Vor den Toren Kölns: Kleiner Bummel durch Alt-Kaster und Bedburg

Bedburg, Schloss Bedburg, Rhein-Erft-Kreis, Vielweib on Tour, Reiseblog

Als man mir den Tipp gegeben hat, ich sollte mal durch Bedburg bummeln, hätte ich mich fast ins Auto Richtung Kleve gesetzt. „Der Ortsteil Alt-Kaster“ ist so putzig!“, wurde mir vorgeschwärmt und ließ mich letztlich doch noch mal einen Blick auf Google Maps werfen. Es gibt also zwei Bedburgs am Niederrhein: Eines mit Namenszusatz Hau und ein Bedburg im Rhein-Erft-Kreis. So wenig kenne ich meine Heimat! Erschreckend, oder? Das muss sich ändern. Und nachdem ich ein neues Objektiv geshoppt hatte, die Sonne im Februar mir gnädig war, ging es schnurstracks zu einem kleinen Bummel zur „Perle an der Erft„, wie das historische Städtchen Alt-Kaster auch genannt wird.

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Buddha und ein Wachhund zur Begrüßung

Wer sich wie ich eingangs gefragt hat, wo genau jetzt dieses Bedburg liegt, findet hier eine Anfahrtsskizze. Das Bedburg mit dem Ortsteil Alt-Kaster liegt rund 30 Kilometer nordwestlich von Köln.
Fast hätte ich geglaubt, meine Augen schlagen mir ein Schnippchen, als ich kurz vor dem Ortseingang mitten im Kreisverkehr einen Buddha thronen sehe. Neugierig biege ich ab und stehe vor einer Wellness-Oase. Netter Werbegag, denke ich mir und der hat eindeutig bei mir sein Ziel erreicht. Wenn man schon mal hier ist, kann man sich auch schlau machen und ich hole mir Prospekte vom Montemare. Sauna und Wellness wie auf Bali heißt hier das Motto. Bei dem schönen Wetter und mit dem neuen Objektiv zieht es mich wieder in die Februarkälte nach draußen, aber auf jeden Fall ein guter Tipp, wenn mal wieder Wellness auf dem Programm stehen soll.

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Das Agathator von Alt-Kaster

Besucherautos parken vor den Stadttoren, lediglich Anwohner dürfen in den Ortskern mit ihrem PKW fahren. Vögel zwitschern während ich über das Kopfsteinpflaster das große Haupttor der Stadt ansteuere. Der Ort stammt aus dem 12. Jahrhundert und hatte früher die Aufgabe, den Erftübergang an der Straße Köln-Brabant zu sichern. Strategisch damals ein sehr wichtiger Platz und Aufgabe. Heute besticht Alt-Kaster durch seine Ruhe und Verträumtheit. Es ist absolut unaufregend und unspektakulär – und das genau macht den Charme des Örtchens aus. Der Wachhund am Anfang des Dorfs ist glaube ich unnötig, schön anzuschauen aber alle mal.

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Etwas Heimatgeschichte

Ist man drin, ist man auch schon fast wieder draußen. Wenige Straßen umfasst der historische Ortskern Alt-Kaster. Die Struktur des Ortes ist noch wie zu alten Zeiten. Die Häuser stammen fast alle aus der Zeit nach dem Stadtbrand von 1624.

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Ich nehme mir Zeit bei meinem Bummel. Versuche, nicht zu aufdringlich die Bewohner zu beobachten. Hobbyfotografen werden auch von den vielen Details verzückt sein. Es gibt schöne Türen, historische Hausbeschriftungen und durchaus neben den liebevoll restaurierten Häusern auch das ein oder andere Gemäuer, welches einer Renovierung bedarf. Versteckt und Winkelig finde ich immer wieder kleine Augenblicke, die ich versuche mit meiner Kamera einzufangen.

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Castrum ist lateinisch und bedeutet befestigter Ort oder auch Kastell. Im Mittelalter bezeichnete man mit Castrum eine Burg. Die Burgruine liegt vor den alten Stadtmauern idyllisch im Grünen unweit eines kleinen Sees.

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Burgruine vor Alt-Kaster

Und noch ein Tor…

Woher kommt die Faszination von Stadttoren? Kennt Ihr das auch? Sehe ich ein altes Stadttor läuft innerlich in mir ein Film ab, wie Ritter Heribert auf in den Kampf brach und seine geliebte Prinzessin Kunigunde trauernd in seiner Burg zurück ließ. Groschenromane sind nicht meins, dennoch ist schlagartig so ein Kopfkino vorhanden. Ich stelle mir vor, wie die Nachtwächter den Ort vor den Bösewichten verteidigt haben und studiere sehr gern genau die alten Holztüren und Schlösser.

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Erfttor

Alt-Kaster bietet eine Menge von unterschiedlichen Toren. Während das Agathator zweigeschossig aus Backstein errichtet wurde, ist dagegen das Erftor gegenüber des Dörfchens romanisch. Ein Eulenturm existiert sogar noch aus dem Jahr 1370.

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Beim letzten Tor setze ich mich in die Sonne und beobachte vom Park aus das Örtchen, genieße die Ruhe. Keine fünf Minuten später taucht der erste Spaziergänger auf, der ebenso verzückt vor dem Tor stehen bleibt. Ob er die gleichen Gedanken hat, wie ich? In Alt-Kaster kommen Torliebhaber voll auf Ihre Kosten. Lichtspiele verleihen durch die Sonne eine besondere Atmosphäre.

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Ab ins Grüne: Wander- und Spazierwege

Rund um den Kastersee und entlang der Erft gibt es verschiedene Spazier- und Wanderwege. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Ein Rundweg um den See beispielsweise mit zwei Kilometern oder einen Werwolf-Wanderweg von 10 Kilometern. Im Erftkreis gibt es viele Geschichten über Werwölfe. Viel Wald gab es in der Region und dunkel soll es gewesen sein. Durch das Moor verunglückten damals viele Menschen in der Natur und waren leichte Beute für Wölfe. Viele Geschichten und Sagen wurden über Jahrhunderte hinweg überliefert. Der Werwolf-Wanderweg nimmt Euch mit zu Schauplätzen aus dem Leben von Peter Stubbe, der am 31.10.1579 als Werwolf hingerichtet wurde. Wer Lust auf eine schaurig-schöne Naturwanderung hat, folgt dem gekennzeichnetem Werwolf-Bild. Alle Stationen sind zudem mit Schautafeln und Informationen ausgestattet.

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Hinweise zu Spazier- und Wanderwegen hinter dem Erfttor

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Märkte und Veranstaltungen

So leer und verträumt wie heute, wird es zum Nikolausmarkt nicht in Alt-Kaster sein, dafür erlebt man am ersten Adventssonntag hier einen außergewöhnlichen Weihnachtsmarkt: Zu Gast bei Freunden! Ähnlich wie der Wein-Nachts-Markt an der Mosel finden in diesem Ortsteil von Bedburg diese Veranstaltung drinnen statt. Dafür öffnen die Bewohner des Ortes Ihre Wohnzimmer! Wenn das mal nicht einzigartig ist.
Immer am ersten Juli-Wochenende gibt es ein Sommerfest mit Kulinarik und Kunsthandwerk. Der Ricarda-Markt bietet mit über 100 Ausstellern Altes, Neues und Ungewöhnliches.

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Schloss Bedburg

Von Alt-Kaster nach Bedburg ist es nur ein kurzer Weg. Wer mag kann entlang der Erft rund 2,5 km spazieren. Ich fahre und parke Dudu auf dem großem kostenfreien Parkplatz vor dem Schloss. Noch verträumt von Alt-Kaster, herrscht für mich in Bedburg geschäftige Betriebsamkeit. Das Wasserschloss wurde über die Jahrhunderte immer wieder umgebaut und ergänzt. Vor ein paar Jahren wurden aufgrund von Baufälligkeit auch einzelne Segmente abgerissen. Teilweise sind noch heute die verschiedenen Bauphasen zu erkennen.

Bedburg, Schloss Bedburg, Rhein-Erft-Kreis, Vielweib on Tour, Reiseblog

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Leider kann man Schloss Bedburg nicht besichtigen. Für Feierlichkeiten stehen im Schloss Räumlichkeiten zur Verfügung und man kann sich hier sein Ja-Wort geben. Da ich allerdings heute spontan keinen Mann fand, der mich heiraten wollte, durfte ich nur durch die Grünanlagen flanieren und das Schloss von außen bewundern.

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Auf der Suche nach dem schönsten Fotomotiv des alten Gemäuers spüre ich deutlich das Sumpfgebiet der Region. Elfengleich tapere ich über die Wiese, sinke immer wieder ein. Dabei entdecke ich Steinbehälter, wo ich nicht wirklich weiß, ob es Kuhtränken oder Sarkophage sind. Das Rätsel konnte ich nicht lösen. Aber fasziniert haben mich die gefrorenen Blätter mit der Spiegelung der Burg allemal.

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Cafétipp zum Aufwärmen und Schlemmen

Im Schlosskeller befindet sich ein Restaurant, welches zu meinem Besuch noch geschlossen hatte. Nach meiner kleinen Fototour war ich inzwischen durchgefroren. In der Nähe des Schlosses am Marktplatz finde ich ein schnuckeliges Café. Den letzten freien Platz ergattere ich im Walmarie. Das Durchschnittsalter senke ich zwar erheblich bei meinem Besuch, allerdings ist das Ambiente eher modern und trendy. Mit dem leckeren Cappuchino in der Hand wärmen meine Finger so langsam wieder auf. Der selbst gebackene Kuchen mit Nüssen, Pfirsichen und kleinen Schokoraspeln war umwerfend gut!

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Drumherum – …und was man sonst noch entdecken kann

Braunkohletageabbau
Wer genau auf meinen Fotos geschaut hat, entdeckt an dem kristallblauem Himmel ein paar Wölkchen. Die hat Petrus heute nicht geschickt, die sind immer da. Kaster grenzt im Norden an den Tagebau Garzweiler und von weitem sieht man den Rauch der Kühltürme. Schon über 50 Jahre graben sich Schaufelradbagger durch die Bedburger Erde. Das braune Gold ist heiß begehrt und der Braunkohletageabbau ungebrochen. Über 7000 Menschen wurden bisher umgesiedelt und auch heute noch betrachte ich die riesigen Erdlöcher mit gemischten Gefühlen. Es fasziniert und erschreckt mich zu gleich. Wenn Ihr noch keine Besichtigung in einem Braunkohletageabbau erlebt habt, solltet Ihr das nachholen. Im nahe gelegenem Schloss Pfaffendorf hat RWE ein Informationszentrum angelegt. Es gibt öffentliche Führungen. Ich selbst war vor fünf Jahren im Indischen Ozean. Faszinierend mal das Ganze aus der Nähe zu betrachten und neben einem Schaufelbagger zu stehen und das Ausmaß zu begreifen. Allein in eine Schaufel passt ein ganzer Kleinwagen wie der Smart.

Automobilmuseum Rosengart
In einem landwirtschaftlichem Gehöft liegt ein Automobilmuseum. Von März bis November kann man an Wochenenden und Feiertagen das Werk des französischen Autobauers Lucien Rosengart (1881-1976) bewundern.
(Adresse: Lucien-Rosengart-Weg 1 in Bedburg-Rath)

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7 Kommentare

  1. An den Schildern auf der Autobahn bin ich als Pendler jahrelang vorbei gekommen. Oft habe ich gedacht, da mal ein einem Sonntag hinzufahren, habe es aber nie in die Tat umgesetzt. Ziemlich doof von mir, wie ich nach dem Studieren Deines Posts erfahre.

    Das muss ich diesen Sommer unbedingt ändern. Vielen Dank für den Tipp. Und auch Danke an die Tipps der Kommentatoren.

    Viele Grüße, Heike

  2. Eine schöne Serie meiner Heimat. Wie man sieht hat Bedburg mit seinen unterschiedlichen Ortsteilen einiges zu bieten. Die Gegend ist geprägt durch die Tagebaue und die umliegenden Kraftwerke.

    Einige weitere Bilder dieser Gegend kann man auf meiner Fotoseite finden
    http://henbe-foto.jimdo.com.

  3. Eine nette kleine Ergänzung (ich wohne hier):
    da das ganze Gebiet seit Jahrzehnten von der Braunkohle geprägt wird, bietet sich natürlich auch die Gelegenheit, dieses zu nutzen: im Nachbarort „Elsdorf“ kann man von einem Aussichtspunkt einen beeindruckenden Blick in den Tagebau werfen. Dazu lädt die stillgelegte Bandstraße (heute als asphaltierter Rad-, Inliner- und Wanderweg „TerraNova“) zu Spaziergängen ein. Am Eventforum TerraNova kann man dann u.a. Fußball-Golf spielen oder einfach nur einen Kaffee trinken. Infos:
    http://www.eventforum-terranova.de http://www.bergheim.de/_terra-nova.aspx

  4. Schöne Fotos und tolle Eindrücke von zwei Orten, von denen ich noch nie zuvor gehört habe! Dass man immer so viel im Ausland kennt, aber die eigene Heimat nur unzureichend… ;-)
    Danke für die schönen Impressionen und Infos!

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