Villa Romana del Casale: Spektakuläres B&B der Spätantike auf Sizilien

Auf Sizilien befindet sich eine der bedeutendsten archäologischen Stätten des Römischen Reichs. Spektakuläre Bodenmosaike auf 3.500 m² und ein Gebäudekomplex von etwa 1,5 Hektar machen die Villa Romana del Casale zu einem der schönsten Bauwerke ihrer Zeit. Das UNESCO Weltkulturerbe ist heute einer der Hauptsehenswürdigkeiten der Insel. Selten lässt sich Wohnkultur des Imperium Romanum heute noch so deutlich spüren.

Geschichte der Villa

Unscheinbar liegt die Villa Romana del Casale hinter Bäumen. Als wir vom Parkplatz zum antiken Landgut laufen, wundere ich mich über die vielen ankommenden Besucher. Wer nicht wie wir in einer Reisegruppe unterwegs ist, schleppt umfangreiches Informationsmaterial und Reiseführer mit sich. Auch wenn ich die Villa Romana del Casale bis eben noch nicht kannte, scheint uns hier etwas Spektakuläres zu erwarten.
Im 4. Jahrhundert nach Christus wurde die Villa erbaut. Noch bis heute sind etwa 45 Räume erhalten geblieben. Viele Jahrhunderte schlummerte die Villa unter der Erde Siziliens. Ein Erdrutsch im 12. Jahrhundert bedeckte diesen spätantiken Schatz. Er geriet unter Schlamm und Geröll in Vergessenheit und wurde erst 1881 bei Grabungen wieder ans Tageslicht gefördert. Erst ab 1950 begann man diese Römervilla systematisch Stück für Stück freizulegen. Wer sich diesen römischen Wohntraum als seinen Wohnsitz erbaut hat und den größten Teil der Anlage mit Zimmern für Reisende vermietet hat, ist den Archäologen bis heute ungelöst und ein Rätsel.

Im Hauptgang befindet sich über viele Meter ein zusammenhängendes Bodenmosaik mit verschiedenen Geschichten.

Auf 3.500 m² kann man Bodenmosaike bewundern.

Auf dem Weg zur Villa Romana del Casale sieht man ausgeklügelte Thermenanlage der Römer.

Die sensationellen Bodenmosaiken bestehen aus über 120 Millionen einzelnen Steinen.

Was erwartet Euch in der Villa Romana del Casale?

Die Villa Romana del Casale bietet einen lebendigen Blick in die Welt der römischen Aristokratie. Auf 3.500 m² werdet Ihr staunen, mit welchem Luxus und Liebe zum Detail die Römer ein Landhaus zum einem B&B erschaffen haben. Bevor man in die fantastische Mosaikwelt abtaucht, flaniert man wie vor vielen Hundert Jahren an den Thermenanlagen der Villa vorbei – ein ausgeklügeltes System mit Swimmingpool und Fußbodenheizung. Gern starteten hier die Hausherren ihren Aufenthalt mit einem Bad, um Staub und Schweiß nach der Anreise abzuwaschen. Danach standen im Massagesaal Sklaven für eine ausgiebige Behandlung zur Verfügung. Das lässt sich heute nur an den Überresten erahnen. Was beim Eingangsportal aber wie neu erhalten ist, zeigt uns unsere Gebeco-Reiseführerin Angela: Der Abbort. Heute genießt man das „stille Örtchen“ für sich, damals waren „große Geschäfte“ ein gesellschaftliches Ereignis, welches man mit mehreren Personen nebeneinander auf der Bank zelebrierte, berichtet uns Angela. Sie weiß viele Geschichten und lässt Geschichte für uns auf unserer Sizilienrundreise immer wieder lebendig werden. „Die Römer setzten sich nie auf kalte Steine für ihr Geschäft.“, erklärt sie uns. „Sklaven wärmten die Sitze an, so genannte Vor-Sitzer.“ Dass daher der Name Vorgesetzter kommt, hat für mich besonderen Charme.

Jeder Raum hat andere Themen einer Mosaikwelt.

Liebe kommt in Sizilien nie zu kurz.

Die sensationellen Bodenmosaiken bestehen aus über 120 Millionen einzelnen Steinen. Ich frage mich zwar, wer die alle gezählt haben soll, aber die Werke sind beeindruckend und weltweit einmalig. Neben mir steht ein Pärchen aus Italien mit Reiseführer in der Hand und vergleicht Abbildungen mit der Realität. Fasziniert versuche ich mit der Kamera alles festzuhalten. Kann ich fotografieren, versinkt die Welt um mich und ich lege den Fokus im wahrsten Sinne des Wortes auf das, was ich durch den Sucher sehe. Wir stehen erhöht auf Holzstelen, um die Mosaike zu schützen. Ich zoome mit den Fotoapparat näher und ich bin noch mehr gefesselt. Unglaublich wie man in einzelnen Farbschattierungen Bodenmosaike legen und dabei noch optische Tiefe erzeugen kann – und das vor so vielen Hunderten von Jahren.
Die Mosaiken erzählen zum einen Geschichten von römischen und griechischen Sagen, zum anderen aus der Alltagswelt der damaligen Zeit. In jedem Raum wurde ein anderes Thema umgesetzt. Von der Seefahrt über Jagdszenen, Festivitäten, Spiele und Liebesszenen entdecken wir besondere Kunstwerke. Wilde Tiere, schöne Frauen, heldenhafte Männer – alles dabei. Auf dem Boden fand das Kino der Antike statt. Die afrikanischen Künstler erschufen mit der Villa ein einzigartiges Weltkulturerbe. Weltberühmt sind die Mosaiken der „Bikinimädchen“. Die Grazien treiben Sport in römischer Unterwäsche, die heutigen Bikinis gleichen.

Die sportlichen Bikini-Mädchen

Der Bikini war damals römische Unterwäsche.

Weitere Fotos aus der Villa Romana del Casale

Offenlegung: Meine Recherchereise durch Sizilien wurde von Gebeco Gesellschaft für internationale Begegnung und Cooperation mbH & Co. KG unterstützt – ganz herzlichen Dank dafür! Der Inhalt dieses Artikels ist natürlich von der Einladung unbeeinflusst und spiegelt meine eigene Meinung wider. Für den Beitrag erhielt ich kein Honorar.

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