Jeder Landstrich birgt spezielle, kulinarische Schätze. Auf Reisen macht es mir Spaß, genau diese regionalen Juwelen zu entdecken und zu erleben. Zwischen Tradition und neuen Ideen habe ich auf meiner letzten Wochenendreise ins Münsterland vier Spots aufgetan, die mir gut gefallen haben:
Südlohn: Einmal im Schokoladenhimmel eintauchen
Zeit für Schokolade, steht am Parkplatz des Turmhauses in Südlohn in großen Lettern geschrieben. Wenn Ihr mich fragt, ist immer Zeit für Schokolade. Beim Betreten des Cafés spürt man die Kalorien beim Ansehen. Aber diesen Schokoladenhimmel im Münsterland muss man einfach erlebt haben. Drei Jahre gibt es das Turmhaus in Südlohn und es erfreut sich großer Beliebtheit. Die sonntägliche Frühstückszeit neigt sich dem Ende entgegen und überall wird auf gemütlichen Sitzmöbeln geplauscht, geschlemmt und Kaffeegetrunken. Ich angle mir den letzten freien Platz und bestelle mir auf einem überdimensionalen, sehr bequemen Sofa sitzend erst einmal einen Cappucchino. Verdient nach einem schönen Rundgang durch das Glockemmuseum genieße ich den Kaffee, der mit ausgesuchten Pralinen serviert wird.
Ich rieche die frischen Pralinen und Köstlichkeiten aus handgeschöpfter Schokolade. Das schmeckt eindeutig nach mehr. Ohne über die Sünde nachzudenken, suche ich mir an der so köstlich aussehenden Theke eine „kleine“ Auswahl.
Hinter der Pralinentheke liegt hinter Glas eine Showküche. Sonntags lässt sich natürlich kein Meister des Schokoladenhandwerks hier sehen. In der offenen Showmanufaktur werden auch Pralinenkurse angeboten – das richtige wie Naschkatzen für mich.
In der Speisekarte entdecke ich ein Frenchpressangebot. Das muss ich zu der Pralinenauswahl probieren. Ich wähle mit Hilfe der freundlichen Bedienung die Java Sorte aus. Kurz darauf bekomme ich eine kleine Kaffeekanne serviert, die mich beim schon jetzt verströmenden Aroma verzückt. Kennt Ihr das von früher, wenn Mama zum Sonntagsfrühstück den Kaffee aufgebrüht hat und das ganze Haus danach angenehm roch? So ähnlich duftet es mit der Frenchpress im Turmhaus und weckt Kindheitserinnerungen in mir. Fast kochendes Wasser wurde auf den etwas gröberen Kaffee in der Stempelkanne gegossen. 6 Minuten muss ich noch warten, bis der Kaffee gut durchgezogen ist und ich das Sieb in der Kanne nach unten drücken kann. In Kombination mit den schokoladigen Köstlichkeiten ist der Kaffee aus der Frenchpress ein absolutes kulinarisches Highlight. Ein Fest für die Sinne! Leider wird viel zu selten diese Kaffeezubereitung in Cafés und Bistros viel zu selten angeboten.
Nottuln: Westfälischer Knochenschinken mit Tradition
Nach so viel süß passt wunderbar ein herzhafter Genuss. Für meinen nächsten Tipp geht es nicht in die Gastronomie sondern zum Shopping. Vor den Toren Nottulns befindet sich in einem kleinen Industriegebiet ein besonderer Gaumenschmaus. Bei Waltering gibt es köstlichen westfälischen Knochenschinken und das in der Herstellung in dritter Generation. Das Münsterland ist berühmt für seine deftigen Spezialitäten. Der Westfälische Knochenschinken ist eine davon.
Wo der Unterschied zwischen westfälischem Knochenschinken und normalen Schinken liegt? Ich wusste es vor meinem Besuch nicht und durfte ausnahmsweise einen Blick hinter die Kulissen werfen. Mit Fleischermeister Bernhard Waltering darf ich in die heiligen Hallen. Es ist kalt und riecht nach Salz. Für Knochenschinken wird ausschließlich über Generationen unbelastetes und schonend geschlachtetes Schweinefleisch verwendet. Bernhard erklärt mir den Vorgang des Ausbeinens und zeigt mir die Salzmischung, die für das Pökeln des Fleisches verwendet wird. Die Pökelbehälter bleiben einige Wochen liegen. Überhaupt braucht der Westfälische Knochenschinken viel Zeit und Geduld.
Bei Waltering wird der Schinken ausschließlich mit Trockenpökelung hergestellt. Keine Chemikalien werden zur Reifebeschleunigung verwendet. Im Münsterland nimmt man sich Zeit und das ganze 12 Monate. Erst dann ist der Westfälische Schinken ausgereift, erfahre ich vom Metzgerprofi. Zeit und ausreichend westfälische Luft braucht der Schinken. Manche Schinken werden danach im Buchenholzrauch verfeinert. Als der Metzger das Messer wetzt, weiß ich warum es Schutzbekleidung gibt. So ein scharfes Messer sollte ich in meiner Küche besser nicht verwenden. Beim Anschneiden des Schinkens macht sich der nussige, mildwürzige Geruch bemerkbar. Vor den Schinkenhallen gibt es einen Laden mit Direktverkauf. Reisetauglich gibt es Scheiben des leckeren Schinkens auch eingeschweißt. Darüber hinaus ein paar Scheiben zum Direktverzehr zu kaufen, kann ich mir nicht nehmen lassen, sowie dazu ein paar Scheiben Pumpernickel. Wäre das Wetter besser, hätte ich mit frisch erworbenen Sachen gern ein Picknick in der schönen Landschaft des Münsterlandes eingelegt.
Klute: Brauhaustradition und Münsterland im Konzentrat
Mitten auf dem Land in Havixbeck steht eine alte Scheune. Fast wäre ich als Caféliebhaberin schon zum benachbarten Blumencafé vom Parkplatz abgebogen, aber der Tradition auf der Spur, lockt mich das alte Brauhaus. Was wäre guter Schinken ohne ein zünftiges Bier? Von der Eingangstür der Brauerei Klute erblicke ich die große, alte Brauereianlage. Die Kessel glitzern kupfernd. Ein alter Fliesenspiegel springt mir ins Auge. So alt wie die Anlage ist das Brauhaus allerdings nicht. Die alte Brauanlage stammt aus dem Jahr 1352 aus der ehemaligen Karmeliterbrauerei in Bad Neustadt an der Saale. Aus der fünftältesten Brauerei Deutschlands wurde das gute Stück importiert und liebevoll in der Westfalen-Brauerei wieder aufgebaut.
Tradition pflegen und mit moderner Lebensart harmonisch verbinden, ist das Motto der Familie Klute und das ist mit diesem Meisterstück wahrlich gelungen. Wöchentlich kommt ein Braumeister aus dem Sauerland und braut in Havixbeck den Exportschlager Westfalenbier, sowie Klutes Landbier. Letzteres schmeckt leicht süßlich und malzig – mein Favorit. Die Brauerei ist offen gestaltet. Mit Blick auf die alten Fliesen und kupfernen Wänden der Sudpfanne genießt man rustikale, gute Küche mit einem Hauch mediterranem Flair. Im Kluteshop gibt es Münsterland gleich zum Einkaufen und Mitnehmen
Während draußen der Wind ums Haus fegt, probiere ich eine Kartoffelsuppe – westfälisch lecker mit einer Spur außergewöhnlicher Gewürze – sehr zu empfehlen. Der Reiseführer Müßiggang durchs Münsterland (Amazonpartnerlink) beschreibt Klutes Brauerei als Konzentrat des Münsterlandes. Damit haben es die Autoren auf den Punkt gebracht.
Käffchen mit Schlossambiente
Keine Münsterlandtour ohne Schlossbesuch. Bei über 100 Burgen und Schlössern im Münsterland werden Träume wahr. Wer mag, findet vier Routen, an denen man sich von einem historischem Gebäude zum nächsten bewegt. Man kann die Strecken erradeln oder mit einer schönen Cabriotour verbinden. Bei der Menge an Schlössern fällt die Auswahl nicht leicht. Das Westfälische Schloss Nordkirchen mit seinem traumhaften Park hatte ich vor Jahren im Herbst erkundet. Burg Vischering ist bemerkenswert und ein kleiner Spaziergang lohnt ebenfalls. Auf dem Anwesen der Burg Droste-Hülshoff war ich vor Jahren zum Geocachen, aber auf dem Weg zum Hotel lag jetzt das einstige Zuhause der bekannten Dichterin quasi auf dem Weg. (Erwartet nicht zu viel von obigen, alten Blogberichten. Das waren noch meine Bloggeranfangszeiten).
Noch nicht selbst erlebt, aber sicher ein kulinarisches Ereignis mit besonderem Flair: Das Hülshoff-Picknick oder einen Afternoon-Tee. Beides klingt interessant, lecker und der Park ist weiträumig und sehr schön angelegt. Auch bei meinem erneuten Besuch war ich begeistert.
Schloss Raesfeld
Das Areal von Schloss Raesfeld bietet eine Menge: Natur, Tiergehege, Shoppingmall, Cafés, Restaurants, historische Gemäuer, eine alte Mühle und mehr. Heute ist die Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert Fortbildungsstätte für das Handwerk. Als ich anreise ist das Wetter trüb, nass und kalt. Dennoch sind viele Menschen auf dem ganzen Areal unterwegs. Geht man Richtung Mühle oder umliegenden Park der Oberburg spazieren und verlässt die Shoppingzeile, verläuft es sich schnell. Der Kaffee und Kuchen ist aus meiner Sicht nicht spektakulär, aber das Ambiente hat was.
Offenlegung: Meine Reise ins Münsterland wurde unterstützt von Tourismus NRW e.V. im Rahmen des Projektes Tanjas bunte Tüte und Dülmen Marketing e.V. Lieben Dank dafür. Meine Meinung bleibt wie immer die eigene.
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