Kulinarischer Genuss in Zandvoorts Natur

Wer glaubt, Zandvoort besteht nur aus Strand, Hotels und Beachclubs, der irrt gewaltig. Der Küstenort in Nordholland bietet viel mehr. Was kaum einer weiß: Zandvoort ist umrahmt von zwei Naturgebieten, den Amsterdamer Waterleidingdünen und dem Nationalpark Kennemerland. An diesen fantastischen Orten lerne ich faszinierende Menschen und ausgefallene kulinarische Besonderheiten aus Zandvoort kennen. Kommt mit mir auf eine Entdeckungsreise „Wie schmeckt Zandvoort?“!

Zandvoort ist umrahmt von den zwei schönen Naturschutzgebieten, gleich in der Nähe vom Meer und Dünnen.

Kräuterparadies Amsterdamse Waterleidingsduinen

Am Ortsrand und in der Nähe des Meeres parke ich mein Rad vor dem Naturschutzgebiet Amsterdamer Wasserleitungsdünen. Das Areal wurde 1853 für die Trinkwasserversorgung von Amsterdam eingerichtet. Heute erstreckt sich das Dünengebiet der Amsterdamse Waterleidingsduinen, wie das Naturschutzgebiet auf Niederländisch heißt, zwischen Zandvoort und Noordwijk, ist etwa 8 Kilometer lang, 4,5 km breit und bietet 30 Kilometer Wanderwege. Es ist nicht erlaubt, durch das Naturschutzgebiet zu radeln, dafür aber darf man nach Belieben die Wege verlassen und querfeldein durch die Natur streunen. Hier lebt die größte Damhirschpopulation der Niederlande und man kann die Tiere das ganze Jahr über aus nächster Nähe beobachten. Im Herbst sollen hier die Hirsche laut um die Wette röhren und in der Brunftzeit soll es hoch her gehen. Jetzt im frühen Sommer sehe ich Hirschkitze und junge Rehe überall und genieße die beschauliche Natur. Wer sich für Pilze interessiert ist in Zandvoorts Dünen am Meer ebenfalls richtig, denn in den Amsterdamer Wasserleitungsdünen befindet sich mit über 1.000 verschiedenen Pilzarten die größte Pilzsammlung der Niederlande. Besonders spannend finde ich, dass hier zudem Pflanzengattungen sich angesiedelt haben, die sonst fast nirgendwo in den Niederlanden vorkommen. Das ist auch der Grund, warum Kristel und Corina mich zu diesem Ort in ihrer Heimat eingeladen haben. Die beiden lieben Kräuter und bieten dazu fantastische Erlebnisse und Produkte an.

Am Ortsrand von Zandvoort liegt das Naturschutzgebiet „Amsterdamer Wasserleitungsdünen“, welches querfeldein zu Fuß erkundet werden darf.

Auch in dem Stück Natur ganz in der Nähe von Zandvoort spürt und riecht man das Meer überall.

Die Kräuterfeen von Zandvoort

Corina Busmann ist Kräuterexpertin und hat sich mit ihrem kleinen Unternehmen Groenvitaal ihren Lebenstraum erfüllt. Kristel Federmann lebte viele Jahre in Barcelona und Amsterdam bevor sie nach Zandvoort zog und liebevoll in ihrem Blog Liefs Uit Zandvoort über ihre neue Heimat schreibt. Die Liebe und Leidenschaft zur Natur und zu Kräutern brachte die beiden mit verschiedenen Projekten zusammen. Gespannt lausche ich ihrer Geschichte während wir durch die Dünen des Naturschutzgebietes laufen. Plötzlich hält Corina inne, holt aus ihrem Rucksack ein Glas und zupft an einem Baum vor uns ein paar Nadeln ab. Bevor diese in ihr Glas mit heißem Wasser getaucht werden, reicht sie mir ein paar Tannennadeln zum Schnuppern. Der Duft ist unbeschreiblich aromatisch, duftet zeitlich nach Meer und Wald. „Das kann man essen oder trinken?“, frage ich die beiden Frauen staunend. Beide antworten mir mit einem lächelnden Nicken.

Kristel und Corina – die beiden sind die Kräuterexpertinnen von Zandvoort!

Wildkräuter, Beeren, Wurzeln und mehr pflücken wir in einem Workshop mit fachkundiger Anleitung und im Einklang mit der Natur.

In den Dünen rund um Zandvoort wachsen viele Kräuter und Pflanzen, die sehr gesund sind. Dieses „Superfood“ ist in ihren Kräutertees enthalten. Sie haben einen herrlich milden Geschmack und tragen dazu noch zur Stärkung des Immunsystems bei, wie ich von den beiden Expertinnen erfahre. Corina hat als Kräuterkennerin mit umfangreichen Wissen die Kräuter in und um Zandvoort studiert und einen köstlichen Dünentee entwickelt. Wir sammeln zusammen Hagebutte, Weißdornbeere, Brombeere und Brennnessel und ergänzen unsere Funde mit Ringelblume aus ihrem Kräutergarten.

Tee aus Superfood aus den Dünen

Überall sind Rehe und Kitze zu sehen. Wir beobachten von unserer Bank im Schatten der Bäume die Tiere auf unserer Kräuter-Exkursion.

Wir machen an einer Parkbank abseits der Wege Rast. Ruhen uns im Schatten der Bäume aus, können nah vor uns Rehe beobachten. Corina bietet mit Kristel fantastische Pflück- und Sammelerlebnisse als Workshop an. Die Kräuterexpertin packt ihren Rucksack aus und reicht mir Löffel und Gläser. Jetzt darf ich mir selbst meinen eigenen Tee erstellen. Ein besonderes Gefühl, wenn man zuvor seine eigenen Kräuter gesammelt hat und anschließend zu seinem individuellen Tee zusammenstellt. Teatime mit Corina und Kristel heißt Tee aus und in der Natur genießen, also unter fachkundiger Hilfe mit Spaß suchen, ernten und trinken. Dabei landen Blüten, Blumen, Blätter, Wurzeln, Samen und Beeren in mein Glas – wie unbeschreiblich das duftet!

Mix it! Mache Deinen eigenen Kräutertee aus gesammelten Früchten, Wurzeln, Blüten und Blättern – fantastisch!

Corina sammelt aus und mit Leidenschaft gesunde Kräuter aus Zandvoorts Natur.

Was soll ich zuerst für meinen Tee wählen und mixen?

Währenddessen berietet die Kräuterexpertin Corina uns einen besondere Dünen-Tee frisch zu.

Der erste Schluck unseres Tees ist nicht nur gesund sondern schmeckt auch vorzüglich. Dazu reicht Kristel uns kleine Häppchen mit selbst erstellter Kräuter-Dünen-Pesto. Ein kleines kulinarisches Glück in der Natur: Unscheinbar, einfach und gerade dadurch wunderbar und intensiv! Die beiden bieten neben Tee- und Wildkräuter-Pflück-Seminaren in der Natur auch Workshops mit Kochkursen an. Dabei ist die Natur die Bühne und Spaß garantiert. Mir geht die Zeit mit den beiden Frauen viel zu schnell vorbei. Solltet Ihr nach Zandvoort kommen, bucht Euch rechtzeitig einen Kurs. Es werden verschiedene Workshops den Jahreszeiten entsprechend angeboten. Die Erlebnisse sind beliebt und schnell ausgebucht. Darüber hinaus könnt Ihr bei Corinna Tees und alles rund um das Kräuterpflücken in ihrem Onlineshop bestellen. Die Wildkräutermischungen lassen auch zu Hause die Sehnsucht nach der holländischen Küste erwachen. Übrigens kann man auch mit Corinna lernen, wie man seinen eigenen Tee-Pflück-Garten zu Hause anlegen kann.

Das Kräutersammeln im eigenen Körbchen macht viel Spaß.

Der Genuss des natürlichen Tees in der Natur schmeckt doppelt gut…

Genuss pur! …findet auch Corina ;-)

Kristel bereitet uns ausgefallene Häppchen zu.

Auch Kräuter-Pesto aus den Dünen von Zandvoort schmeckt verführerisch!

Nationalpark Zuid-Kennemerland

Ich gebe zu, dass ich vor meinem ersten Besuch in Zandvoort neben traumhaften Stränden durchaus viele Hotels erwartet hatte, aber auf gar keinen Fall so viel wunderschöne Natur, die Zandvoort einrahmt. Bei der Ankunft parke ich mein Auto und benutze es vor Ort nicht einen Meter. Alles erreiche ich bequem und bestens mit meinem Leihfahrrad. Die Wege sind kurz, führen fast immer am Meer vorbei und sind für mich Genuss und Balsam für die Seele. Mein nächstes Treffen führt mich in den südlichsten Teil des Nationalpark Zuid-Kennemerland. Das Naturschutzgebiet ist eine Oase der Ruhe und erstreckt sich von Zandvoort bis IJmuiden. Am Ortsrand hinter dem Circuit Park Zandvoort liegen zwischen Stadt und Strand feuchte Dünentäler, bewaldete Dünenkuppen, kleine Dünenseen und Wanderdünen. Im Areal könnt Ihr eine Herde Wisente in freier Wildbahn bewundern. Das ist in sofern ein außergewöhnliches Erlebnis, weil Wisente zu den ältesten Einwohnern Europas gehören und es die größten lebenden Landsäugetiere unseres Kontinents sind! Diese Ur-Rinder kann man von vielen Stellen im Park beim Baden, Grasen und Trinken beobachten. Als ich mich dem Park nähere, stoße ich bei einer Wanderdüne auf die großen Tiere. Ganz genau kann ich nicht ausmachen, wer hier wen beobachtet, stehen wir beide still und mit Abstand, betrachten uns gegenseitig ausgiebig. Letztlich muss ich mich von der beeindruckenden Begegnung los reißen. Am südlichsten Ende des Parks treffe ich auf Bram, der mir einen besonderen kulinarischen Genuss zeigen wird, der in Zandvoort seit Jahrhunderten Tradition hat.

Der Nationalpark Zuid-Kennemerland erstreckt sich von Zandvoort bis IJmuiden.

Im Nationalpark Zuid-Kennemerland sind die ältesten Einwohnern Europas und die größten lebenden Landsäugetiere unseres Kontinents beheimatet: Die Ur-Rinder Wisente!

Wer sich auf die Spuren der Zandvoorter Kartoffelhistorie begeben möchte, kann dies am besten zu Fuß oder über per Rad auf dem Duinpieperpad tun. Der „Kartoffelpfad“ führt direkt an den Kartoffelfeldern vorbei – oder bucht eine kleine Führung bei Bram.

Dünenkartoffeln: So schmeckt Zandvoorts Küste

Mit sonnengebräunter Haut und breitem Lächeln steht Bram Molenaar am vereinbarten Treffpunkt Nähe des Nationalparks Zuid-Kennemerland vor mir. So hätte ich mir eher einen Surfer oder Pirat und nicht einen Kartoffelbauern vorgestellt. „Das bin ich auch!“, verrät mir Bram mit einem spitzbübischen Grinsen – und noch viel mehr, wie ich bei unserem Ausflug in die Dünenlandschaft erfahre. Eigentlich fährt Bram die Strecke zu seinen Kartoffeln immer mit dem Rad. Das hat aber aktuell seine Frau, dass er ausnahmsweise auf ein altes Mofa umgestiegen ist. Der Kartoffelbauer aus Leidenschaft startet den Motor und knattert vor mir Richtung Dünen und Meer. Immer fürsorglich ein Auge auf mich, ob ich mit meinen eBike auch ohne Stress neben ihm fahren kann.

Der leidenschaftliche Kartoffelbauer Bram Molenaar ist Surfer, Pirat und stolzer Familienvater.

Kartoffelanbau in den Dünen hat in Zandvoort eine lange Tradition.

Kurze Zeit später halten wir mitten in den Dünen an. Wir befinden uns auf dem Duinpieperpad. Der „Kartoffelpfad“ führt direkt an den Kartoffelfeldern vorbei. Es ist der alte Weg den vor vielen Jahren, als Zandvoort noch ein kleines Fischerdorf war, die Frauen benutzt haben, um den Fisch per Land in die Nachbarorte zutragen.
Über kleine Wege erreichen wir ein Feld, was ich als erstes nicht als solches erkenne. Kleine grüne Pflanzen ragen zaghaft aus dem sandigen Boden. Fachmännisch begutachtet Bram das Feld seines Kollegen. Er selbst baut seine Felder anders an, wie er mir später zeigen wird. Seit dem 19. Jahrhundert werden in Zandvoort in den Dünen Kartoffeln angebaut. Wobei jedes Jahr das Anbaugebiet gewechselt wird und viele Jahre Ruhe muss, erfahre ich von Bram. Leben kann man vom Kartoffelanbau nicht, aber der einzigartige Geschmack der Küste, die sich in den besonderen Kartoffeln wiederfindet, ist für den 30jährigen Familienvater jede Mühe wert. Gern nimmt er auch seine Tochter mit in die Felder. Seine Augen leuchten als er mir von den gemeinsamen Familienausflügen zu den Kartoffeldünen berichtet.

Seine Augen leuchten, der der Familienvater von den Ausflügen mit seiner Tochter in den Dünen erzählt.

Kleine grüne Pflanzen ragen zaghaft aus dem sandigen Boden. Die Dünenkartoffeln gedeihen meist sich selbst überlassen in der Natur.

fachmännisch begutachtet Bram die Kartoffelfelder des Zandvoorter Vereins.

Der Geschmack der Dünenkartoffeln muss einzigartig sein. Leider ist gerade keine Saison und ich muss mit einem Tasting warten. In der Saison gibt es jeden Mittwoch und Samstag in Zandvoorts Zentrum am Kofferraum seines orangen „Kartoffelkäfers“ seine Dünenkartoffeln zu kaufen. Außerdem steht die lokale Spezialität regelmäßig als Tagesmenü auf der Speisekarte der Strandpavillons Thalassa und Ahoi. Das Strandpavillon Thalassa in Zandvoort gehört zu den besten Beachclubs der Niederlande, bietet Übernachtungen in kleinen Strandhäusern an und wird von Brams Papa betrieben.

Kleine Parzellen in den Dünen teilen die Zandvoorter Kartoffelbauern unter sich auf.

In den Dünen werden die Kartoffeln ohne Maschinen und nur mit Muskelkraft gepflegt.

Bram greift bei seinen Kartoffeln so wenig wie möglich in die Natur ein. Damit folgt er der Lehre der biodynamischen Landwirtschaft.

Der besondere Geschmack der Dünenkartoffeln entsteht durch die salzhaltige Meeresluft und die speziellen Mineralien, die im Dünensand zu finden sind. „Die Kartoffeln müssen wirklich ihr Bestes geben, um aus diesem kargen Boden Nährstoffe zu ziehen. Es gibt so gut wie kein anderes Gemüse, das unter diesen widrigen Umständen gedeihen kann“, erklärt mir Bram Molenaar. Er ist Zandvoorts jüngster Kartoffelbauer. Seine Kartoffeln baut er mit weiteren Gleichgesinnten aus dem Zandvoorter Kartoffelzüchtervereins an. Dabei bevorzugt er einen traditionsgetreuen und biologischen Anbau. Wir laufen weiter zu seinem Feld und ich sehe die Kartoffelpflanzen mit Stroh bedeckt. So schützt er die Kartoffeln vor Wettereinflüssen und versorgt sie mit ausreichend Wasser. Seine Devise ist es, so wenig wie möglich in die Natur einzugreifen. Auch wird hier nur mit den Händen und ohne Maschinen gearbeitet. Damit folgt er der Lehre der biodynamischen Landwirtschaft, deren Wissen er aktuell im Rahmen einer Ausbildung erwirbt. Neben dem Schutz aus Heu lässt der Hobbybauer auch das Unkraut stehen. Dadurch entwickelt sich ein reicheres Bodenmilieu, das wiederum den Pflanzen zugutekommt. Das schmälert zwar seine Ernte auf rund 85 bis 90%, aber dafür ist die Qualität fantastisch, schwärmt er mir mit rollenden Augen vor. So weich und so geschmacksintensiv schmecken sonst keine Kartoffeln. Außerdem habe er so ein bisschen weniger Arbeit, die er gern in weitere Piraten-Projekte steckt. Bram ist ein waschechter Zandvoorter und ein echter Pirat bereits in dritter Generation. Er räubert säubert ganz legal mit interessierten Besuchern die Strände in Zandvoort. Dabei gibt der Klimapirat, wie er sich auch nennt, Unterricht, Exkursionen und Workshops zu den Themen Naturgewalten, Nachhaltigkeit und Klimawandel für Jung und Alt. Besonderen Spaß machen ihm die Ausfahrten mit den Kindern in seinem Pirat-Mobil am Strand.

Bram baut nicht nur Kartoffeln an, sondern bietet als „Klima-Pirat“ auch spannende Exkursionen für Jung und Alt an.

Zandvoort – überraschend anders…

Wer denkt, Zandvoort watet nur mit Bettenburgen entlang der Küste auf, liegt nicht richtig. Ja, viele Hotels säumen die Promenade. Viele schöne Beachclubs mit jeweils einem anderen Flair laden zum Verweilen für eine schöne Pause direkt am Meer ein. Völlig überrascht und fasziniert haben mich dazu die Naturschutzgebiete, die sich gleich an den Küstenort anschmiegen. Wer Ruhe oder besondere Erlebnisse sucht, ist hier genau richtig – und kulinarisch wird einem einiges geboten. Persönlich freue ich mich schon auf eine nächste Auszeit an Zandvoorts Küste. Während ich diese Zeilen schreibe, steht der köstliche Zandvoort Tee von Corina und Kristel neben mir. Ich spüre und schmecke förmlich das Meer, bekomme Meer-Sehnsucht, möchte wieder nach Zandvoort und dann unbedingt auch Brams vorzügliche Dünenkartoffeln probieren.
Was ich noch alles Schönes auf meiner Wochenendereise in Zandvoort erlebt habe, lest Ihr in den kommenden Wochen hier im Blog.

Zandvoort bietet lange Strände und schöne Beachclubs – auch mit vielen kulinarischen Genüssen!

Übersichtskarte

Meer-Momente… ich liebe sie…

Offenlegung: Meine Recherchereise nach Zandvoort wurde von Visit Zandvoort unterstützt – ganz herzlichen Dank dafür! Der Inhalt dieses Artikels ist natürlich davon unbeeinflusst und spiegelt meine eigene Meinung wider. Für den Beitrag erhielt ich kein Honorar.

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