Mörderische Nächte – unter einer Decke mit Miss Marple, Derrick oder Pater Brown

Noch einmal vor dem Schlafengehen frische Luft schnappen, denke ich mir. Ich öffne die Hotelzimmertür. Wie in Hitchcocks Filmen knarrt und qietscht es leise, fast bedrohlich. Der Flur liegt im Halbdunkeln. Ehe ich mich umdrehe, entdecke ich schemenhaft eine Gestalt. Vor mir steht ganz dicht ein dunkel bekleideter Mann. Ich zucke zusammen. Hektisch suche ich den Lichtschalter. Mein Puls rast. Als endlich das fahle Licht des Flurs aufflackert, muss ich schmunzeln. Die Schaufensterpuppe vor meinem Hotelzimmer hatte ich zuvor gar nicht bemerkt.

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Die Zimmer des Hotels

Während ich überlege, ob die Puppe schon vorher da stand, füllt sich der Flur mit Leben. Andere Gäste kamen lachend von ihrem abendlichen Ausflug und plauderten begeistert über ihre Unterkünfte. Ich bin im Krimihotel in Hillesheim und verbringe dieses Wochenende eine mörderische Tour in der Eifel. Begeistert reissen meine Bettnachbarn ihre Zimmer auf und lassen uns in ihre außergewöhnlich gestalteten Zimmer schauen. Im Retrodesign gehalten schaut in einem Zimmer Horst Tappert auf uns herab. Passend dazu ertönt die Derrickmelodie aus den Boxen. Fast könnte man meinen, es folgt gleich der Satz: „Harry, hol schon mal den Wagen!“
Es gibt 20 Themenzimmer. Alle originell ausgestattet nach einer mörderischen Geschichte oder ein Autor aus der Krimiwelt stand für das Zimmer Pate. So kann man mit James Bond 007 übernachten oder Miss Marple buchen und bei Sherlock Homes oder Kommissar Maigret einschlummern. Ich selbst hatte ein Einzelzimmer. Ob meine Sünden schon bekannt waren? Ich teilte mein Bett mit Pater Brown. „Hübsch hässlich haben Sie’s hier…“ hätte Heinz Rühmann alias Pater Brown sicherlich verkündet. Das Zimmer und das Bad sind klein, aber ausreichend. Ein Betstuhl ist für alle Fälle integriert. Eine Bibel liegt griffbereit. Das Bett war mir nach der zweiten Nacht persönlich etwas zu hart, doch wachte Pater Brown emsig über meinem Bett.

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Ausstattung des Krimihotels

Von außen wirkt das Hotel mit seinen Türmchen wie eine Kopie aus einem Edgar Wallace Film. Als ich das Krimihotel am Nachmittag betrete, duftet es aus der Küche. Das ganze Ambiente wirkt wie ein Gasthaus. Und das ist es auch und soll es auch bleiben. Hier geht es zünftig zu. Wer mehr Luxus mag oder auch gern einmal einen Wellnessurlaub genießen möchte, ist beim dazugehörigen Kloster gut aufgehoben. Das benachbarte Augustiner Kloster lässt keine Wünsche im 4-Sterne-Luxus offen. Das Krimihotel ist dagegen einfach gehalten und besticht durch seine Themengestaltung. Das Hotel ist über 100 Jahre alt und früher als Haus Fasen bekannt.

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Essen und Trinken im Hotel

Morgens sich beim Frühstück zu stärken, machte Mordsspaß. Es gibt leckeren Tee und für die Kaffeefreunde auch sämtliche Varianten des Heißgetränks. Von Obst bis Lachs, von herzhaft bis süß, das Frühstück im Krimihotel verwöhnte mich – dazu mit unheimlich nettem, sehr persönlichen Service.

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Am ersten Abend nehme ich an einer Henkersmahlzeit teil. Das entpuppte sich als 3-Gang-Menü. Ich startete mit „Dem letzten Süppchen“, einer Frühlingslauchsuppe mit Croutons. Als Hauptspeise standen Fisch als „Columbus Tipp“ oder „eine verdächtige Spur“ mit Schweinefilet und Thymiansjus an Prinzessbohnen mit Dauphinkartoffeln zur Auswahl. Ich genieße das genau richtig angerichtete Fleisch und schließe mein Mordsmenü mit der süßen Verführung, getarnt als Vanillequark mit Amarenakirschen, ab. Das Krimihotel bietet neben diesem Arrangement auch eine vielfältige Auswahl aus der Karte – mit Arsen und Spitzenhäubchen versteht sich.

Was wäre ein Krimihotel ohne Teatime? Wer stilecht im Kaminzimmer seinen 5-Uhr-Tee genießen mag, sollte unbedingt vorab reservieren. Ich hatte meinen Tee im Esszimmer, hier fehlt aus meiner Sicht etwas der Krimicharme, dennoch schmeckte der Tee vorzüglich. Die außergewöhnlichen Teekannen haben es mir angetan.

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Was man unternehmen und erleben kann

Hillesheim ist eine kleine, übersichtliche Stadt. Eigentlich nicht ein besonderer Anziehungspunkt für Urlauber. Die Krimiidee als Marketing für die ganze Region aufzusetzen, ist nicht nur ein prima Einfall, sondern bietet auch besondere Erlebnismöglichkeiten für einen Wochenendtrip oder Kurzurlaub. Es gibt in Kombination mit dem Hotel verschiedene Arrangements: Man kann Führungen zu Schauplätzen des Verbrechens unternehmen oder als Ermittler selbst tätig werden. Es gibt Krimilesungen am Kamin mit Autoren und ganz neu eine Krimibustour mit Ermittlervergnügen. Besucht unbedingt das Kriminalhaus in Hillesheim. Es ist mehr als ein Café. Ich war an meinem Wochenende drei mal dort und jedes Mal erneut begeistert. Über das Kriminalhaus und die Krimibustour werde ich in einem gesondertem Artikel mit mehr Details berichten.

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Wer mehr Eifel und Natur genießen mag, kommt im Krimiland auch voll auf seine Kosten. Ob geführt oder auf eigene Faust, es gibt reichlich Wanderwege und Naturerlebnisse. Mitten in der Vulkaneifel liegt das Krimihotel. Spannung und Erholung in der Eifel bieten sich gleichermaßen an. Wunderbare Naturlandschaften liegen direkt am Ort, fußläufig gibt es einige Wanderwege – auch flache, kurze Wege für nicht so sportliche Menschen wie ich es bin sind direkt vom Hotel zu erreichen. Wer nicht laufen mag, der kann beim Hotel Fahrräder und eBikes ausleihen. Auch als Ausgangspunkt für Cabrio- und Motorradtouren liegt das Hotel günstig. Einen Bericht zu einem Roadtrip mit weiteren Ausflugsmöglichkeiten im Krimiland und der Umgebung folgt bald hier im Blog.

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Weitere Infos in Kürze:

  • Die Zimmer sind nicht barrierefrei eingerichtet. Aufzug zu den einzelnen Stockwerken ist allerdings vorhanden.
  • Im benachbarten Kloster kann der Wellnessbereich gegen einen Aufpreis genutzt werden, ohne das man selbst Übernachtungsgast im Augustiner Kloster ist. Eine Reservierung für Massagen oder Beauty im Spa ist je nach Saison und Besucheraufkommen ratsam.
  • Das gesamte Hotel verfügt über kostenfreies WLAN/WiFi – soweit die Theorie. Beim Service erhält man ein Ticket mit Zugangs- und Logindaten für 24 Stunden. Zu 60% hat dies auch bei mir funktioniert. Vielleicht war ich Powernutzer und das WLAN wollte dann teilweise nicht so recht ;-) Allerdings befindet man sich hier auch nicht in einer Großstadt, sondern genießt Eifelidylle, da ist das Netz auch mal gern etwas schwächer.
  • Für uns Raucher gibt es in der Bar die Möglichkeit, innen zu rauchen. Als NRWlerin bin ich brav immer für meine Runde frische Luft nach draußen gezockelt, bis mich der nette Service darauf aufmerksam machte, dass es einen Raucherbereich gibt – abgetrennt natürlich vom Restaurant. Und wie das bei gemütlichen Runden so ist: Ob Raucher oder Nichtraucher: Am späten Abend haben sich hier alle eingefunden und nette Gespräche geführt. (Hier ganz liebe Grüße an das so nette Ehepaar aus Saarbrücken, es hat sehr viel Spaß gemacht mit Euch die Abende zu verbringen und zu plauschen ;-))
  • Hatte ich mich am ersten Abend über )den dunklen Mann erschrocken, so zuckte ich am ersten Morgen, als ich einen seltsam aussehenden Zettel vor meiner Tür vorfand. Eine geheime Nachricht? Nein, das war die morgendliche Krimipost, die das Hotel liebevoll für jeden Gast als Morgengruß vor die Türe legt. Neben Wetterinfos gibt es einen Kurzkrimi und Tipps zur Region. Ich fand das eine prima Idee.

Das Krimihotel ist durchweg seinem Thema treu geblieben und bietet eine besondere Übernachtungsart. Wer mit „Gasthaus-Stil“ übernachten mag und Krimis liebt, ist in diesem Hotel wunderbar aufgehoben.

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Offenlegung: Mein Krimilandwochenende in der Eifel wurde von der Eifel Tourismus Gesellschaft mbH und Hillesheim Touristik unterstützt. Lieben Dank dafür. Meine Meinung bleibt die eigene.

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8 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen tollen Bericht. Als größter Krimifan aller Zeiten ( ;-) ) hatte ich schon ewig vor, mal ein Krimiwochenende in der Eifel zu buchen – nur der Preis war bis heute etwas viel. Andererseits, wenn ich deinen Bericht so lese… vielleicht lohnt es sich ja doch :)

    • Als Krimifan sehr lohnenswert. Wenn keine Wochenendreise ansteht, dann auf jeden Fall im Krimicafé Sherlock für einen Kurzbesuch einkehren.

  2. Hort sich gut an! Vielleicht tausche ich Miss Marple doch gegen Sherlock Holmes. Auch einer meiner Krimihelden : )

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