Einst hieß es First Flush – das ist glücklicherweise das einzige, was sich für mich als Besucher des VarieTees geändert hat. Es ist einer der wenigen guten Teestuben, die es bei uns in NRW gibt – in Ostfriesland oder an der Küste gibt es sie zahlreich. In NRW muss ein Teeliebhaber länger nach schönen Teecafés suchen und zum Teil weite Wege in Kauf nehmen, wenn er nicht bei der Teebestellung zwischen Pfefferminze, Assam und Kamillentee in der Beutelvariante auswählen möchte. Das VarieTee liegt zentral in der Bonner Innenstadt direkt am alten Rathaus und ist für mich stets ein Highlight, wenn ich Bonn besuche.
Tee ist nach Wasser das am meisten konsumierte Getränk der Welt. Ich werde es nie verstehen, warum man als Teetrinker in Cafés oft so stiefmütterlich behandelt wird. Im VarieTee ist das anders.
Geschmack ist die Kunst, sich auf Kleinigkeiten zu verstehen
(Jean-Jacques Rousseau)
Obwohl es ein frischer Herbsttag ist, haben sich einige hartgesottene Besucher auf der Terrasse mit Blick zum Rathaus eingerichtet. Ich betrete das VarieTee, laufe vorbei an der viel versprechenden Kuchentheke und Tee-Schnickschnack – wo ich nie genau weiß: Konzentriere ich mich auf die Kuchenauswahl oder auf ein schönes Mitbringsel aus dem Regal?
Das Teehaus ist meistens sehr gut besucht. Für die Fotos muss ich lange warten und genau den richtigen Moment abpassen, dass ich leere Tische erwische. Das Publikum ist bunt gemischt. An einem Tisch wird zum Tee ein gutes Buch gelesen, an einem anderen Tisch plaudern Freundinnen, weiter hinten findet ein Familientreffen statt. Auch mich zieht es in in den hinteren Bereich. Die dortigen Stühle sind aus meiner Sicht bequemer und nicht so im stylischen höheren Level.
Das VarieTee mischt marokkanische, indische, thailändische und indonesische Elemente. Die Philosophie des Hauses: „Schönheit in die Welt bringen“. Ich blättere mich durch die umfangreiche Teekarte und kann mich wie fast jedes Mal nicht entscheiden. Die Teesorten sind nach Geschmacksrichtung und Teeart kategorisiert. Der freundliche Service berät mich mit viel Geduld ausführlich. Ich entscheide mich zum Start für einen Orangenblüten Oolong und erhalte für 6,50 Euro eine 0,5-Liter-Kanne Tee. Zucker in Form von Kandis, braunem und weißen Zucker stehen für die individuelle Versüßung schon auf dem Tisch bereit. Der Tee wird in einer Kanne serviert – und das in unterschiedlichsten Stilrichtungen. Ich liebe das. Tassen und Kannen sind nicht aufeinander abgestimmt, sondern bunt gemixt, nehmen einen auf eine wunderbare Zeitreise durch die Geschichte des Teeservices mit.
Neben ausgefallenen und sehr verlockenden Kuchen gibt es im VarieTee auch arabische Spezialitäten. Alles wird frisch zubereitet und entführt Euch in eine aromatische Küche. Meine Favoriten: Der Mezze-Teller und hausgemachte Lammfrikadellchen mit syrischem Kartoffelsalat. Letzteres wähle ich heute für mich aus und bin wieder begeistert.
Versuchungen sollte man nachgeben, wer weiß ob sie wiederkommen.
(Oscar Wilde)
Das Geschmackserlebnis ist ungewöhnlich und immer wieder gut! Die Frikadellen mit einer leichten Note Lamm harmonisieren perfekt zum erfrischenden Kartoffelsalat mit etwas Minze, Pflaumen und gerösteten Pinienkernen.
Wenn ich in Bonn bin, kehre ich in die Teestube VariaTee sehr gern ein. Habt Ihr noch weitere Tipps für Teestuben, Teehäuser und Teecafés für mich? Freue mich auf Eure Kommentare.
Tolle Teestube! Ganz urig eingerichtet, die „Tea Time“ Tasse finde ich besonders süß :)