Mit Vulkanen, Gletschereis, Geysiren, Thermalquellen und Lavafeldern ist die Landschaft von Island spektakulär! Eine Reise mit nur wenigen Stunden Aufenthalt wird diesem schönen Land nicht gerecht, aber man kann auch in kurzer Zeit viel von dem Inselstaat entdecken. Was wir in der Region um Reykjavik für Eindrücke abseits von Mainstream-Hotspots gesammelt haben, findet Ihr in diesem Blogartikel – vielleicht eine Anregung für Eure Islandreise.
Inhaltsverzeichnis
Auf der Karte sieht Island für mich klein aus. Beim zweiten Blick bin ich überrascht, dass das Land im äußersten Nordwesten Europas rund 103.000 Quadratkilometern groß ist – davon sind 100.250 Landfläche und 2.750 Quadratkilometer Wasserfläche. Mal eben die Insel zu umrunden, ist da nicht drin. Reist man wie ich für nur wenige Tage nach Island, sind viele der bekannten eindrucksvollen Reiseziele, die man aus Filmen und Büchern kennt, für einen Kurztrip zu weit. Wir haben uns daher Ausflugsziele in der Region um Reykjavik ausgesucht, stark frequentierte Touri-Hotspots ausgelassen und uns von einem Einheimischen seine Heimat zeigen lassen.
Im Frühjahr ist Island noch leicht im Winterschlaf: Die Wiesen sind noch nicht grün, das Wetter ist herbstlich geprägt. Dennoch ist die Landschaft von Island zu jeder Jahreszeit atemberaubend!
Die Wasserfälle Hraunfossar und Barnafoss
Die bekannteste Rundfahrt durch Island ist sicher der Gullni hringurinn – der Goldene Ring. Durch den Südwesten Islands passiert man gigantische Naturphänomene, wie den Großen Geysir (der Namensgeber aller Geysire) oder auch den bekannten Wasserfall Gullfoss. Nicht so groß, aber für mich ebenfalls beeindruckend, sind die beiden Wasserfälle Hraunfossar und Barnafoss, die wir besucht haben, weil sie günstiger auf unserer Route lagen.
Kaum aus unserem Minibus entstiegen, weht ein kräftiger Wind. Nicht, wie ich Wind von uns kenne, es ist ein aufbrausender Luftstrom, gegen den ich mich durchaus mit vollem Körpergewicht entgegen lehnen kann und der mir bei frontaler Böe den Atem raubt. Ich ziehe meinen Schal über die Ohren und versuche schnell über die Ebene zu kommen. Ingo dagegen sieht mich wissend an, lächelt, zieht schwungvoll sein Mützchen über und stapft frohen Mutes Richtung Wasserfälle. Ok, mit der Mütze würde er keinen Schönheitswettbewerb gewinnen, das sage ich ihm natürlich nicht, sondern schaue eher neidisch auf seine gewärmten Ohren. Island im April: Da ist eine Mütze Pflicht im Gepäck!
Je näher wir den Wasserfällen kommen, um so lauter wird es. Als ich den Fluss und den Wasserfall Hraunfossar sehe, bin ich verwundert. Woher kommen die Wassermassen die in den Gletscherfluss Hvitá tosend herabstürzen? Über dem Wasserfall sehe ich nur Land. Schautafeln klären mich auf: Stromaufwärts versickert der Fluss teilweise im Lavafeld, fließt unterirdisch weiter und kommt schließlich vor unseren Augen – wie aus dem nichts – durch zwei Lavaschichten wieder hervor. Ein beeindruckendes Naturschauspiel. Langsam, verstehe ich, warum Island für seine Sagen und Mythen bekannt ist.
Ich könnte stundenlang auf der hölzernen Besucherplattform stehen bleiben und dem Spiel des Wassers folgen. Diesen Wasserfall könnt Ihr übrigens auch mit Kinderwagen oder Rollstuhl erreichen. Ein Stück weiter geht es zum benachbarten Wasserfall Barnafoss.
Gletscher Langjökull und seine Eishöhle
Langjökull ist mit ca. 953 Quadratkilometer der zweitgrößte Gletscher Islands. Die Eisdicke soll derzeit 580 Meter betragen. Geplant war eine Fahrt mit einem Spezialfahrzeug über den Gletscher Langjökull und ein Einstieg in die größte von Menschen gemachte Höhle Europas. Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Eine Mütze hätte uns bei den Orkanböen leider da auch nicht mehr geholfen. An unserem Besuchstag wurde die Fahrt abgesagt, bei diesen Winden durfte keiner aufs Eis. Solltet Ihr die gleiche oder eine ähnliche Route wie wir unternehmen, ist ein Besuch von Langjökull ein toller Ausflugstipp. Mehr zu Eishöhlen auf Island erfahrt Ihr hier.
Mitten im Nirgendwo: Die geothermischen Bäder von Krauma
Die Isländer wissen zu entspannen – das am liebsten überall! Island ist nicht nur das Land aus Eis und Feuer sondern es gibt auch viel Wasser. So lieben die Isländer bei dem rauen Klima gern ein kurzes Bad in ihren heißen Quellen. Dank der Kraft der Geothermie gibt es mehrere Hundert heiße Quellen. Funfact: Das komplette Warmwassersystem auf Island ist geothermalen Ursprungs. Kochend heiß steigt es aus dem Erdinneren auf und geht direkt in die Haushalte der Einwohner. Vor der Benutzung muss es allerdings nicht aufgewärmt sondern das Wasser heruntergekühlt werden, bevor man es genießen kann. Ist der Isländer unterwegs, so genehmigt er sich gern eine kurze Pause in einem der vielen Schwimmbäder. Ein Bad in der freien Natur ist beliebt. Eine der bekanntesten Naturbäder ist die Blaue Lagune. Die meisten natürlich heißen Quellen in Island haben Temperaturen zwischen 35 und 40 Grad Celsius.
Verträumt schaue ich auf die vorbei ziehende Landschaft und kann immer besser verstehen, warum sich um dieses Land viele Sagen ranken. Als wir anhalten, ist mir nicht bewusst, wo wir sind. Gefühlt mitten im Nirgendwo, Vulkanhügel um uns herum. Plötzlich steigt vor uns Nebel auf. Wir stehen vor den geothermischen Bädern von Krauma. Am Fuße des Hügels liegen die Deildartunguhver-Quellen, das sind die wasserreichsten heißen Quellen des Landes. 180 Liter heißes Wasser sprudeln pro Sekunde explosionsartig aus der Erde. 100° C ist das Erdwasser heiß und lässt Nebel aufsteigen, wenn der Wind ihn nicht mit der nächsten Böe ins Land verteilt. Mich fasziniert das Schauspiel. Farbenfroh verfärbte Steine bilden mit den Fontänen eine spektakuläre Harmonie.
Oben auf dem Hügel liegt die Therme mit verschiedenen angelegten Bädern in freier Natur. Abgekühlt wird das Quellwasser mit kühlem Eiswasser vom Gletscher, so dass die Bäder 37° und 39° C in verschiedene Becken für den Besucher anbieten. Leider ist für mich ein kurzes, heißes Bad mit meiner Erkrankung nicht drin, so schaue ich etwas wehmütig den Mitreisenden beim Planschen und Entspannen zu. Krauma wurde 2017 eröffnet und sehr modern in der Gestaltung. Ich setze mich mit Ausblick auf die Quellen in das sehr nette Restaurant. Gemeinsam essen wir vor der Weiterfahrt zu Mittag. Die frische Lachsplatte fand ich umwerfend lecker!
Das Landnahmezentrum in Borgarnes mit köstlichem Abendessen
Borgarnes liegt rund eine Stunde Autofahrt von Reykjavik entfernt. In dem beschaulichen Ort am Meer befindet sich das Settlement-Center oder auch das Landnahmezentrum von Island. Dieses Museum vermittelt anschaulich die Siedlungsgeschichte und Kulturschätze des Inselstaates. In einer Sonderausstellung begibt man sich auf die Reise der Sagen von Island. Zu beiden Ausstellungen gibt es Audioguides in deutscher Sprache.
Wenn Ihr dort seid, plant Zeit für einen Besuch im Restaurant des Landnahmezentrums ein. Wir kehren am späten Abend ein und genießen ein phantastisches Menü mit gegrilltem Lammfilet und „Iceland wild berry juice“ als Hauptmenü und als Vorspeise geräucherte Lachsforelle auf hausgebackenem Brot mit Honig geröstet und roter Bete angemacht. Hätte nicht gedacht, dass man in einem Museum so gut speisen kann.
Zu Besuch beim Natur-Künstler Páll Guðmundsson
Ich gebe zu: Als ich den Punkt „Besuch des Natur-Künstler Páll Guðmundsson“ auf unserem Reiseprogramm gelesen habe, dachte ich an einen eher langweiligen Ausflugspunkt. Aber wir wären nicht in Island, wenn auch dieser Part sich nicht als etwas Besonderes entpuppt. In Húsafell, nahe der Wasserfälle Hraunfossar und Barnafoss, lebt abgeschieden im Einklang mit der Natur Páll Guðmundsson. Er ist bei den Isländern berühmt, hat schon viele Statuen für Städte und Gemeinden im ganzen Land umgesetzt. Auch die ein oder andere Firma ist in die Gunst des Ausnahmekünstlers gekommen. Seine Kunst gibt es nur auf öffentlichen Plätzen. Privat kann man seine Objekte nicht kaufen, aber er lädt gern Besucher auf sein Land und in seine Häuser ein, die spezielle Kunst gemeinsam mit ihm zu erkunden.
Primär arbeitet der Künstler als Steinmetz. Meißelt aus heimischen Felsen Skulpturen, die sich während seiner Arbeit mit Gesichtern sich ihm offenbaren. Überall auf dem Anwesen finde ich Kunstwerke im primitiven Skulpturenstil. Je näher ich schaue, desto mehr Details entdecke ich und kann in den Strukturen Gesichter erkennen.
Die steinernen Gesichter reizten Páll Guðmundsson, seine Kunsttechniken weiter zu entwickeln. manchmal entdeckte der bei seinen Steinmetzarbeiten im Stein kein Gesicht, sondern ein Relief davon. Mit Ölfarben kreiert er Abdrücke, die eine eigenwillige Note haben und mich faszinieren. Noch spannender finde ich dazu die Bilder, die er aus Gletschereis fertigt. Dabei bemalt er das Eis und stellt mit einer Tupfentechnik Bilder her, die könnte ich so gut noch nicht mal mit einem Stift malen.
Damit aber nicht genug. Páll zückt seine aus Stein gebaute Flöte und spielt uns Beethoven vor. Dazu hängt Beethoven als Kunstwerk mit seiner ausgefallenen Drucktechnik an der Wand. Björk kommt öfter zu Besuch und gemeinsam musizieren sie gern. Ein wenig Björks Musik höre ich auch in seinen Liedern, die er uns vorspielt.
Nichts ist vor dem Naturkünstler sicher: Alle Naturmaterialien kommen bei ihm zum Einsatz. Selbst aus einer Birke schnitzt er eine Flöte. Während er darauf spielt und ich durch seine Kunsthalle wandle, dabei mein Blick auf die uns umgebende Landschaft fällt, macht sich in mir ein wohliges Gefühl breit, welches ich schlecht erklären kann. Der Moment passt einfach, alles ist im Einklang. Vielleicht hat die Insel doch eine besondere Magie?
Übernachtungstipp: Das Icelandair-Hotel Hamar
Icelandair fliegt nicht nur nach Island, die Airline betreibt auch Hotels. Im Westen Islands übernachten wir im Icelandair-Hotel Hamar und haben es damit prima angetroffen. Kurz bevor die Sonne untergeht erhaschen wir noch rechtzeitig einen Blick auf die vor uns liegende Bergkette. Stolz thront der Hafnarfjall als größter Berg empor. Das zwischen dem erkaltetem Vulkan und dem Hotel noch das Meer legt, sehen wir nicht. Knapp 900 Meter ist er hoch und im April liegt noch Schnee. Eine himmlische Ruhe umgibt mich und wäre der Wind nicht so stark, würde ich gern auf der Terrasse bei diesem Ausblick länger verweilen. Jedes Zimmer hat nämlich im Icelandair Hotel Hamar einen eigenen Outdoorbereich mit diesem wunderschönen Ausblick.
Die Zimmer sind modern eingerichtet. Barrierefreie Zimmer sind vorhanden. Als wir uns zur Nacht verabschieden, werden wir an der Rezeption gefragt, ob wir uns wecken lassen wollen, wenn Nordlichter zu sehen sind. Wie genial ist das denn? Hier gibt es Polarlichter (Aurora Borealis) zu sehen und das Hotel bietet dazu einen Weckservice an! So schnell habe ich mich noch nie auf eine Liste eingetragen. Aufgeregt richte ich das gesamte Fotoequipment – für die Nacht zum schnellen Einsatz bereit – aus. Leider habe ich tief und fest schlafen können. Eine dicke Wolkendecke hat leider diesen Traum von mir nicht ermöglicht. Das Erlebnis wartet somit auf meine nächste Islandreise – denn ich werde sicher für einen längeren Roadtrip nach dieser kurzen Stippvisite wiederkommen.
Übersichtskarte
Noch mehr Fotos
Ingo vom Blog Reise-Wahnsinn war mit mir in Island. Seine Reisegeschichten findet Ihr hier. Auch Maike von Flowers and Candies war für eine kurze Zeit auf Island und hat ein paar Impressionen mitgebracht.Noch mehr Lust auf Island? Dann schaut gern bei meinen anderen Blogartikeln vorbei:
https://www.vielweib.de/2019/04/mit-icelandair-nonstop-von-duesseldorf-nach-reykjavik-fliegen/
https://www.vielweib.de/2019/04/reykjavik-city-card-mit-der-freizeitkarte-die-noerdlichste-hauptstadt-der-welt-erleben/
Das ist ja der helle Wahnsinn – so tolle Bilder! Und vielen Dank für den Bericht. Sobald man wieder reisen darf, steht Island definitiv auch noch auf unserer Liste. Tipps wie deine sind da Gold wert – tausend Dank und liebe Grüße Jasmina
Danke für deinen Beitrag. In meinem Freundeskreis steht schon länger eine Island-Reise an, aber ein Teil möchte lieber in Reykjavik bleiben und von dort aus reisen und der andere möchte einmal die Insel umrunden. Wir konnten uns noch nicht einigen. LG
Wenn nicht so viel Zeit ist, würde sich die Region um Reykjavik wirklich anbieten – in diesem Umkreis gibt es schon eine Menge zu sehen und zu erleben. Man sollte die Weiten des Landes nicht unterschätzen…
Aber egal, welche Route Ihr wählt: Viel Spaß bei Eurem Urlaub!