Einfach mal einen Nachmittag raus, Ruhe suchen und die Seele baumeln lassen. Dumm nur, wenn man sich dafür einen Nachmittag an einem Feiertag wählt und die Temperaturen auf 30 Grad klettern. Noch dümmer, wenn man sich dafür einen Feiertag aussucht, der nur in Deutschland gilt und unser Ausflug in die Niederlande gehen sollte. Wer im Grenzgebiet von Limburg wohnt, weiß es: An solchen Feiertagen strömen die deutschen Mitbürger zu Massen in die Niederlande. Offene Geschäfte locken und schon an der Grenze staut es sich. All das hab ich aber irgendwie nicht im Kopf, als wir über die Grenze in Kaldenkirchen fahren. Die kleinen Grenzübergänge sind eher wenig frequentiert, so dass mir der Feiertagstourismus erst in den Sinn kommt, als ich die ersten offenen Geschäfte in Tegelen wahrnehme.
An umkehren war, mangels spontaner Ersatzidee, nicht zu denken. Also freunde ich mich damit an, dass wir an die Maas fahren, aber statt geplanter Ruhe wohl um einen Sitzplatz kämpfen müssen. Überrascht stelle ich bei Ankunft in Steyl fest, dass der Menschenauflauf ausblieb.
Botanischer Garten statt Feiertagsshopping
Mitten in dem schönsten Klosterdorf der Niederlande befindet sich verborgen hinter alten Mauern ein Kleinod. Eine Ruhe umhüllt uns, nur die Vögel zwitschern. Die großen Bäume spenden angenehm Schatten. Wir lassen uns auf einer der idyllisch stehenden Bänke nieder und genießen die Stille fern vom Alltag. Beide schweigen wir, als hätten wir uns abgesprochen. Oder dieser Ort strahlt mit all seiner Blumenpracht diese besondere Atmosphäre aus.
Zwei ältere Damen flanieren an dem kleinen Weg und unterhalten sich flüsternd. Immer wieder bleiben sie stehen und bewundern die Botanik. Auch wir setzen unseren Weg fort. Der Garten des Jochumhofs ist nicht groß, beherbergt jedoch eine Auswahl alter und exotischer Pflanzen, dass wir immer wieder stehen bleiben und die Blumenpracht bewundern.
Auf der Lichtung entdecken wir unter einem alten Baum Tische und Stühle. So weit war ich bei meinem ersten Kurzbesuch in Steyl nicht vorgedrungen. Vor mir liegt eine der zwei Terrassen des Theehauses des Jochumhofs. Die zweite liegt direkt vor dem Haus mit Maasblick, die man vom Garten durch die Gastronomie erreichen kann. Innen wirkt es heimelig. Die Einrichtung setzt sich zusammen aus einem alten Lebensmittelladen, Kneipenstühlen aus dem Jahre 1880 und sogar indische Tische sehen wir. Die “wilde Kombi” wirkt dennoch stimmig und apart.
Die Ruhe der Maas in Limburg
Mit Blick auf die Flussbiegung lassen wir uns an dem ersten Tisch nieder. Alles ist hier irgendwie unspekatakulär und deshalb so besonders schön! Während wir leckeren niederländischen Kuchen mit Koffie verkeerd genießen, schauen wir dem gemächlichen Treiben auf der Maas zu. Rechts pendelt die Fähre nach Baarlo, links von uns haben wir das Schiffshebewerk im Blick. Ab und zu tuckert ein Böötchen vorbei. Das einzige, was sich heute schnell bewegt, sind die leicht kräuselnden Schaumkronen der Wellen vorm Bug der Schiffe. Das leichte Plätschern weckt Sommerfeeling.
Als das nächst größere Schiff an uns vorbei fährt, leuchten die Augen meines Vaters. Ich erfahre, dass mein Uronkel Kapitän auf einem Rheinschiff war und mein Vater als kleines Kind im Sommer oft mit seiner Oma und Onkel auf dem Rhein geshippert ist. Reisen vor mehr als 65 Jahren war etwas ganz Außergewöhnliches. Ich lehne mich noch tiefer in den Stuhl zurück, lasse meinen Blick über die Maas schweifen und lausche weiter gespannt den Geschichten meines Vaters aus seiner Kindheit. Stelle mir vor, wie er als vierjähriger auf dem Deck sein Unwesen trieb und abends gemeinsam mit Akkordeon gesungen wurde. Er beschreibt mir noch mehr kleine Begebenheiten aus seinen Kindertagen und in mir läuft ein innerer Film bei seinen anschaulichen Erzählungen ab. Erstaunlich, wie viel man als Kind doch nicht aus dem Leben seines Vaters weiß… Mein Vater und ich vergessen die Zeit und lassen uns an diesem Nachmittag mit schönem Nichtstun treiben.
Manchmal sind es genau diese kleinen, völlig unspektakulären Dinge des Lebens, die glücklich machen. Dieser Nachmittagsausflug gehörte für mich dazu.
Maashoek 2-B
5935 BJ Steyl Anfahrt
[…] zwei Tipps habe ich für Euch in den Niederlanden. Unser Alltime-Favorit ist der Juchemhof in Steyl. Mitten im botanischen Garten gelegen, bietet die zweite Terrasse des Cafés einen […]
[…] Wo Limburg herrlich unaufregend und unspekatkulär ist […]
Kannte ich noch gar nicht Tanja! Das habe ich mir direkt einmal kopiert! Übrigens habe ich gerade diese interessanten „Reiter“ auf deiner Seite entdeckt: Tolle Möglichkeit um Informationen wie Adresse und anderes Wissenswertes zum Ort übersichtlich unterzubringen. Ist das ein Plugin? Oder wie hast du das gemacht? Sonnige Grüße, Jutta
Das Plugin hab ich ebenfalls bei Janett auf Teilzeitreisender entdeckt. Es heißt „Shortcodes Ultimate“. Man muss allerdings für diesen Tabellenkasten die Inhalte etwas mit HTML frickeln.
Ebenfalls sonnige Grüße :-)
Ich glaube, wir müssen und nicht nur zu Kaffee und Kuchen zusammensetzen, sondern auch zu einem „Workshop“ für Technik-Laien wie mich : ) Danke, ich nehme das auf jeden Fall einmal unter die Lupe!
Das wichtigste allerdings: Wir müssen uns endlich mal kennenlernen! :-)
Ein wunderbarer Text, der Sehnsucht weckt…
Wunderschön. Hach, ich liebe diese Ecke auch total. Die bezaubernden kleinen limburgischen Dörfer, das Spazieren an der Maaß. Einfach herrlich.
Danke für die schöne Erinnerung.
Liebe Grüße, Heike
Danke Dir liebe Heike für den Tipp damals hier im Blog (https://www.vielweib.de/2014/09/heimatliebe_deutschland_reiseblogger/). Seitdem sind wir öfter dort. Jetzt das erster Mal im Sommer. Einfach herrlich. Das Museum heben wir uns für den Herbst/Winter auf.
Ganz liebe Grüße, Tanja