Weihnachtsmarkt mal anders: Von Wein, Kunst und Genuss in unterirdischen Gewölben

Vorfreude auf Weihnachten? Bei Schnee und klirrender Kälte macht der Besuch eines Weihnachtsmarktes richtig Spaß. Aber Hand aufs Herz: Bei trübem Wetter, tiefhängenden Wolken und nasskaltem Regen ist der Besuch eines Weihnachtsmarktes doch nur bedingt schön, oder? Außergewöhnlich ist dagegen der Weihnachtsmarkt in Traben-Trarbach. Zum fünftem Mal findet dieser besondere Weihnachtsmarkt an der Mosel statt. Und wie es sich für ein Erlebnis an der Mosel gehört, steht der Wein im Vordergrund. Der Wein-Nachts-Markt ist nicht nur ein Wortspiel zum normalen Wei(h)nnachtsmarkt, sondern verbindet Tradition auf besondere Weise.

Die Idee des Wein-Nachts-Marktes

Um 1900 war Traben-Trarbach eines der bekanntesten Weinhandelsstädte der Welt. Nur in Bordeaux wurde damals noch mehr Wein umgeschlagen. Die Nachfrage nach Rieslingweinen war groß und so wurden über 30 Kellergewölbe zur Lagerung in der Stadt gebaut. In vieren davon findet von Ende November bis Anfang Januar jeweils am Wochenende ein außergewöhnlicher Weihnachtsmarkt statt. Die Kellergewölbe werden leer geräumt und Platz für Handwerkskunst und Genussstände geschaffen. Der unterirdische Wein-Nachts-Markt ist in dieser Art einzigartig. Ist draußen das Wetter auch noch so usselig, so locken gemütlich warme Gewölbe zum adventlichen Bummel.

Die Mosel im Dezember

Trübes Wetter stört beim Wein-Nachts-Markt nicht

Vier mal in die Unterwelt

Wir laufen entlang der Mosel, ziehen unsere Jacken enger. Es ist nasskalt und frisch. Wir brauchen nicht lange zu suchen, als wir das erste Hinweisschild zum Weihnachtsmarkt entdecken. Gleich daneben begrüßt uns ein Mann mit roter Jacke und unverkennbarem „I“ für Information auf dem Rücken. Bestens organisiert ist der Wein-Nachts-Markt, verlaufen kann man sich hier nicht. Die einzelnen Weihnachtskeller liegen fußläufig sehr nah beieinander. Insgesamt laden vier Weihnachtskeller ein. Dazu öffnen weitere Keller mit Ausstellung, Winzerschenke und Programm ihre Türen.

Wenn eine Künstlerin ihre Pforten öffnet

Bevor es für uns das erste Mal in die Traben-Trarbacher Unterwelt geht, steigen wir die Stufen hoch zum Atelier von Heidi Bogner. Sie öffnet zum ersten Mal ihren Keller für den Wein-Nachts-Markt und ist auch sonst dem Wein künstlerisch verbunden. Als erste hat sie auf alten Brettern von Weinfässern Kunst verewigt. „Das ganze war ein Unfall. Als uns bei einem Picknick draußen der Tisch als Weinfass zerbrach, kam mir die Idee, auf den sogenannten Fassdauben Weinkunst zu verewigen.“, erzählt uns Heidi, während wir Moselwein genießen und uns zum Beginn des Rundgangs stärken.

Atelier von Heide Bogner - das erste mal mit einem Keller vom Wein-Nachts-Markt dabei

Atelier von Heide Bogner – das erste Mal mit einem Keller beim Wein-Nachts-Markt dabei

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Passend zur Mosel kreiert Heidi auch Weinlabels

Nach dem künstlerischen Einstand tauchen wir ab in Heidis Keller. Auch hier steht Kunsthandwerk im Fokus. Kein Massenschnickschnack wie sonst auf Weihnachtsmärkten üblich, im Kellergewölbe finden sich wirklich schöne Stände mit schicken Dingen, wo für mich mehr als einmal „haben-will“ drauf steht.
Der Bogner-Keller ist nicht barrierefrei und es ist ratsam, sich beim Abstieg am Geländer festzuhalten. Andere Keller sind sogar barrierefrei und ebenerdig zu erreichen.

Vom Weihnachtsmarkt im Moselschlösschen

Können Parkhäuser romantisch sein? Können Sie! Jedenfalls wenn sie in einem historischem Keller liegen. Das Hotel Moselschlösschen hat zum Wein-Nachts-Markt extra einen Teil seiner unterirdischen Parkgarage stimmungsvoll in Szene gesetzt.
Nach dem Bogner-Keller laufen wir ein paar Meter entlang der Mosel zu unserem nächsten Adventszauber Untertage. Ebenerdig, direkt vom Moselufer laufen wir durch einen langen Gang. Fast mystisch wirkt im Tunnel die Beleuchtung mit Blick auf das warm erleuchtete Tunnelende.

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Das sonstige Parkhaus des Moselschlösschens wird mit seinem Kreuzgratgewölbe zur perfekten Kulisse des Weihnachtsmarktes

Das sonstige Parkhaus des Moselschlösschens wird mit seinem Kreuzgratgewölbe zur perfekten Kulisse des Weihnachtsmarktes

Dieser historische Weinkeller ist das Herzstück des Weihnachtsmarktes. Angenehme Wärme umgibt mich. Das Licht ist gedämpft und schimmert romantisch. Durch den Temperaturunterschied erhalten meine Bilder quasi einen natürlichen Filter – oder eff gesagt: Die Linse beschlägt. Wieder eine Erfahrung gemacht, dass sich durch diese Begebenheit angenehme Schnappschüsse erzielen lassen. Statt Frostbeulen und Nieselregen genieße ich den alten Kreuzgratgewölbekeller. Mit seichter Weihnachtsmusik im Ohr schlendere ich von Stand zu Stand.
Ob es an der Behaglichkeit des Kellers liegt? Selbst am Eröffnungstag spüre ich keine Hektik. Bei meiner Geschenkeauswahl werde ich freundlich beraten und der „Mosel-Glühwein“ schmeckt ausgefallen gut.

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Wer nach so viel „Kelleratmosphäre“ doch ein wenig Budenzauber unter freiem Himmel erleben mag, der ist im Hüttendorf vor dem Moselschlösschen gut versorgt. Mich lockt dagegen der Moselwein ein paar Straßen weiter.

Weingeschichte gestern und heute: Das "Vinorellum" lädt stimmungsvoll ein

Weingeschichte gestern und heute: Das „Vinorellum“ lädt stimmungsvoll ein

Urige Weingeschichte im Adventskleid

Im Weingut von Axel Emert bieten 900 qm im alten Kellergewölbe viel Platz für ein reichhaltiges Weihnachtsmarktangebot und das ist stilvoll im Wein-Museum integriert. „Kein Moselbesuch ohne Weinprobe.“, denke ich mir und wir genießen vom Chef höchst persönlich eine Geschmacksprobe seiner Qualitätsweine. „Wein trinken können sie alle. Wie man Wein probiert, zeige ich ihnen erst mal.“, eröffnet Axel unsere Weinprobe, während er das gefüllte Weinglas schwenkt und darauf achtet, dass seine Hand so weit wie möglich vom Glasrand entfernt ist. Mich persönlich verwirren die Bezeichnungen trocken, halbtrocken, feinherb und wie sonst noch Wein bezeichnet wird. Die Geschmacksrichtung ist für mich dadurch nur im Groben erkennbar. Alleine bin ich damit nicht und bei allen Informationen rund um den Wein erhebt der Hausherr sein Glas mit den Worten: „Es gibt keinen perfekten Wein – alles ist Geschmacksache.“ Beruhigend, dies vom Profi zu hören. So füllen sich nacheinander Weißburgunder, Spätlese, Rotling und Riesling in unsere Gläser. Von erdig und nussig bis hin zu süßlich genießen wir verschiedenen Weine. Dabei lauschen wir so mancher Anekdote zum Weinanbau aus der Region, gepaart mit persönlichen Familiengeschichten des Weinbauers mit langjähriger Tradition.

Genussvolles im alten Rathaus

Hinter dem Schlösschen, neben der alten Zunftscheune liegt eine fast unscheinbare Seitentüre. Im Halbdunkel steigen wir die Stufen hinab. Hier duftet es besonders lecker! Aussteller aus der Region und aus der Ferne bieten hier Köstlichkeiten aller Art an: Walnussbrot, Haselnusswurst, ausgefallene französische Käsesorten und Plätzchen. Die Dame aus Frankreich lächelt mich an und reicht mir mit französischem Akzent ein Briosch zum Kosten. OK, sie hat mich gewonnen. Leicht süßlich mit unverwechselbarem Geschmack zergeht der Briosch aromatisch in meinem Mund. Vor Abreise besuche ich erneut den Rathauskeller und decke mich reichlich Köstlichkeiten ein. Zuhause angekommen tische ich mit Moselwein verschiedene Brot- und Käsesorten auf. Mein Vater greift beherzt mehrfach zu und regt an, ich könnte gern bald wieder diesen besonderen Markt besuchen – allerdings nur, wenn ich erneut ein Stück Mosel und Frankreich mit nach Hause bringe ;-)

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Wo man in Traben-Trarbach gut übernachten kann, was es sonst noch zu erleben und zu erkunden gibt? Das alles erfahrt Ihr in einem der kommenden Artikel in Kürze hier im Blog.

Offenlegung: Ich wurde von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH und der Tourist-Information Traben-Trarbach eingeladen. Meine Meinung bleibt wie immer die eigene. Lieben Dank für die schönen Erlebnisse an der Mosel.

Noch mehr Eindrücke zur Reise findet Ihr außerdem beim netten Frollein Ü, die ich auf meiner Reise kennenlernen durfte. Frollein Ü von Überall und Nirgendwo hat auch schöne Impressionen zur Moselreise nach Traben-Trarbach eingefangen.

 

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8 Kommentare

  1. Die Idee mit dem Wein-Nachts-Markt finde ich super! Ein Tropfen guten Wein in der Hand hochhebt garantiert gute Stimmung und wenn man einander im Freundeskreis das Beste vom Herzen wünschen kann, dann kann man den Abend bestimmt für gelungen halten! Es könnte ja auch zu einem kulinarischen Urlaub für zuhause werden!

  2. Eine sehr schöne Idee mit dem Wein-Nachts-Markt… ich glaub, ich hab davon schon mal vor einiger Zeit gelesen… und auch da dachte ich schon, den sollte ich mal auf meine Reiseziel-Liste setzen…
    Nun aber! Vielen Dank für die Einblicke.

    Liebe Grüße
    Tanja

  3. Gerade entdeckt, auch wenn der Blogpost ja schon älter ist. Und den Markt gibt es ja immer noch.
    Danke dir herzlich für den tollen Tipp. Da muss ich hin. Mit normalen Weihnachtsmärkten kann man mich jagen, aber sowas individuelles, das hat was.

    Liebe Grüße

    Andrea

    • Das freut mich! Der Markt ist sehr schön, vor allem auch bei nassregnerischem Wetter, welches wir ja leider öfter haben… Und: Er hat noch bis nach Weihnachten geöffnet.

  4. Weihnachtsmärkte in Kellern, das hört sich aufregend an und sieht ganz toll aus. Ich kann mir vorstellen, dass die Atmosphäre da wirklich weihnachtlich war. Besonders, wenn es auch schöne, persönliche Geschenkideen gibt.

  5. Hach, ein Traum! :D
    Ich lieeeebe Weihnachtsmärkte, deiner ist aber auch noch super genial! In den alten Gewölben muss man sich wirklich nicht um das Wetter verkopfen und alles mit Wein kann nicht falsch sein. ;-)
    Liebe Grüße
    Christina

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