung erheblich besser.
Das V8 Hotel und seine Lage
Das V8 Hotel ist anders, das zeigt auch die Lage in Stuttgart Böblingen. Eingebettet zwischen Motorworld und weiteren Autombilerlebnismöglichkeiten hat sich das ausgefallene Hotel eine historische Location ausgesucht: Den Landesflughafen Stuttgart-Böblingen. Der hat nach den beiden Kriegen eine vielschichtige Nutzung erfahren. Nach Weidelandschaft und Reparaturwerk in den letzten Jahren wird das denkmalgeschützte Areal seit 2009 Autoträumen gewidmet. Im einstigen Verwaltungsgebäude und dem alten Flughafenhotel öffnet das Hotel V8 seine Pforten.
Mit diesem Hotel erfüllt sich Simeon Schad einen Traum. Schon als Kind war der Hotelier autobegeistert. Vor Erwerb eines Führerscheins hatte er sich bereits sein erstes Auto gekauft. Heute pflegt er mit Leidenschaft in seiner Freizeit seinen Spider von 1979 und seinen Oldtimer-Exoten, einen Morgan Threewheeler.
Motorworld
„Haben Sie meinen Mann gesehen? Er war eben noch hier, jetzt hab ich ihn verloren.“, so eine Dame an der Rezeption. „Männer gehen bei uns öfter verloren.“, kontert die nette junge Frau am Empfang mit einem Augenzwinkern. Direkt neben dem Hotel liegt das ehemalige Meilenwerk, die heutige Motorworld. Überall auf dem gesamten Gelände dreht sich alle um Benzin im Blut und Motorenliebe. Da vergisst man schon mal die Welt um sicher herum, streift durch die Hallen der edlen Schlitten und vergisst die Zeit. Motorworld ist ein Mekka für Automobil- und Motorradliebhaber – da konnte ich mich bereits schon in Düsseldorf von überzeugen. Es ist kein Museum, hier schlägt das Automobilherz. Es gibt Shops, Werkstätten, gläserne Garagen und viele Dienstleistungsangebote. Neben Classic Cars stehen die neusten Fahrzeuge und Träume auf vier Rädern. Der Besuch der Motorworld ist kostenfrei und ohne Eintritt möglich. Auf Wunsch gibt es Führungen. Die Motorworld ist Treffpunkt und Anziehungspunkt für alle Liebhaber. Selbst abends, als ich auf der Terrasse sitze, die Läden schon alle geschlossen haben, nutzen Stuttgarter den Parkplatz für so manche Autoflanierfahrt.
Essen und Trinken
Beim Einchecken erhalte ich Voucher für mein Frühstück im benachbartem Café Reimann. Wer wie ich in der Haupt-Hotspotzeit zum Frühstück geht, sollte etwas Zeit einplanen. Zwischen 8 und 9 treffen Hotelgäste auf Besucher im Café zueinander, da kann es etwas eng und voll werden. Am Sonntag war zudem noch ein AMG Treffen auf dem Gelände, dass ich froh war, einen reservierten Platz für 20 Minuten auf der Terrasse für einen Kaffee und Croissant zu bekommen.
Das V8 Hotel selbst hat keine Gastronomie und keine Küche. Auf dem Gelände gibt es jedoch zahlreiche Restaurants. Am ersten Abend meines Stuttgart Wochenendes kehren wir ins Foodport am Ende des Geländes ein. Die Terrasse gibt einen Blick auf den ganzen Flughafen frei und der Zwiebelrostbraten war köstlich.
An meinem zweiten Abend hatte ich nicht so viel Glück. Nach Museumstour und Besuch des Autorennens Solitude Revival an einem heißem Sommertag war mir abends nur noch nach einer Dusche, einem Essen und Füße hochzulegen. Ich war spät dran, alle Plätze auf den Restaurantterrassen besetzt oder die Location für Hochzeit oder Geburtstagsfeier gebucht. Aber das V8 wäre nicht das etwas andersartige Hotel, wenn es auch dafür keine Lösung hätte. „Lust auf Pizza?“, werde ich am Empfang gefragt. Warum nicht, denke ich mir und mir wird eine Karte vom Lieferservice über den Tresen geschoben. Mit einem Bier des Hauses und angelieferter Bestellung setze ich mich auf die Terrasse des geschlossenen Café Reimanns. Die Sonne geht unter und diese Art Picknick hat besonderen Charme. Immer mehr Hotelgäste gesellen sich zu mir und wir bevölkern die Café-Terrasse. Unkompliziert wie immer werden unsere Getränkewünsche vom Checkin des Hotels erfüllt – dafür jetzt noch einen Daumen hoch dafür.
Ausblick: Bald eröffnet das V8 Superior in der Nachbarschaft
Das exklusive Hotelerlebnis im V8 ist so erfolgreich, dass im Herbst 2017 ein weiteres Hotel in der Nachbarschaft eröffnet wird. Das Superior V8 soll laut Hotelier Simeon Schad im Erdgeschoss Verkaufsfläche für hochwertige Oldtimer, Sportwagen und Raritätenhändler präsentieren. Vom zweitem bis sechstem Geschoss werden über 150 Hotelzimmer und sieben Appartements eingerichtet. 16 Zimmer werden mit ganz neuen Ideen als Themenzimmer gestaltet. Bei einem Abendessen konnte ich Simeon noch keine Neuigkeiten entlocken. Eines ist aber sicher: Es wird das aktuelle V8 um Längen toppen. Das V8 Superior wird darüber hinaus ein Frühstücksraum und eine Bar erhalten.
Aus der AHGZ erfahre ich, dass auch Köln bald ein V8 Hotel erhalten wird. Auch hier das Vorbild und Heimat ein historischer Flughafen. Der Butzweilerhof beherbergt ab Frühjahr 2018 dann ein außergewöhnliches Themenhoten V8 und eine Motorworld Köln-Rheinland. Investor ist die Hotelkette Choice Hotels.
Die Kontaktdaten
V8 Hotel
Graf-Zeppelin-Platz 1
71034 Böblingen
Für das Naivgationsgerät:
Wolfgang-Brumme-Allee
0049 7031 3069880
info@v8hotel.de
Offenlegung: Meine Reise wurde unterstützt von der Stuttgart-Marketing GmbH und der Tourismus-Marketing Baden-Württemberg. Meine Meinung im Blogbericht bleibt davon unbeeinflusst.
Toller Bericht. Lesenswert.
merci ;-)
Sieht nach einem tollen Hotel aus (auch wenn ich in Stuttgart jetzt gerade nichts zu tun habe). Dabei bin ich gleich auf etwas anderes aufmerksam geworden. Neben dem Meilenwerk in Düsseldorf (zu dem ich auch mal wieder hin müßte) also ein Motorsporttreffpunkt in Köln. Schon mal für’s Frühjahr 2018 vormerken. Auch in Herten (Zeche Ewald ist ja eine Motorworld geplant). Dazu paßt dann auch die Meldung, die ich heute im Radio gehört habe. Eine Michael Schuhmacher Ausstellung an genau der Stelle in Köln http://www.sport1.de/motorsport/formel1/2017/08/formel-1-ausstellung-zu-michael-schumacher-und-autos-in-koeln
LG
Michael
Classic Remise in Düsseldorf finde ich auch immer wieder nett. Die Schumiausstellung und kommende Motorworld Köln-Rheinland habe ich auch entdeckt – siehe Links letzten Absatz ;-)
Wie schön, dich hat es in meine alte Heimat verschlagen.
Wir hatten im Meilenwerk öfter Firmenevents, mit gemeinsamen Kochen zwischen den Automobilen – hat mir immer sehr gut gefallen.
Es ist toll durch die Hallen und an den gläsernen Garagen zu flanieren :-)