„So schön, schön war die Zeit.„, ertönt Freddy Quinn aus den Lautsprechern. Mit einem Ruck setzt sich der Bus schaukelnd in Bewegung. „Dort wo die Blumen blühn, dort wo die Täler grün, dort war ich einmal zu Hause. So schön, schön war die Zeit.„, singen und summen wir alle mit.
Es ist wie eine Mischung aus Klassenausflug und Zeitreise in die 60ziger Jahre. Während wir auf der Landstraße dahin brausen und der Oldtimer sich leicht in die Kurven schmiegt, blicken wir auf Weinberge und Mandelblüten. Die Pfalz hat für uns den Frühling eröffnet und der ist hier malerisch in rosa!
- Mandelblütentour mit dem Oldtimerbus – Unterwegs wie in der guten alten Zeit
- Genuss-Stop Gleiszellen
- Abstecher ins Elsass: Wissembourg
- Burg Landeck – höchster Bergfried der Pfalz
- Einkehrtipp: Für Frühstücksliebhaber und Zuckerschnuten unter Euch
- Übernachtungstipp: Schlosshotel Bad Bergzaberner Hof
- Die Strecke mit Roadbook
Mandelblütentour mit dem Oldtimerbus – Unterwegs wie in der guten alten Zeit
Ich schmettere lauthals mit Feddy Quinn und den weiteren Fahrgästen. Das verbindet. Hat es doch etwas Gutes, dass wir als Kinder immer die Lieder meines Vaters anhören „mussten“. Heute, rund 40 Jahre später, klingt das Lied gar nicht mehr so schrecklich wie damals. Ich bin erstaunlich textsicher und das Lied weckt schöne Gefühle an die eigene Kindheit. Der Oldimerbus aus 1960 ist komplett renoviert und man könnte meinen, er ist frisch vom Band gelaufen – wäre da nicht der hinreißende Charme vergangener Zeiten. Ein Acht-Liter-Saugmotor mit 180 PS chauffiert uns durch die Pfälzer Landschaft. Während weitere Musik aus den sechziger Jahren aus den Lautsprechern erklingt, wippe ich gemütlich auf der Rückbank des Busses mit. Ihr wisst, nur die Guten und die Coolen saßen damals hinten. Der eigentliche Grund meiner Sitzwahl ist allerdings ein ganz praktischer: Wie üblich bei den Reisebussen von damals gibt es Tische und man sitzt sich im Bus gegenüber. Ich war mir unsicher, ob der Tisch meinen Bauch verträgt (oder umgekehrt), so dass ich die sichere Platzwahl wählte. Es stellte sich aber nachher heraus, dass diese Angst unbegründet war und überall ausreichend Platz vorhanden ist.
Bei der Restauration des Busses war viel Liebe zum Detail im Spiel. Neben klassischen Sitzbezügen und Blumenvasen auf den Tischen, glänzen an der Decke neben den Panoramafenstern schöne Blumendekore aus alten Zeiten wie neu. Es ist ein Bus zum Verlieben!
Silke Schnuck kennt Ihre Heimat so gut wie fast keine andere. Die Route des Busses ändert stets mit der Strecke, wo man viele blühende Bäume sehen kann. Das verändert sich im Laufe der Mandelblütenzeit. Neben weißen, rosé und rosa blühenden Bäumen variiert die Pracht der Natur – je nach Lage und Sonneneinfluss. Die Blütenpracht ist in der Pfalz nicht jederzeit einheitlich. Aber wenn man zwischen den Weinbergen die besonderen Bäume entdeckt, geht das Herz auf und die Seele kommt in Frühlingslaune.
Genuss-Stop Gleiszellen
Unser Klassenfahrtensemble erreicht den Ort Gleiszellen. Unser lieb gewonnener Bus hält und entlässt uns in die schnuckelige Ortschaft. Die Besonderheit ist die Winzergasse. Hier reiht sich ein pittoreskes Fachwerkhaus ans nächste. Leicht bergauf entdecken wir eine Menge Einkehrmöglichkeiten. Gleiszellen-Gleishorbach, so wie der Ort eigentlich korrekt heißt, ist eine Hochburg des Muskatelleranbaus. Fast 12 Hektar Gelber Muskateller konzentrieren sich auf den Lagen der Gemeinde. Dies entspricht etwa 7 % der mit Muskateller bestockten Rebfläche in ganz Deutschland.
Unsere ganz in rosa gekleidete Fremdenführerin führt uns zum Weingut Wissing. Auch hier ist die Mandelblüte Programm. Tolle Fotos hängen an den Wänden. Kissen mit Mandelblüten stehen überall zum gemütlichen Niederlassen ein. Bei Wissings Mandellikör erfahren wir in einer Art Mundsprach-Schauspiel Wissenswertes zur ehemaligen Mandelsteuer und zu verschiedenen Sorten des exquisiten Rosengewächses.
Ist dieser Blütenzauber nicht die reinste Wonne? Die schlechte Nachricht, wenn Ihr diesen Artikel lest: Die Mandelblüte in der Pfalz ist vorbei. Dafür gibt es aber drei gute Nachrichten:
- Die Mandelblüte findet jedes Jahr aufs Neue statt. Am besten plant ihr schon frühzeitig Euer Wochenende in die Pfalz oder setzt Euch einen Reminder in den Kalender, damit Ihr die Hauptblütezeit nicht verpasst. (Ich spreche da aus dreijähriger Erfahrung)
- Die Oldtimerbusse können bei Mörchs Oldtimerwelt auch ohne Mandelblüte für ausgefallene Roadtrips gebucht werden – eine Gruppe muss man allerdings schon sein.
- Gestaltet selbst Euren Roadtrip oder Cabriotour: Auch ohne Mandelblüte ist ein Wochenendtrip in die Pfalz schön und cruisen entlang der Südlichen Weinstraße bis ins Elsass und den Vogesen ist einfach wunderbar!
Kommt mit und genießt weiter die malerischen Landschaften:
Abstecher ins Elsass: Wissembourg
Nicht nur mit dem Bus, auch mit dem Cabrio cruise ich durch die südliche Weinstraße. Als erstes Ziel steuere ich wenige Kilometer nach Bad Bergzabern das Deutsche Weintor an. Ab hier beginnt die Süddeutschen Weinstraße.
Ortsunkundig stelle ich mich auf eine längere Fahrt ein, um ins Elsass zu gelangen. Dabei waren es gefühlt nur zwei Kurven weiter, als ich die Landesgrenze passiere. Bei Wissembourg fahre ich zugleich eine andere Welt. Ich liebe das Gefühl fremder Städte und Landschaften. Urlaubsgefühl macht sich breit, während die Sonne es weiter gut mit mir meint. Ich cruise durch die Gassen und erkunde am späten Nachmittag das französische Städtchen im Elsass. Wissembourg wird in deutsch Weißenburg genannt und besticht durch seinen mittelalterlichen Stadtkern. Ich fühle mich an meine Elsassreise vor einigen Monaten erinnert. Der Ort hat Charme und verzaubert mich. Ich parke mein Auto, laufe planlos durch den Ort – an jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken.
Entlang des Lauterkanals trifft Natur auf historische Bauten. Fast wie in Colmar schmiegen sich die Häuser idyllisch in verschiedenen Farben ans Ufer. Ich entdecke ein Tee-Kaffee-Geschäft, an dem ich nicht vorbei komme und kurz vor Ladenschluss eine Tasse als Erinnerung kaufen kann. Leider ist heute die Zeit zu knapp für eine intensivere Stadterkundung. Für das schöne Städtchen Wissembourg kann man sich ruhig mehr Zeit nehmen.
Schweren Herzens trenne ich mich von der elsässischen Stadt. Auch wenn die Zeit zu meiner Abendverabredung knapp ist, füge ich in meiner Retourstrecke noch einen kleinen Umweg ein. Man gab mir den Tipp, über Seebach und Hunspach zu fahren. Eine lohnenswerte Strecke: Wieder empfangen mich wunderschöne Fachwerkdörfer. Wer noch mehr Zeit hat, sollte auf französischem Gebiet Burg Fleckenstein auf seiner Route einplanen.
Burg Landeck – höchster Bergfried der Pfalz
Vorbei an den Weinbergen fahre ich über breite, kurvige Straßen. Mein Ziel: Burg Landeck, eine der wenigen Burgen, die man in der Pfalz mit dem Auto erreichen kann. Über eine Nebenstraße biege ich ein und schlagartig werden die Straßen schmal. Für meinen Geschmack hätte die Auffahrt noch viel länger dauern können. Mit ein paar Gegenverkehrmanövern erreiche ich die Stauferburg.
Oben angekommen bin ich ratlos. Das schöne Wetter an einem Sonntag hat wohl jeden vom Sofa gelockt. Zudem wird die Burg gerade umgebaut. So bahne ich mir einen Weg zwischen wild parkenden Autos und Baufahrzeugen. Wo sollte ich parken? Es war hoffnungslos. So schön es ist, eine Burg mit dem Auto zu erklimmen, ich musste einsehen, dass es heute leider keinen Zweck hatte. Den höchsten und besterhaltensten Bergfried der Pfalz muss ich mir ein anderes Mal anschauen. Auf dem Mauerwerk des 12. Jahrhunderts sitzen heute Wanderer mit einem kühlem Getränk in der Hand, während im Hintergrund eine Bühne aufgebaut wird. Der historische Ort wird vielseitig genutzt. Von hier oben kann man über die Pfälzer Ebene bis zum Odenwald und die ersten Ausläufer des Schwarzwaldes sehen. Könnte man, wenn man einen Parkplatz findet. Gedanklich parke ich diesen Ausflugstipps also für das nächste Mal Pfalz und steuere die kurze aber schöne Strecke den Berg wieder hinab.
Einkehrtipp: Für Frühstücksliebhaber und Zuckerschnuten unter Euch
„Genuss ist unsere Passion“ heißt es auf der Website der Manufaktur Rebmann. Von außen wirkt das Café mitten im Wohngebiet von Bad Bergzabern für mich eher unscheinbar.
Als ich die Türe öffne, rieche ich feinste Schokoladen. Die Kuchentheke stellt eine Reihe von köstlichen Torten aus. Pralinen, Trüffel, Tafel Schokoladen und selbstgestaltete Osterartikel glänzen hinter Glas und scheinen alle zu rufen „kauf mich“. Wir sind zwar hier zum Brunch verabredet, doch komme ich natürlich nicht daran vorbei Geschenke für meinen Vater und die lieben Kollegen (die netterweise auch gern meine Artikel gegenlesen) einzukaufen. Bei der Auswahl werde ich fachkundig beraten. Neben Schokoladen, die besonders gut zu Weinen schmecken, gibt es auch Porcelana – eine Kostbarkeit und Luxusschokolade. Den Namen hat die edle Schokolade von der hellen Bohne, porzellanähnlich. Für die diese Schokolade wurde ein Typ Kakaobohne verwendet, der weit über den Vorstellungen von Schokolade auf dem Weltmarkt liegt. Von dieser Schokolade werden jährlich insgesamt nur 20.000 Tafeln produziert, da es nur ca. 3.000 kg dieses Kakaos gibt.
Mehr zur allgemeinen Geschichte der Schokolade kann man in einer gesonderten Tour im Fertigungsraum bei Rebmann erleben. Wir stärken uns vor unserem Ausflug ausgiebig bei dem angerichteten Frühstück mit selbst gemachten Marmeladen, Croissants und Broten. Selbst ein Schokoladenbrunnen sprudelt zu unserem Brunch und lockt mit Früchten (wahrscheinlich zur Beruhigung). Die „pretty in pink“-Deko ist der Mandelblüte geschuldet. Ein Mandelbrunch kann man übrigens solo oder in Kombination mit einer Oldtimerbustour buchen.
Übernachtungstipp: Schlosshotel Bad Bergzaberner Hof
Zugegeben: Bei meiner ersten Anfahrt umkreise ich das Schlosshotel Bad Bergzaberner Hof ein paar Male, bis ich die Möglichkeit gefunden habe, wo ich hinter dem Hotel mein Auto abstellen kann. Inmitten des ruhigen Ortskerns mit seinen vielen Einbahnstraßen war ich quasi immer schon da und doch wieder vorbei. Gebt statt Königstraße Schlossgasse in Euer Navi ein und dann seit Ihr gleich beim ersten Mal am Ziel.
Beim Hotel trifft historisches Ambiente auf moderne Eleganz. Über den schön gestalteten Innenhof gelangt man zur Rezeption. Alles hat den Hauch alter adliger Zeiten gepaart mit frischer Moderne. Da trifft Stahl auf barockes Gemäuer und Spiegel auf verschnörkelte, alte Ornamente. Ich mag das. Am Hofe des Pfalzgrafen trafen sich damals das „Who is who“ des Adels und ließen es sich inmitten der Weinberge besonders gut gehen.
Das Hotel ist nicht im Schloss selbst, sondern im alten Ritterhaus neben dem Schloss angesiedelt. Im Schloss selbst befindet sich heute die Verwaltung der Stadt. Es gibt 21 Zimmer, alle mit Liebe zum Detail restauriert.
Mein Zimmer ist riesig: Mit einer gemütlichen Sofa-Fernseh-Ecke, einer modernen Trennwand mitten im Raum, dahinter befindlichem Bett und sehr großes Badezimmer mit reichlich Ablagefläche. Für uns Onliner gab es ausreichend Steckdosen und gutes WLAN. Wellnessmöglichkeit ist direkt im Hotel vorhanden, habe ich jedoch bei meinem Wochenendtrip nicht ausprobieren können.
Plant Zeit für das Frühstück ein: Es lohnt sich! Auch das zugehörige Restaurant Walram bietet unterschiedliche Gerichte an. Passend zu unserer Mandelblütenreise wurde ein Mandelmenü angeboten.
Die Strecke mit Roadbook
Für Eure Tourenplanung hier die Karte mit den einzelnen Stationen. Die nördliche Tour sind wir mit dem Oldtimerbus gefahren, die südliche Tour bin ich mit dem Cabrio als Nachmittagstour selbst gefahren. Beides lässt sich prima zusammen als Tagestour kombinieren. Alle Stationen lassen sich als Rundtour fahren:
Offenlegung: Ich wurde von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH und vom Tourismusverein Südliche Weinstraße zu einem Wochenende in der Pfalz eingeladen. Herzlichen Dank dafür. Meine Meinung im Blogbericht bleibt davon unbeeinflusst.