Mit der ältesten Seilbahn der Welt geht es auf den Predigtstuhl mit spektakulärem Ausblick und wunderbarem Retro-Feeling: Ein Ausflug auf den Berg und Reise in die Vergangenheit.
Wege zum Berg
Schon von der Talstation sieht die Predigtstuhlbahn imposant aus. Schnurgerade bahnt sie sich steil den Weg hoch auf 1500 Meter des Berges. 1613 Meter Höhe hat der Predigtstuhl, einer der „Hausberge“ von Bad Reichenhall und gehört zum Lattengebirge der Berchtesgadener Alpen. Der Predigtstuhl kann auf verschiedenste Wanderwege erklommen werden. Ich habe mich bei meinem Ausflug für die Bergbahn entschieden: Die Grande Madame der Alpen!
Auffi gehts
Als Grande Madame wird die Predigtstuhlbahn bezeichnet – und diesen Namen hat sie verdient. Sie ist die älteste noch im Originalzustand fahrende Seilbahn der Welt. Halbstündlich fährt sie von der Talstation ab. Da bei meinem Besuchstag eine Geburtstagsparty auf dem Berg gefeiert wird, komme ich zusätzlich noch in den Genuss, viele Gäste im Dirndl und zünftiger Tracht zu bewundern. Ich löse mein Ticket und steige die Holztreppe zur Gondel hoch. Es schwankt ein wenig. Etwas angespannt fällt mein Blick zu den dicken Drahtseilen. Seit 1928 schwebt die Bahn ganzjährig den Predigtstuhl auf und ab. Ich bin zuversichtlich, dass sie auch mich sicher nach oben trägt ;-)
Die Nostalgiefahrt beginnt: Die Türe der alten 12-eckigen Kabine wird geschlossen und ein Gong kündigt die Abfahrt an. Auch heute noch wird die Predigtstuhlbahn von nur einem Maschinisten in der Bergstation gesteuert. Ein „Schaffner“ fährt in der Gondel mit. Der „gläserne Pavillon“ setzt sich in Bewegung und bietet atemberaubende Ausblicke. Zehn Minuten gleite ich ca 2500 Meter nach oben. Lediglich an den Pfosten ruckelt es leicht. Das Retro-Feeling ist perfekt. Ich kann die goldenen Zwanziger förmlich spüren.
Bergstation mit Minimuseum
Oben angekommen genieße ich die frische, etwas kühlere Bergluft. Auch hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Über Holzdielen gelange ich zum alten Kassenhaus. Es sieht so aus, als ob der Bergwart nur mal eben sein Häuschen verlassen hätte. An der Wand des Kassenhauses hängen silberne Schildchen mit aufgestanzten Uhrzeiten. Früher löste man hier seine Talfahrt mit fixer Uhrzeit. Heute kann man jederzeit wieder ins Tal zurück, wenn man mag. Ich möchte aber erst einmal hier bleiben und gehe zum Nebenraum, in dem sich die Seilbahngeschichte in einem Minimuseum präsentiert. An den Wänden hängen Fotos und geben Einblicke in vergangene Zeiten. Obwohl… vergangene Zeiten? Ich fühle mich, als ob ich in die Vergangenheit gereist wäre und diese Zeit mein hier und jetzt ist – herrlich!
Himmel mit Aussicht
„Einzigartig und überwältigend!“, denke ich mir, als ich die Panoramaterrasse des Bergrestaurants betrete. Das Bergrestaurant befindet sich gleich direkt bei der Bergstation der Seilbahn. Seit März 2014 ist das Bergrestaurant wieder geöffnet. Mit Liebe zum Detail wurde alles wie in alten Zeiten hergerichtet. Nach Nostalgiekonzept wurde alles aufrecht erhalten. Das Hotel ist leider noch nicht renoviert. Ende 2016 soll dies fertig sein, wie ich erfahre. Sicherlich ein Traum, hier oben übernachten zu können.
Hier werden Kindheitserinnerungen für mich wach. Haben meine Eltern „vor meiner Zeit“ in Bad Reichenhall gewohnt, war ich als Kind schon mal im Urlaub hier oben. Die Erinnerungen waren verblasst. Jetzt, wo ich die rot-karierten Tischdecken sehe, wird ein Ausflug von damals wieder lebendig. Ich nehme Platz und genieße einen Cappuccino. Der Ausblick der Terrasse ist wie aus einem Flugzeug. Leider habe ich heute ein paar Wolken und etwas diesige Sicht. Ist die Luft klar und scheint die Sonne, sieht man bis zum Wilden Kaiser und gar den Großglockner.Da ich gerade erst gefrühstückt habe, bleibe ich bei meinem Kaffee. Um mich herum füllt sich allerdings die Terrasse und reichlich Mittagessen wird bestellt. Gut bürgerliche, bayrische Küche mit Pfiff ist hier auf 1600 zu haben. Mein Nachbartisch schwärmt über die Köstlichkeiten. Aus dem Nachbarraum ertönt Akkordeonmusik der Geburtstagsfeier. Es ist, als hätten sie extra für mich gespielt ;-)
Spaziergänge und Wanderungen auf dem Predigtstuhl
Die Bergstation ist idealer Ausgangspunkt für Wanderungen oder Spaziergänge mit festem Schuhwerk. Umliegend gibt es mit nur wenig Höhenmetern einen Gipfelrundweg. Von der Aussichtskanzel, in der Nähe der Bergstation, hat man einen traumhaften Blick auf die Alpen, ins Tal hinunter zur Saalach und sogar bis nach Salzburg. Das Gipfelkreuz des Predigtstuhls ist ebenfalls nicht weit. Von hier aus kann man zum Karkopf (ca 2h) oder zum Dreiesselberg (ca 3h) wandern. Auf der Internetseite der Predigtstuhlbahn finden sich eine Übersichtskarte und Beschreibungen für Wanderungen – auch für geübte Bergwanderer. Ein ausführliches Buch für Wanderungen zum und um den Predigtstuhl gibt es bei der Bergstation der Predigtstuhlbahn. Wer nur mal eben etwas auf dem Gipfel spazieren möchte, kann sich auch Wanderstöcke bei der Bergstation kostenfrei ausleihen.
Nicht das richtige Wetter für einen Predigtstuhl-Besuch?
Schlechtes Wetter im Tal? Das muss nicht auch auf dem Predigtstuhl so sein. Oft scheint oben die Sonne, während die Wolken im Tal hängen bleiben. Eine pfiffige Idee hat man sich einfallen lassen: Scheint oben die Sonne, werden Hotels und Gasthöfe in Bad Reichenhall informiert. Sie stellen dann ein Fähnchen und Flaggen auf und informieren so über den Sonnenschein auf den Berg. Wie das aktuelle Wetter auf dem Predigtstuhl ist, kann man mit einem virtueller Blick mit der Webcam Predigtstuhl schnell nachschauen.
Berg-Erlebnisse auf dem Predigtstuhl
Zu einem „normalen“ Bergbesuch gibt es eine Menge Rahmenprogramm. Das Bergrestaurant bietet neben Seminaren und Tagungen auch weitere Erlebnisse: Unter dem Veranstaltungskalender werden aktuelle Aktionen aufgeführt. Von Lesungen, Konzerten bis zur Bergpredigt reicht das Angebot. Man kann geführte Wanderungen – ob kurz oder lang – buchen, GPS-Touren und vieles mehr unternehmen.
Tipp für den Winter: Übernachten im Igludorf auf dem Predigtstuhl. Von Dezember bis April und je nach Schneelage kann man einmalig hier oben übernachten. Das möchte ich mal erleben!
Informationen in Kürze
- Adresse der Talstation: Südtiroler Platz 1, Bad Reichenhall
- Parken ist für Predigtstuhl-Bahnfahrer kostenlos
- 20 € kostet mit Kurkarte eine Berg- und Talfahrt mit der Predigtstuhlbahn. Es gibt auch Familienkarten und weitere reduzierte Preise (Ticketübersicht im Detail).
- Übersichtskarte für Wanderung und Spazierwege
- Virtueller Blick von oben: Webcam Predigtstuhl
Offenlegung: Die Berchtesgadener Land Tourismus GmbH und die Predigtstuhlbahn haben mich zu einer Fahrt auf den Predigtstuhl eingeladen. Lieben Dank dafür. Meine Meinung bleibt die eigene.
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